Gränzgänger


Publiziert von Dimmugljufur , 11. Juli 2015 um 22:16.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:11 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto oder PW auf die Schwägalp

Im Alpstein gibt es immer wieder Neues zu entdecken und zu bewandern bzw. zu erkraxeln. Die Felsen dort eignen sich meist hervorragend dazu, zumal meist fest, wenig brüchig und griffig, Scharfkantig noch dazu, sodass ich kaum mal ohne Schrammen nach solchen Touren heimkehre. Aber für die Aus- und Tiefblicke, die sich mir heute wieder offenbarten, nehme ich das noch so gerne in Kauf. Eine mögliche Grat-Trilogie hatte ich mir für heute vorgenommen.

Gestartet wurde um 08.00 Uhr auf der Schwägalp und über die Chammhalden-Route rastlos bis zum Sattel P.2325 aufgestiegen. Eine eher weniger frequentierte, aber dafür umso schönere Kraxelei, meist gut markiert (orange) und sehr intuitiv zu gehen. Leider hatte das Wetter in diesem Aufstieg noch Wolken und viel Wind für mich parat. Später sollten sich dann die Wolken sprichwörtlich vor dem blauen Sommerhimmel in Luft auflösen, der Wind jedoch blieb böig.

Der Aufschwung auf den Hüenerberggrat kann nach einem kurzen Abstieg auf den Wanderweg fast beliebig erfolgen, die erste Gratüberschreitung an diesem Tag war dann schon in vollem Sonnenschein zu machen. Technisch nicht die ganz grosse Herausforderung, einige kurze Felsübungen, aber dafür Ausblick und Weitsicht im Überfluss. Eine sehr genussvolle Sache. Nur der schon erwähnte Wind zog ab und an einige Gleichgewichtsstörungen mit sich.

Über Hüenerberg selber und Höchnideri gings hinunter zum Mesmer und von da direkt wieder in die Wand zur Agetenplatte, einem kleinen 300hm-Abschnitt, steil, aber stets gut gesichert und für jeden trittsicheren Wanderer machbar. Wieder im Wind auf der Agetenplatte gabs das obligate Wandermüesli zum Zmittag.

Aus kontitionstechnischen Gründen entschied ich mich, nicht von hier direkt die Rossmad-Gratüberschreitung zu beginnen, sondern zuerst die 400hm hinunter zur Meglisalp unter die Füsse zu nehmen, um da quasi "auf einen Kaffee" vorbeizuschauen, nur um das Teil nachher wieder hoch zu stürmen. In der Mittagssonne wurde das eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit.

Schweisstreibend war danach auch die Rossmad. Weniger der zu bewältigenden Höhenmeter wegen, sondern eher weil hier die technischen Schwierigkeiten wieder zunahmen und man ab und zu nach "Lösungen" für gewisse Probleme suchen musste und dazu schon auch mal einige Meter zurückklettern musste. Vielleicht machte sich aber auch die schon verstrichene Zeit von gut 6h bemerkbar und dass die Moral so langsam aber sicher abnahm.

Leider ist das letztes Jahr installierte Gipfelbuch auf dem Rossmad Mittelgipfel (von berglerFL letztes Jahr freundlicherweise installiert) nass geworden. Es trägt bislang drei Einträge. Noch vor dem Wagenlückenspitz bin ich dann abgestiegen und zur Wagenlücke auf dem normalweg hochgekrochen. Die verrichtete Schwerarbeit meiner Beine meldeten mir jetzt fast jeden Meter Aufstieg zurück. An diesem Punkt war ich mir nicht sicher, ob ich die Bösegg-Route noch wagen soll oder besser den Normalweg unterhalb des Grats nehmen sollte.

Als ich dann aber eine 3er-Gruppe auf dem Ostgrat sah, liess mich eine weitere luftige Erfahrung ca. 300m nach der Wagenlücke automatisch nach rechts in die Felsen steigen. Hier sind immer Wegspuren ersichtlich und die Route ist absolut eindeutig. Meist besteht der Aufstieg aus gutem Gehgelände und ist von der Schwierigkeit her mit der Rossmad nicht gleichzusetzen. Ab und zu luftige und ausgesetzte Stellen sollen aber natürlich bei einer solchen Route nicht fehlen. Unterhalb der alten Säntis-Hütte sind noch ein paar Stahlseile angebracht, die man nutzen kann und am Schluss kann man sich unter den Augen der speisenden Gipfelbesucher über das Geländer schwingen und hats geschafft. Für meine geschundenen Muskeln keinen Höhenmeter zu früh ;-)

Persönlich würde ich den Hüenerberggrat mit T4 beschreiben, Rossmad hat durchaus T6-Stellen drin und ist auch nicht ganz leicht abzusteigen wenn man mal keine Lust mehr hat. Den Säntis-Ostgrat würde ich mit T5 angeben.

