Weisshorn über Ostgrat


Publiziert von leuti , 2. August 2015 um 07:00.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:18 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Weisshornhütte (Uebernachtung) - Ostgrat via Wasserloch - Weisshorn - Weisshornhütte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV bis Randa
Unterkunftmöglichkeiten:Weisshornhütte

Geplant war eigentlich eine Tour mit unserem Sportclub auf die Ringelspitz. Da sich - wohl wegen der Sommerhitze - niemand angemeldet hat, beschlossen Gerry und ich ziemlich spontan, das Weisshorn zu besteigen. Wir erhofften uns auf dieser Höhe etwas kühlere Temperaturen. Kühler war's dann wirklich, aber wohl für die dortigen Begriffe doch etwas zu warm.

Da im Führer geraten wurde, die Stelle beim Wasserfall bei Tageslicht zu rekognoszieren, beschloss ich, bereits früh ins Wallis zu reisen. Gerry musste noch im Geschäft was regeln und reiste so später an. Der Aufstieg zur Hütte startete ich in der heissen Sommersonne, doch schon bald zogen Wolken auf und bereits um die Mittagszeit begann es ringsherum zu gewittern. Glücklicherweise blieb der Regen weitgehend aus und so erreichte ich die Hütte in weniger als 3h trockenen Hauptes. In dieses goss ich dann ein kühles, erfrischendes Bier. Dazu gab‘s eine feine Röschti, zubereitet und serviert von der netten Hüttenwartstochter. Später machte ich mich auf, den Einstieg zum Wasserfall zu studieren. Über Schneefelder, ein kurzes Felsband und eine Gletscherpassage erreichte ich den Einstieg. Bei Tageslicht ist alles klar. Man bleibt im unteren Bereich und zieht nach links bis zum Wasserfall. Beim Bach führt ein Riss über eine Platte zu griffigen Felsblöcken mitten im plätschernden Nass. Dieser Zugang ist mit kleinen Steinmännchen markiert. Alle anderen Varianten sehen bedeutend schwieriger aus. 

Da ich noch Zeit hatte, beschloss ich auch noch die Variante der südlichen Umrundung über Schneefelder zu prüfen. Hier gab es sehr gute Trittspuren und der Weg rundherum ist unschwierig. Man gelangt via Firnfeld direkt ans obere Ende der Wasserfallpassage. Der Umweg ist nur unbedeutend länger aber im Zweifelsfall im Dunkeln der Wasserfall Option vorzuziehen. Mit beiden Routenverläufen im Kopf kehrte ich zurück zur Hütte wo auch Gerry bereits eingetroffen ist.

Nach einem feinen Znacht legten wir uns früh hin, Tagwacht für den nächsten Morgen war bereits für 2:00 angesagt.

Um 2:30 ging's mitten in der Nacht los. Wir wussten, dass wir die nächsten Stunden noch im Dunkeln die Südflanke hochkraxeln müssen. Beim Wasserfall war ich dann wirklich sehr froh, dass ich die Aufstiegsroute rekognosziert hatte. Die erste Seilschaft stand 10m höher vor einem steilen Felsenabsatz und seilte sich an. Die Zweite wartete unschlüssig etwas weiter unten. Wir fanden die Steinmännchen sofort und konnten via Riss und Bach diese einzige schwierigere Passage problemlos meistern. Alle nachfolgenden Seilschaften stiegen uns dann nach. So hat niemand allzu viel Zeit hier verloren. 

Nun ging es über ein langes Firnfeld (mit etwas Eis am Schluss) und einer kurzen Felspassage auf die Schulter und von dort über ein weiteres Schneefeld zum Einstieg zur Rippe. Hier seilten sich die meisten Seilschaften an. So auch wir. Nach der ersten Kletterstelle (II) wird das Gelände wieder recht einfach, dafür ist der Fels hier nicht so kompakt. Wir folgten wie im Führer geraten alles einer Rippe entlang hoch bis zum Frühstücksplatz, welchen wir nach knapp 3h erreichten. Mittlerweile hatten uns schon einige Seilschaften wieder überholt und wir waren die 4. von 7, welche an diesem Tag über diese Route auf den Gipfel stieg. Nun ging es über den schmalen, links und rechts steil abfallenden Grat. Die schwierigeren Kletterstellen sind alle gut gesichert und heute konnte auch im Abstieg alles abgeklettert werden. Nach 1:30 errechten wir das Firnfeld welches auf den Gipfel führt. Doch diese 400Hm müssen wahrhaftig verdient werden.

Der erste Gratteil ist sehr ausgesetzt und schmal. Einige Seilschaften hangelten sich auf beiden Seiten des Grates vorwärts. Die anschliessenden Spuren war gut ausgetreten und der Schnee noch gefroren. Allerdings setzte uns der schnelle Aufstieg auf über 4000m doch recht zu und wir mussten unzählige kleine Pausen einlegen, bevor wir über die letzte Felspassage auf den Gipfel gelangten und uns stolz auf die Schulter klopfen konnten. Das Wetter hat sich ordentlich gehalten und wir sahen die ganze Gipfelpracht der Walliseralpen. Aber die Wolken waren auch bereits im Anzug und wir machten uns auf den sehr, sehr, SEHR langen Abstieg. Dieser verlief zwar problemlos, doch alles an diesem Berg ist weit, lang und anstrengend. So kam uns der Abstieg wie ein ewiges Absteigen in den Schlund der Bergwelt vor. Dabei mussten wir uns jederzeit voll konzentrieren. Erst auf der Firnflanke unterhalb der Schulter hatten wir alle Schwierigkeiten hinter uns und konnten uns entspannen. Allerdings hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch 2000Hm bis Randa vor uns. Aber das will ich auch hier wieder schön verdrängen. (Mit einer Röschti und einem Bier ging es dann auch fast automatisch.)

Unsere Zeiten (ab Weisshornhütte):
Hütte - P3145: Im Aufstieg 00:30; im Abstieg 00:35
P3145 – Schulter: Im Aufstieg 00:50; im Abstieg 00:25
Rippe: Im Aufstieg 01:50; im Abstieg 01:50
Grat: Im Aufstieg 01:30; im Abstieg 02:05
Gipfelfirnfeld: Im Aufstieg 01:50; im Abstieg 01:20
Gesamtzeiten: Aufstieg 06:30; Abstieg 06:15

Material
Steigeisen (haben wir erst nach dem Grat angezogen)
40m Seil würde wohl für die Abseilstellen reichen
2-3 Expresse; haben keine mobilen Sicherungsgeräte gebraucht
Doping Mittel aller Art (Farmer, Landjäger, etc.)

Tour mit Gerry

Tourengänger: leuti


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Kommentare (3)


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El Chasqui hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 2. August 2015 um 18:31
Gratuliere zu dieser tollen Leistung! Schön, dass Ihr es geschafft habt.

xaendi hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2015 um 07:43
Gratuliere! Eine schöne Alternative zum Ringelspitz :-)

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2015 um 08:36
Super, gratuliere zur Besteigung meines Traumberges, wird hoffentlich bei mir 2015 auch noch klappen!
Bei mir wärs allerdings genau andersrum gewesen, ich hätte mir Weisshorn vorgenommen und Ringelspitz wärs geworden! :-)


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