Winnebacher Weißkogel (3185m) - Ein würdiger Premieren-Dreitausender


Publiziert von sven86 , 16. August 2015 um 19:30.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum: 9 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1580 m
Unterkunftmöglichkeiten:Westfalenhaus DAV

Bei den dafür idealen Verhältnissen war nun auch mal der erste Dreitausender fällig. Der Gipfelgenuss sollte dabei allerdings nicht durch gröhlende Menschenmassen beeinträchtigt werden, und etwas (gletscherfreie) alpine Herausforderung durfte es schon sein. Und tatsächlich: Im Anfang Juli neu aufgelegten Gipfelbuch des Winnebacher Weißkogels waren trotz Hitzewelle erst eine Handvoll Partien verzeichnet; zwei Wochen lang war zuvor sogar niemand mehr oben.

Der unmarkierte Gipfelaufstieg bietet am Ostgrat teils anhaltende recht luftige Kletterei bis I+. Die Route ist ab dem Winnenbachjoch anfangs durch Steinmänner und Wegspuren ziemlich eindeutig vorgegeben; später an entscheidenden Stellen allerdings nicht mehr.

Nach Start in Lüsens geht es nur anfangs etwas steiler und dann oft nur mäßig ansteigend zum Westfalenhaus. Das gilt in ähnlicher Weise auch für den weiteren Aufstieg auf dem gut markierten Wanderweg zum Winnenbachjoch: Steilere Passagen wechseln wiederum mit längeren Flachpassagen ab, wobei einige gutmütige Blockhalden durchschritten werden. Die letzten Meter zum Joch wird es etwas schrofig, hier sind auch Versicherungen angebracht, die geübte Geher bei guten Verhältnissen aber nicht benötigen. Hier kurz bis T3+, sonst etwas leichter.

Vom Joch geht es dann nach rechts wenige Meter in eine Blockgrube hinab, wo die ersten Steinmänner zu erkennen sind. Sie weisen den Schutthang hinauf, der sich dank einer Trittspur recht angenehm begehen lässt (T3+). Die Route wird dann aber unklar: Steinmänner und Trittspur verschwinden (oder ich habe sie verloren) und der Schutthang prägt sich zu einer von festem Fels eingefassten kurzen Rinne aus, die sich noch relativ gut begehen lässt (T4). Auf dem Rückweg habe ich alternativ diese Rinne durch einen Schwenk nach Osten im flacheren Schutt- und Blockgelände umgangen, was etwas einfacher war (T3+). Spuren oder Steinmänner waren aber auch dort nicht zu erkennen.

 Oberhalb dieser Rinne geht es nun wieder deutlicher halblinks recht flach hinauf, bis man die Felswände am Ansatz des Ostgrates erreicht. Hier unterhalb der Wände auf gutem Band einige Meter nach rechts queren, bis man eine ausgeprägte Rinne erkennt. Hier hinauf (kurz I+, dann I) auf wieder breitere Schuttflächen. Nach einigen Metern Aufstieg auf Pfadspur gibt es im Wesentlichen zwei Optionen:

a) Links hinauf auf den Ostgrat: dort anhaltend I, recht ausgesetzt, zuletzt Plattenquerung (T4+) zu einer Gratscharte
b) oder noch gereadeaus etwas rechts des Grates (Gehgelände T4+, Stellen I), bis man nach links in ähnlichem Gelände in die besagte Gratscharte aufsteigen kann.

In dieser Gratscharte ist ein vorsichtiger Spreizschritt (T4+) nach links zu absolvieren, und dann steht man unter der Schlüsselstelle: Die einige Meter hohe, etws ausgesetzte Rinne ist anfangs ziemlich trittarm, und es braucht schon Schwung oder Kraft, um hier hinauf zu kommen. Diese I+ Kletterei ist mE schwieriger als andere derart bewertete Stellen wie zB an Mädelegabel, Wildem Kasten oder Tannheimer Gehrenspitze. Nur die Rüfispitze würde ich auf ähnlichem Niveau sehen. Für kleinere Personen ist ein Hinablassen wohl schon kaum mehr möglich.