Auf dieser Tour beging ich den ultimativen Fail: In meine Spiegelreflexkamera war keine Speicherkarte eingelegt. Die tummelte sich zuhause im Kartenleser des Computers. Deshalb leider nur ziemlich schlampige Handyfotos, sorry :D

Tourengänger: Dimmugljufur


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Kommentare (7)


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berglerFL hat gesagt: Gipfelbuch
Gesendet am 12. Juli 2015 um 20:15
Gratulation zu dieser tollen Tour! Freut mich mal wieder was von der Rossmad zu lesen! Wirklich schade das mein Gipfelbuch nach nicht einmal einem Jahr schon nass ist. Ist hald doch nicht alles "wasserdicht" wo wasserdicht drauf steht.... Freut mich aber das es trotzdem schon drei Einträge hat! Fällt das Buch schon fast auseinander oder überlebt es noch ein paar Monate? Werde es wohl austauschen gehen.
Gruss berglerFL

Dimmugljufur hat gesagt: RE:Gipfelbuch
Gesendet am 12. Juli 2015 um 20:34
Salü und merci für den Kommentar! Ja es lebt noch und ist mit "Chugi" auch noch zu beschreiben. Das passt schon noch eine Zeit lang, es waren noch keine Verwesungsgerücke auszumachen ;-) Aber sehr gut platziert und leicht zugänglich, habe es gleich gefunden =)
Gruess,
Dimmu

berglerFL hat gesagt: RE:Gipfelbuch
Gesendet am 12. Juli 2015 um 20:44
OK, dann gehts ja noch ;-)
Auf einem so tollen Gipfel braucht es einfach ein Buch.

Kaj hat gesagt: Hüenerbergsattel(2325m)
Gesendet am 10. September 2016 um 15:34
Hoi Dimmu,
ich finde deinen Bericht sehr informativ und die Route auch logisch - obschon für etliche Wanderer zu ambitioniert.
Aber ein BringService für Getränke auf die AgetePlatte könnten die MeglisÄlpler schon einrichten - 380Hm für einen Kaffee ist happig.
>Der Aufschwung auf den Hüenerberggrat kann nach einem kurzen Abstieg auf den Wanderweg fast beliebig erfolgen,
Was ich nicht verstehe - wenn du schon auf dem Hüenerbergsattel warst, dann bräuchtest du nicht 50Hm zum WanderWeg abzusteigen, auf diesem weitere Hm verlieren, um dann wieder auf den Grat/Hüenerberg aufzusteigen. Vom Hüenebergsattel geht es fast eben über den Grat zum Hüenerberg (T2)....
Oder habe ich deine Formulierung misverstanden?
ciao Kaj

Dimmugljufur hat gesagt: RE:Hüenerbergsattel(2325m)
Gesendet am 11. September 2016 um 13:59
Salü Kaj,
ja schon wahr, die Runde zur Meglisalp und zurück hat wohl mehr Energie verbraucht, als ein Kaffee eingebracht hat ;-)
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr ganz sicher, warum mir die Route so am Hüenerberggrat so logischer erschienen ist. Ich weiss noch, dass sich da ein paar Restschneefelder getummelt haben, denen ich ausweichen musste, aber ob das der Grund dafür wär, erst einige hm abzusteigen, kann ich leider nicht mehr sagen =)
Aber falls Du da mal vorbeischaust, würde ich mich über einen Link zur Beschreibung und eine direkte Route sehr freuen!
Gruss,
Dimmu

Kaj hat gesagt: RE:Hüenerbergsattel(2325m)
Gesendet am 11. September 2016 um 21:17
Hoi Dimmu,
wenn man die Chammhalde aufsteigt, gelangt man zum Hüenerbergsattel(2325m), wo man rechts auf den Girenspitz-NO-Grat aufsteigen könnte oder auf der anderen Seite (SO) absteigen zum WanderWeg, wie du es tatest.
Richtung NO, direkt auf den Hüenerberg zuhaltend, ist ein leicht begehbarer Grat, dem man in launigem auf/ab einfach folgt.
Bei normaler Sicht ist die Sache selbst-erklärend
ciao Kaj

Dimmugljufur hat gesagt: RE:Hüenerbergsattel(2325m)
Gesendet am 11. September 2016 um 22:35
Du hast Recht, wirklich selbsterklärend =) Lässt mich en den Gründen zweifeln, nicht direkt dem Grat gefolgt zu sein.
Schöne Fotos übrigens, ich erkenne die eine oder andere nette Stelle wieder =)


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