Haggenspitz via Griggeli und Kleiner Mythen via Nordkamin


Publiziert von Chrichen , 9. Juni 2015 um 13:47.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 5 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Mythengruppe   CH-SZ   Alptaler Berge 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 920 m
Abstieg: 550 m
Strecke:ca. 8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Einsiedeln / Postauto bis Brunni (Talstation LBH)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Seilbahn von Holzegg nach Brunni / Postauto bis Einsiedeln / Weiter mit dem Zug

Nach der sehr inspirierenden Wanderung am Grossen Mythen vom vorangegangenen Wochenende wollte ich nun auch dem Kleinen Mythen und Haggenspitz einen Besuch abstatten.

Da für den Nachmittag und Abend Gewitter vorhergesagt sind, starte ich bereits vor 8 Uhr morgens in Brunni. Von der Talstation der Seilbahn laufe ich einige Meter zurück und dann über ein asphaltiertes Strässchen durch's Dorf in Richtung Brunniweid. Aus der asphaltierten Strasse wird für kurze Zeit eine in der Mitte überwachesene Schotterstrasse, die der Skianlage entlang weiter führt, bis erneut ein asphaltiertes Strässchen erreicht wird. Hier biege ich nach links ab und umrunde auf breiter luxurioser Forststrasse den P.1287. Wenig später kann nach links in einen Wanderweg zum Geissloch abgebogen werden. Ich nehme erst die zweite Wegspur in der Karte, die näher an den Geröllhalden verläuft. Die Wegspur führt durch etwas Dichkicht hindurch mitten in die Wiese und verläuft sich dort. Vielleicht nicht die beste Wahl, aber nach wenigen Metern bin ich ungefähr dort, wo ich sein sollte.

Auf der Karte ist eine Wegspur eingezeichnet, die ins Geröllfeld führt und dann nach links quert. In der Praxis scheint die Situation etwas weniger deutlich zu sein. Zwischen Wiese und Geröllfeld befindet sich ein schmales Stück Wald mit zum Teil viel Unterholz. Schlussendlich finde ich aber eine schwache Wegspur, die ohne viel Kontakt mit der Vegatation ins Geröll führt und dort sogleich wieder verschwindet. Ungefähr der in der Karte eingezeichneten Wegspur folgend steige ich nun frei auf. Die etwas lebendige Geröllhalde ist nicht sehr steil und auch nicht schwierig zu begehen, etwas mühsam ist es aber dennoch.

Nach einem kurzen Weilchen finde ich wieder eine Spur, die leicht aufsteigend bis gegen die Mitte des Tälchens quert. Ab da ist der Weg relativ klar: Zuerst einmal in der Falllinie das sich allmählich verengende Tälchen ein Stück weit hinauf. Auch wenn sich Neigung und Schwierigkeit in Grenzen halten, ist das insgesamt ein eher unangenehmes Erlebnis. Teilweise finden sich relativ deutliche Spuren, teilweise auch nicht. In beiden Fällen sind nur wenig ausgeprägte Tritte vorhanden, das Gras ist kaum gestuft, der feine Schotter ist rutschig. Schnell stelle ich auch fest, dass es relativ dumm war, am bis anhin heissesten Tag des Jahres eine Route zu wählen, bei der ohne jedes bisschen Schatten morgens durch ein östlichlich ausgerichtetes staubtrockenes Tälchen steil hinaufgegangen wird. Es ist heiss.

Ein relativ deutlicher Pfad ins Couloir nach links zur Ostflanke des Kleinen Mythen wird ignoriert. Nachdem bereits ein gutes Stück an Höhe gewonnen ist, weisen die Spuren allmählich mehr und mehr zur rechten Seite des Tälchens hin. Schlussendlich wird in der Wiese rechts auf guten Pfadspuren weiter aufgestiegen um einen Engpass zu umgehen. Das Gelände wird steiler und der nun klar erkennbare, stellenweise ausgesetzte Weg macht einige Kurven. Schliesslich geht es wieder fast in der Fallinie und eher rechts haltend steil zum Griggelisattel hinauf. Wenige Meter bevor der Sattel erreicht wird, zweigt schon die Wegspur zum Haggenspitz ab. Ich gehe zuerst noch bis ganz zum Sattel hinauf und lege dort eine kurze Trinkpause ein, froh, dass nun der erste kräftezehrende Wegabschnitt geschafft ist. Das Griggeli wird wohl nicht in allzu guter Erinnerung bleiben :-). Den Weg zum Griggelisattel schätze ich als anfangs als T3 und später T4 ein.

Ab jetzt ist Kraxelspass am Haggenspitz angesagt. Ich folge dem bereits erwähnten Weg, der mit pinkigen Punkten markiert ist. Zu Beginn ist auf einem grösseren Stein sogar ein Pfeil und ein H aufgemalt. Der Weg ist schon von Beginn an nicht ganz ohne. Eine grasbewachsene steile Flanke wird z.T. schon minimmal kraxelnd gequert, um einige Grattürme zu umgehen. Dann geht's ein wenig hinauf und die Punkte führen nun kurz nach einem Baum mit Schild (im Rückblick) in die erste richtige Kraxelpassage. Die Schwierigkeit zieht erstaunlich an, und ich frage mich, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Von den pinken Punkten ist nichts mehr zu sehen. Nach kurzem erreiche ich den Grat, wo wenig auf einen Weg hindeutet. Da dies gut machbar scheint, bewege ich mich über einen grossen plattigen Stein hinweg (mit Tännchen daneben) querend weiter Richtung Gipfel. Sofort sehe ich wieder Spuren. Offenbar bin ich tatsächlich vom Weg abgekommen und hätte mich mehr rechts halten sollen (in Aufstiegsrichtung). Später beim Rückweg stelle ich fest, dass die Situation mit den Markierungen hier überhaupt nicht klar ist. Da beide Varianten gut kraxelbar sind, spielt das aber auch keine grosse Rolle.

