Alpspitze Überschreitung, ein lohnender Klassiker mit ruhigen Aufstieg


Publiziert von scan , 22. Juli 2015 um 15:15.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alpspitz/Kreuzeck Talstation

Die Alpspitze wollte ich schon seit längerer Zeit realisieren, war aber immer wieder im Zwist mit mir gekommen, weil ich einerseits unbedingt die Alpspitz Ferrata mitnehmen wollte, andererseits den Gipfel aber zumindest im Aufstieg ehrlich erarbeiten wollte, also ohne Seilbahn-Unterstützung. Allerdings kommen dabei inklusive Gegenanstiege dann mal locker 2000 Höhenmeter zusammen - zuviel für meine Kondition, und deshalb war die Alpspitze eine ewige Baustelle auf meiner to do-Liste. Jetzt aber war es soweit und ich hab mir die 2000 Höhenmeter angetan, wenngleich ich beim Abstieg die letzten 900 HM geschummelt habe, allerdings primär wegen einer Schlechtwetterfront über der Alpspitze. Gewitter waren ja schon ab Mittag angesagt, also hatte ich sowieso richtig Glück mit dem Wetter.

Los ging es also von der Alpbahn-Talstation Richtung Hammersbach und Höllentalklamm, um dann über den Matheisenkar aufzusteigen. Auf eine Wegbeschreibung kann ich verzichten, da der Weg wirklich super ausgeschildert ist, wer aber eine braucht, findet hier eine gute auf Tourentipp.

Anbei sei gesagt, dass die Landschaft in der unteren Hälfte wunderschön ist und man ab dem Abwzeig Matheisenkar meist alleine unterwegs ist. In der oberen Hälfte geht es in den Berghang und die Tour erfährt einen harten Schnitt und aus der sanften Wanderung wird eine ordentliche Bergtour mit zunehmender Kraxelei im Schroffengelände. Allerdings hatte ich den Aufstieg von der Schwierigkeit etwas unterschätzt, denn weiter oben warten ein paar knackige Stellen, für die man doch lieber ein Klettersteigset benutzen sollte. Ich hatte die erste ausgesetzte Stelle noch ohne gemacht, musste dann aber erkennen, dass dies keinesfalls die einzige von mir vermutete Schlüsselstelle war, und kam dann in der Bredouille, im Steilgelände das Klettersteigset anzuziehen. Schließlich kommt man dann in die Scharte und sieht den Kamm zur Alpspitze und der für mich schönste Teil beginnt, denn der Grat zur Alpsspitze ist wirklich super zu gehen, garniert mit kurzen, aber kräftigen Kletterstellen und einer grandiosen Aussicht.

Beim Abstieg entschied ich mich dann die Ferrata zu machen - eine schlechte Idee. Der Klettersteig ist über und über mit Eisen behaftet, sodass man eher darüber stolpert. Schlimmer aber sind die Menschenmassen, die dort selbst an einem Wochentag hochkommen - und alles andere als routiniert und geübt handeln. Es tut manchmal wirklich in den Augen weh zu sehen, wie ungeschickt sich da manche Leute hochbewegen und sich selbst im flachen Gehgelände umständlich mit beiden Karabinerhacken doppelt sichern.

Meinen Tiefpunkt habe ich dann bei einer größeren entgegenkommenden Gruppe erfahren (Stau). Dabei passierte es, dass ich einen Stein auf meinem abseitigen Warteplatz losgetreten habe, der allerdings völlig harmlos in eine Richtung jenseits des Klettersteigs herunterfiel. Darauf schrie mich ein ältere Herr - selbstverständlich ohne Helm und kurioserweise etwas oberhalb von mir - an, was das solle. Ich antwortete dann etwas genervt, dass sowas bei den vielen Leuten halt einfach passieren kann und man genau deswegen auch normalerweise einen Helm auf dem Kopf hat. Daraufhin wurde der Herr richtig wütend und brüllte tatsächlich: "Sag mal, magst du a Watschn oder was?". Ich hab dann nur gesagt, er solle mal wieder runterkommen, denn ich sei primär hier zu meinem Vergnügen und nicht, um im Klettersteig ne Schlägerei zu beginnen. Glücklicherweise ging es dann auch weiter und ich konnte dieses Prachtexemplar unserer Spezies zwar leider nicht unter mir lassen, aber immerhin aus den Augen verlieren.

