Bietenhorn - über den wenig bekannten, äusserst attraktiven, ESE-Grat


Publiziert von Felix , 22. Juli 2015 um 22:19. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 925 m
Abstieg: 925 m
Strecke:Mürren BLM - Rouft - Mürren Allmendhubelbahn; Mürren Standseilbahn - P. 1899 - Schaffärrich - In der Blattwang, 3. Linkskehre, 2083 m - Querung Ägertenbach - Steilrinne (N-S-Richtung) - Wirzelegg - ESE-Grat - Bietenhorn - Bietenlücke - Oberen Hiblen - Speichersee - Obrist Boden, P. 2264 - Hejlicka, P. 1899 - Allmihubel - Allmendhubel Standseilbahn; Mürren Allmendhubelbahn - In der Gruoben - Mürren BLM
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Grünen, Konolfingen, Autobahn Kiesen - Spiez, und Wilderswil nach cff logo Lauterbrunnen, LSB und Bahn nach cff logo Mürren, Standseilbahn nach cff logo Allmendhubel
Kartennummer:1228, 1248

Da hatte Ursula uns vier Novizen eine äusserst reizvolle, anregende und genussvolle Route aufzeigen können - einen herrlichen Sommertag (wenn auch mit nur kurz aufziehenden Wolken am Gipfel), und eine perfekte Bergtour durften wir in einer überaus sympathischen Runde erleben: es wäre echt „supercool“, wenn wir in dieser Zusammensetzung weitere anspruchsvolle Bergreisen unternehmen könnten!

 

Nach der teils getrennten Anfahrt nach Lauterbrunnen gondeln wir gemeinsam hoch nach Grütschalp, fahren mit der BLM auf der Schmalspurstrecke nach Mürren BLM (beide Verkehrsmittel übervoll), wandern kurz durch das hübsche Mürren via Rouft - mit bereits schönster Aussicht - und nehmen schliesslich ab Mürren Allmendhubelbahn die Standseilbahn nach Allmendhubel Standseilbahn.

 

Wie wir hier loslaufen, hat sich das Gedränge weitgehendst aufgelöst - nur wenige Wanderer sind hier unterwegs; so dass wir beinahe freie Sicht haben - zumindest einen bereits guten Einblick in die erste heutige Herausforderung: bei Schaffärich zeigt sich die von uns zu begehende abschliessende Südflanke der Wirzelegg zwar tatsächlich sehr steil - doch begehbar. Zügig wandern wir nun dem wrw Bergwanderweg - gleichzeitig eine Winterskipiste - hoch bis zur dritten Linkskehre auf 2083 m In der Blattiwang. Auch der SAC-Führer rät, hier zum Ägertenbach zu queren und danach in der „sehr steilen Rinne“ hochzusteigen.

Nun beginnt ein doch schweisstreibender, sehr steiler Anstieg durch noch feuchtes Gras, teilweise mit verborgenen, leicht rutschenden Steinen durchsetzt, mit jedoch zahlreichen Alpenblumen bereichert. Elegant umgehen wir die vielen aufragenden Felshöcker und gewinnen allmählich an Höhe - und Aussicht. Wo möglich, nutzen wir ebenso steile Schutt- oder Steinrinnen, in welchem das Emporkommen etwas leichter vonstatten geht. Nach einer guten Stunde liegt die die Wirzelegg abschliessende Südflanke etwas zurück, so dass der Gang ein angenehmerer wird, und bald erreichen wir einen ostseitig felsbesetzten Vorgipfel der Wirzelegg. Nun ist’s ein sehr angenehmes und einfaches Wandern bis zum zwei m niedrigeren „Mittelgipfel" dieses malerischen Bergrückens - wir denken, er gäbe eine schöne Alpweide her; doch wäre wohl der Aufzug der Tiere ein sehr gefährlicher …

Nach einer zwanzigminütigen Rast schreiten wir weiter bis zum höchsten Punkt der Wirzelegg - uns öfters wieder zum herrlichen Dreigestirn von EMJ und weiteren der fantastischen BO-Gipfel umdrehend.

 

Der Abstieg von dieser Erhebung zum nachfolgenden Grat birgt eine erste leichte Kraxelstelle; der anschliessende Gratweg ist beinahe flach und unproblematisch - hingegen fragen wir uns hier, wie der im aufsteilenden Grat gut sichtbare Felsaufbau wohl zu umgehen sei … Tatsächlich ist er, beim Näherkommen immer deutlicher erkennbar, direkt über den Grat zu bezwingen - herrliches Gratwandern ist nun angesagt; die Hände dürfen nun erstmals an die Felsen gelegt werden.

