Lüsener Fernerkogel, N-Grat, eine Herausforderung


Publiziert von kardirk , 22. August 2015 um 20:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:21 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:11 km

Der Lüsener Fernerkogel - ein wuchtiger Berg, auf den ich auf jedenfall hinauf wollte, seit ich Ihn von Lüsens gesehen hatte. Der N-Grat, im AFV als großartige Bergtour beschrieben, bot einen ebensolchen Anstieg.
Dann kam der schöne Bericht von Adi + Yeti, mein Wunsch war geweckt, aber ich wußte auch, das wird keine leichte Tour. Dann sties ich noch auf einen Bericht eines Einheimischen Bergführes, der die Route mal schnell in 3h rauf und 2h runter "gelaufen" ist, O-Ton "schöne Tour, fast nur Gehgelände". Nach dem Wechnerkogel O-Grat fühlte ich mich bereit für diese Herausforderung, ab nach Lüsens.


Start um 7:oo Uhr morgens am Parkplatz.
In 1:30 über den Winterweg Westfalenhaus zum Jugendheim und der Längentaler Alm, dort bei der Seilbahnstütze den steilen Hang erst links , dann rechts auf die erste Grasterrasse.
In der Nacht hatte es wohl geregnet, das Gras war pitschnass, die Schuhe trotz Goretex bald auch.
Im Netz hatte der Bergführer einen guten Tipp veröffentlicht, wie man leichter auf die zweite Terrasse gelangt - auf der Ersten querte ich ganz nach links, dort sollte ein Pfad sein. Fand aber nur wenige Spuren, also versuchte ich erst eine plattige Rinne, war aber nichts, dann ganz links, schon fast bei ein paar Lärchen  über steiles nasses grasiges Gerschröff etwas heikel aufwärts, da kam dann eine Spur und ich sah von oben, wo sie durch den kurzen Steilabruch geführt hätte. Nun war ich auf der zweiten Terasse und querte zurück nach rechts bis zum Grat. 2h, T4.

Das Abenteuer konnte beginnen. Gleich zu Beginn wurde mir klar, das die Verhältnisse nicht ideal waren. Das Terrain war noch recht feucht und das bedeutet im Urgestein nicht gutes, da nahezu alle Felsen mit Moos oder Flechten bedeckt sind, die bei Nässe das Ganze ungemein rutschig und schmierig machen. Noch war das kein Problem, die Felstufen und Platten noch relativ harmlos, leicht kam ich zur ersten Aufschwungstellen, wo ein östl. Gratarm auf den Westlichen  trifft.

Mittlerweile hatte sich aber das zu Anfangs gute Wetter deutlich verschlechtert, überall quollen dicke Wolken empor, ich war aber noch guter Dinge, denn der Wetterbericht hatte eigentlich schönes Wetter versprochen. So kam ich zu einem weiteren steilen Aufschwung, den ich direkt am Grat nehmen wollte.
Eine heikle Stelle,ich robbte wenig elegant ein kurzes plattiges Band entlang, mühte mich dann sehr heikel hoch, dann noch ein kurzer Riss - ich war platt und auch nervlich etwas angeschlagen, dass war sicherlich III. Dazu der rutschige Fels, auf dem die Schuhe nie richtig festen Tritt fanden. Die darüberliegende Stelle sah gar nicht so schwer aus, aber ich traute mich nicht mehr, fand dann eine etwas weniger heikle Umgehung über Platten  - puh geschafft.
Das war auch ich. Dazu nebelte es sich jetzt auch noch ein - ehrlich gesagt, eigentlich hätte ich vernünftiger Weise umkehren sollen, aber irgendwie dachte ich jetzt, das die Flucht nach oben der bessere Weg sein würde.

Also weiter am Grat, der sich nun gewaltig zieht. Die Schweirigkeiten hielten sich noch in Grenzen, ich erreichte weitere Aufschwünge , dachte immer schon den Vorgipfel erreicht zu haben, aber Pustekuchen.
Dann folgte der Gratturm mit dem "weißen Pfeil", der eine Umgehung nach links anzeigt. Alle Berichte sprechen hier von Gerade über den Turm, also hinauf zur Scharte. Die Stelle sah machbar aus, aber nicht bei diesen feuchten Verhältnissen. Meine Kraft und das Selbstvertrauen waren aufgebraucht und jeder weiß, das Angst kein guter Ratgeber ist.  Also wieder hinab und durch eine plattige, erdige Rinne nicht ganz einfach wieder hinauf. Damit hatte ich es geschafft, der Vorgipfel (3150m) war erreicht und jetzt kam sogar kurzzeitig die Sonne heraus - mein Wettergespühr schien recht zu behalten.

