Piz Champatsch 2958 / 2969 m - Eine Unterengadiner Odyssee der Sonderklasse
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Piz Champatsch ist ein beliebter Bergname im Unterengadin; nur schon die Silvretta-Alpen bieten drei davon als Gipfelziele an. Unsere Wahl fiel auf den "Champatsch" der Fliana-Gruppe, hoch über dem langen Val Tuoi gelegen - welcher eine einsame Bergunternehmung versprach und dies auch hielt.
Die heute besuchte Gegend zeichnete sich durch eine einzigartige Ursprünglichkeit und Einsamkeit aus; Menschen sind wir ohnehin wie erwartet nicht begegnet, doch überbot das Angetroffene gar noch unsere Erwartungen um einiges: Es waren nicht nur keine menschlichen Begehungsspuren auszumachen, nicht einmal Alpwirtschaft wird hier oben in einem weiten Umkreis betrieben. Das nennt man dann wohl "Vergandung" von Alpweiden: Die Natur holt sich ihren Anteil an der Bergwelt zurück. Selbst im lieblicheren Alpgelände trafen wir heute Weiden in ganz anderer Form an, als man sich dies gewohnt ist: Wildes, hohes Gras versetzten uns zurück in frühere Zeiten, erschwerten aber sowohl Auf- und Abstieg wesentlich.
Die Wetterfrösche liessen sich nicht so richtig in die Karten blicken, weshalb ein Gipfelziel her musste, welches keinen allzu langen Aufstieg und rasche Rückzugsmöglichkeiten bieten würde. Mit 3 1/2 Stunden veranschlagte der SAC-Clubführer die Erreichung des Gipfels aus dem schmucken Bergdorf Guarda. Es kam aber etwas anders, da plötzlich ein hübscher Grat am Horizont lockte.
Herrlich erfrischende Bergluft aufsaugend stiegen wir vom Parkplatz vor Guarda durch ein einsames Tälchen auf einem schönen Bergweg durch bis zu 2 m hohe Vegetation ins Val Tuoi auf. In der Folge erwies sich der weglose Aufstieg durch Heidelbeer- und Wachholdersträucher als sehr anstrengend. Endlich erblickten wir aber den Südostgrat am Piz Champatsch und beschlossen spontan, diesen zum weiteren Aufstieg zu nutzen, wobei wie immer die Schwierigkeiten von unten schlecht einsehbar sind und auch der SAC-Clubführer nur eine Bewertung von "WS" angab, aber auf eine Routenbeschreibung gänzlich verzichtete.
Den ersten steilen Aufschwung brachten wir mit viel Umsicht hinter uns; es waren einige ziemlich heikle Querungen auf abschüssigen Schrofenbändern zu bewerkstelligen. Etwas überrascht waren wir nach dem ersten happigen Aufstieg über die noch lange Distanz zum Gipfelziel. P. 2901 m erklommen wir zwar ohne grösseren Probleme, doch war der folgende senkrechte Abbruch über etwa 10 m nicht ohne Abseilen nicht zu bewerkstelligen, zumal der schmale Grat davor bereits äusserst brüchig war und selbst grössere Blöcke völlig unstabil waren. Durch steile Schrofen umgingen wir diese Stelle in der Folge grossräumig.
Wir erreichten noch den Ostgipfel (P. 2958 m), doch zogen immer mehr dunkle Wolken auf. Die Gratfortsetzung wäre zwar wohl machbar gewesen, abgesehen von der doch immer präsenten enormen Ausgesetztheit überstiegen die Kletterschwierigkeiten den Grad II jedoch kaum, doch ist dies nicht das Gelände, in welchem man einem Gewitter ausgeliefert sein will. Wir traten also den Rückzug an und stiegen steil gut 200 Höhenmeter durch Schutt bis fast zum Fuss des Berges ab, wo wir über Geröll schliesslich noch den höchsten Punkt erreichten. Die Wolken zeigten sich nicht mehr ganz so düster, aber wir traten auch hier den Abstieg zügig wieder an, da in der Ferne doch erste Gewitter aufzuziehen schienen.
Auf günstigerer Route als im Aufstieg, nämlich westlich des Aua da Champatsch erreichten wir die markierten Bergwege und besuchten auf kurzem Umweg noch das malerische Guarda.
