Glärnisch-Ruchen Nordwand R212 teils über Frifad


Publiziert von Dolmar , 15. Juli 2015 um 22:54.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:11 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 2050 m

Mein zweiter Besuch in der beeindruckenden Glärnisch Ruchen Nordwand.
Die Route R212 quert die halbe Wand nach Westen um dann wieder zurückquerend kurz oberhalb der Ruchennadel auf dem Westgrat zu Enden. Also das dürfte eine recht lange Angelegenheit werden.
Schön das im Juli so lange hell ist, und es am Wetter derzeit nichts zu motzen gibt.

Hilfreich war hier der Bericht von Mehr justus  ,  http://www.hikr.org/tour/post69596.html ,
Begehung des Frifad, welches fast die komplette Wand durchzieht, und einen größeren Teil der geplanten Route ausmacht.

Anstatt wie von Justus empfohlen über Chnoren zum Frifad aufzusteigen, habe ich selber eine
bessere Lösung gesucht. War ein jesesmäßiger Verhauer. Also die einfachste Möglichkeit ist über den Chnoren und absolut empfehlenswert.


Start um 5:10 Uhr in Hinter Saggberg, es ist sehr warm, so das ich ordentlich ins schwitzen komme.
Über Alp Mittelstafel ins Chalttäli. Nun bis zum oberen Rand des Firnkegels. Anstatt nun nach rechts in die Wand einzusteigen, bin ich links eingestiegen. Die Überwindung des Bergschrunds war da dank einer Schneebrücke geschickt möglich. Über gestufte Felsen direkt unter die Überhänge, nun mittels eines sehr beherzten Spreizschrittes um eine äußerst abdrängende Kante herum auf ein schwaches Band. Da wollte ich nicht mehr zurück, war irgendwie unangenehm die Stelle.
Nun wollte ich von hier nach leicht links ansteigend weiter hinauf, das war mir aber zu heikel, Plattige Felspartien in senkrechtes Gelände übergehend war nicht zu gehen, das erschien mir zu gewagt.
Also mal schauen wo das Band nach links hinführt. Gut gangbar leitet es zu 2 Wasserfällen, und dann scheinbar leicht hinüber zum Chnoren. Die Wasserfälle stürzen in ein 5-6 Meter offenen Bergschrund dessen tiefe nicht eisehbar ist. Es ist nur ein tiefer schwarzer nasser Abgrund.
Der erste Wasserfall ist problematisch, sehr ausgesetzt, für die Hände finde ich runde  Griffe, die Füsse müssen auf zwei guten Tritten guten halt finden. Vorsichtig geht`s hindurch. da will ich auch nicht mehr zurück. Der zweite Wasserfall kann auf breitem Band aufrecht durchschritten werden.
Nach diesen zwei Duschen erst mal die Klamotten auswringen.
Nach wenigen weiteren Metern nach links auf diesem Band kommt ein letzter Schluchteinschnitt.
Auf der anderen Seite ginge das gut zu gehen aber auf meiner Seite hört das Band auf.
Ich könnt mich ärgern so ein übler Verhauer.
Die Lösung geht aufwärts über quergerillte Felsen. später über grobblockiges Fels/Schrofengelände immer leicht rechts ansteigend zum Bachlauf des zweiten Wasserfalls. Dann unmittelbar rechts des Wasserlaufs hinauf zum großen Band. Kletterei ca. im III Grad.

bei einem auffallend weißen Fels fällt das Band markant eine Stufe tiefer, Justus hatte auch hier klar beschrieben wie der Weg weiterführt.
Ich hab da aber zuerst nur ein steiles Restschneefeld gesehen, ganz ungemütlich unterhöhlt.
Also bin ich über die weißen Felsen zum Band abgeklettert.    
Von rechts betrachtet wäre der Durchschlupf oberhalb des Schneefeldes möglich gewesen.
(So wie von Justus beschrieben).

