Wandfluh und Glattmar - Zwischen kitzligen Tiefblicken und Walser Alpidylle


Publiziert von Grimbart , 3. Juli 2015 um 19:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:28 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1170 m
Abstieg: 760 m
Strecke:ca. 12,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der S1 nach Nenzing Bahnhof. Mit Landbuslinie 76 weiter nach Thüringen, Gemeindeamt, und umsteigen auf die Linie 77 bis Sonntag, Hst. Abzw. Buchboden. Dort weiter mit dem Rufbus der Linie 77a nach Buchboden.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Linie 77 ab Sonntag, Hst. Seilbahn, nach Thüringen, Gemeindeamt. Weiter mit der Linie 76 nach Nenzing, Bahnhof, und umsteigen auf die S1.
Unterkunftmöglichkeiten:Breithornhütte (privat)
Kartennummer:ÖK25V 1224-Ost (Bezau); Kompass WK-Nr. 32 (Bludenz, Schruns, Klostertal)

Die Oberpartnomalpe im Wandergebiet von Sonntag-Stein hat es schon zu Filmehren gebracht. Reinhold Bilgeri verfilmte vor einigen Jahren die Lawinentragödie von Blons 1954 und ließ dazu auf der Oberpartnomalpe das Dorf Blons nachbauen. Die Filmkulissen sind mittlerweile wieder abgebaut, verblieben ist eine der für das Großwalsertal typische Alpsiedlung, die zahlreiche Wanderer anzieht.

Die Parzelle Stein lässt sich von Sonntag aus bequem mit einer urigen Seilbahnfahrt quer über das Tal erreichen oder aber auch auf alten Wanderpfaden. Neben Walser Alpidylle wartet das Wandergebiet auch mit einem einfach zu erreichenden Gipfel und einer kitzligen Schauwarte auf. Dies in einer Tour zu verbinden war mein erklärtes Ziel. Als Ausgangspunkt wählte ich Buchboden im hintersten Großwalsertal.

 

Von der Kirche bei Buchboden folgt man zunächst der Straße talein. Nach etwa 350m biegt man nach rechts ab und folgt dem Zufahrtsweg bis zu einem Bauernhof. Hier führt ein Wiesenpfad unterhalb des Hauses vorbei hinab zu einem Steg über die Lutz. Bei der folgenden Wegkreuzung achtet man auf die Wegweiser und bleibt auf dem geradeaus führenden Pfad, der einen hinauf zu den Häusern von Litze leitet.

Nach einer Rechtskehre zweigt ein Waldsteig ab über den man im Zick-Zack das Vordere Sattelmaisäß erreicht. Der Steig präsentierte sich relativ matschig, war aber im Vergleich zu dem folgenden Wegabschnitt hinüber zum Hinteren Sattelmaisäß noch eine Wohltat. Von Kühen kritisch beäugt und verfolgt kam ich mir indes wie ein Alpjunge vor. Blieb ich stehen und drehte mich um, so blieb auch die Leitkuh stehen. Dabei hatte ich nichts dabei was für die Kühe von Interesse gewesen wäre.

Vom Hinteren Sattelmaisäß folgt man kurz einem Fahrweg hinab zu einem Schuppen. Über einem besticht bereits die 400m hohe senkrechte, teilweise überhängende und in einem Bogen verlaufende N-Wand der Wandfluh – Nomen est Omen! Die nächste ¾ Stunde wird sie ständiger Wegbegleiter sein.

Beim Schuppen vom Fahrweg ab und über eine Alpweide gerade hoch an den Waldrand. Eine weiß-rot-weiße Markierung an einem Baum zeigt den Beginn des Steiges an. Im Zick-Zack und auf schmalem Pfad, teils durch Wald, dann wieder über lichteres Gelände zieht der Steig nun hoch zu den Hütten am Hinteren Steinbild. Je höher man steigt desto eindrucksvoller werden die Blicke über das Hutlatal. Da reiht sich ein Felsgigant an den nächsten und der krönende Abschluss bildet die Rote Wand.

Am Hinteren Steinbild machte ich dann meine erste Rast und versuchte mich an der „Echowand“ - einer Station des Klangraum Stein – und tatsächlich, die Wandfluh trägt auch den Namen „Echowand“ zu Recht. Jetzt hatte ich dann aber genug davon ständig im Schatten der Wandfluh zu wandern, jetzt wollte ich ihr endlich aufs Haupt bzw. auf die Schulter steigen, denn das Oberende der Abstürze bildet eine Gratschulter ohne richtigen Gipfel.

