Auf langem Weg zur Hochplatte


Publiziert von Tobiwan , 22. August 2015 um 22:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:21 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz nach der Christlumbahn (Unterautal)

Eigentlich sollte es nach fast auskurierter Sommergrippe nur eine kruze Toru werden... Schon letzten November hatte ich von der Hochplatte den schönen, zum Kafell ziehenden Westgrat "entdeckt" und die ersten Meter ausgecheckt, wegen zu viel Schnee dann aber sein lassen. Ich dachte, dass man da vom Kafell aus irgendwie runter kommen müsste und wollte somit die Tour Rether Kopf - Kafell - Hochplatte als recht überschaubare Runde verbinden. Nun ja, nicht alles, was prinzipiell geht, will man vor Ort dann auch gehen...

Die Tour zum Rether Kopf ist ja bereits beschrieben, mein Eindruck war, dass es durchaus gelohnt hätte, trockene Bedingungen abzuwarten. Die im Aufstiegssinn rechtsseitige Umgehung der kleinen Baumgruppe empfand ich bei feuchtem Gras an einer Stelle als recht unangenehm, da man hier durchaus Absturzpotetial vorfindet. Der weitere Verlauf (nach den Bäumen) auf dem schmalen aber nicht steilen Grasgrat ist dann aber sehr schön, wenngleich jede Art von "Fels" mit großer Vorsicht zu genießen ist.
Am Gipfel des Rether Kopfes ist wenig Platz zum Pausieren aber dafür sehr viel Botanik... Weiter zum Kafell wird es dann deutlich leichter und breiter, dafür aber dank Brennesseln nach wie vor "prickelnd"

Je näher ich dem zweiten Gipfel kam, desto interessierter sah ich mir die steile Grasflanke zu meiner Rechten (O).nach einer Abstiegsmöglichkeit an. Außer einem ziemlich rutschigen (getestet) Gamswechsel fand ich aber nichts und entschied mich, erst auf den Kafell zu steigen und dann mal weiter zu sehen. Das tat ich dann auch, nur sah das Gelände dort noch weniger einladend aus. Also wurde die Tour kurzer Hand noch um die Marbichler Spitze verlängert, was mich zwischendrin auf Grund einiger nur mühsam (W) oder sehr gefährlich (O) zu umgehender Latschen dann doch ein wenig Schweiß gekostet hat. Wer sowas schön findet hat das Herz mit Sicherheit am rechten Botaniker-Fleck - mich hat's eher genervt. Zum Glück ist der Weg aber nicht so lang und die Latschenmühen damit noch erträglich.

Um von der Marbichler Spitze wieder runter zu kommen, steigt man leicht links haltend vorsichtig in ziemlich steilem Gras zum Marbichler Joch ab (scharfe Kurve der Forststraße). Ich bin schon etwas früher nach rechts zur Lämperalm abgebogen, habe das dann aber bereut, da die Wiese direkt vor der Alm von den Kühen stark "vermint" war - auch eine Form, die Trittsicherheit zu trainieren...

Von hier aus ging ich ein kurzes Stück die Forststraße runter, um dann schon bald nach rechts auszuqueren und entlang eines von den Kühen getrampelten Pfades in Richtung des tiefsten Punktes des von der Hochplatte kommenden grasigen Westgrates zu kommen. Man kann sich gut an dem dort verlaufenden Zaun orientieren.

Nun kam der spannendste und auch schwierigste Teil der Tour: Der Grat hinauf zur Hochplatte wird offensichtlich häufig von Gemsen und selten von Menschen begangen, er ist stellenwiese ganz schön ausgesetzt und leitet über zwei sehr heikle Schutt-Mergelstufen direkt hianuf zum Gipfel der Hochplatte. Die Orientierung ist einfach und klettertechnisch hat man hier auch keine Probleme - mangels Fels! Die erwähnten kurzen Gratstufen sind jedoch recht ausgesetzt und verzeihen keine Fehltritte oder sonstige Unachtsamkeiten - am "Fels" kann man sich nicht festhalten, das ist eher wie beim "Jenga"-Spiel...

Vom Gipfel führt dann nervenschonend der bequeme Wanderweg über die (bei mir leider geschlossene) Seewaldhütte und die sich anschließende Forststraße mit Abkürzungen (man folge den gelben Wegweisern...) zurück zum Ausgangspunkt. Insgesamt wurde so dann doch eine ganz ordentliche Runde aus der Tour...

Zu den Eckdaten/Schwierigkeiten/Schönheiten der Tour:

Ohne größere Pausen habe ich für die gesamte Tour bei flottem aber ungehetztem Tempo 5,5 Stunde benötigt. Den Forststraßenhatsch hinauf zum Gröbner Hals fand ich übrigens ganz nett, da man sich eigentlich immer an schöner Natur erfreuen kann. Ab dem Gröbner Hals ist die Tour bis zur Hochplatte absolut einsam und weglos, teilweise auch komplett pfadlos. Der Aufstieg zum Rether Kopf (T3+ bis T4-) ist bei nassem Gras nicht zu unterschätzen, man kann an der einen oder anderen Stelle, wie erwähnt, auch abstürzen. Vom Rether Kopf bis zu Kafell hat man harmloses Gehgelände (T2 - T3) mit sehr viel Botanik - wäre früher im Jahr (Blumen!) sicherlich schöner gewesen. Der Übergang zur Marbichler Spitze ist auf Grund der Latschen etwas nervtötend (es sei denn, man steht auf sowas...), stellenweise aber auch sehr schön und technisch easy. Von dort dann hinab zum Joch geht's ganz schön steil zur Sache (T4) - das Gras hält ganz gut, aber wie immer im Gras: nicht übertreiben...
Zum Grat auf die Hochplatte kommt man dann wieder recht einfach - am Ende etwas steileres Gras - so um T3. Das Highlight bildet in jeder Hinsicht der Grat, welcher an zwei Stellen (siehe Bilder) ganz schön Zähne zeigt. Hier ist es zwar ebenfalls technisch einfach (noch nicht mal I-er Gelände) aber eben heikel. Am besten steigt man da hin, wo auch die Gams hingetreten ist - das könnte halten... Alles in allem bereits unteres T5-Gelände.

Am Ende noch die Frage, ob es auch kürzer und ohne den Latschenverhau zur Marbichler Spitze gegangen wäre: Ich denke, ja, aber nur, wenn man bereit ist, noch vor dem Kafell in die steile und brüchige Ostflanke abzusteigen. Vorsichtig und im Rückwärtsgang ist das sicherlich möglich aber schee is net...

Tourengänger: Tobiwan


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