Brixen und Plose (2562 m) - Wandern und Kultur


Publiziert von PStraub , 7. Juni 2015 um 14:27.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:31 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV via Innsbruck

Alle paar Jahre besuchen Mitglieder der Näfelser Klosterfreunde eine Region, die für den Franziskanerorden von Bedeutung ist. Die Reisen sind ein Mix aus Kultur, Tradition, gutem Essen und etwas Bewegung. - Dieses Jahr waren wir in Brixen im Südtirol.

Die Plose (Wanderung)
Die Plose ist der Brixener Hausberg. Sie besteht aus mehreren Gipfeln: Telegraph (2504 m), Pfannspitze (2547) und Gabler (2562). Das Gelände oberhalb der Waldgrenze ist sanft und ist daher ab St. Andrä als Skigebiet erschlossen.

Wir sind mit dem Bus bis Palmschoss gefahren, dann gings auf der Strasse weiter bis "Skihütte" (Hotel Schlemmer). Von dort hinauf bis zum Dolomiten-Panoramaweg, der Aufstieg ist einfach und gut signalisiert. An sich könnte man auf letzterem bis zum Weg Nr. 7 gehen und über den sanften Rücken aufsteigen, wir sind jedoch in der Mulde zwischen Kleinem und Grossem Gabler zum Grat aufgestiegen (Schlussaufstieg T3, alles andere knapp T2).
Die Sicht vom Gabler auf den Peiterkofel und die Villnösser Berge ist eindrücklich. Von den weiteren Dolomiten-Gipfeln sieht man nicht allzu viel, da diese direkt dahinter sind. - Der Weg über die folgenden Senken und Gipfelchen bis zum Telegraph ist einfach, zieht sich aber doch noch etwas.

Abgestiegen sind wir auf dem, was im Sommer von Skipisten an Landschaft übrigbleibt. Nach einer Jause im Berggasthof Geisler, dem einzigen geöffneten Betrieb, stiegen wir dem Skiweg entlang nach Palmschoss ab, um dort wieder den Bus zu nehmen.

In Palmschoss wird eine Quelle gefasst, deren Wasser im Tal als "Plose"-Tafelwasser verkauft wird. Ich habe in keinem Restaurant anderes Flaschenwasser gesehen. Anscheinend klappt hier, was wir in der Schweiz einfach nicht schaffen: Ein heimisches Produkt zu verwenden, statt Wasser um die halbe Welt zu transportieren.

Brixen: die Stadt (Citytrip)
Brixen liegt am Zusammenfluss von Eisack (vom Brenner) und Rienz (Pustertal). Dank der hervorragenden Verkehrslage und dem milden Klima war die Gegend schon immer dicht besiedelt. Reiche Funde aus der Jungsteinzeit belegen: Ötzi könnte hier gewohnt haben.
Heikel für die Stadt waren die regelmässigen Überschwemmungen der beiden Flüsse, noch heute haben die Häuser der Stadt keine Keller. Allerdings wurde im 19. Jhd. die Mündung der Rienz nach Süden verlegt, sodass diese die Eisack jetzt weniger aufstaut.

Brixen ist eine kleine, überschaubare Stadt. In den Gassen der Altstadt hat es viele gut erhaltene Häuser mit Lauben und Erkern. Und reichlich Beizen mit einem hervorragenden Angebot an heimischer Kost und lokalen Weinen.

Brixen: Bischofssitz und Dom (Kultur und Geschichte)
Spätestens seit 990 Bischof Albuin die Diözesanverwaltung von Säben an den Meierhof Prichsna (Brixen) verlegte, ist Brixen Bischofssitz. Tatsächlich dürfte das Bistum bis in die späte Antike zurückreichen; es wird vermutet, dass es das Rückzugsbistum von Augusta Vindelicorum (Augsburg) ist. Schon damals und bis ins 20. Jhd. war das Bistum nach Norden ausgerichtet, es umfasste Tirol von Brixen über Innsbruck bis Jenbach.

