Hoher Gleirsch - Otto zog her, wir zogen nach - durch die Nordwestwand!


Publiziert von Wagemut , 20. Mai 2015 um 18:30.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:17 Mai 2015
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1455 m
Abstieg: 1455 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto zum Parkplatz am Gasthof Wiesenhof
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthof Wiesenhof
Kartennummer:AV-Karte 5/1 Karwendel West

Im Hinterautal unterwegs, kommt man auf einige Ideen beim Blick in die langen, nach Süden ziehenden Kare... und die Nordwände der Gleirsch-Halltalkette! So auch, als ich vor zwei Jahren beim Aufstieg ins Breitgrieskar gen Süden blickte. Kann man durch die Nordwand des Hohen Gleirsch aufsteigen? Diese Frage stellte ich mir. 'Ja freilich! Aber wahrscheinlich ists recht alpin und nur mit Seilhilfe möglich' , so dachte ich jedenfalls, bis mich ein Blick in den AV-Führer eines Besseren belehrte....:-)

[Route: Nordwestwand II+, Erstbegeher Otto Herzog (Achtung: Wortspiel im Tourentitel :-))und Gustav Haber. Siehe auch Dr. Heinrich Klier, Fritz März, Alpenvereinsführer Karwendelgebirge, München, 4. - 6 Auflage 1956]


Zustieg:

Zwei Jahre später soll die Sache erkundet werden. Dazu starten wir am Gasthof Wiesenhof und verfolgen zunächst den Forstweg ins Hinterautal. Von der Gleirschhöhe führt uns ein kurzer Steig über die Isar und trifft wenig später wieder auf die Forststraße Richtung Gleirschtal. Nach ca. 50 Metern erreichen wir einen Weiderost, links davor, etwas versteckt, hängt ein kleines Kruzefix am Baum.

Eine deutliche Pfadspur führt links in den Bergwald. Dieser folgen wir nicht, sondern steigen gleich zum Kruzefixbaum auf und halten uns dann schräg rechts aufwärts. Nicht lange und wir erblicken einen Baum mit einer schwarz-weißen Markierung und einen weißen Grenzstein.
Auf undeutlichem Gamswechsel und geleitet von verschiedenen Markierungen (schwarz-weiße Streifen an den Bäumen, verblasste rote und neuere hellblaue Markierungen auf Steinen, rot-weiße Pfosten) auf einem mehr oder weniger ausgeprägten Rücken rechts eines alten Kahlschlags, später links eines Grabens (sog. Waschtal) empor bis zur großen Rechtskehre einer Forststraße.

Wir folgen weiter den Markierungen. Relativ steil  geht es leicht linkshaltend in einer Art Schneise aufwärts. An einer flachen Lichtung mit schwarzweiß markiertem Baum angekommen, verlassen wir den markierten "Weg". Jetzt queren wir links ca. 10 min am Nordhang Richtung Osten abwärts bis wir auf einen von unten kommenden sehr deutlichen Steig treffen. Beim nächsten Mal wäre es natürlich sinnvoll herauszufinden, wo dieser Pfad beginnt, um sich den Zwischenabstieg zu sparen. Der neue Pfad quert nun leicht ansteigend die Nordseite des Berges und erreicht schließlich eine talwärts ziehende Schuttreise. Nach dieser würde der Latschenkampf beginnen, aber Gott sei Dank hat "irgendjemand" den seit ca. 30 Jahren zugewachsenen Pfad (in der neuen AV-Karte nur noch Steigspuren) jüngst fast durchgehend freigeschnitten.:-)

Einstieg und Aufstieg:

Wir folgen dem Pfad bis zu dem Punkt, wo er zum ersten Mal ganz Nahe an die Felsen heranführt. Hier scheint dem Unbekannten die Lust am Schneiden abhanden gekommen zu sein. Macht aber nix, denn auch, wenn der eigentliche Einstieg in die Route gut 800 Meter weiter links beim Abbruch des "Wasserkarlbaches" beginnt, kann man schon hier in die Wand einsteigen und muss dann eben entsprechend weit nach links aufwärts queren. So steigen wir also über brüchige, anfangs noch vereinzelt mit Latschen bewachsene Schrofen schräg links nach oben, indem wir auf die große Schulter, ca. 140 hm unterhalb des Gipfels, zuhalten. Nach ausgiebigem Geschrofe öffnet sich die Wand ab 1900 m zu einer wunderschönen "riesigen Wandeinbuchtung" (O-Ton AV- Führer) Ab hier befinden wir uns wieder auf der originalen Route. Blicke nach Norden lassen ein gewisses Hochgefühl aufkommen.:-)

Schließlich wird der Fels fester, über weite Strecken richtig schön zum Kraxeln! Der weitere Weg führt uns in einem großen Linksbogen am linken Rand einer langen Rinne hinauf zur großen Schulter, ca. 2330. Bedingt durch die noch vorhanden Schneereste ist die Routenfindung etwas erschwert, aber die allgemeine Richtung ist klar vorgegeben. Wir queren vom oberen Ende der Schulter unterhalb von Überhängen ca. 40 Meter nach links zu einer Felskante und steigen dahinter ziemlich direkt innerhalb einer Schlucht zum Grat knapp westlich des Gipfels. In der Schlucht gibt es zwei kurze II+ Stellen. Über den markierten Normalweg ging es gemütlich südlich hinab zur Amtssäge und zurück zum Parkplatz..

Fazit:

Sehr schöne tagesfüllende Tour in gewaltigem Ambiente!:-) Der Aufstieg bedarf vor allem Orientierungssinn, Ausdauer und Trittsicherheit;
Im unteren Teil verlangt das Schrofengelände etwas Konzentration, aber das gehört schließlich auch zu einer ordentlichen Bergtour im Karwendel.:-)
Im oberen Teil sind auch rudimentäre Kenntnisse in Dreipunkthaltung und Körperkoordination gefragt.

P.S.: Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich hier erstmals äußerst brav digitale Fotos eingestellt habe, um dem Standard dieser Seite wenigstens einmal gerecht zu werden. Dies ist meinem Spezl Christian zu verdanken, der freundlicherweise seine Knipse mitgenommen hat. Trotzdem mag ich meine Analogkamera!:-)

Wer die Routenbeschreibung aus dem AV-Führer haben möchte, dem kann ich sie gerne zusenden.

Tourengänger: Wagemut


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