Routenbeschreibung:
Auf unserer Abstiegsroute lassen sich die Schwierigkeiten auf T3 minimieren. Das Gelände ist aber sehr wild und dementsprechend kraftraubend, was in die Routenplanung einfliessen muss. Die vom SAC-Clubführer angegebenen 3 1/2 Stunden Aufstiegszeit sind für nicht sehr sportlich ambitionierte Berggänger illusorisch - man rechnet besser 4 bis 4 1/2 Stunden ein. Aufgrund unseres Ausflugs auf dem Südostgrat benötigten wir knapp 5 1/2 Stunden für den Aufstieg..., was aber auch nicht als Massstab genommen werden muss.
Parkplatz Guarda - Plan Champatsch (T2)
Auf schönen Bergwegen Richtung "Chamanna da Tuoi" erreicht man die Hütte bei P. 1919 m.
Plan Champatsch - Piz Champatsch Normalroute (T3)
Man steigt am besten noch vor der Hütte durch die markante, nicht sehr steile Rinne in westlicher Richtung hoch (Waldschneise), bis man auf einen deutlichen Weg trifft, dem man kurz nach rechts folgt und bald wieder weglos weiter in westlicher Richtung auf einem Kamm hochsteigt. In der Folge hält man sich in wildem Alpgelände stets etwa in nordwestlicher Richtung und steigt zuletzt über Schrofen, Schutt und Geröll zu P. 2950 m oder direkt weiter unten in Richtung P. 2968 m auf. Ein grosser Steinmann krönt den höchsten Punkt.
Nordostgrat bis zum Ostgipfel P. 2950 m (T5)
Man peilt den Grat am besten westlich von P. 2940 m über Schrofen, Wiesengelände und Geröll am Randes eines Abgrunds an. Anschliessend folgt man ziemlich direkt dem Grat, wobei ein erster Aufschwung in steilem, grasdurchsetzten Fels erstiegen wird. Nach einer markanten Rinne, welche nach Süden hinunter zieht, wird der Aufstieg anspruchsvoller: Wir stiegen hier linkerhand über ein System von schmalen Schrofenbändern etwas im Zickzack auf, bis wir wieder gutmütigeres Felsgelände antrafen. Vor einem sich aufbauenden Gendarm steigt man kurz in die Südflanke ab und steigt sogleich wieder auf Richtung P. 2901 m.
P. 2901 m umgeht man ebenfalls in steilem Schrofengelände in der Südflanke. In der Folge klettert man über den Grat, wo P. 2958 m ohne besondere Schwierigkeiten erreicht wird. Die Gratfortsetzung wird dann sehr ausgesetzt, dürfte bei guten Bedingungen aber auch im Bereich T5+ machbar sein.
Die heute besuchte Gegend zeichnete sich durch eine einzigartige Ursprünglichkeit und Einsamkeit aus; Menschen sind wir ohnehin wie erwartet nicht begegnet, doch überbot das Angetroffene gar noch unsere Erwartungen um einiges: Es waren nicht nur keine menschlichen Begehungsspuren auszumachen, nicht einmal Alpwirtschaft wird hier oben in einem weiten Umkreis betrieben. Das nennt man dann wohl "Vergandung" von Alpweiden: Die Natur holt sich ihren Anteil an der Bergwelt zurück. Selbst im lieblicheren Alpgelände trafen wir heute Weiden in ganz anderer Form an, als man sich dies gewohnt ist: Wildes, hohes Gras versetzten uns zurück in frühere Zeiten, erschwerten aber sowohl Auf- und Abstieg wesentlich.
Die Wetterfrösche liessen sich nicht so richtig in die Karten blicken, weshalb ein Gipfelziel her musste, welches keinen allzu langen Aufstieg und rasche Rückzugsmöglichkeiten bieten würde. Mit 3 1/2 Stunden veranschlagte der SAC-Clubführer die Erreichung des Gipfels aus dem schmucken Bergdorf Guarda. Es kam aber etwas anders, da plötzlich ein hübscher Grat am Horizont lockte.
Herrlich erfrischende Bergluft aufsaugend stiegen wir vom Parkplatz vor Guarda durch ein einsames Tälchen auf einem schönen Bergweg durch bis zu 2 m hohe Vegetation ins Val Tuoi auf. In der Folge erwies sich der weglose Aufstieg durch Heidelbeer- und Wachholdersträucher als sehr anstrengend. Endlich erblickten wir aber den Südostgrat am Piz Champatsch und beschlossen spontan, diesen zum weiteren Aufstieg zu nutzen, wobei wie immer die Schwierigkeiten von unten schlecht einsehbar sind und auch der SAC-Clubführer nur eine Bewertung von "WS" angab, aber auf eine Routenbeschreibung gänzlich verzichtete.
