Gross Ruchen Nordwand


Publiziert von Dolmar , 22. April 2015 um 23:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:19 April 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2046 m
Abstieg: 2046 m

Einer der Uri Alpinklassiker ist die Gross Ruchen Nordwand, mit ca. 1200 Hm ist diese Wand schon ein ordentliches Kaliber vor allem auch in Bezug auf die Kondition.
Info`s hierzu auch unter http://www.alpineklassikeruri.ch/sites/ruchennordwand.php .

Für mich hat eine NW Besteigung in Verbindung mit der Skiabfahrt durch die Ruch Chälen eine magische Anziehungskraft. Letztes Jahr mußte ich wegen unwirtlichen Bedingungen "Fönsturm" die Begehung kurz vor dem Forellensprung abbrechen. http://www.hikr.org/tour/post78249.html .
Dank dieses Berichtes http://www.hikr.org/tour/post93089.html  vom 12.04.15, bin ich wieder an das Projekt Gross Ruchen Nordwand erinnert worden. 
Wie oft diese Wandflucht im Winter oder zumindest bei winterlichen Bedingungen begangen wird weiß ich nicht, gefunden habe ich hierüber im WWW nicht`s. Die angetroffenen Verhältnisse waren mal abgesehen von den Temperaturen durchaus winterlich.

Gestartet bin ich bei der Talstation der Sittisalpbahn um 3:45 Uhr, fast gemeinsam mit noch zwei
so frühen Vögeln.
Irgendwo im Chli Wäldli ist dann meine Stirnlampe vollends ausgefallen. Für den nächsten Steilaufschwung konnte ich mich dankender weise an die beiden anhängen. Dort bin ich dann auch bis
zum Steinboden wo der Abzweig zur Ruchen NW ansteht hangen geblieben.
Hier trennten sich unsere Wege wieder. Vorweggreifend schön war das wiedersehn mit den beiden am Skidepot unter dem Gipfelaufbau. 
Die Helligkeit war bereits ausreichend für den Aufstieg ohne künstl. Leutmittel und so machte ich mich auf zur NW.
Bis auf das Einstiegsband ging`s gerade so noch mit Ski. Hier Wechsel auf die Steigeisen und Eisgeräte.
Selbst das Einstiegsband ist bereits steiler als es optisch wirkt, Es sind bei Bändern ja generell zwei Neigungen vorhanden.
Kurz nachdem das Band waagerecht verläuft geht`s an geeigneter Stelle in kombiniertem Gelände dem logischen Gang folgend steil nach rechts aufwärts zum ersten Schneefeld.
Dieses wird diagonal gequert an den oberen rechten Rand. Hier leitet ein weiteres leicht ansteigendes Querband weiter in die Wand hinein.
Die Felsen sind sehr gut mit Hartschnee bedeckt, es wird Frontzackentechnik und ordenlicher Gebrauch der Eisgeräte verlangt. Ca. in Falllinie der linken Begrenzung eines markanten Felsdreiecks oberhalb des zweiten Schneefeld`s  wird das Querband nach oben über gestufte Felsen verlassen. Dieses
zweite Schneefeld übertrifft in Neigung noch das erste Schneefeld. Mann durchsteigt das Schneefeld wiederum zum rechten oberen Rand hin. Hier wird heikel sehr steil in wechselnden Schneebedingungen
ein kleiner Trichter unter dem Felsendreieck gequert. Die Eisgeräte finden hier keinen bzw. nur spärlich halt. Weitere Querung unter dem Felsendreieck nach rechts bis ein Schnee/Eisschlauch fast senkrecht durch die Felsen auf die höherliegende Rampe leitet. Ca. 3m hoch.
Vermutlich ist das hier der Forellensprung. Kann das wegen dieser teils komplett mit Hartschnee überzogenen Felsen nicht genau sagen. 
Nun täuschen mal wieder die Wanddimensionen gewaltig. Der Ausstieg erschein einem schon recht nah, wirkt der Forellensprung von unten geschaut ja auch in Wandmitte, dem ist aber nicht so, hier ist erst 1/3 der Wand durchstiegen. Lt. Führerwerk müssten die größten Schwierigkeiten hinter mir liegen.
Im Sommer bzw. aperen Zustand mag das zutreffen. Ich habe immer wieder heikle Passagen angetroffen. Der nun folgende Plattenschuß wartete neben optimalem Trittschnee immer wieder mit
dünner Lockerschneeauflage auf, darunter kompakter glatter Fels, welche keinen halt für die Eisgeräte gab. Hierdurch entstand ein mehr oder weniger Zickzackkurs durch die obere Wand. Mehrere Verhauer bzw. Umdreher und Querungen waren die Folge von eben diesen Lockerschneeauflagen, oder wegen der Unübersichtlichkeit in den steileren Felsaufschwüngen auch mal in eine Sackgasse verrannt. Bis zum Ausstiegsschneefeld, war permanent Eisgeräte Einsatz gefordert vor allem in den Hartschnee überzogenen Felsaufschwüngen.
Im obere Schneefeld kann nur noch bedingt von Trittschnee gesprochen werden, hier war kräftezehrendes einsinken bis zu den Knieen der Fall.  
Um 11:45 Uhr verlasse ich die Nordwand und trete nicht in die Sonne, mittlerweile ist der Himmel bedeckt. Nach kurzer Überlegung bezüglich des weiter gehens, entscheide ich mich für den Wechsel auf die Ski. Unter den Gipfelfelsen quere ich in ca. 15cm Neuschnee hinüber um Skidepot.
Ich traue meinen Augen nicht, ein regelrechter Massenauflauf befindet sich am Skidepot.
Steine fallen aus der Aufstiegsrinne, Ein anderer löst ein minni Schneebrett aus und begräbt ein paar Rucksäcke, ganz schön Tohubahobu am Depot. Dann erkenne ich die zwei frühen Geher vom Morgen.
Ein kurzer Austausch, Sie waren natürlich schon oben und bereiten sich gerade auf die Abfahrt vor, nach gegenseitigem beglückwünschen gehen wir wieder unsere Wege. 
Glücklicherweise verliert sich der Menschenauflauf recht schnell und ohne hetze ich stehe um 12:30 Uhr fast alleine auf dem Gross  Ruchen.
Leider leider ohne die wohl grandiose Aussicht von diesem wunderbaren Gipfel.
Retoure am Skidepot  gibt`s noch a Vesper. Einsetzender Graupelschauer und die Sorge um Sicht lassen mich zum Aufbruch/zur Abfahrt schreiten.
Na ja über die Skiabfahrt könnte man bis auf die wenigen Meter ab P.2034 den dicken Mantel des Schweigens ausbreiten.
Oben total zerfahrener Neuschnee, die Ruch Chälen gespickt mit Lawinenkegeln aus den Flanken vom Sattelhoren, nur unten raus in bestem Sulz prächtiges Skifahren möglich bis zum Wanderweg.
auf diesem mit lediglich 2 Portagen hinunter bis ca. P1160. Dann zu Fuß zur Talstation Sittisalp.

