Cima dei Preti (2706m) - höchster Berg der Friauler Dolomiten


Publiziert von Daniel87 , 15. Juli 2015 um 18:43.

Region: Welt » Italien » Friaul-Julisch Venetien
Tour Datum:26 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:P Ponte Compol-Val Compol-Bivacco Greselin-Cima dei Preti-Abstieg wie Aufstieg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zwischen Cortina und Belluno (SS51), in Longarone, abbiegen Richtung Erto (auf SR251). Vorbei am Vajont-Damm (Vajont disaster) und weiter bis nach Cimolais. Im Ort abbiegen nach links ins Val Cimoliana. Nach etwa 3km, bei der Ponte Compol, ein Parkplatz (kostenfrei).

Die Friauler Dolomiten, ein Gipfelmeer aus Kalkriesen, am Südrand der Alpen, wo die Berge bereits wieder in die weite italienische Ebene auslaufen, sind eine ursprüngliche und eine weitgehend nur wenig erschlossene Gebirgsgruppe. Dies mag einerseits an der isolierten Lage vom Zentrum der Dolomiten liegen, andererseits an der geringeren Seehöhe der Gipfel, die sie dadurch bedingt nicht gar so mächtig erscheinen lassen. Auch gibt es nur wenige Berghütten oder Biwakschachteln und Informationen über mögliche Gipfelrouten sind praktisch nicht existent, es könnte sich letztendlich gar der Eindruck aufdrängen, es gäbe hier nichts zu „holen“. Auch wenn das Gute tatsächlich so nah zu liegen scheint, die relativ fernen Dolomitis faszinieren und ziehen magisch an - daher das für heute angestrebte Gipfelziel, die Cima dei Preti.

Bei der Ponte Compol (728m) im Val Cimoliana geht es heute bereits in der Morgendämmerung los, denn es soll ein recht warmer Tag werden. Man begibt sich also zunächst vom Parkplatz ins Val Compol (Wegweiser "Bivacco Greselin"). Es lässt sich bereits jetzt erahnen, dass es sich um einen anstregenden Anstieg handeln muss, die steilen Waldhänge inmitten der himmelsstrebenden Felswände verheißen nichts Gutes. Zunächst am Bach auf einem breiten Weg taleinwärts, später den Wald aufwärts bis zu einer Wegverzweigung. Hier geht es es vorerst wieder hinab (immer markiert; geringer Höhenverlust), bis man auf Felsblöcken den Bach überqueren kann; gegenüber (Steinmännchen) kurz bergan bis zu einem markanten Wasserfall; links nun sehr steil den schmalen Waldpfad aufwärts. Zufällig entdecke ich hier 4 Zecken an meiner Hose, insgesamt waren es an diesem Tag sicher 15 Stück (hohe Grashalme). Nach etwa 3 Stunden lichten sich die Latschen und die kleine Biwakschachtel wird auf einem aussichtsreichen Wiesenplateau erreicht.

Das Bivacco Greselin, umgeben von den Wandfluchten der Cima dei Preti (Gipfel teils schon zu sehen), ist zweckmäßig ausgestattet, ob des strengen und modrigen Geruchs würde ich es allerdings eher nicht vorziehen dort die Nacht zu verbringen. Die erste Felsstufe oberhalb der Biwakschachtel wird ziemlich genau in westlicher Richtung von ebendieser, bei einer Schwachstelle, überwunden (Stelle II; Steinmännchen). Danach hält man sich eher rechts, vorbei geht's an einer Edelweißwiese, gelegentlich auch schrofige Abschnitte, und schließlich weiter zu den Südwänden des Gipfels (zweite Steilstufe), die ein kleines Kar in seiner oberen Ausdehnung begrenzen. Die Route ist auch hier im Grunde eindeutig, denn man befindet sich jetzt etwas unterhalb des Verbindungsgrats, welcher die Cima dei Preti mit dem überaus markanten Duranno verbindet, was auch den Blick zu den höheren Bergen der Dolomiten erstmals ermöglicht.

