Spitzköfel 2230m - Über den Wipfeln ist Ruh


Publiziert von georgb , 2. Mai 2015 um 22:48.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Prags-Wildsee
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Wieder einmal sind wir zum Pragser Wildsee gezogen auf der Suche nach unberührten Wegen und Ruhe. Klingt zynisch? Beileibe nicht, man braucht gar nicht bis zur Baumgrenze zu steigen, schon wenige Schritte abseits der Uferpromenade verliert man sich auf einsamen Pfaden, allein mit sich und der Bergwelt.
Bis zur Grünwaldalm spazieren wir mit fröhlichen, entspannten italienischen Touristen, frei von Gipfelzwängen und sportlichem Ehrgeiz. Die Skitourensaison ist auch beendet und so sind wir die Einzigen, die es in höhere Regionen zieht. Knapp hinter der Hütte zieht ein Steig (22a) hinauf zum Schwarzberg, unserem heutigen Ziel. Durch idyllische Wälder voller Erika erreichen wir in gut einer Stunde einen Sattel auf 2040m. Hier öffnet sich der Blick ins Pragser Tal und zum Gipfel des Schwarzbergs, aber auch auf viel Restschnee in den schattigen Hängen. Gegenüber lacht uns der erste Spitzkofel an, in der Sonne gelegen und aper. Wir sind ja flexibel, also suchen wir einen Zustieg. Bei einer verfallenen Hütte treffen wir auf deutliche Steigspuren, die unter den Felsabbrüchen Richtung Nordwesten entlangziehen. Der Steig scheint gelegentlich begangen zu werden, wir haben sogar ein Steinmännchen gesichtet. Bald stehen wir unter dem Gipfelaufbau der Spitzköfel. Wir wählen den höchsten von ihnen und steigen ein. Zunächst gehts durch eine kurze Schotterrinne und dann für wenige Höhenmeter im 2. Grat an der Kante entlang. Kurz vor Erreichen des höchsten Punkts schreckt uns ein Flügelschlag auf, ein Adler ergreift die Flucht. Wir haben ihn beim Mittagessen gestört, die Reste eines frisch erlegten Hasen hat er liegen gelassen. Wenig appetitanregend, wir knipsen die obligatorischen Fotos und steigen zurück. Auch wir werden nicht gern beim Essen gestört  und wollen außerdem die steilen, ausgesetzten Passagen schnell hinter uns bringen.
Erst am gemütlicheren Gegenhang lassen wir uns nieder, mit gezückter Kamera. Vielleicht kommt der Raubvogel ja bald wieder zum Nachtisch. Doch angeblich dauert es 1 Stunde und 20 Minuten bis ein Adler den zweiten Hunger verspürt!? Unsere Geduld ist früher zu Ende und wir steigen weiter über den gemütlichen Kamm zur Pragser Furkel. Dort stören wir schon wieder, Familie Murmel pfeift verärgert und verschwindet im Bau. Schon bekommen wir ein leicht schlechtes Gewissen, wir sind doch in guten Absichten unterwegs. Nach einem kurzen Abschiedsgruß stürzen wir uns in den steilen Abstieg zur Kaserhütte. Nur noch wenige Schneereste bremsen unseren Schwung in den vielen Serpentinen und schnell stehen wir vor der verlassenen Alm. Auch hierher scheint sich noch niemand zu bewegen und auf dem Weg zum Wildsee zurück treffen wir keine Menschenseele.
Zu viel Einsamkeit tut weh, deshalb wählen wir als Einkehr die Touristenstube. Wir treffen wieder auf die ausschließlich italienischen Touristen, die von den Dreharbeiten zu der Schnulzenserie "Un passo dal cielo" angelockt werden und lassen uns einen gepflegten Strudel schmecken. Aus den Augenwinkeln werfen wir gelegentliche Blicke in die Runde, nein, Terence Hill ist heute nicht unter den Gästen ;-)

Tourengänger: georgb


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Menek hat gesagt:
Gesendet am 3. Mai 2015 um 20:29
Meraviglioso!!!


Kommentar hinzufügen»