"Coburger Klettersteigexpress"


Publiziert von Tobiwan , 15. Juni 2015 um 21:42.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:13 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K5- (SS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Unterkunftmöglichkeiten:Coburger Hütte

Mehr Klettersteig gibt's wohl im weiten Rund nicht: Seebener, Tajakante und Coburger Klettersteig lassen sich zu einer schönen aber fordernden Klettersteigtour verbinden. Jeder einzelne der drei Steige ist bereits ausführlich beschrieben, alle drei zusammen weniger oft.

Los gings um 8:15 an der Talstation der Ehrwalder Almbahn. Da für den Nachmittag Gewitter vorhergesagt waren, war ein Bisschen Gas geben angesagt, nochzumal ich eigentlich eine Stunde früher dran sein wollte - aber das Bett war einfach noch zu gemütlich... Der Einstieg des Seebener Klettersteiges kommt mir erstaunlich schwer vor, was wohl auf zu wenig Klettern in den letzten Monaten zurückzuführen ist - die Arme fühlen sich leicht gummiartig an und nach kurzer Zeit beginnt es leicht zu nieseln. Na prima. Also erst mal weiterkraxeln, umkehren kann ich auf der Coburger auch noch netter. Um 9:45 ist der Ausstieg erreicht und so langsam sind auch die Arme aus ihrem Winterschlaf erwacht.
10:15 am Einstieg der Tajakante - ich treffe auf ein Klettersteigpärchen, das mich freundlicher Weise nach kurzem Plausch vorgehen lässt. Es sollen für heute neben mir die einzigen auf diesem ansonsten hoch frequentierten Steig sein. Was so ein Bisschen Gewitterwarnung doch ausmacht. Indes hat sich mittlerweile der Föhn durchgesetzt und bläst recht konstant von Greisspitzen und co runter. So lange das so bleibt, muss ich mir ums Gewitter keine Sorgen machen. Ab und zu lässt sich auch die Sonne mal blicken.
Dass die Tajakante so beliebt ist, liegt nicht zuletzt an den sensationellen Tiefblicken auf die für mich schönsten Bergseen und nicht weniger prächtigen Bergestalten rundherum Und das Beste: Je höher man kommt, desto besser wird's! Um die müden Winterarme nicht über die Maßen zu beanspruchen, versuche ich beim Steigen ein Bisschen auf saubere Technik zu achten, was dank der meist hervorragenden Positionierungen der Verankerungen auch super klappt. Es gelingt mit ein Bisschen Schauen fast immer, aus einer entspannten Position heraus umzuklinken. A pro pos Klinken: Während man den Seebener wohl eher komplett durchsichert, habe ich darauf an der Tajakante zu etwa 2/3 verzichtet. Das spart Zeit und Kraft und das Gelände lässt es auch oft zu, ist doch der Fels erstaunlich fest (und das mitten in den Miemingern...).

Um 12:15, kurz nach dem samstäglichen Sirenenheulen, stehe ich ganz alleine am Gipfel des vorderen Tajakopfes - die Bergfeuerer, haben ihn kurz vor meiner Ankunft verlassen. Ihre Lasten haben sie bereits schön verteilt - mal sehen, vielleicht klappt's ja am kommenden Samstag, mir das Spektakel mal anzusehen. Jetzt aber erst mal Pause, schauen, Banane essen...
Nach dem Abstieg ins vordere Tajatörl lockt der Schnellabstieg ins Brendlkar mit schönem Firn, aber ich wollte ja Klettersteigen, also die 70 Hm Gegenanstieg zum Einstieg des Coburger Klettersteiges hoch gestapft und rein ins dritte Vergnügen. Dieses ist zwar nur sehr kurz (ca. 30 Hm) aber knackig. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich hier vor einigen Jahren, kurz nach der Errichtung dieses Steiges, mal aus purer Neugierde komplett ungesichert runtergekraxelt bin. Naja man wird halt älter und vorsichtiger... So stehe ich dann um 13:00 am hinteren Tajakopf und freue mich über diese schöne Klettersteigrunde. Der Abstieg verläuft dann auf übers hintere Tajatörl unprüblematisch und ab dort, dank ausgiebigem Schneefeldabrutschen, sehr kurzweilig.

Auf der Coburger Hütte angekommen dann der Schock: S gibt koa Maß! Also kurzerhand unwillig zwei Russenhalbe bestellt und ab zum Brotzeiteln hinter die Hütte. Dort erreicht mich eine sms: "10:00 Uhr bin jetzt am Einstieg - wo bist du?" Absteigenderweise rufe ich zurück (und ziehe dabei Hohn und Spott aller mir entgegenkommender und von mir überholten Wanderer auf mich - von wegen Telefonieren am Berg und so. Jetzt nur nicht stolpern...) Und siehe da: an der Seebenalm sitzt der Gregor bei seiner Hollerschorle - er wollte halt auch noch a Bissl raus. O-Ton Schweinsbraten Essen auf der Coburger Hütte.

Freue mich und weiter gehts gemeinsam Richtung Immensteig. An der Ganghofer Rast kommen uns bereits zwei Bergsteigerinnen entgegen, die mit an der Seebenalm waren. Was war da los? Das Rätsel löst sich schnell: Der Steig ist wegen nicht weiter klassifizierter Behinderungen gesperrt. WIr diskutieren kurz darüber, was uns mehr nerven würde: Versuchen abzusteigen und dann umkehren müssen oder via Ehrwalder Alm runterhatschen und feststellen, dass es doch gegangen wäre. Wir entscheiden uns für den Weg über die Ehrwalder Alm und siehe da: unten angekommen sehen wir grade zwei weitere Bersteiger, die ich bereits auf der Coburger gesehen hatte, vom Immensteig kommen. Ergebnis: Es nervt uns kein Bisschen ;-)

Was allerdings auf dem Steig los ist, habe ich nicht herausfinden können, da die Erwähnten zu weit vor uns waren und wir weder rennen noch rumbrüllen wollten. Wäre aber für Infos dankbar (Stichwort Neugier - siehe oben).

Alles in allem war es trotz meiner Grundaversion gegen Klettersteige eine tolle Runde, was wohl auch der unglaublichen Umgebung geschuldet ist. Unterschätzen sollte man die Tour aber nicht: Man braucht entweder schon ganz gute Kondition und Kraft in den Armen, oder aber selbige und gute Klettertechnik. Dann kann man aber getrost behaupten, dass es im weiten Rund nirgends "mehr Klettersteig fürs Geld" gibt.

Tourengänger: Tobiwan


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