Zum Überwinden der zweiten Steilstufe gibt es zwei Möglichkeiten: Der erste und etwas leichtere westliche Anstieg führt über eine Rampe (III-; Fixseile), der östliche hingegen durch eine - wirklich steile - Steilrinne (Einstieg III-, sehr ausgesetzt; sonst II+), wobei man im Kar noch etwa für 100m nach Osten quert. Ich entscheide mich für Variante 1, hier vermittelt der untere Ansatz einer steilen und abschüssigen Rampe, die an der Wand hinauf zieht, den Einstieg. Zu Beginn eine Stelle III-; alternativ wurde linkerhand ein langes Fixseil installiert (im Abstieg sehr sinnvoll). Anschließend eine Stelle II+ (zweites kürzeres Fixseil). Später geht's, auf feiner Kiesauflage, weiterhin sehr steil die Rampe aufwärts (Stellen II). Weiter oben allgemein leichteres Gelände (I+). Man steigt dort zunächst noch direkt an, bis man auf Trittspuren nach rechts queren kann. Dort vereinigen sich wieder beide Aufstiegsvarianten. Die verbleibende Wegstrecke zum Gipfel ist logisch, allerdings sehr unangenehm, aufgrund des oberen Geröllfeldes.

Am Gipfel ist kein Kreuz vorhanden, allerdings ein Gipfelbuch mit insgesamt wenig Einträgen. Der Dolomitenblick ist erwartungsgemäß toll, das Meer kann man hingegen leider nicht sehen, von Süden entstehen heute immer mehr Quellwolken.

Nach ausgiebiger Pause mache ich mich wieder an den Abstieg, bevor ich völlig im Nebel sitze und teste nebenbei auch gleich noch den anderen Weg, die Steilrinne. Hier entscheide ich mich, nachdem ich bereits das untere Ende erreicht habe, umzukehren, denn die leicht überhängende Schlüsselstelle (III-) befindet sich direkt über einer Schlucht. So klettere ich eben wieder komplett hinauf und verliere dabei rund 40 Minuten, was sich aber, ob der lustigen, anregenden Kletterei und aus Übungszwecken, dann doch gelohnt hat. Sonst entspricht meine Route für den Rückweg aber voll und ganz dem Aufstieg.

Schwierigkeiten:

Aufstieg zum Bivacco Greselin: T3 (anstrengend und steil; 3 Stunden).
Weiter zur Cima dei Preti: T6/III- (Schlüsselstelle III- sowie Fixseil, sonst leichter; viel brüchiges Gestein; 2 Stunden).

Fazit:

Eine sehr schöne Tour in traumhafter und einsamer Umgebung bei der bis auf das gelegentliche Rauschen der Bäche und Wasserfälle tiefe Stille herrscht - oft sind hier auch Steinböcke unterwegs. Die Kletterstellen sind weniger genussvoll, mindern den Gesamteindruck aber wenig.

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (9)


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Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 15. Juli 2015 um 20:17
Respekt, eine noch nicht gelesene Tour auf einen mir nicht bekannten Berg. Sehr schön beschrieben und passend dazu bebildert, wirklich top! Leider etwas weit weg von mir und wohl eine Stufe zu schwierig für mich, dennoch geniale Tour!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juli 2015 um 18:42
Servus, ich danke Dir, einige Passagen dort waren auch für mich nicht ganz "ohne".... aber a scheene Tour...
Deine letzte Tour auf das Ochsenhorn sollte ich auch unbedingt mal wieder angehen, ist schon arg lang her, das ich oben war.... :-)

Beste Grüße


georgb hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2015 um 08:20
Fünf Sterne von mir! Scheint eine tolle Gegend zu sein, entwickelt sich zum Geheimtip, eigentlich wollte ich dieses WE auch dort sein. Schätze, auf dem Heimweg hast du den Cristallo mitgenommen!?
Grüße Georg

