Mont Blanc


Publiziert von Erli , 6. Juli 2015 um 23:15.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Mont Blanc
Tour Datum: 1 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2550 m
Abstieg: 2550 m
Strecke:20 km

Die Besteigung des Mont Blanc war schon seit langem ein Traum; dass es gleich beim ersten Versuch geklappt hat, erfüllt mich mit tiefer Freude und Dankbarkeit. Es ist mir wohl bewusst, dass bei diesem Gipfelerfolg für mich als "normalen" Bergsteiger zwei günstige Faktoren zusammen passten: Die äußeren Bedingungen waren hervorragend - kaum Wind, gute Sicht- und Firnverhältnisse und eine sehr stabile Hochdrucklage. Zudem war ich auch konditionell in der Lage, die Höhe zu meistern.

Am 30. Juni traf ich nachmittags in Les Houches ein. Mit der letzten Seilbahn ging es hoch zur Station Bellevue; die Dame der Bergbahn war sogar so freundlich, über Funk die Tramway zu verständigen, die dann bei der Bergstation kurze Zeit später eintraf. In recht stimmungsvoller Fahrt ging es nun bis zur Endstation Nid d´Aigle auf knapp 2.400 m. Der Hüttenaufstieg zum Refuge de Tête Rousse auf 3.167 m führt recht unansehnlich durch eine "Steinwüste", die letzten dreihundert Höhenmeter stärker ansteigend. Schon von weiten kann man die Felskuppe, auf der die Hütte liegt, ausmachen, und darüber ist auch die Goûterhütte zu erkennen. Die letzten Meter führen über ein Firnfeld zur gemütlichen Hütte, in der wir das Nachtlager beziehen. Die Bewirtung der Hütte ist uneingeschränkt zu empfehlen!

Am 1. Juli geht es dann nach einem kurzen Frühstück gegen 2.15 Uhr los. Auf dem Weg durch das berüchtigte Grand Couloir und dem anschließenden Aufstieg durch die steile Felsrippe zur Gouterhütte (II) stiegen wir gemeinsam mit einer polnischen Seilschaft durch den teilweise brüchigen Fels. Mir erschien die Felsrippe aufgrund zahlreicher loser Brocken kaum weniger heikel als das Couloir, das bei uns ruhig blieb; allerdings hörten wir, als wir uns bereits in den Felsen befanden, doch ab und zu Steine hinunterkommen. Diese Schlüsselstelle bleibt wohl unberechenbar. Nach drei Stunden Aufstieg war die Aiguille du Gouter und damit der erste Gipfel erreicht! Mittlerweile ging auch die Sonne auf. Nun führte die Spur über den Gletscher die steile Flanke zum Dome du Gouter hinauf. Das zermürbende an diesem Weg ist, dass man den Gipfelaufbau des Mont Blanc wirklich erst dann vor sich sieht, wenn man den Dome du Gouter erreicht hat. Dann aber ist das Panorama umso eindrücklicher: Über dem Dome, der ja schon eine Höhe von 4.304 m erreicht, erhebt sich der König der Alpen noch einmal 500 Meter höher!

Vor dem Schlussanstieg geht es zunächst hinab in den Col du Dome und dann hinauf zum Vallotbiwak, wo eine weitere Pause angesagt ist. Dieser letzte Abschnitt erfordert noch einmal alle Konzentration: Bereits der Anstieg zum Grand Bosses ist sehr steil; die Spur führt nach diesem Grathöcker wieder etwas hinab auf den Petit Bosses, danach steilt das Gelände erneut auf, und der Grat wird stellenweise nur zwei Schritt breit; die letzten einhundertfünfzig Höhenmeter muss ich ziemlich kämpfen, während andere scheinbar leichter vorankommen, doch dann ist es geschafft: der Grat flacht ab, wird wieder breiter, und es geht nicht mehr höher: gegen 11.15 Uhr ist das Gipfelplateau des Mont Blanc erreicht. Ich habe mir ausgemalt, was ich wohl empfinden würde; aber erst einmal war ich schlicht froh, nicht mehr weiter aufsteigen zu müssen. Die überwältigende Freude sollte sich erst viel später im Tal einstellen!

Auf dem Gipfel ist es beinahe windstill; fast könnte man ein Mittagsschläfchen machen, aber das ist auf dem Mont Blanc sicher nicht angebracht. Eine andere Seilschaft ist vom Mont Maudit her aufgestiegen. Man unterhält sich, macht Fotos, und bereitet sich langsam auf den langen Abstieg vor. Der Abstieg vom Grat geht zügig, aber der Gegenanstieg zum Dome du Gouter kostet Kraft, danach geht es durch nunmehr aufgeweichten Sulz in zügigem Tempo zurück zur Aiguille du Gouter. Die Felsrippe ist jetzt voll von Bergsteigern, die zur Hütte aufsteigen. Es ist zu gefährlich, sich nun unter Zeitdruck zu setzen, und so nehmen wir uns beim Abstieg Zeit - im Bewusstsein, die letzte Bahn zu verpassen. Da die Tete Rousse-Hütte belegt und ich nicht für zwei Nächte gebucht hatte, ging der Abstieg weiter - bis zur kleinen Nothütte Refuge des Rognes, in der ich trotz recht spartanischer Verhältnisse eine gute Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen nimmt uns dann die erste Bahn hinunter nach Les Houches

Fazit: Die Besteigung des Mont Blanc war eine wirkliche Traumtour; für mich wird dies in meinem Leben der höchste Berg sein, den ich je besteigen werde. Die Eindrücke und Begegnungen wirken noch lange nach. Die Schwierigkeitsbewertung (WS) sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass allein schon angesichts der Dimensionen des Berges wirklich alles stimmen muss. Das war Anfang Juli 2015 gottseidank der Fall.

Tourengänger: Erli


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Kommentare (5)


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Baldy und Conny hat gesagt: wir gratulieren
Gesendet am 7. Juli 2015 um 00:01
zum Mont Blanc

Gruess Angelo und Conny

garaventa hat gesagt: Perfekt
Gesendet am 7. Juli 2015 um 06:23
Auch von meiner Seite aus zolle ich Dir Anerkennung für diese tolle Tour und den sehr guten Besteigungsbericht.

Deine zahlreichen, guten Bilder lassen den Leser den Verlauf der Tour gut nachempfinden.

Gruss garaventa


alpstein hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 7. Juli 2015 um 06:34
Toller Bericht und auch Fotos.

Gigantische Berglandschaft!!

Gruß
Hanspeter

Eszti hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 7. Juli 2015 um 10:59
Hi Erli,
super Bericht und Fotos!
Hilft viel die Mont Blanc Besteigung zu planen :)
Eszter

morphine hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2016 um 14:56
Toller Bericht und super Fotos. Hach, da werden Erinnerungen wach!

Gruß
morphine


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