Vormittagstour auf den Mont Blanc du Tacul 4248m


Publiziert von alpensucht , 12. August 2015 um 02:45.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:31 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Unterkunftmöglichkeiten:Turiner Hütte, Cosmiqueshütte

 

Nach vier super Tagen an der Cosmiqueshütte immer zwischen 3100 und 3800m Höhe sind wir nun gut an die Höhe angepasst und starten an diesem wunderschönen Freitagmorgen bei stabilem Wetter von der Hütte. Wir gehen zunächst in einer Zweier- und einer Dreierseilschaft. Einer von uns musste leider heute Früh wegen aufkommenden Fiebers und Übelkeit seine Teilnahme absagen und auf der Hütte bleiben.

 

Anfang mit Schwierigkeiten L

Um 6:20 Uhr schaffen wir es endlich von der Hütte wegzukommen und müssen zunächst hinab bis auf 3500m ins Col du Midi. Die Firnauflage ist wunderbar hart, wir kommen gut voran. Sobald die Route etwas aufwärts gegen die steile Nordwestflanke führt, müssen wir regelmäßig halten, weil einer von unserer Dreierseilschaft Probleme hat.

Kurz bevor es richtig aufsteilt und wir schon mindestens 5mal anhalten mussten, teilt er uns mit, dass er umdrehen wolle, weil ihm fast schwarz vor Augen wurde. Erst später erfuhr ich, dass er sich auch schon morgens übergeben musste. Ich hätte ihn nicht mitgenommen, wenn er es mir schon auf der Hütte erzählt hätte. In Absprache mit der anderen Seilschaft, lassen wir ihn allein zurückkehren.

 

Von nun an kommen wir super voran und funktionieren super zu zweit am Seil. 7 Uhr.

 

Die Nordwestflanke WS

Schnell kommen wir in einen guten Rhythmus mit durchschnittlich 7-10Hm pro Minute. Die erste Steilstufe von ca. 45° macht richtig Freude auf mehr, da es super Verhältnisse hat. Ein bisschen Schaftzugtechnik wird eingesetzt. Stufen sind teilweise drin und vereinfachen das steigen enorm. Einige gefährliche Spalten besonders in den Steilstufen lassen uns klar für das angeseilt bleiben entscheiden. Nach insgesamt einer reichlichen Stunde machen wir eine erste Pause zum Trinken und evtl. Umziehen. Wir halten uns recht knapp hinter unserer anderen Seilschaft. Eine SMS informiert uns über die gute Rückkehr unseres Seildritten.

 

In dieser Konstellation könnten wir es sicher auch bis zum Mont Maudit und zurück schaffen. Doch eine etwa 500m (Längenmeter) lange, steile und blanke Firnflanke hält uns davon ab, es zu versuchen.

 

Etwa nach der Hälfte der insgesamt 600m hohen Nordwestflanke gibt es z.Zt. eine Riesenspalte, die mit einer ziemlich wacklig-luftigen Leiter entschärft wurde. 8 Uhr. Auch links und rechts davon sind kaum vernünftige Übergänge auszumachen ohne nahezu senkrecht ins Eis gehen zu müssen. Mit uns sind ca. 40 weitere Bergsteiger unterwegs, wobei die meisten deutlich eher als wir aufgebrochen sind. Danach ist das Gelände permanent etwa 40° steil. Die Spur und der Firn sind jedoch super und wir gelangen zügig über die 4000m-Marke und zur nicht ungefährlichen Querung hinüber zur Schulter.

 

Schulter und Gipfelaufschwung WS+, II

Nach der Querung gewinnen wir die Schulter mit besten Ausblicken zu Maudit- und Mont Blanc Gipfel. Sie besteht aus einem weiten, flachen Eisplateau. Weiter drüben haben sich mehrere Seilschaften versammelt. Es scheint einer Person ziemlich schlecht zu gehen. 8:40 Uhr. Wir machen eine kurze Pause und deponieren Pickel und Seil, weil wir den Gipfelaufschwung seilfrei gehen wollen.

Hinüber zum Aufschwung geht’s über das Plateau und einen kurzen Firngrat ins steile, kombinierte Gelände. Natürlich müssen wir als eine der letzten Seilschaft auch auf eine Menge Bergsteiger im Abstieg warten. Viele sind mit Bergführer unterwegs. Unsere andere Seilschaft geht am gleitenden Seil zwischengesichert mit Köpfel, Friends und einer Eisschraube. Besonders an den ausgesetzteren und vereisten Stellen gibt es sehr gute Griffe im Fels, was das Ganze zu einem echten Genuss macht. Leider müssen wir mit beobachten, wie ein Höhenkranke Person von der Schulter per Heli geborgen werden muss.

Kurz nach 9 Uhr gelangen wir fröhlich zum Gipfel und verbringen zufrieden und staunend über die Riesenwechte und die Aussicht eine Stunde Zeit.

 

Abstieg

Gegen 10 Uhr machen wir uns an den Abstieg, legen für die ersten Meter ein Fixseil und müssen teilweise noch auf die letzten Gipfelaspiranten warten. Diesmal nehme ich für die steilsten Abschnitte in der Flanke nur das Eisgerät und klettere teils rückwärts ab. An der Leiter wird nochmal ein Fixseil verlegt. Trotz Fixseil stellt sich der Übergang vom Eis auf die Leiter (ca. 50cm Abstand und nur noch auf einer dünnen Brücke stehend) als spannenster Teil des Tages heraus.

 

Und noch zweimal fliegt der Hubschrauber. Wir hören von aufsteigenden Berggängern, es sei ein Spaltensturz im unteren Teil passiert.

 

Den letzten Steilaufschwung bewältigen wir wieder mittels Fixseil und schließlich gehen wir in Viererseilschaft über den flachen Gletscher zurück zur Hütte, wo wir etwa 12:15 Uhr eintreffen.

Am Nachmittag steigen wir nach fünf schönen Tagen auf der Cosmiqueshütte (Berichte zu Turiner Hütte, Pointe Lachenal und Cosmiquesgrat folgen bald) wieder auf zur Aiguilles du Midi, um noch heute ins Tal und heimfahren zu können.

Sehr schade ist das Ganze für unsere beiden Kranken schon. Auch wenn wir mit ihnen im gesunden Zustand deutlich länger gebraucht hätten, wäre das Gesamterlebnis in der Gruppe größer gewesen. Die Verhältnisse früh in der Flanke waren genial, fester Firn und am Gipfelaufschwung gibt's festen Fels mit kompaktem Eis dazwischen. Die Fernsicht war wunderbar und das Wetter war erst am Ende beim Aufschwung zur Hütte um die Mittagszeit unangenehm warm. Am Gipfel wehte kaum ein Lüftchen.

Das war meine bisher wahrscheinlich schönste Gletschertour, abgesehen von den vielen Heliflügen!


Tourengänger: alpensucht


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