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juli 2015 um 18:50
Hallo Georg, auch Dir vielen Dank, ja die Gegend wird, wie ich glaube unterschätzt.... Den Cristallo wollte ich eigentlich machen, wusste aber nicht wie es dort, so hoch oben, Ende Juni, bezüglich Altschneefelder aussehen wird, kenne auch das Gelände nicht, daher habe ich diesen Berg gemacht, der stand auch schon lange auf der "Liste" :-) . Vielleicht geht der Cristallo noch im frühen Herbst, mal im Auge behalten...
Beste Grüße,
Daniel

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 18. Juli 2015 um 18:08
Schön, mal was aus dieser weltfernen Gegend zu lesen.
Durch die Fotos kommen doch wieder ein paar Erinnerungen an diese Tour vor 15 Jahren. Ich hab leider keine Bilder.
Das Val Cimoliana war immer einer der Orte in den Alpen, die ich unbedingt gesehen haben wollte. Vor allem die Straße dem Bachbett entlang bis zum Rif. Pordenone wollte ich einmal gefahren haben. Das ist einmalig in den Alpen.
Die Flutkatastrophe von Longarone vor 52 Jahren ist auch schon ziemlich in Vergessenheit geraten.
Dank Walter Pause „ Im Kalkfels der Alpen" war ich 1989 auf dem Duranno. Es gab so gut wie keine Infos von der Gegend, einen Rotherführer suchte man vergebens. Bis ich mir mal den CAI Führer „ Dolomiti Orientali II“ in Milano erstanden hatte. Wir sahen ihn mal unterwegs bei zwei Italienern. Danach war der Weg frei für unsere Traumberge in der Gegend, wie Preti, Cridola und Monfalconi di Montanaia. Berge mit so
wohlklingenden Namen reizen besonders. Leider ist die Gegend für mich am anderen Ende der Alpen und für so lange Fahrten habe ich nicht mehr die Kondition.
Gruß Günter

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. Juli 2015 um 20:57
Hallo Günter, ja, die Berichte aus dieser Ecke sind dünn gesät, man könnte meinen hier wird nie ein Berg bestiegen :-) .
Den Duranno muss ich auch unbedingt mal machen, der sieht ja schon toll aus, dafür braucht's bei mir aber vermutlich noch etwas Übung, der hat ja ein paar höchst unangenehme Passagen.....

Die kilometerlange Hügellandschaft im ehemaligen Vajont-Stausee wirkt schon irgendwie unheimlich, wenn man bedenkt, dass selbiger innerhalb von Sekunden vom Berghang gefüllt wurde.

VG, Daniel

Bracki hat gesagt:
Gesendet am 5. Dezember 2017 um 14:40
Großes Lob für diesen tollen Bericht. Da ich nächstes Jahr in dieser Gegend unterwegs sein möchte und man wahrlich nicht viel Berichte findet ist Deine Beschreibung dieser Bergfahrt wirklich Gold wert. Vielsagende Fotos und perfekte Routenausführung! Vielen Dank!
Gruß Bracki

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Dezember 2017 um 12:32
Dank Dir! Die Ecke ist echt schön, auch weil so wenig los ist, obwohl es an spektakulären Felsformationen nicht mangelt. Muss auch mal wieder hin.
Gruß, Daniel

Mieze hat gesagt: Update 2023
Gesendet am 11. September 2023 um 11:49
Wir waren am 8.9.2023 auf dem Gipfel. Die Fixseile sind nicht mehr da, stattdessen sind immer nach ca. 25 Metern Standplätze mit 2 Schlaghaken und angegammelten Schlingen eingerichtet. Insgesamt 4 Standplätze, die man auch zum Abseilen verwenden kann. Der letzte Standplatz befindet sich an einem kleinen Schartel, von dem man erst rechtshaltend, später eher links im schrofigen Gelände (I) aufwärts strebt, bis man links aussteigend das große Gipfelschotterfeld erreicht. Das Gipfelbuch ist inzwischen vollgeschrieben, viele zusätzliche Zettel sind da. Wer kann, nehme bitte ein A6-großes neues Büchlein mit hinauf. Die Sicht ist umwerfend, ein absolut einsamer und lohnender Gipfel!


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