Jetzt heißt es aber mal aufpassen zwei Verhauer reichen, zumal ich  ja noch am Anfang der Tour stehe.
Das Frifad ist hier sehr gut gangbar. Auf einem guten Gamspfad um eine Kante herum und weiter
zum Nordpfeiler oberhalb Darliegg. Ein herrliches Band ! Tiefblicke zum Klöntalersee garantiert.
Nun weiter auf Frifad die Nordwand westwärts queren bis Sunnegg.
Hier wird Frifad verlassen. Der Pfeiler oberhalb Sunnegg hat einen schönen Kamin direkt nach Sunnegg zeigend, dieser ist aber nicht der richtige, vielmehr wird der Pfeiler westwärts (rechts) umgangen.
hier leitet eine Rinne leicht auf das nächst höhere Band. Auf diesem weiter westwärts bis zur Grashalde. Diese steil nach leicht rechts hinauf, zu einem gratartigen Vorsprung direkt unter senkrechten Felsen.
Um diese nach rechts herum und über Schrofen nach links hinauf zum Trichter/Mulde. Bei geeigneter Stelle vor dem Trichter über steile rippige Felsen ca. 8m hinauf und nach links durch den Trichter hindurch. Auf der anderen Trichterseite leitet eine schöne Runse auf das Band oberhalb des hellen Felsriegels.
(Der Trichter/Mulde kann direkt nur durch Überwindung eines kleinen Überhangs erreicht werden, deshalb bereits vorher über rippige Felsen hinauf.)
Über dieses Band ostwärts fast bis zu einer markanten Rinne, an dessen rechten Begrenzung über gestufte Felsen hinauf. Bei geeigneter Stelle wird die Runse ostwärts überschritten. Mann peilt den unteren westlichen Wandansatz des großen Pfeilers/Wandturms an. (Direkt oberhalb Sunengg)
Hier nun dem logischen Gang folgend immer zwischen der Rinne und dem Wandturm auf teils schuttigen
Felsen aufsteigen. Im oberen Drittel wird der Aufstieg auf zunehmend brüchigem Fels jedoch unschwierig weitergeführt. Sobald die Felsen über einem markant steiler werden, über eine unscheinbare Scharte nach links über ein gutes Verbindungsband zum großen Schuttband unter den Gipfelfelsen ausweichen.

Bis hier alles herrliche Bergsteigerei. Das nun folgende schuttige Band hat eine beachtliche Neigung vor allem aber bewegt sich hier alles. Jeder Tritt rutscht nach/ab. Fast alles was angefasst wird bewegt sich. Bei jedem Schritt wird eine Steinschlag ausgelöst, welcher poltern durch die steilen Bruchrunsen abgeht.
Diese ca. 250m lange Querung unter der Ruchennadel hindurch ist der Adrenalinschocker auf dieser Tour. Durch einen weit im  vorhinein auszumachenden tief eingeschnittenen Kamin hinauf, und über brüchige Felsen leicht rechts haltend zum Ruchen Westgrat.
Ankunft direkt am Stand für die letzte steile schöne Seillänge zum Ruchengipfel. Nun über diesen gutgriffig hinauf zum Gipfel des Ruchen.
Gipfel nach 8:30 Std erreicht.
Abstieg über Glärnischhütte, leider hatte das Alpentaxt ab Chäseren Motorschaden, also doch wieder nach Vorauen hinauslatschen.

Eindrucksvolle lange Tour
besonders schön das Frifad
Kletterei bis max. III+
Wehrmutstropfen ist das schuttige Band ganz oben.
Durchaus empfehlenswerter Weg durch die Wand


 
  



Tourengänger: Dolmar


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Kommentare (12)


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komsomolez hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2015 um 01:29
Gruselig. Respekt!

justus hat gesagt: grandiose tour!
Gesendet am 16. Juli 2015 um 06:25
hoi dolmar,
wieder eine geniale tour von dir. erst vor zwei wochen haben wir wieder aus dem chaltäli zum ruchenpfeiler hinübergeschaut und uns gegruselt, wie man da alleine hinaufsteigen kann :)

schon vom ruchenwestgrat sieht das gelände unterhalb ja abartig bröselig aus. dein bericht schreckt ja dann auch etwas ab.

weiterhin unfallfreie (und verhauerfreie) touren
/justus

Dolmar hat gesagt: RE:grandiose tour!
Gesendet am 16. Juli 2015 um 16:35
Merci Justus, wenn mann sich an deine Info`s hält
also keinen Verhauer hat, ist nur das obere Schuttband gruslig. Sonst nicht all zu schwer.