Den ersten steilen Aufschwung brachten wir mit viel Umsicht hinter uns; es waren einige ziemlich heikle Querungen auf abschüssigen Schrofenbändern zu bewerkstelligen. Etwas überrascht waren wir nach dem ersten happigen Aufstieg über die noch lange Distanz zum Gipfelziel. P. 2901 m erklommen wir zwar ohne grösseren Probleme, doch war der folgende senkrechte Abbruch über etwa 10 m nicht ohne Abseilen nicht zu bewerkstelligen, zumal der schmale Grat davor bereits äusserst brüchig war und selbst grössere Blöcke völlig unstabil waren. Durch steile Schrofen umgingen wir diese Stelle in der Folge grossräumig.
Wir erreichten noch den Ostgipfel (P. 2958 m), doch zogen immer mehr dunkle Wolken auf. Die Gratfortsetzung wäre zwar wohl machbar gewesen, abgesehen von der doch immer präsenten enormen Ausgesetztheit überstiegen die Kletterschwierigkeiten den Grad II jedoch kaum, doch ist dies nicht das Gelände, in welchem man einem Gewitter ausgeliefert sein will. Wir traten also den Rückzug an und stiegen steil gut 200 Höhenmeter durch Schutt bis fast zum Fuss des Berges ab, wo wir über Geröll schliesslich noch den höchsten Punkt erreichten. Die Wolken zeigten sich nicht mehr ganz so düster, aber wir traten auch hier den Abstieg zügig wieder an, da in der Ferne doch erste Gewitter aufzuziehen schienen.
Auf günstigerer Route als im Aufstieg, nämlich westlich des Aua da Champatsch erreichten wir die markierten Bergwege und besuchten auf kurzem Umweg noch das malerische Guarda.
Routenbeschreibung:
Auf unserer Abstiegsroute lassen sich die Schwierigkeiten auf T3 minimieren. Das Gelände ist aber sehr wild und dementsprechend kraftraubend, was in die Routenplanung einfliessen muss. Die vom SAC-Clubführer angegebenen 3 1/2 Stunden Aufstiegszeit sind für nicht sehr sportlich ambitionierte Berggänger illusorisch - man rechnet besser 4 bis 4 1/2 Stunden ein. Aufgrund unseres Ausflugs auf dem Südostgrat benötigten wir knapp 5 1/2 Stunden für den Aufstieg..., was aber auch nicht als Massstab genommen werden muss.
Parkplatz Guarda - Plan Champatsch (T2)
Auf schönen Bergwegen Richtung "Chamanna da Tuoi" erreicht man die Hütte bei P. 1919 m.
Plan Champatsch - Piz Champatsch Normalroute (T3)
Man steigt am besten noch vor der Hütte durch die markante, nicht sehr steile Rinne in westlicher Richtung hoch (Waldschneise), bis man auf einen deutlichen Weg trifft, dem man kurz nach rechts folgt und bald wieder weglos weiter in westlicher Richtung auf einem Kamm hochsteigt. In der Folge hält man sich in wildem Alpgelände stets etwa in nordwestlicher Richtung und steigt zuletzt über Schrofen, Schutt und Geröll zu P. 2950 m oder direkt weiter unten in Richtung P. 2968 m auf. Ein grosser Steinmann krönt den höchsten Punkt.
Nordostgrat bis zum Ostgipfel P. 2950 m (T5)
Man peilt den Grat am besten westlich von P. 2940 m über Schrofen, Wiesengelände und Geröll am Randes eines Abgrunds an. Anschliessend folgt man ziemlich direkt dem Grat, wobei ein erster Aufschwung in steilem, grasdurchsetzten Fels erstiegen wird. Nach einer markanten Rinne, welche nach Süden hinunter zieht, wird der Aufstieg anspruchsvoller: Wir stiegen hier linkerhand über ein System von schmalen Schrofenbändern etwas im Zickzack auf, bis wir wieder gutmütigeres Felsgelände antrafen. Vor einem sich aufbauenden Gendarm steigt man kurz in die Südflanke ab und steigt sogleich wieder auf Richtung P. 2901 m.
P. 2901 m umgeht man ebenfalls in steilem Schrofengelände in der Südflanke. In der Folge klettert man über den Grat, wo P. 2958 m ohne besondere Schwierigkeiten erreicht wird. Die Gratfortsetzung wird dann sehr ausgesetzt, dürfte bei guten Bedingungen aber auch im Bereich T5+ machbar sein.
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