Kurzbericht 

Wilder Grat - Ein Schmankerl im Hintersteiner Tal


Publiziert von Andy84 , 3. Januar 2016 um 00:21.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Kartennummer:2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen West und AV 2/2 Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost

Zwischen dem Wildenmassiv und den Bergen um den Hochvogel gibt es einen wunderschönen, langen und sehr abwechslungsreichen Verbindungsgrat, welcher auch noch passenderweise Wilder Grat genannt wird. Über diesen lässt sich eine schöne Rundtour von der Pointhütte aus realisieren, vorausgesetzt man ist den Anforderungen gewachsen. Steht man jedoch auf tolle Klettereinlagen, etwas brüchigen Fels und auf das Suchen des besten Weges in anspruchsvollem Gelände, so wird man am Wilden Grat seine wahre Freude haben.


Großer Wilder Nordgipfel

Wie bereits vor ein paar Tagen bei der Abendtour auf den Wiedemerkopf geht es mit dem Bike von Hinterstein aus hinein in das schöne Hintersteiner Tal. Ziel ist wie beim letzten Mal die Pointhütte.
Hier mache ich mein Fahrraddepot und schon geht es auf dem Wanderweg weiter unter dem Wildengrat hindurch. Ziel ist der Himmelecksattel zwischen dem Schneck und dem Großen Wilden Nordgipfel.
Nach einer kurzen Rast beginnt nun der interessante Teil der heutigen Tour. Nach dem Radeln und dem gemütlichen Wandern wird es an der Zeit die Hände an den Fels zu legen. Vom Himmelecksattel führt der schöne Nordgrat hinauf zum Nordgipfel. Zunächst wird der erste steile Aufschwung westlich umgangen und dann auf über gute Trittspuren auf den Grat aufgestiegen. Hier findet man hin und wieder rote Markierungen an den Felsen, schwierig ist die Orientierung jedoch nicht. Einfach am Grat entlang. Bald gelangt man an das erste größere Hindernis, ein gut 15 Meter hoher steiler Abbruch will überwunden werden. Dieses geht jedoch deutlich einfach wie erwartet (II), auf den etwas brüchigen Fels sollte geachtet werden. Hat man dieses Hinderniss gemeistert geht es über einige schöne Platten (II) hinauf, hier macht die Kraxelei richtig Spass. Im Anschluss folgt man einfach den Markierungen welche eine auf recht einfachem Wege zügig hinauf zum schönen einfachen Kreuz auf dem Hauptgipfel führen.

Großer Wilder Hauptgipfel und Südgipfel

Nach einer kurzen Rast geht es auch schon weiter, immerhin steht heute noch einiges auf dem Programm. Zunächst wird in die Scharte abgestiegen (II) und danach einfach der Hauptgipfel des Großen Wilden bestiegen. Hier gibt es nur einen großen Steinmann. Kurz den Rucksack abgelegt und schon geht es weiter zum Südgipfel. Wenn man hier dem Grat folgt hat man ein paar nette Kraxeleinlagen bis zum II-Grat, man kann aber auch so gut wie alles umgehen. Der Aufstieg zum Südgipfel ist dann aus der Scharte heraus nicht sonderlich anspruchsvoll. Markiert ist der Übergang jedoch nicht und es finden sich auch nicht wirklich Spuren denen man folgen könnte. Die meisten geben sich eh mit dem bekreuzten Nordgipfel zufrieden. Auf dem Südgipfel steht jedoch ein weiteres kleines Kreuz, ein Buch gibt es hier aber nicht. Vom Südgipfel erhält man einen tollen Einblick in die schrofe Welt des Kleinen Wilden und kann sich schon mal ein paar Einblicke über dessen Aufstiegsweg verschaffen.
Auf dem gleichen Weg geht es nun zurück auf den Hauptgipfel.