Danach wieder etwas leichter weiter auf dem Grat (I) bis sich bald das schuttübersähte Gipfelplateau mit schöner Rundumsicht öffnet. Unabhängig von der konkreten Routenwahl bewerte ich den Aufstieg insgesamt mit T4+, was sowohl den Gesamtanspruch als auch die einzelnen, recht anspruchsvollen Gehpassagen zwischen den Kletterstellen widerspiegelt. 

Tourengänger: sven86


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Kommentare (8)


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klemi74 hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2015 um 22:41
Hallo Sven,

Erstmal Glückwunsch zur 3000er-Premiere...

Interessant ist, dass du den Aufstieg ähnlich bewertest wie ich. Lediglich das plattige Gratstück vor der Gratscharte habe ich schon als IIer im unteren Bereich gesehen. Ansonsten bin ich nicht darauf gekommen, es in Aufstiegsrichtung rechts zu umgehen - die Umgehung links sieht man allerdings erst in der Gratscharte und von unten ist sie kaum zu finden.

Gruß,
Karsten

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2015 um 14:38
Hallo Karsten,
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich meine dass ich dieses plattige Gratstück vielleicht ein Meter rechts der Kante quasi auf Reibung gegangen oder sogar auch mal "abgesessen" bin und das habe ich dann eher als "Gehgelände" empfunden.
Auf dem Bild vom Felix sieht man es ja ganz schön, die Kollegen gehen bzw klettern auf der Kante während ich mich dort gesehen etwas links durchgemogelt habe:
http://www.hikr.org/gallery/photo1189205.html?post_id=68649#1
Da mir das doch etwas luftig war habe ich dann im Abstieg die Umgehungsvariante probiert, die man von unten tatsächlich kaum erkennen kann.
Wie auch immer, das macht ja gerade den Reiz aus, wenn man nicht nur roten Punkten hinterhersteigt :)
VG, Sven

mabon hat gesagt: Juhu! :-)
Gesendet am 17. August 2015 um 04:59
Lieber Sven,

ja toll: Dein erster 3000er!

Sehr schön!

Alles Gute

mabon

sven86 hat gesagt: RE:Juhu! :-)
Gesendet am 17. August 2015 um 14:55
Danke Michi, bei der Hitze hatte ich ja gar keine andere Wahl mehr :)
Beste Grüße, Sven

Nic hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2015 um 06:11
Gratulation zum ersten 3000er! Klingt nach einer intetessanten Tour.

VG

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2015 um 15:39
Danke Nico, die Route würde Dir bestimmt auch gut gefallen.
VG, Sven

DHM123 hat gesagt: Interessant ...
Gesendet am 18. August 2015 um 22:08
... und erschreckend, wie sich die Sellrainer verändert haben. Früher war hier noch ein schöner fester Fels- und Firngrat und es gab sogar einen Gletscher, jetzt ist's leider nur noch Schutt. Die Tour scheint mir insgesamt anspruchsvoller geworden zu sein. Siehe mein Bericht von 1999 =>
http://www.hikr.org/tour/post98052.htm
Die obere Stelle geht schon in Richtung II, denke ich. Kannst auch auf II setzen ;)
LG aus M

sven86 hat gesagt: RE:Interessant ...
Gesendet am 19. August 2015 um 13:46
Ja, da ist jetzt nur noch ein klägliches Eisfeld übrig...anscheinend gibt es dort ja auch eine Variante entlang der Skiroute, das macht aber wohl nur noch im Frühsommer Sinn. Persönlich mag ich Fels und Schutt eh lieber als Eis und Schnee, von daher will ich mich gar nicht beklagen :)
LG, Sven


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