Ab hier ist der weitere Weg zum Gipfel nun mehr oder weniger offensichtlich, auch wenn ich keine Markierungen mehr sehe: Weiterhin in der Ostflanke querend wird durch die eine oder andere Rinne manchmal auch recht ausgesetzt und über einige gut kraxelbare Steilstufen hinweg weiter aufgestiegen, bis in eine Flanke mit relativ grossem Grasanteil eingebogen werden kann. Über diese geht es nun wesentlich einfacher direkt zum Gipfel hinauf. Der Aufstieg zum Haggenspitz von Süden her ist im SAC Führer mit T5- bewertet. Die Kraxeleien bewegen sich um den I. und II. Grad. Etwas Gespür für die Route schadet sicher nicht.

Nach verdienter Gipfelpause mit vielen Fotos mache ich mich sogleich an den Abstieg über denselben Weg. Im Abstieg sind die Kraxelpassagen etwas schwieriger zu bewältigen, aber mit der notwendigen Konzentration und Musse geht das problemlos. Vom Griggelisattel gehe ich nun über eine zunächst in der Wiesenflanke leicht ansteigende Wegspur weiter in Richtung Kleiner Mythen. Das Gelände ist recht abschüssig, weshalb Vorsicht angebracht ist. Viel schneller als erwartet ist der Fuss des Gipfelbereichs erreicht. Während der deutliche Weg weiter zur Ostflanke des Kleinen Mythen führt, zweige ich auf Pfadspuren ab, um über einige mit Feinsplitt belegte Serpentinen auf steilem und etwas ausgesetztem Weg zum Nordkamin zu gelangen. Endlich Schatten! Neben dem Einstieg zum Kamin ist zunächst eine kleine Abkühlpause angesagt.

Der Kamin (T5+, III-) ist gestuft und nicht sonderlich ausgesetzt. Die erste Stufe umgehe ich rechts, danach klettere ich im kühlen, stellenweise leicht feuchten Kamin hoch. Die erfrischende Brise ist ein wahrer Genuss! Griffe und Tritte sind zahlreich vorhanden, wenn auch oft recht klein und an feuchten Stellen etwas rutschig. Klettertechnisch ist das wohl das Schwierigste, was ich bis anhin gemacht habe. Mit etwas Kraftaufwand und Akrobatik geht es aber Stufe um Stufe nach oben. Schlussendlich erreiche ich die Stelle mit der Kettenschlaufe und dem Drahtseil mit Plastikgriffen. Hier wähne ich mich eigentlich schon an den Schwierigkeiten vorbei, muss dann aber feststellen, dass dem nicht unbedingt so ist. Nachdem ich ein Weilchen daran herumgehängt bin, ohne wirklich zu wissen, was ich mit diesen Hilfsmitteln jetzt anfangen soll, entscheide ich mich für den Brute-Force-Ansatz: Ein Zug mit roher Gewalt an einem der Plastikgriffe und ich bin über die Stelle hinweg. Nicht elegant aber effektiv. Anschliessend hilft eine Kette noch ein Stück weiter, und schon ist der Ausstieg zum Gipfel erreicht.

Auf dem Gipfel begegne ich einem freundlichen Geocacher, mit dem ich ein paar Worte wechsle, und zwei jüngeren Damen in weissen Turnschuhen. Ich fühle mich daneben mit Helm und Bergschuhen massiv overdressed und nehme ersteren sogleich ab. Überhaupt zeichnet sich die modische Vielfalt am Kleinen Mythen durch ein grosses Spektrum aus, wie auch spätere Begegnungen zeigen werden... Leider wird dieser Berg oft unterschätzt.

Nach einem Weilchen habe ich den Gipfel für mich alleine, so dass ich noch einige ruhige Momente geniessen kann, bevor ich mich auf den Weg nach Zwyschet Mythen begebe. Beim Abstieg auf dem Normalweg (T5-, I-II) ist wieder etwas Kraxeln angesagt, wobei es im oberen Teil stellenweise rutschigen Feinsplitt hat. Nachdem die erste Steilstufe überwunden ist, geht es auf gut ausgetretenem Weg fast flach bis zum Grataufschwung, der wieder erkraxelt werden muss. Auf etwas ausgesetztem Weg wird über den Grat schliesslich der mit Täfelchen angeschriebene Vorgipfel erreicht. Hier sind nun die Schwierigkeiten vorbei und der restliche Abstieg bewegt sich im Bereich T2-T3. Über eine Wieseflanke und durch Wald ist das Kreuz bei Zwyschet Mythen rasch erreicht. Gemütlichen Schrittes gehe ich hinunter zur Alp Zwyschet Mythen und weiter zur Holzegg, wo ich es mir im Restaurant der Bergstation gemütlich mache.

Fazit: Während es mir das Griggeli weniger angetan hat, konnte die restliche Wanderung durch viele anregende Kraxeleien und schöne Ausblicke überzeugen. Der Nordkamin war für mich ohne Kletterkenntnisse eher an der oberen Grenze. Je nach Bericht wird er zwischen UIAA II und III eingestuft. Den Normalweg zum Kleinen Mythen habe ich mir eher schwieriger vorgestellt, wobei er auf keinen Fall unterschätzt werden sollte. Pickel war dabei aber bei den vorgefundenen guten Bedingungen nur mässig hilfreich und kaum im Einsatz. Helm war im Nordkamin sinnvoll. An sehr heissen Tagen eher nicht zu empfehlen.

Tourengänger: Chrichen


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