Die Brixener Bischöfe waren Reichsfürsten. Im Hochmittelalter fuhren die Kaiser und Könige des Heiligen Reiches oft nach Italien. Dabei nahmen sie praktisch immer die bequemste Route: die über den Brenner.
Und Brixen war die erste grosse Pfalz. Man kann also davon ausgehen, dass der Dombezirk immer schon eine Stadt in der Stadt war.

Der heutige Dom stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der erste, frühromanische Bau wurde schon vor 990 errichtet und brannte 1174 ab. Der folgende, romanische Bau, der 1237 eingeweiht wurde, scheint ständig umgebaut worden zu sein, bis er am Schluss praktisch gotisch war. 1745 wurde dieser abgerissen und auf dessen Grundriss ein Barockbau erstellt.
Bei der Dekoration fällt auf, dass gänzlich auf Marmorino, das im Spätbarock beliebte Marmor-Imitat, verzichtet wurde. Der Marmor stammt aus verschiedenen Brüchen, meist aus der näheren Umgebung. Das Deckenfresko soll eines der grössten überhaupt sein.
Ursprünglich waren die umgebenden Bauten Sitz des Bischofs und des Domkapitels. Aus der Hochgotik stammt der vollständig ausgemalte Kreuzgang mit einer komplexen Folge von biblischen Erzählungen.

Die Beziehungen der vom kaiserlichen Hof bestellten Bischöfe zu ihren Untertanen waren nicht immer die besten. Darum liess ein Bruno von Kirchberg an der südwestlichen Ecke der Stadtmauer eine eigene Burg errichten. Diese Hofburg, später im Renaissance-Stil um- und ausgebaut, ist zurzeit wegen Umbauarbeiten nicht zugänglich.

Neustift bei Vahrn (Spaziergang und Kultur)
Etwa 3 km nördlich von Brixen und auf Fusswegen einfach zu erreichen, liegt das Augustiner-Chorherren-Kloster Neustift. Es wurde nach 1140 vom damaligen Bischof Hartmann gegründet und wurde schnell zu einem reichen und für die Region bedeutenden Kloster.
Die Klosteranlage, die grösste Tirols, erinnert noch heute an das im St. Galler Klosterplan festgelegte Konzept einer in sich geschlossenen Einheit. - Die Führungen (7 Euro) sind lohnend und instruktiv.

Klarissenkloster Brixen (Kultur und Geschichte)
Das Klarissenkloster wurde um 1230 gegründet und ist damit die erste Niederlassung der Klarissen im deutschsprachigen Raum. Daran angebaut ist das Kloster der Franziskaner, die Kirche benutzen beide Gemeinschaften gemeinsam. Die Franziskaner haben Zutritt zum Chor und zum unteren Schiff, während die Klarissen, hinter einer Mauer abgeschirmt, Zutritt zum oberen Schiff haben.
Kirche und Klostergebäude wurden zwar sporadisch umgebaut, aber nie abgerissen. Die heutigen Gebäude sind also in der Grundstruktur fast 800 Jahre alt.

Ein lohnender Trip in eine wunderschöne und historisch reiche Gegend mit (nur zu!) gutem Essen und Wein.  

Tourengänger: PStraub
Communities: Citytrip


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Kommentare (2)


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georgb hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 10. Juni 2015 um 14:58
zur gelungenen Tour, sogar noch weniger Schnee als ich vermutet hatte!
Saluti, Georg

PStraub hat gesagt: RE:Glückwunsch
Gesendet am 10. Juni 2015 um 17:41
Ja, Schnee war wirklich kein Thema, nur das Wetter war etwas unsicher. Danke für deine diesbezügliche Auskunft.

Dank des Ausflugs weiss ich jetzt sogar, wo das Pustertal und somit Innichen ist !


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