Cima dei Preti (2706m) - höchster Berg der Friauler Dolomiten
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Die Friauler Dolomiten, ein Gipfelmeer aus Kalkriesen, am Südrand der Alpen, wo die Berge bereits wieder in die weite italienische Ebene auslaufen, sind eine ursprüngliche und eine weitgehend nur wenig erschlossene Gebirgsgruppe. Dies mag einerseits an der isolierten Lage vom Zentrum der Dolomiten liegen, andererseits an der geringeren Seehöhe der Gipfel, die sie dadurch bedingt nicht gar so mächtig erscheinen lassen. Auch gibt es nur wenige Berghütten oder Biwakschachteln und Informationen über mögliche Gipfelrouten sind praktisch nicht existent, es könnte sich letztendlich gar der Eindruck aufdrängen, es gäbe hier nichts zu „holen“. Auch wenn das Gute tatsächlich so nah zu liegen scheint, die relativ fernen Dolomitis faszinieren und ziehen magisch an - daher das für heute angestrebte Gipfelziel, die Cima dei Preti.
Bei der Ponte Compol (728m) im Val Cimoliana geht es heute bereits in der Morgendämmerung los, denn es soll ein recht warmer Tag werden. Man begibt sich also zunächst vom Parkplatz ins Val Compol (Wegweiser "Bivacco Greselin"). Es lässt sich bereits jetzt erahnen, dass es sich um einen anstregenden Anstieg handeln muss, die steilen Waldhänge inmitten der himmelsstrebenden Felswände verheißen nichts Gutes. Zunächst am Bach auf einem breiten Weg taleinwärts, später den Wald aufwärts bis zu einer Wegverzweigung. Hier geht es es vorerst wieder hinab (immer markiert; geringer Höhenverlust), bis man auf Felsblöcken den Bach überqueren kann; gegenüber (Steinmännchen) kurz bergan bis zu einem markanten Wasserfall; links nun sehr steil den schmalen Waldpfad aufwärts. Zufällig entdecke ich hier 4 Zecken an meiner Hose, insgesamt waren es an diesem Tag sicher 15 Stück (hohe Grashalme). Nach etwa 3 Stunden lichten sich die Latschen und die kleine Biwakschachtel wird auf einem aussichtsreichen Wiesenplateau erreicht.
Das Bivacco Greselin, umgeben von den Wandfluchten der Cima dei Preti (Gipfel teils schon zu sehen), ist zweckmäßig ausgestattet, ob des strengen und modrigen Geruchs würde ich es allerdings eher nicht vorziehen dort die Nacht zu verbringen. Die erste Felsstufe oberhalb der Biwakschachtel wird ziemlich genau in westlicher Richtung von ebendieser, bei einer Schwachstelle, überwunden (Stelle II; Steinmännchen). Danach hält man sich eher rechts, vorbei geht's an einer Edelweißwiese, gelegentlich auch schrofige Abschnitte, und schließlich weiter zu den Südwänden des Gipfels (zweite Steilstufe), die ein kleines Kar in seiner oberen Ausdehnung begrenzen. Die Route ist auch hier im Grunde eindeutig, denn man befindet sich jetzt etwas unterhalb des Verbindungsgrats, welcher die Cima dei Preti mit dem überaus markanten Duranno verbindet, was auch den Blick zu den höheren Bergen der Dolomiten erstmals ermöglicht.
Zum Überwinden der zweiten Steilstufe gibt es zwei Möglichkeiten: Der erste und etwas leichtere westliche Anstieg führt über eine Rampe (III-; Fixseile), der östliche hingegen durch eine - wirklich steile - Steilrinne (Einstieg III-, sehr ausgesetzt; sonst II+), wobei man im Kar noch etwa für 100m nach Osten quert. Ich entscheide mich für Variante 1, hier vermittelt der untere Ansatz einer steilen und abschüssigen Rampe, die an der Wand hinauf zieht, den Einstieg. Zu Beginn eine Stelle III-; alternativ wurde linkerhand ein langes Fixseil installiert (im Abstieg sehr sinnvoll). Anschließend eine Stelle II+ (zweites kürzeres Fixseil). Später geht's, auf feiner Kiesauflage, weiterhin sehr steil die Rampe aufwärts (Stellen II). Weiter oben allgemein leichteres Gelände (I+). Man steigt dort zunächst noch direkt an, bis man auf Trittspuren nach rechts queren kann. Dort vereinigen sich wieder beide Aufstiegsvarianten. Die verbleibende Wegstrecke zum Gipfel ist logisch, allerdings sehr unangenehm, aufgrund des oberen Geröllfeldes.
Am Gipfel ist kein Kreuz vorhanden, allerdings ein Gipfelbuch mit insgesamt wenig Einträgen. Der Dolomitenblick ist erwartungsgemäß toll, das Meer kann man hingegen leider nicht sehen, von Süden entstehen heute immer mehr Quellwolken.
Nach ausgiebiger Pause mache ich mich wieder an den Abstieg, bevor ich völlig im Nebel sitze und teste nebenbei auch gleich noch den anderen Weg, die Steilrinne. Hier entscheide ich mich, nachdem ich bereits das untere Ende erreicht habe, umzukehren, denn die leicht überhängende Schlüsselstelle (III-) befindet sich direkt über einer Schlucht. So klettere ich eben wieder komplett hinauf und verliere dabei rund 40 Minuten, was sich aber, ob der lustigen, anregenden Kletterei und aus Übungszwecken, dann doch gelohnt hat. Sonst entspricht meine Route für den Rückweg aber voll und ganz dem Aufstieg.
Schwierigkeiten:
Aufstieg zum Bivacco Greselin: T3 (anstrengend und steil; 3 Stunden).
Weiter zur Cima dei Preti: T6/III- (Schlüsselstelle III- sowie Fixseil, sonst leichter; viel brüchiges Gestein; 2 Stunden).
Fazit:
Eine sehr schöne Tour in traumhafter und einsamer Umgebung bei der bis auf das gelegentliche Rauschen der Bäche und Wasserfälle tiefe Stille herrscht - oft sind hier auch Steinböcke unterwegs. Die Kletterstellen sind weniger genussvoll, mindern den Gesamteindruck aber wenig.
Tourengänger:
Daniel87
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