Stanserhorn 1898m und Trabanten

Das Stanserhorn hab ich an diesem prächtigen Sommertag auch bestiegen. Doch im Mittelpunkt standen für einmal die unbekannten Ausläufer auf dessen Südseite, denn ein Gebiet besteht schliesslich nicht nur aus Höhepunkten und Glanzlichtern

Zwei Seilbahnen verbinden die Sonnenterrasse ob Dallenwil mit dem Talboden und ermöglichen so lohnende Rundtouren, ob mit oder ohne Gipfel. Das Bähnchen nach Wiesenberg (1010m) hoch fasst gerademal vier Personen, selbst an diesem prächtigen Frühsommertag mehr als ausreichend. Das Stanserhorn lässt sich von hier auf drei offensichtlichen Varianten erreichen: 1) durch die Chrinnen 2) über die direkte NE-Grat-Route (Chneu) 3) über die indirekte NE-Grat-Route (Blatti). Erstere werde ich teilweise im Abstieg begehen und letztere macht mir einen zu grossen Umweg, also ab nach Ober Chneu (1425m).

Hier verlässt man die markierte Chrinnen-Route und folgt schwachen Wegspuren auf den NE-Grat hoch, T3. Die folgende Querung zur Rinderalp rüber ist unnötig, man kann direkt auf dem Grat bleiben. Anschliessend über die gut ausgebaute Hauptroute zum Stanserhorn (1898m) hoch. Wobei, was für eine unerhörte Frechheit, das Stanserhorn selber ist heute gesperrt. Wo doch die Berge allen und niemandem gehören. Ein Eisengitter sowie ein Ranger halten die zahlreichen Ausflügler vom Gipfelplateau fern. So was lass ich mir nicht bieten und schnell ergibt sich ein günstiger Moment...

Der Abstieg in die Chrinnen (1719m), den Sattel auf der Südseite des Stanserhorns, ist schnell geschafft. Von hier lässt sich das Chli Horn (1786m) entweder direkt über den Nordgrat (brüchig, T5) oder etwas einfacher über die grasige NW-Flanke begehen. Ich wähle den Grat, muss mich aber nach der langen Skisaison erst wieder an die ausgesetzte Kraxelei gewöhnen. Auf dem einsamen Grasgipfel gönn ich mir eine erste Pause. Die SE-Flanke ist im Abstieg kein Zuckerschleck, weil die Schuhe im Steilgelände nur dürftig Halt finden. Herrlich wär's, hier mit Skiern runterzudüsen.

Der Wanderweg bringt mich zuerst zum Ächerlipass (1458m), den ein paar Faulpelze direkt per PW anfahren, und dann zur Alp Egg (P. 1664) hoch. Übrigens, was der Clubführer mit Egg 1633.3m bezeichnet, entspricht der Skihütte ein paar Meter weiter südwärts. Man blickt von hier direkt in die wenig ansehnliche Nordflanke des Winterhaltengrats. Sie weist ein paar Schwachstellen auf und könnte durch ambitionierte Alpinwanderer begangen werden. Aber wer will sich an einem solchen Nonvaleur schon die Finger verbrennen. So traversiere ich zuerst Richtung Süden, überquere den Kernalpbach und steige zum Südwestfuss des Winterhaltengrats (1756m) auf. Dieser lässt sich durchgehend und unschwierig überschreiten. Ja, der Grat ist teilweise verwachsen, doch der Legföhren-gestählte Berggänger hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig.

Das benachbarte Hörnli (1576m) erreicht man ebenfalls weglos etwa dem Grat folgend. Zuletzt sind am felsigen Gipfelaufbau ein paar Klettergriffe nötig (T5-). Zurück über den gleichen Weg und zur Alp Stafel (1546m) rüber. Es verbleibt der sanfte Grat zwischen Ronen und Horn, eine beliebte Rundwanderung ab Wirzweli. Man überschreitet den Vorder Gummen (1613m), ein beliebter Startplatz für Gleitschirmflieger, und eben das Horn (1471m), Aufstiegshöhenmeter sammelt man hier kaum mehr. Zuletzt in nicht mal 20 Minuten runter nach Wirzweli (1221m), wo mich ein Heer von Muttertagsausflüglern erwartet.


Zeiten (zügig)
1:30  Stanserhorn
0:20  Chli Horn
1:05  Egg
1:00  Winterhaltengrat - Hörnli
1:20  Gummen - Wirzweli