Ich habe winterliche Verhältnisse angetroffen, diese waren aber für Winterverhältnisse hervorragend.
Meist guter Trittschnee, in den Steilaufschwüngen Hartschnee welcher die Verwendung von Eisgeräten und Steigeisen besten Einsatz gab.
Absolut Windstill in der Wand und nicht zu kalt.
Ein I Klasse Erlebniss    



   

 

 


Tourengänger: Dolmar


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Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

sri hat gesagt: Grosses Kino
Gesendet am 23. April 2015 um 01:56
Danke für die Impressionen.

Dolmar hat gesagt: RE:Grosses Kino
Gesendet am 27. April 2015 um 21:21
Merci, gern geschehen

Sputnik Pro hat gesagt: Fantastisch!
Gesendet am 23. April 2015 um 05:12
Hallo Dolmar,

Gratuliere dir zur echt tollen Nordwand!

Gruss, Sputnik

Dolmar hat gesagt: RE:Fantastisch!
Gesendet am 27. April 2015 um 21:22
Merci,
hatte wirklich super Verhältnisse, was ein gelingen deutlich einfacher macht.
Grüsse
Dolmar

lorenzo hat gesagt: Forelle weiss...
Gesendet am 25. April 2015 um 18:36
Hallo Dolmar

Gut gemacht! Bei winterlichen Verhältnissen wohl um Einiges schwieriger als bei aperen und trockenen Felsen im Sommer (dafür wenigstens kein Steinschlag?).

Grüsse

lorenzo

Dolmar hat gesagt: RE:Forelle weiss...
Gesendet am 27. April 2015 um 21:23
Merci lorenzo,
ja, jede Jahreszeit hat sein für und wieder
Grüsse
Dolmar

3614adrian hat gesagt: Skiabfahrt
Gesendet am 25. April 2015 um 22:17
Bei unserer Sommerbegehung trafen wir auf Prominenz, die da früher schon mit Skiern runtergefahren sein soll.
Im Sommer kaum vorstellbar!
Und auch auf deinen Bildern erscheint es nicht grad trivial!

Lg

Dolmar hat gesagt: RE:Skiabfahrt
Gesendet am 27. April 2015 um 21:30
Hoi adrian3614, ja du hast das in deinem Bericht von damals angedeutet. Der obere Teil ab Forellensprung könnte ich mir noch vorstellen mit eventl. nur 1 Abseilstelle, wenn man die Ideallinie findet, Danach wird`s unter anderem auch mit dem queren und vermutlich weiteren Abseilstellen unten raus heikel und mühsam.
Das ist für mich jedenfalls eine Nummer zu groß.
Habe nicht mal daran gedacht hier mit Ski etwas zu machen.

Grüsse
Markus


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