Alpentrekking in der Venedigergruppe


Publiziert von Matthias Pilz , 30. Juli 2015 um 15:49.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:18 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8 Tage

Heuer führte uns unsere Trekking-Tour nicht wie zuletzt nach Indien sondern nach Osttirol in die Venedigergruppe. Geplant war eine äußerst abwechslungsreiche Tour mit weglosen Steigen, Gletschertouren, Klettersteigen und vielem mehr! Und das Ganze mit durchwegs sehr guten Hütten und vor allem bei bestem Wetter!

TAG 1: Zu Mittag treffen wir uns in Ströden und steigen durch die wunderschönen Umbalfälle zur neu erweiterten Clarahütte auf. Es gibt jetzt auch Duschen und 2er-Zimmer.

TAG 2: Von der Clarahütte folgen wir der Alpenkönigroute zur Essener-Rostockerhütte. Dieser Anstieg führt teilweise weglos und sehr spärlich markiert über unglaublich steile Wiesenhänge in die Steingrube. Bis hierher ist absolute Trittischerheit in steilstem Gras und perfektes Wegfindevermögen erforderlich. Der weitere Aufstieg zum Schinakl ist dann deutlich einfacher und landschaftlich einmalig schön. Vorbei an den Seen der Hohen Grube hinauf in die Oggasilscharte (mühsames Blockgelände) und weiter in die Hochkarscharte. Hier trifft man nun wieder auf den markierten Wanderweg, der über die Quirlwand in ebenfalls unglaublicher Steilheit durch Wiesenhänge hinab zur Essener-Rostockerhütte führt. Für die 1000HM Aufstieg und etwa 1300HM Abstieg muss man ohne Verhauer gute 9 Stunden einplanen!

TAG 3: Ein Ausflug auf die Östliche Simonyspitze steht an. Dazu steigen wir anfangs entlang des Maurertals auf, dann steil hinauf zu den Dellacher Keesflecken. Der weitere Aufstieg führt nun über den SO-Grat, der Anstieg besteht aus drei Firnfeldern und den jeweiligen Felsunterbrechungen dazwischen. Zuerst wird über den flachen Teil des ersten Firnfeldes aufgestiegen, zuletzt muss man linkshaltend durch eine sehr steile (45°), etwa. 40m lange Engstelle durch Firn aufsteigen. Links oberhalb gibt es Blöcke für einen Stand. Nun folgt man am besten direkt dem Felsgrat, bald ist das zweite Firnfeld bzw. die Firnschneid erreicht. Darauf aufwärts, je nach Schneelage dann links in den Felsen übertreten und je nach Route in sehr gutem Blockfels bis 3- etwa 60m zum Gipfelfirnfeld. Über dieses (ACHTUNG Spalten!) flach aufwärts und nach links am schmalen Grat zum höchsten Punkt!
Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute, wobei an Köpfeln gesichert oder abgeseilt werden kann. Eine Klemmblockschlinge ermöglicht das Abseilen über die Engstelle im ersten Firnfeld!

TAG 4: Ein nicht allzu langer Tag steht uns bevor. Über das Türmljoch soll es heute nur wandernd zur Johannishütte gehen, allerdings gibt es am Türmljoch einen recht neuen Klettersteig auf das Türml. Mit etwa 100 Metern Länge und Schwierigkeiten bis C eignet er sich auch für Klettersteigneulinge. Wegen des fehlenden Klettersteigsets haben wir seilschaftsmäßig gesichert. Der Gipfel bietet wunderschöne Ausblicke, nicht zu unterschätzen ist aber auch der versicherte Normalweg (A), der als Abstieg benutzt wird.

TAG 5: Wir nutzen den morgendlichen Schatten, um zum Defreggerhaus aufzusteigen, der restliche Tag dient zur Erholung!

TAG 6: Heute steht die große Venedigerüberschreitung an! Vom Defreggerhaus geht es über das Mullwitzaderl hinauf zum Gletschereinstieg. Überraschend spaltenarm geht es leicht ansteigend ins Rainertörl, bis hierher waren wir heute die erste Seilschaft. Nach einer kurzen Pause geht es hinauf auf den Gipfelgrat und über diesen bis zur letzten Schneid. Hier ist für die meisten Gruppen Schluss, meist wird dieser Punkt als Gipfel verkauft! Wir haben den schmalen Grat (kurzer Abstieg über Blankeis) natürlich gemacht und nach einem kurzen Foto haben wir anderen Bergsteigern den Gipfel überlassen. Wir stiegen wieder ab, ein kurzer Abstecher zum Hohen Aderl und schon war der zweite 3000er gemacht. Nach einer Pause ging es hinauf zum Gipfel des Rainerhorn, der über Geröll erreicht wird. Jenseits über den Grat hinab, unten etwas heikel in die Scharte unter dem Nordgrat. Nun in einer langen Querung auf den Hohen Zaun, hier hat man einen wunderbaren Tiefblick auf das Schlatenkees. In einem langen Boden (Achtung Längsspalten) zum Südwestgrat der Kristallwand. Über den Blockgrat unschwierig zum Gipfel des 5. 3000ers! Über den SO-Grat steigt man zuerst einfach, bald aber schon stahlseilversichert recht luftig über den neuen Klettersteig (B) ab. Der alte Weg ist nicht mehr sinnvoll (Spalten, Felssturzgelände). Nach knapp 10h erreicht man nun die Badener Hütte!

TAG 7: In einer sehr langen Wiesenquerung erreicht man die Nordwände des Galtenkogel. Zuerst scheint es unglaubwürdig, doch der Weg führt tatsächlich durch diese Wand. Bei unvorsichtigen Begehern ist Steischlag vorprogrammiert, wir konnten aber durch geschickte Pausen die Gefahren minimieren. Zuerst über die erste Stufe (Stahlseil - A) hinauf, dann in einer Querung nach rechts zum Bändersystem. Über dieses jetzt sehr brüchig aber leicht und gut versichert (A) in die Galtenscharte. Viel schlechter und wilder könnte der Fels gar nicht mehr sein.... Über die Kälberscharte erreichen wir die Bonn-Matreier-Hütte, davor steht aber noch ein Abstecher auf den Rauhkopf am Plan!
Die Bonn-Matreier-Hütte sollte man nicht näher beschreiben, hier sollte jeder einmal eine Nacht mit dem damit verbundenen Abendbuffet und Vitalfrühstück genießen. Eine Hütte, wie es sie nur ganz selten gibt!

TAG 8: Der Regen holt uns doch noch ein. Allerdings steigen wir nur mehr nach Obermauern ab, bevor wir die Heimreise antreten!

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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