Langenhennersdorfer Sandsteinbrüche


Publiziert von lainari , 29. März 2015 um 15:20.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:28 März 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:9,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Kreuzung Bahraer Straße/Ebschenweg oder Bus Linie 216 bis Langenhennersdorf - Waldburg
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz oder 1:20.000, SK Nr. 94 Bad Gottleuba-Berggießhübel und Umgebung

Artikel 21: Kein Innungsfremder darf bei Strafe von 1 Tonne Bier ein Bergeisen oder anderes Werkzeug der Steinbrecher anfassen.*
 
Aber Anschauen liegt doch wohl drin?
Schöner Frühling ist irgendwie anders. Heute bietet zumindest ein halber Tag schönes Wetter die Möglichkeit zu einer kleinen Unternehmung. Die nachfolgende Tour kann aber wegen der Komplexität durchaus auch tagfüllend ausgeweitet werden. Ich starte nach dem Mittag und erreiche nach kurzer Anfahrt die Kreuzung Bahraer Straße/Ebschenweg. Dieser Ausgangspunkt ist taktisch gewählt, weil ich über einen Feldweg direkt hierher zurückkehren will. Ich laufe zunächst an der Straße Richtung Bahra und biege an einer markanten (weil einzigen) Baumreihe rechts hinein. Vorbei an einem ehemaligen Teich komme ich zur Waldkante und sehe kurz darauf unterhalb den ersten Steinbruch, zu dem ich hinuntersteige. Der im Bahra- und Gottleubatal in den Langenhennersdorfer Steinbrüchen seit dem Mittelalter gewonnene Sandstein wurde hauptsächlich zu Mühlsteinen, Hochofensteinen und Werksteinen für Stützmauern und Häuser verarbeitet. Weil sich ein späterer industrieller Abbau nicht lohnte, sind die historischen Spuren der Steinbrecher überall im Gelände erhalten geblieben. Über eine Halde und einen alten Fahrweg mit Laderampe komme ich zum Ufer der Bahra hinunter und sehe auf der anderen Seite die Stallung der einstigen Bahr(a)- oder Heringmühle. Nach einem kurzen Stück steige ich neben einer bewaldeten Halde wieder bergwärts und treffe auf den nächsten Steinbruch. Oben begehe ich den bewaldeten Talhang etwas unterhalb der Talkante und finde zunächst viele kleinere Steinbrüche vor. Dann präsentiert sich das Gelände erst einmal weitgehend naturbelassen. Aber auch einzelne im Gelände vorhandene Steinblöcke weisen hier mitunter Bearbeitungsspuren auf. Im Verlauf steige ich am Hang ab und treffe auf ein Areal, welches von Bergsportlern zum Bouldern und Klettern genutzt wird. Die Nutzung scheint hier im Landschaftsschutzgebiet durch die vielfache Verwendung von Hilfsmitteln, die nach Sächsischen Kletterregeln unzulässig sind, eher halblegal. Ich erklimme erneut die Hochfläche und laufe kurzzeitig auf einem Weg weiter. Als dieser sich von der Talkante entfernt, biege ich auf einen Trampelpfad ein, der der Kante folgt. Nach einer Weile finde ich dort, wo der alte Weg von Zwiesel heraufkommt, weitere Steinbrüche vor. Jetzt nutze ich den ebenen Flurweg an der Waldkante. Dann will ich hinunter zur Straße abkürzen und habe auf einer Lichtung mit Totholz, Brombeergestrüpp und Blockwerk zu kämpfen. Nachahmer sollten deshalb besser den Flurweg bis zur Straße begehen.
 
