Mount Everest (8.848m) -über die Südroute aus Nepal-


Publiziert von Riosambesi , 1. April 2015 um 11:37.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:31 März 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: SS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Eisklettern Schwierigkeit: WI2
Zeitbedarf: 34 Tage 22:00
Aufstieg: 25000 m
Abstieg: 25000 m
Strecke:Katmandu-Lukla mit Flugzeug; 9-tägige Tekkingtour bis zum Base Camp; über Südroute zum Gipfel, siehe Text
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flughafen Frankfurt am Main (FRA)

 

kurz zur Vorgeschichte:

Noch bevor man von einer Bergtour zurückgekehrt ist beginnen oft automatisch die Überlegungen wohin das nächste Unternehmen führen wird, das bitteschön noch höher hinaufführen soll als alles was man bisher geschafft hat.

Spinnt man diese Gedankenkette immer weiter steht am Ende unweigerlich der Mount Everest mit seinen 8.848m Seehöhe als finales Gipfelziel, und bei der Rückkehr von dessen Besteigung folgt auf die Euphorie des Erreichten die Leere, denn nun gibt es keine Steigerung mehr.

 

Im Januar 2012 werde ich von einem Zeitungsartikel über eine Himalaya-Expedition so in den Bann gezogen, dass daraus eine fixe Idee wird, die mich nicht mehr los lässt.

Ich besorge mir in der Stadtbücherei alle verfügbaren Titel zu dem Thema und durchkämme fast schon manisch das Internet.

Schnell wird allerdings klar, dass außer einer gründlichen Vorbereitung auch eine nicht unerhebliche Menge Geld, etwa 40.000-50.000 EUR, nötig sein würde, was mir am meisten Kopfzerbrechen beschert. Doch auch dafür sollte sich eine Lösung finden, die allerdings nicht zur Nachahmung empfohlen werden kann.

 

Im Frühling beginne ich mit einem Firnesstrainig, das anfangs aus morgendlichem Joggen und am Wochenende aus ausgedehnten Fahradtouren besteht. Dazu kommen noch etliche Aufstiege auf den Frankfurter Hausberg Altkönig (800m Seehöhe) mit ordentlich Gewicht im Rucksack.

Die 500 Höhenmeter bis zur Gipfelkuppe sind bequem in einer Stunde machbar, eine gezielte Vorbereitung auf die hochalpinen Verhältnisse ist das natürlich noch nicht.

Um mich an die Kälte zu gewöhnen und die passende Kleidung zu testen verbringe ich etliche Tage in Frankfurter Tiefkühlhäusern, immer in der Nähe des Gebläses, das den Wind simulieren sollte. Wie sich später herausstellen sollte hat das mit den Bedingungen im Hochgebirge so viel zu tun wie ein Waldspaziergang im Taunus mit einer Durchquerung des Amazonasbeckens.

Später verlagere ich mein Trainingsgelände in die Alpen, vor allem in Tirol samt Südtirol steige ich auf etliche Berge wie ihr an den hikr-Tourenberichten sehen könnt.

 

Noch immer war die kniffeligste Frage ungeklärt, nämlich wie ich das nötige Geld beschaffen könnte, wobei gleichzeitig immer weniger Zeit für den Beruf, also das Geldverdienen übrig war.

Wer unbedingt mit einem Segelboot den Atlantik überqueren möchte kann versuchen als Matrose anzuheuern, und auf ähnliche Weise sollte auch die Himalaya-Expedition angegangen werden.

 

Endlose Telefonate und Emails mit lokalen Veranstaltern von Bergtouren im Hamalaya bringen als Ergebnis nur Absagen, falls überhaupt eine Antwort eintrifft.

Bis zum Vormittag des 16. Juli 2012 um genau 10h34 MESZ, als eine Email in meinem Spamordner auftaucht und so um ein Haar ungelesen gelöscht wird. Absender ist eine Agentur aus Katmandu mit dem Namen High Mountaineering mit einem einfachen `re:´ in der Beteffzeile.

Auf meine Anfrage ob es möglich sei als Sherpa für eine Everest-Expedition anzuheuern müsse man mir mitteilen, dass es unüblich sei Europäer für diese Tätigkeit anzulernen, aber eventuell könne man sich vor Ort einmal kennenlernen und darüber sprechen.

Zunächst bin ich sehr skeptisch ob das ernst gemeint ist oder ein billiger Trick, mir dann vor Ort eine Menge Geld abzuknöpfen. Jeder meiner Freunde, mit dem ich darüber spreche reagiert mit ungläubigem Kopfschütteln. Dass auch schon andere auf raffiniertere Betrügerien reingefallen seien muss ich mir anhören und man mir so viel Naivität eigentlich garnicht zugetraut hätte. Ein einfaches `du spinnst´ der häufigste Kommentar. Also telefoniere und emaile ich wieder stundenlang, um Informationen über diese Agentur zu erhalten. Die widerum fielen eher positiv aus, etliche voneinander unabhängige Berichte sprechen durchaus wohlwollend über das kleine Unternehmen.

 

Ausbildung im Himalaya

Um es kurz zu machen, neun Monate später im April 2013 lande ich in Katmandu mit so viel Gepäck als wolle ich dorthin auswandern. Wir hatten uns in mehreren langen Telefonaten darauf geeinigt, dass ich in einem Ausbildungscamp an einem vierwöchigen Crashkurs teilnehmen könne der dann kostenlos sein sollte wenn ich im Gegenzug im Anschluss als Begleiter und Dolmetscher auf einer Everest-Tour einer deutschen Gruppe die Kursgebühr abarbeitete.

