Vom Lauenensee zum Geltenhorn


Publiziert von Zolliker , 5. April 2015 um 12:59.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum: 8 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:Lauenensee-Geltenhütte-Geltenhorn-Lauenensee

Das geschützte Geltental ist eines der schönsten seiner Art im Berner Oberland. Die Wanderungen beginnen am Lauenensee, führen durch alle Vegetations- und Klimastufen mit reicher Flora und Fauna und enden auf dem Wildhorn, dem Arpelistock oder wie heute auf dem Geltenhorn. Mit guter Kondition und passender Ausrüstung eine fantastische Tagestour.

Kurz vor sieben Uhr ist der Parkplatz beim See noch leer. Es ist frisch, ich fröstle die ersten paar Minuten. Der Bach rauscht, Gischt spritzt über den Uferrand auf den feuchten Pfad. Der erste Teil der Route ist nicht schwierig, “Frühstück in der Geltenhütte” deshalb ein Evergreen für unsere ganze Familie.

Der erste Teil bis zur Hochebene des Unteren Feissebergs führt durch offenen Wald und immer wieder an kleinen Wasserfällen und engen Schluchten vorbei. Die Blumen am Wegrand sind nass vom Tau, auf dem steinigen Pfad spielen zwei Lurche “Biene und Blüte”, sie lassen sich nicht von mir stören. Intensive Freudengefühle packen mich: Was für ein Privileg, hier frühmorgens durch die Natur streifen zu dürfen!

Auf dem Unteren Feisseberg begrüssen mich ein paar Rindli. Das wilde Hochtal wird dominiert vom prächtigen Geltenschuss, ein echtes Naturmonument. Unvollstellbar, dass der Wasserfall vor 70 Jahren fast einem Staudammprojekt zum Opfer gefallen wäre. Der Bach sollte durch einen Stollen zum Sanetschstausee umgeleitet werden. Für die Touristen hätte man den Geltenschuss im Sommer noch “ein paar Stunden pro Tag laufen lassen”. Zum Glück setzten sich die Lauener Bauern gegen die Berner Strombarone durch und schufen ein Naturschutzgebiet für die Ewigkeit.

Jetzt folgt ein steiler Zickzackweg nach oben, die Geltenschuss-Stufe muss überwunden werden. Der schweisstreibende Anstieg findet sein Ende an einer Felswand, über die ein Wasserfall herabplätschert. Die paar kalten Tropfen auf der Nase kühlen angenehm.

Weiter oben hat sich der Geltenbach über weite Strecken tief in den weichen Kalk eingefressen, ein reizvoller Anblick. Wenig später erreicht der Wanderer die von der Familie Stalder so gastfreundlich geführte Geltenhütte, die 2015 in neuem Glanz erstrahlen soll. Sie war schon bisher eine der ersten SAC-Hütten, die dank Solarstrom warmes Duschen ermöglichte.

Die Markierung wechselt hier von Rot-Weiss auf Blau-Weiss. Schon kurz nach der Hütte weist eine kurze Kletterei Ungeübte in die Schranken. Am Fuss des Wildhorns erreiche ich die “Kathedrale”, ein Flussdelta unterhalb einer breiten, hohen Felsenkulisse. Bis zu 14 Wasserfälle stürzen hier hinunter.

Durch das Rottal führt der schmale Pfad jetzt östlich steil hinauf in Richtung des Arpelistocks. Über letzte Grasflächen, die von ein paar Schafen kahlgefressen werden, erreiche ich die Abzweigung zum Col du Brochet. Jetzt weisen nur noch ein blauer Pfeil und Steinmännchen den Weg. Die Route führt über Felsbänder, Schutthalden und Steinblöcke zur Zunge des Geltengletschers. Ich hole einen älteren Einheimischen ein, der auf dem Weg zum Wildhorn ist. Wir plaudern ein Weilchen, er erzählt von früher und gibt mir eine paar wertvolle Hinweise mit.

Auf einem grossen Stein am Gletscherrand ruhe ich aus und kaue einen Früchteriegel. Ich staune einmal mehr, in welch kurzer Zeit man im Berner Oberland von der lieblichen Bergland(wirt)schaft des Tals in diese alpine Wildnis gelangen kann. Dann zurre ich meine Steigeisen fest und nehme die letzte Etappe in Griff. Der Schnee auf dem nur stellenweise aperen Gletscher ist noch hart, ich komme schnell voran und ziele den Grat knapp unterhalb des Gipfels an.

Auf einmal öffnet sich der Horizont, und die Walliser Viertausenderkorona lacht mich an. Auf den letzten Metern zum verwächteten Gipfel meine ich zu schweben, der Rundblick ist umwerfend. Es bläst allerdings ein zügiger Talwind von Süden, ich kann nicht lange stehen bleiben. Auf der Nordseite unterhalb des Gipfels finde ich ein geschütztes Plätzchen für die verdiente Gipfelrast. Sonne pur und Wärme, Stille, ein Rivella und ein Landjäger – was will man mehr? Dann rufe ich Lea an und schlage ein Picknick am Lauenensee vor. Zufrieden mache ich mich an den Abstieg, während Lea das Nötige einkauft. Punkt 14.00 Uhr legen wir unsere Würste auf den Grill am See.
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Dies ist eine reine Textversion. Die Vollversion mit allen Fotos und Kartenausschnitt findest Du auf meinem Wanderblog:

http://www.edwinwandert.com/2015/03/vom-lauenensee-auf-das-geltenhorn/

Tourengänger: Zolliker


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