Mittlerweile war ich allerdings schon gut 6h unterwegs, ich hatte mich gewaltige in Zeit und Kraftaufwand für diese Tour verkalkuliert. Für die letzten 150hm  in schönem plattigen Blockfels benötigte ich 1h und kam nach gut 7:30h !!!! am Gipfel an. Die Aussicht - - null, kompletter Nebel, es grieselte leicht.
Schnell ins Gipfelbuch eingetragen, ein paar Schlucke getrunken, ein Müsliriegel und Abstieg.

7:30h, T6+, viel I + II, Stellen auch III. Gehgelände ist ein weiter Begriff, am N-Grat ist es aber meines Erachtens eher die Ausnahme, da man die Hände eigentlich ständig zum Halten und Ausgleichen braucht.

Im Nebel über den S-Grat realtiv leicht hinab Richtung Scharte und vorher schon zum Rotgratferner.
Am rechten Rand weiter hinab, dann längs gequert Richtung plattiges Wandl. Jetzt hob sich der Nebel und ich hatte wieder klare Orientierung. Über Blockwerk in die südliche Gletscherbucht und steil über Schutt ganz gut hinab zu den gewaltigen Gletscherschliffen des Lüsenser Ferners. Wieviel Spass muß das machen, wenn Schnee liegt und man nicht über lockere Geröll hinwegbalacieren muß.2h

Mein Ziel war nun der AV Weg am östl. Rand des mächtigen Gletscherschliffes, denn ein Weg versprach eine bequemen und leichteren Abstieg, als jetzt gerade weglos hinab. Dazu querte ich die gewaltige Szenerie, was auch problemlos ging, auch die Bäche waren einfach zu überqueren. Allerdings erwischte mich ein ersten Regenschauer.1:30h T4

Dann folgte ich dem gut markierten AV-Weg hinab ins Tal. Das ging zunächst erwartet einfach, es folgten zwei gut machbare Querungen von Gletscherbächen, ich näherte mich dem Steilabbruch am Räudle hinter dem kleinen Horntal. Erneut begann es zu regnen, die Wiesen wurden höher, mehrere Blockfelder waren zu queren, was ob der Nässe nun sehr heikel wurde, die Felsen waren extrem rutschig geworden.
Dann der Steilabstieg - einen solch heiklen Steig hatte ich schon lange nicht. Das lag zum einen daran, das jetzt alles durch den Regen klatschnass war, die Felsen und Steine rutschig, ebenso der Erdboden. Die Botanik hat den Steig zudem üppig überwuchert, sodaß man keine Tritte sieht, meine Hose, die Strümpfe, dann die Schuhe waren null komma nix durch das regennasse Gras klatschnass, dazu führt der Steig durch extrem abschüssiges Grasschroffengelände, ist teilweise ausgewaschen bzw. sogar abgebrochen, die Sicherungen an 2 Stellen auch recht schadhaft - es war der Horror.
Mein Tempo verlangsamte sich extrem, gut 1:30h benötigte für die vielleicht 200hm, aber Vorsciht ging hier vor dem Tempo. Grad zum Einbruch der Dunkelheit erreichte ich glücklich den Talboden und bald darauf das Auto, wo ich mich endlich von dem nassen Zeug befreien konnte - die Schuhe wogen gut das doppelte durch das Wasser, das in Ihnen  schwappte.

Fazit:
Gewaltige Bergtour, die man wirklich nur bei guten Bedingungen machen sollte, auch wegen der sicherlich großartigen Sicht, die ich nur zum Teil hatte. Auf jedenfall sollte das Terrain trocken sein, ansonsten erhöhen sich die Schwierigkeiten im Fels beträchtlich. Dazu benötigt man eine dicke Portion Kraft, Ausdauer, Kondition um das Ganze wirklich geniessen zu können.
Keinesfalls unterschätzten, daher T6+, und III.
Der sogenannte Sommerweg zum Lüsener Ferner ist am Steilhang ein absolutes Abenteuer, total zugewachsen, teilweise abgebrochen, sehr steil aud ausgesetzt. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind absolutes muß.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (3)


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Grimpeur hat gesagt: bei trockenen Verhältnissen
Gesendet am 23. August 2015 um 10:30
sicher eine schöne Tour. Muss ich mir mal notieren.

VG Grimpeur

DHM123 hat gesagt: naja ...
Gesendet am 24. August 2015 um 12:10
... und das alles allein, das muss man schon mögen, gut, dass du heil heruntergekommen bist ! Gute Nerven hast du ja :) Respekt,
viele Grüße aus München,
D

ADI hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2015 um 10:25
oh jeh......grauenhafte Bedingungen für diese schöne Tour.....
jetzt musst gehen.....

VLG,


ADI


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