Wilder Grat - Vorderer Wilder

Nach den 3 Gipfeln des großen Wilden geht es nun weiter mit dem Wilden Grat, welcher hinüber zum Vorderen Wilden führt.
Vom Hauptgipfel geht es über den Normalweg auf guten Pfadspuren hinunter in die nächste Einschartung. Von hier zweigt nach links der Normalweg in die Gamswanne hinein und zurück zum Himmelecksattel.
Zum Wilden Grat geht es einfach weiter Richtung Nordosten. Das erste Stück ist gemütliches Flanieren, ein richtiger Pfad ist nicht auszumachen, zu breit ist der Rücken.
Bald schnürt sich der Rücken dann doch zusammen und die ersten interessanten Passagen warten. Man kann zunächst auch noch alles südseitig einfach umgehen, bleibt man direkt am Grat warten jedoch bald schon die ersten ausgesetzteren Passagen, auch ab und an eine kleine Kraxelstelle. Es ist ein gutes Anwärmen für den weiteren Gratverlauf.
Bald steht man vor einem sehr steilen Aufschwung. Hier beginnt nun der Spass. Dieser Aufschwung wird westlich umgangen und dann gleich wieder auf den Grat aufgestiegen. Es folgt eine "kleine Mutprobe", eine gut 60cm breite tiefe Rinne versperrt den Weiterweg.
Danach geht es im stetigen Auf und Ab über unzählige kleine Felstürmchen, manche kann man einfach umgehen, andere müssen überklettert werden. Hier zeigt der Wilde Grat sozusagen seine Zähne, es sollte jeder Tritt und Griff gut geprüft werden, hier ist nicht alles so fest wie es aussieht.
Aber es macht einfach wahnsinnig Spass, Langeweile kommt garantiert nicht auf.
Nach einiger Zeit kommt man dem Vorderen Wilden immer näher, hier ist es vorteilhaft sich schon von weitem eine gute Aufstiegsroute zu überlegen. Direkt am Kamm geht es bis zu dessem steilen Aufbau, nun folgt eine nordwestliche Querung in die steile Geröllflanke. In den bisherigen Berichten wird von einer kompletten Querung der Geröllrinne und anschließenden "Grataufstieg" gesprochen, ich bin komplett durch die Rinne aufgestiegen. War zwar sauber brüchig und bei mehreren Begehern eher nicht ratsam, aber es ging recht einfach hinauf und ich kam direkt am Gipfel raus.
Dort ist neben dem Markierungsstein eine Joghurtbox mit einem Büchlein der Festivaljungs zu finden, leider ist hat ein anderer Bergsteiger die Box nicht ordentlich verschlossen und das Büchlein ist klatschnass geworden.
Der Vordere Wilde ist ein exklusiver Aussichtspunkt, hier oben wird man selten jemanden antreffen. Besonders schön ist der Blick auf die imposanten Westflanke des Hochvogels.
Der Wilde Grat is bisher immer schärfer bewertet worden (T6), bis auf den direkten Rinnenaufstieg zum vorderen Wilden fand ich ihn jetzt aber gehtechnisch nicht im T6 Bereich. Bleibt man direkt auf Grathöhe überwiegt das Klettern im brüchigen Fels und nicht die anspruchsvollen Gehpassagen.

Kreuzkopf

Vom Vorderen Wilden geht es nun am Grat dem Kreuzkopf entgegen. Das ganze schaut auf den ersten Blick wie ein einfacher Spaziergang aus, ist es im Endeffekt auch, wäre da nicht ein gut 15 Meter hoher Abbruch. Hier kann man nun in die Südseite ausweichen und über Bänder absteigen (II) oder viel schöner, direkt an der Kante in bombenfestem Fels abklettern (III). Die direkte Variante ist ein schöner Abschluss an den Wilden Grat.
Danach geht es einfach weiter auf den Kreutkopf, an dessen Gipfel sich ein Steinmann mit einem frisch von Kauk0r aufgelegten und vorbildlich verpacktem Gipfelbuch. Mein Eintrag ist der erste darin.

Weittalkopf

Nach einer kurzen Rast geht es weiter zum letzten Gipfel des heutigen Tages. Der Übergang zum nahen Weittalkopf steht noch an. Zunächst geht es recht einfach hinunter in die Scharte zwischen Kreuzkopf und Weittalkopf. Hierher könnte auch direkt aus dem oberen Tal aufgestiegen werden. Danach geht es direkt auf dem Grat weiter, es warten noch einmal ein paar nette Kraxelstellen (II), auch in die Südseite wird dabei ausgewichen. Der Westgrat auf die Weittalkop ist leider viel zu schnell vorbei, ein kleiner Steinmann wartet auf dem Gipfel. Hier lege ich nochmal eine etwas längere Pause ein, die nahe Westflanke des Hochvogels ist hier klar der Blickfang.

Rückweg

Über den schönen Nordgrat geht es nun hinunter ins Obere Tal, bis auf ein paar kleinen Kraxelstellen (I) ist der Grat sehr einfach zu gehen und wahrscheinlich der einfachste Anstieg auf den Weittalkopf. Es sollte jedoch Steinschlag vermieden werden, der Normalweg auf den Hochvogel verläuft direkt darunter.
Ist dieser Weg erreicht geht es nun im Laufschritt hinunter zum Prinz-Luitpold Haus, wo ich mir eine leckere Suppe und ein isotonisches Sportgetränk gönne. Das ist heut wahrlich verdient.
Danach geht es im Laufschritt hinunter zum Fahrraddepot und mit dem Bike gemütlich zurück nach Hinterstein.



Fazit

Der Wilde Grat ist ein wahres Schmankerl im Hintersteiner Tal. Wer den Schwierigkeiten gewachsen ist sollte diesen unbedingt man in Angriff nehmen. Dabei darf aber die Brüchigkeit und vorallem die Länge nicht unterschätzt werden.
Während am Nordgrat zum Großen Wilden noch ein paar andere Bergsteiger unterwegs sind, so ist man am Wilden Grat mit großer Sicherheit allein unterwegs.
Ich bin den Wilden Grat sicherlich nicht zum letzten Mal gegangen.


Zeiten und Schwierigkeiten


Hinterstein Point-Hütte 45 min   L
Point-Hütte Himmelecksattel 60 min T2
Himmelecksattel Großer Wilder Nordgipfel
über Nordgrat
40 min T5, II     
Nordgipfel Hauptgipfel   5 min T5, II
Hauptgipfel Südgipfel 10 min T4, I
Südgipfel Hauptgipfel 10 min T4, I
Großer Wilder (Hauptgipfel) Vorder Wilder (Wildengrat) 90 min T5+, II
Vorderer Wilder Kreuzkopf 30 min T4+, III
Kreuzkopf Weitalpspitze 15 min T4+, II
Weitalpspitze Prinz-Luitpoldhaus
über Nordgrat
30 min T4, I
Prinz-Luitpoldhaus Point-Hütte 20 min T3
Point-Hütte Hinterstein 20 min L

Tourengänger: Andy84


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