Alpines rund um die Seewenalp: Hoch Seewen S-Grat, Miesplanggenstock SW-Grat


Publiziert von danski , 16. August 2015 um 15:39.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:13 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Gorezmettlen P.1613 - Seewenhütte - Seewenstöss - Hoch Seewen
Unterkunftmöglichkeiten:Seewenhütte oder Biwak am Seewenseeli

Mittlerweile hat es mich zum 3. Mal in diesem heissen Super-Sommer ins Meiental verschlagen und ich bereue es auch jetzt nicht, ganz im Gegenteil! Rund um die Seewenalp sind alpine Klassiker zu entdecken, die selten beklettert werden und z.T. auch etwas abenteuerlich daher kommen. Weniger lohnend, aber als hikr-Premiere doch erwähnenswert, statteten wir im Juli dem Miesplanggenstock via SW-Grat einen Besuch ab. Erst kürzlich hingegen nahmen wir uns dem interessanten Hoch Seewen S-Grat an. Eine tolle Route, ganz im Stile eines verdienten Uri  Klassikers!

Miesplanggenstock 2875m, SW-Grat, 04.07.2015

Eigentlich wollten Nic und ich an jenem unbarmherzigen Hitzetag im Juli bereits den Südgrat des Hoch Seewen klettern, doch wir haben uns damals völlig vertan. In der Annahme der Grat würde zwischen Plattenburg und Seewenstock beginnen, versuchten wir in eine Scharte hochzukommen, doch es lag noch zu viel Schnee im vermeintlichen Zustiegscouloir. Erst Tage später sollte sich herausstellen, dass wir den SW-Grat mit dem S-Grat verwechselt hatten... Ob die Hitze wohl unsere Sinne vertrocknet hatte??? Etwas konsterniert liessen wir also unseren ursprünglichen Plan fallen und konsultierten die mitgebrachte Führerliteratur. So wurden wir auf den SW-Grat des Miesplanggenstocks aufmerksam. Sah doch machbar aus, auch in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit. Also nichts wie hin zum Punkt 2302, von wo sich der SW-Grat zum Miesplanggenstock empor windet. Auf ein Seil verzichteten wir anfänglich noch, denn das T5-6 Gelände liess eh keine Sicherungen zu. Mit zunehmender Anzahl Felspassagen seilten wir dann doch an. Bald mussten wir erkennen, dass die Kletterei mit II-III zwar nicht schwierig, aber sehr sehr brüchig war. Grasdurchwachsener, zerborstener Fels, der kaum vernünftige Sicherungen zuliess. So fühlte sich die Kletterei eher an wie ein Gang durch einen vollgestopften Porzellanladen. Nur nicht zu fest zupacken... Irgendwie machte es aber trotzdem Spass, und eine gute Übung war es allemal. Als lohnend kann man diesen Klettergrat sicher nicht bezeichnen, doch wer Freude an solchem Gelände hat, dem sei er empfohlen. Den Gipfel erreichten wir dann einfach über ein paar geradezu bombenfeste Schrofen. Der Abstieg (T5) gestaltete sich dank Schneefeldern mühelos. Bald waren wir unten am Seewensee, gönnten uns eine extrem erfrischende Nudisten-Abkühlungen und waren ganz zufrieden mit dem Tag. Ein wunderbarer Biwakplatz mit Aussicht war auch schnell gefunden. Endlich mal wieder eine Nacht, die ohne den Zusatz "Tropen-" auskam... Was wollten wir mehr?