Ich erreiche oberhalb der Waldburg die Straße, die in die eigentliche Ortslage Langenhennersdorf hinaufführt und biege in eine kleine Siedlung ein. Vom abwärts verlaufenden Sträßchen aus, gehe ich weglos vorbei am Kletterfelsen Kuckuckstein entlang des bewaldeten Talhanges weiter. Im recht übersichtlichen Hochwald rappelt es plötzlich unmittelbar neben mir zwischen Blockwerk und einigen kleinen Fichten. Ich hatte zwei ruhende Schwarzkittel aufgescheucht, die nun davonjagten. Nach einer Weile mehr oder weniger guten Vorankommens treffe ich auf den Langenhennersdorfer Wasserfall. Der Langenhennersdorfer Bach (auch Dorfbach) bildet an der Sandsteinkante des Gottleubatales einen 9 m hohen Wasserfall. Das harmlos scheinende Rinnsal hat bei Starkregenereignissen schon mehrfach die unterhalb verlaufende Straße beschädigt. Rechts neben dem Wasserfall führen einige Stufen durch eine offene Spalte zur Zwergenhöhle. Nach einem Knick öffnet sich der Blick in eine kurze Klufthöhle. Verschiedenen Sagen nach soll ein Geheimgang zur Kirche von Langenhennersdorf führen, beziehungsweise sollen hier Zwerge (Quarkse genannt) wohnen. Nach ausgiebiger Besichtigung steige ich am Hang zwischen Straße und Abbruchkante weiter talwärts. Das Vorankommen ist beschwerlich und die Begehung nur in der vegetationsarmen Zeit ratsam. An einer Stelle muss ich kurz zur Straße ausweichen und finde wieder am Hang einen größeren Steinbruch. Von hier aus führt ein alter Weg zum nächsten Flurweg. Diesen überquere ich und passiere den nächsten größeren Steinbruch, der zuletzt als Mülldeponie genutzt wurde und nun aufgefüllt und abgedeckt ist. An seiner unteren Kante gehe ich weiter bis wieder ein Steinbruch zu sehen ist. Dahinter gelange ich in den wasserführenden Graben des Hemmefloss/Hemmfloß und steige im Graben an einer Quellfassung vorbei aufwärts und nach rechts zu einer Wiese hinauf. An der oberen Wiesenkante laufe ich weiter und sehe unterhalb ein einzelnstehendes Haus. Ich durchquere in gleicher Höhenlage ein Waldstück und komme erneut auf eine Wiese, wo ich nach einem Gebüsch talwärts absteige. Dort befinden sich drei Teiche. Ich mustere suchend das Areal und komme mit den anwesenden Flurbesitzern, einem freundlichen älteren Paar ins Gespräch. Nur selten würden hier interessierte Besucher auftauchen. Wir unterhalten uns kurz über den gesuchten Kalkofen und sie zeigen mir die Richtung und gestatten den Durchgang. Links der Teiche führt ein Graben bergwärts, an dessen Rand ich hinaufsteige. Am Ende der Wiese finde ich die geringen Reste des Langenhennersdorfer Kalkschnellers.
Dieser wurde 1879 fertig und diente der Verarbeitung einer kalkhaltigen Sandsteinschicht. Besonders ertragreich schien das nicht zu sein, denn bereits 10 Jahre später wird die Anlage in den Unterlagen als Ruine bezeichnet. Ein großer Teil des Bauwerkes wurde später anderweitig selbst als Baumaterial verwendet. Der Kalkschneller ist von der Hangseite her an einem Baum mit einem „S“ markiert.
Auf einem alten Weg steige ich zur Anhöhe hinauf und befinde mich in der Folge etwas unterhalb des Ortsteiles Forsthaus. Eigentlich wollte ich nun zum Langenhennersdorfer Unterdorf hinabsteigen, entlang der Waldkante zum Gottleubatal gehen und über den Feldweg genau zum Auto zurückkehren aber die bisherigen weglosen Passagen waren ermüdend und haben viel Zeit gekostet. So richtig erkenne ich auch keinen Flurweg zum Dorf. Deshalb gehe ich zur Straße und laufe direkt nach Langenhennersdorf.
Dieses wurde urkundlich 1356 erstmals als Henricivilla (Heinrichsdorf) erwähnt und war zunächst böhmischer Besitz. Später wechselte es unter die Hoheit der Wettiner und irgendwann erfolgte eine sprachliche Abwandlung des Ortsnamens.
Ich passiere die alte Wehrkirche und die Brückenbaustelle am Dorfplatz und laufe am Straßenrand Richtung Bahra. Nach kurzer Zeit komme ich abschließend zur Kreuzung Bahraer Straße/Ebschenweg.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h 30 min.
Der Hinweg bis zum Kalkschneller hat die Schwierigkeit T3 und ist zu großen Teilen weglos und unmarkiert. Der Rückweg hat die Schwierigkeit T1.
 
 
* Langenhennersdorfer Berg- und Innungsordnung 1647**
** Quelle: A. + S. Fischer, Geschichte der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel, Teil 9 Langenhennersdorf, Forsthaus und Bahra

Tourengänger: lainari


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