Gruß
Markus

maesae hat gesagt: Faszinierend!
Gesendet am 16. Juli 2015 um 09:09
Hallo Dolmar

mein Herz flattert bereits wieder... echt krasse Leistung im Alleingang!

Dank deinen Berichten kann ich Bergtouren (mit)erleben, welche ich mir selber nicht zutrauen kann/darf! Die Beschreibungen sind sehr informativ, authentisch und hilfreich für allfällige "Nachahmer". Dass du die "Verhauer" zugestehst und dokumentierst ist ebenfalls eine gute Sache, so weiss man auch welche Linien nicht begangen werden sollen. Kurz gesagt, solche Berichte werten das hikr.org meines Erachtens massiv auf! Vielen Dank

...übrigens, Du hast mich ziemlich sicher gesehen an diesem Tag, ich war auch an der Wand. Jedoch mit dem Helikopter (blau), vom Darliegg und noch höher dem Ruchenpfeiler entlang (vorinspiziert), irgendwann will ich den auch klettern! ;-) Zu diesem Zeitpunkt warst Du gem. Fotos (Zeitangabe) etwas oberhalb Sunnegg.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei den weiteren Projekten und pass auf!
Marcel

Dolmar hat gesagt: RE:Faszinierend!
Gesendet am 16. Juli 2015 um 16:39
Merci Marcel,
Die Tour ist gut machbar, halt recht lang. Der Ruchenpfeiler ist deutlich anspruchsvoller, vor allem auch oben der brüchige Teil, bei R212 ist das Gelände vergleichsweise flach und deshalb entspannter zu gehen. Bis auf das obere Band.
Ja den Hubschrauber hab ich gesehen. Hätte natürlich gewunken wenn ich gewusst hätte das da ein Hikr. drin ist. (Hahaha)
Gruß
Markus

PStraub hat gesagt: Gratulation und Dank
Gesendet am 16. Juli 2015 um 10:24
Absolut krasse Begehung - ich krieg' schon vom Lesen Nasenbluten ..

Gruss Peter

Dolmar hat gesagt: RE:Gratulation und Dank
Gesendet am 16. Juli 2015 um 16:40
Merci Peter,
hab schon seit 2 Tagen auf deinem Tödi Bericht gewartet

Gruß
Markus

dominik hat gesagt: RE:Gratulation und Dank
Gesendet am 17. Juli 2015 um 13:49
Gute Beschreibung der Gefühle beim Lesen des Berichts!

Gruess
Dominik

Primi59 hat gesagt: RE:Gratulation und Dank
Gesendet am 17. Juli 2015 um 18:18
Hey Dolmar,
ich schliesse mich voll den Andern hikr`s an. Deine Berichte sind einfach toll !
Apropos Taxi, abwärts gehts doch auch ohne Motor !!! ;-))

Grüässli
Priska

Dolmar hat gesagt: RE:Gratulation und Dank
Gesendet am 20. Juli 2015 um 07:35
Merci Priska,

Ich brauch ja auch ewig einen zu schreiben.
Das Taxi wär mir schon arg recht gewesen.
Mir tun abwärts nach so einer langen Tour bald die Knie weh.

Grüsse ins Glarnerland

Dolmar hat gesagt: RE:Gratulation und Dank
Gesendet am 20. Juli 2015 um 07:34
Merci Dominik,

Sportliche Grüsse
Markus

DonMiguel hat gesagt: Schöne Tour!
Gesendet am 11. September 2018 um 10:31
Die Schwierigkeit S hast du gegeben weil es so im Führer steht oder weil du es so empfunden hast? Nur weil du schreibst, dass sich die Kletterein im lll+ hielten?


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