Weiter unten wird der Klettersteig dann nochmal richtig reizend, allerdings muss man sich meiner Meinung nach nur sehr sporadisch einhängen, die Stellen im Matheisenkar fand ich schwieriger.

Unten kurz vor der Seilbahn hab ich dann noch das Höllentorköpferl mitgenommen, wobei der kurze Anstieg wirklich zur Sache geht (Ier Kletterstelle). Das lockere normale Seil behindert dabei mehr als es einem hilft.
Danach ging es runter zur Hochalm und da das Wetter sehr dunkel von der Alpspitze herüberzog, hab ich beschlossen, mit der Seilbahn hinunter zu fahren. Zu deren Glück haben die erst in der Talstation kassiert, denn als der Kassierer unten für eine Talfahrt 17 Euro verlangte, fiel mir echt die Kinnlade herunter!

Zum Ende noch kurz einige Bemerkungen:

- Die schönste Stelle der Tour ist der Grat von der Grießscharte zur Alpspitze.

- Für das Matheisenkar macht meiner Meinung nach für 3-4 Stellen ein Klettersteigset auch für routinierte Bergfexe wirklich Sinn.

- Die Alpsitzferatta ist auch an Wochentagen hoffnungslos überlaufen. Zumindest von mir so erlebt in der Mittagszeit.

- Routinierte Bergfexe klinken sich wohl nur sporadisch ins Seil ein. Ein vergessenes KS ist nicht so schwerwiegend, wie ein vergessener Helm, der ist bei den vielen Begehern unerlässlich.

- Vorteil bei der von mir gemachten Tour - man kann die Tour jederzeit ausbauen oder verkürzen, da verschiedene Abstiege von der Osterfeldbahn und der Kreuzeckbahn möglich sind. Wer super Wetter hat, steigt am besten von der Kreuzeckbahn über den Hausberg ab und macht so eine schöne Runde.

- Wem 600 HM zu wenig, 2000 HM aber zuviel sind, bietet sich die Runde Kreuzeckbergstation, Alpspitze, Kreuzeckbergstation mit 1000 HM an.

- Das Topo für die Alpspitzferrate findet man hier
 

Fazit: Großartige Tour, die noch länger im Gedächtnis bleibt.


Tourengänger: scan


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 15:31
Schöne Runde! Ja hat schon ein paar nette und überraschend ausgesetzte Passagen auf dem Weg via Matheisenkar. Hatte damals gar kein KS-Set dabei. Ging aber auch so. Das mit den Menschenmassen im Abstieg kann ich bestätigen. Ist ein richtiger Kulturschock wenn man am Gipfel ankommt. Der Weg über den Bernadeinkopf und die Schöngänge wird seltsamerweise wesentlich seltener begangen.

Gruß

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 17:02
Danke, danke. Ich denke, ich wäre auch weitergegangen, wenn ich kein KS dabei dabei gehabt hätte. Allerdings war ich dann doch froh, daß ich es anlegen konnte. Wie gesagt, hatte nicht damit gerechnet, daß die Stellen so ausgesetzt sind.

Kulturschock am Gipfel ist passend ausgedrückt. Das schlimme ist dann auch, wieviel Leute da oben mit Turnschuhen stehen.

©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2015 um 17:08
Gratulation hierfür,
war ja schon oft oben, aber über das Matheisenkar bin ich auch noch nicht rauf.
Scheene Buidl hast mitgebracht:-)

VG
Peter


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