Noch einmal einfacher geht’s weitere Meter am Grat hoch, bevor wir an den Fuss der mächtigen Felsbastion gelangen; hier nun beginnt der ernsthaftere Teil unserer heutigen Bergrunde, welche Ursula vor ungefähr zehn Jahren „rekognosziert hatte - und deshalb gerade im nun folgenden Abschnitt die entscheidenden Tipps geben kann; ein grosses, herzliches Dankeschön!

Nach dem ersten Anstieg in der zunehmend steileren Passage im ESE-Grat folgt der einzige, leicht absturzgefährdete, Gang: über eine zehn m hohe Felsstufe führt ein schmales Band höher zum Aufstieg auf stets schuttigerem Untergrund zur Schlüsselstelle. Ein schmaler, zwar wenig hoher Riss muss sehr hochtrittig und ohne gute Griffe überwunden werden, bevor wir zum - im SAC-Führer erwähnten - Couloir gelangen, welches zwar mit wieder guten Griffen und Tritten ausgestattet ist, doch sich ebenfalls als sehr schuttig und auch steinschlägig erweist. In diesem Abschnitt ist zudem jeder Griff auf seine Festigkeit zu prüfen - viele, auf den ersten Blick passable, Haltemöglichkeiten erweisen sich als locker.

 

Nach dem Ausstieg aus dem Kamin wird der Grat wieder einfacher zu begehen; noch einige Male tauchen vor uns wieder Felspartien aus, welche sich erst bei näherem Zutritt als gutmütig zu begehen erweisen - eine genussvolle Gratfortsetzung erleben wir nun. Der nun nie ausgesetzte Gratrücken flacht allmählich leicht ab und gibt nun den Blick zum Gipfel und -kreuz frei; wir frohlocken, und schreiten die letzten Meter zum Bietenhorn voller Glücksgefühl hinauf - haben wir doch eine unerwartet reiz- und anspruchsvolle, superbe Gratbegehung erleben dürfen!

 

Nach ergiebiger Gipfelrast und - nur kurz von Wolken getrübten - Gipfelrundsicht, machen wir uns auf den hier wrw Bergwanderweg hinunter zur Bietenlücke; eine unschwierige Felspassage ist dabei sogar seilgesichert.

Etwas konzentrierter scheint uns, muss der erste, steilere Abschnitt von der Lücke hinunter Richtung Schilthornhütte angegangen werden: hier ist der felsig-schuttige Weg zwar mit Stangen ausgestattet - das dazugehörige Seil jedoch nicht eingezogen …

 

Angesicht der geschlossenen Hütte streben wir direkt dem vermeintlichen Badesee zu; einfach gelangen wir über Alpwiesen auf Oberen Hiblen zum Speichersee - welcher uns jedoch wegen der künstlichen Uferverbauung, eingelagerten Metallstücken und der Abdichtungsmatten nicht zum Bade einlädt; immerhin lagern wir an dessen rand eine Zeitlang, bevor wir uns weglos zum Bergwanderweg aufmachen, auf welchem wir über Obrist Boden wieder zu unserem vormittäglichen Einstieg auf 2083 m In der Blattwang gelangen. Nach dem Schaffärrich trennen sich unsere Wege: von der Hejlicka an traben Michèle, spirit und Ursula zu Tale, während Fuma und ich uns erst über den Allmendhubel zur Beiz begeben, und nach zwei Herrgöttlis mit der Standseilbahn nach Mürren Allmendhubelbahn  hinunter fahren.

 

Wir alle treffen uns später auf der Terrasse der Cafeteria des Alpinen Sportzentrums in Mürren In der Grueben zum Abschlusstrunk, bevor wir ab Mürren BLM zurückfahren und -gondeln nach Lauterbrunnen; um ein erlebnisreiches, tolles gemeinsames Bergerlebnis reicher.

 

ñ        1 h 20 min bis zum Vorgipfel Wirzelegg

                                                                  

ñ         55 min bis Bietenhorn

 

ò       40 min bis Speichersee

 

unterwegs mit Michèle 


Tourengänger: Ursula, Felix, ---, Fuma


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Kommentare (2)


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--- hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 22:48
Hallo ihr Lieben :-)

Schöne Tour haben wir gemeinsam machen können! Herzlichen Dank für deinen tollen Bericht lieber Felix. Auch dir liebe Ursula nochmals ein grosses Dankeschön für die spezielle Variante über den ESE-Grat :-) hat gfägt! Hebäts guet u bis glii.

GlG Ayla

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juli 2015 um 06:35
Danke dir, liebe Ayla - so macht es tatsächlich grossen Spass!

Gern wieder ;-) und lieber Gruss

Felix


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