Dazu folgt man vom Hinteren Steinbild dem Fahrweg hinauf zur Unterpartnomalpe. Die Kehren des Fahrweges lassen sich auf kleinen Fußwegen abkürzen, die nicht zu übersehen sind. Hat man dann die Weiden der Unterpartnomalpe erreicht so nimmt man für kurze Zeit wieder mit dem Fahrweg vorlieb bis zu einer Rechtskehre. Hier zweigt ein Ziehweg nach links ab, der nahezu eben auf den Rücken der Wandfluh führt. Danach führt ein Steig über den bewaldeten Kamm hinüber zum höchsten Punkt der Wandfluh. Die Schaukanzel hält auch hier oben was sie von unten versprochen hat. Besonders eindrucksvoll sind nicht nur die Tiefblicke, sondern auch der Anblick von Bettlerspitze und Roter Wand über dem Hutlatal. Einfach genial!

Nach der wohlverdienten Mittagsrast wartete nun das eigentliche Tagesziel – der Glattmar, ein Grasberg mit rundum steilen Hängen, die zu Frühzeiten von den Walsern noch bewirtschaftet wurden. In älteren Karten findet sich daher auch noch der Name Glattmahd, der den Berg sehr gut beschreibt.

Wieder zurück am Fahrweg geht’s eben eben hinüber zu den Hütten der Unterpartnomalpe. Hier würde sich die Wandfluhhütte noch für eine Stärkung vor dem finalen Gipfelsturm anbieten. Diese ließ ich aber links liegen und bog bei der darauf folgenden Alphütte nach links auf einen Alpweg ab. Diesem folgt man bis zu einem Bächlein. Hier vom Weg nach rechts ab und zunächst auf undeutlichem Steig in einer weiten Kehre hinauf zum NW-Rücken des Glattmars. Auf diesem anschließend weiter bis zur Bergstation eines Sesselliftes.

Hier beginnt nun der finale und schweißtreibende Schlussanstieg über den ausgeprägten mit Fichten bestandenen NW-Grat. Bei Nässe sollte man hier vor allem beim Abstieg Vorsicht walten lassen. Oben angelangt breiten sich vor einem die Felsburgen des westlichen Teils des Lechquellengebirges auf – allen voran die Rote Wand. Dahinter zeigt sich aber auch die Felsnase des Spuller Schafbergs.

Vorerst hatte ich den Gipfel für mich alleine, was mich ein wenig überraschte. Das lag aber wohl an der „späten“ Ankunft. Wäre nicht eine hartnäckige Wolkennocke aufgezogen, die sich just anschickte für längere Zeit stationär über dem Glattmar zu verharren, hätte ich wohl noch länger das Felsambiente in mich aufgesogen. So machte ich mich an den Abstieg zur nahen Breithornhütte bei der Oberpartnomalpe. Bei der Bergstation des Sesselliftes geht’s zunächst über Alpenrosenhänge hinunter zu einem bereits sichtbaren Ziehweg. Danach hat man in wenigen Minuten die in herrlicher Lage gelegene Breithornhütte mit ihrer ausladenden Sonnenterrasse erreicht.

Gegen 16 Uhr brach ich dann von der Breithornhütte auf in Richtung Seilbahn. Die Seilbahn hat sehr wanderfreundliche Zeiten und fährt von morgens 8:30 Uhr bis abends 17:30 im Viertelstundentakt (nur zu Mittag gibt es eine Stunde Pause). Es war also auch im Abstieg keine Eile geboten. Bis zur Unterpartnomalpe wandert man auf einem Fahrweg. Danach geht’s bei der Wandfluhhütte über die Alpweiden hinunter nach Stein. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass mir noch eine Stunde blieb bis zum letzten Bus. Das Seilbahn-Stüble bei der Bergstation war daher zum Ausklang des gelungenen Tages noch sehr willkommen.

 

Anmerkung:

Die Linie 77a von Sonntag nach Buchboden fährt nur bei Bedarf. Anmeldung am Vortag bis 20 Uhr unter +43 664/882 95 404, oder 1 Stunde vor der Abfahrtszeit. Die fahrplanmäßigen Kurse können unter www.vmobil.at abgefragt werden.

 

Gehzeiten:

Buchboden – Litze – Hinteres Sattelmaisäß (ca. 50'') – Hinteres Steinbild, Echowand (ca. 50'') – Wandfluh (ca. 45'') – Wandfluhhütte – Glattmar (ca. 1' 20'') – Oberpartnom, Breithornhütte (ca. 30'') – Unterpartnom – Sonntag-Stein, Bergstation Seilbahn (ca. 50'')


Tourengänger: Grimbart


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