Hoch Seewen 2965m, S-Grat, 13.08.2015

Natürlich liess mich das Thema Hoch Seewen Südgrat nicht los, den der zackige Grat hat sich eingebrannt in mein Gedächtnis. Da die Wetteraussichten keine zweitägige Hochtour zuliessen, Markus und ich aber doch in Form bleiben wollten, bot sich der Südgrat als Alternative an. Das Zeitmanagement musste aber stimmen, denn gegen Mittag waren über den Alpen erste Hitzgewitter prognostiziert. Unter diesen Voraussetzungen starten wir um 06:30 von der Gorezmettlenbrücke Richtung Seewenhütte. Stirnlampen leisten die erste halbe Stunde gute Dienste. In weniger als 1 Stunde ist die die Hütte bereits erreicht. Einen Kaffee hätten wir zu dieser frühen Stunde noch nicht bekommen und nach langen Pause ist uns in Anbetracht der Wetterprognose sowieso nicht zumute. Während der Tag nun definitiv erwacht, erreichen wir Seewenstöss und gelangen durch ein schuttiges Couloir zum gut markierten Einstieg der Route. Um genau 07:30 steigen wir in die ersten SL ein. Für eine genaue Beschreibung der Route verweise ich auf den sehr gut dokumentierten Bericht von Lulubusi hier http://www.hikr.org/tour/post55605.html und das Topo hier http://www.sewenhuette.ch/data/downloads/topos/hochsewensued.pdf. Über zahlreiche Türme und in 450m Höhendifferenz gelangt man schliesslich auf den Hoch Seewen, 2965m. Die Kletterei bewegt sich fast ausnahmslos in kompaktem, gut griffigem Fels. Mit einer V- bewertet befindet sich die Schlüsselstelle an der exponierten roten Bastion. Klettert man mit den schweren Schuhen, was ich empfehle, dann erweisen sich einige Stellen sicherlich als kniffliger, als wenn man mit Finken unterwegs ist. Punkto Absicherung waren wir eher überrascht, denn es stecken mehr Bohrhaken als erwartet. Teilweise haben wir mit Schlingen zusätzlich versichert. Camalots sind nicht unbedingt notwendig, können aber an zahlreichen Stellen placiert werden.Die Stände sind allesamt mit einer Platte und solidem Ring ausgerüstet. Ein Grossteil des Grates kann am laufenden Seil geklettert werden. Wir haben nur einzelne SL im Bereich VI - V- von den Standplätzen aus gesichert. Um möglichst lange Strecken unterbruchslos zu klettern, empfehle ich die Mitnahme von 8-10 Express. Für Zeitersparnis sorgt auch die Möglichkeit, dass man die meisten Türme problemlos abklettern kann. Nur nach dem 5. Turm, der roten Bastion, haben wir ca. 8m an einem Bündel alter Schlingen über einige senkrechte Meter abgeseilt. Mit dem Wissen, dass uns bereits am Mittag Gewitter bedrohen könnten, stehen wir bereits um 11:30 unvermittelt und etwas überrascht auf dem Gipfel. In der Annahme, dass wir die rote Bastion noch nicht geklettert hätten, sind wir davon ausgegangen, dass der Gipfel noch in weiterer Ferne liegt... Uns konnte es recht sein, denn um das Sustenhorn haben sich nun doch schon recht bedrohliche, dunkle Wolkenmassen akkumuliert.

Der Abstieg (II) via Nordgrat hinunter auf den Seewenzwächten kann seilfrei begangen werden und stellt keine Schwierigkeit dar. Schutt und Geröll sind hier die vorherrschenden Merkmale und wir vermuten, dass der Seewenzwächten in diesem Sommer wohl überdurchschnittlich viel von seiner eh schon kümmerlichen Masse verloren hat. Rasch sind wir bei der Hütte, wo wir uns einen herzhaften Zmittag genehmigen. Immer wieder schön hier! Eine wahrhaftig gemütliche Hütte, die sich dank ihrer so charakteristischen Architektur Eschenmosers einfach perfekt in die Landschaft einfügt. Zufrieden treten wir nach der Stärkung den Rückweg ins Tal an. Zwischenzeitlich hat der Wind aufgefrischt und die dunklen Wolken auseinandergerissen. Gewitter gab es an diesem Tag in der Zentralschweiz kein einziges... Klagen will ich darüber nicht, denn so war es uns noch möglich auf dem Rückweg beim Gruonbach in die türkisfarbenen und erfrischenden Wasser des Urnersees einzutauchen. Ein guter Tag!

Tourengänger: danski


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