 

Nachdem ich in meinem Hotel eingecheckt habe, das dem Namen `Paradise Lodge´ nicht im Entferntesten gerecht wird setze ich mich in ein Taxi und lasse mich zu High Montaineering fahren, das in einem vergleichsweise ruhigem Viertel der Stadt liegt.

Entlang des Weges dorthin inhaliere ich dermaßen viele Abgase der knatternden Moped-Rikschas und alten Autos indischer Herkunft, dass ich um meine mühsam trainierten Lungen fürchtet.

 

Im Büro angekommen werde ich gleich zu Sebastian geführt, dem Inhaber der Agentur, der mir mit breitem Tiroler Akzent einige bohrende Fragen stellt. Ich hatte behauptet, schon mehrfach in Kaschmir an Hochgebirgsexpeditionen teilgenommen zu haben, eine zugegebenermaßen reichlich übertriebene Darstellung von tatsächlich nur einer einzigen eigentlich völlig harmlosen Tekkingreise vor 20 Jahren.

Am Ende reichen wir uns die Hände und am Tag darauf fliege ich mit 8 weiteren nepalesischen `Azubis´ nach Lukla, von wo aus wir eine 8-tägige Trekkingtour Richtung Khumbu-Region unternehmen, genau so wie es im Jahr darauf mit zahlenden

Touristen sein werde, um das Base Camp zu erreichen.

 

In der Nähe des Thokla-Passes werden wir zwei Wochen lang

am Gletscher geschult, fast so wie es auch beim Alpenverein

geschieht, nur in deutlich strengerem, militärischen Ton.

Auf Einzelheiten möchte ich nicht näher eingehen um die Würde meiner Mitschüler nicht zu verletzen.

 

Im Herbst des gleichen Jahres fliege ich ein weiteres Mal nach Nepal zu einem Training, und offenbar ist man mit mir nicht völlig unzufrieden, denn der Termin für die Everest-Besteigung wird mir feierlich für April/Mai 2014 mitgeteilt.

 

Die Mount Everest-Besteigung

Die Zeit vergeht wie im Flug, und als es dann ernst wird stehe ich mit breitem Grinsen am Frankfurter Flughafen beim Check-In.

 

Am Tag darauf in Nepal im Büro von High Montaineering weist mich Sebastian an, meine vier Sherpa-Kollegen im Pausenraum zu begrüßen. Beim Betreten des kargen Raumes kommt mir eine Dampfwolke wie in einem Amsterdamer Coffeeshop entgegen, offenbar sind sie immer noch rauschgiftsüchtig. Ich kenne ja die Jungs alle bereits von der Ausbildung, und die Freude ist groß als wir uns wieder sehen. Da nur drei von ihnen am Tisch sitzen frage ich nach Netang, der noch fehlte. `Er verabschiedet sich von seiner Frau´ heißt es und keine zehn Sekunden später betritt er auch schon die Hose gerade rückend das Zimmer.

Kurz darauf werden sie zum Chef beordert und lassen mich

alleine zurück. Ich kümmere mich um den im Aschenbecher glimmenden Joint als sich wieder die Tür öffnet und eine Frau eintritt. Ich habe sie vorher im Augenwinkel mit Netang gesehen und spreche sie als Miss Netang an. `Nein, nein, mein Name ist Miss Goodbye´ entgegnet sie und bewegt sich lasziv auf mich zu. Ob ich mich denn auch von ihr verabschieden wolle will sie wissen. Ich erwidere dass wir uns doch garnicht kennen, aber genau das ließe sich schnell ändern meint sie darauf, in den Bergen gäbe es nur Schafe und Yaks. Ich ziehe noch einmal an dem Joint, blöke wie ein Schaf und verlasse den Raum.

Am Tag darauf hole ich am Flughafen in Katmandu mit Sebastian die sechs Deutschen ab, die ich betreuen und falls möglich bis zum Gipfel des Mount Everest begleiten soll:

Jürgen und Gert aus Stuttgart, Thomas und Rüdiger aus Leibzig und Helmut und Erika aus Frankfurt. Alle zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt und offenbar vom Outdoor-Händler Globetrotter eingekleidet.

Die Sherpas sind hervorragende Bergsteiger und uns im Hochgebirge in vielen Belangen überlegen, doch es mangelt ihnen an Führungsqualität, sind sie es doch eher daran gewöhnt dass ihnen befohlen wird als ihrerseits allzu überehrgeizigen Touristen klar zu machen dass sie bei Erschöpfung rechtzeitig aufgeben und umdrehen müssen.

Meine Rolle soll eine Art Vermittler sein, möglichst sensibel auf überforderte Gipfelaspiranten einzugehen und wo immer es nötig ist zu helfen.

 

Zwei Tage später steigen wir in eine Twin-Otter und erreichen nach einem 30-minütigen Flug Lukla (2840m), dem Ausgangspunkt der Expedition. Meine Sherpa-Kollegen Netang, Soyon, Prileng und Baya haben zuvor den ihnen ausgezahlten Vorschuss in Proviant angelegt, will heißen in Whiskey, Haschisch und Schokoladenriegel. Ich nehme ihnen das Versprechen ab unter keinen Umständen vor Erreichen des Tageszieles davon etwas anzurühren, die Schokoladenriegel sind natürlich davon ausgenommen.

Am kommenden Morgen brechen wir auf zu der 9-tägigen Tekkingtour bis zum Base Camp. Ich sollte erwähnen, dass wir die klassische Südroute zur Besteigung des Mount Everest gehen. Zwar sind einige Nachteile wie der lange Zugang zum Base-Camp, der größere Andrang und auch die höheren Gefahren durch Eisschlag und Lawinen an der Lhotse-Flanke in Kauf zu nehmen, dafür gibt es im Gegensatz zur Nordroute von Tibet aus weniger technisch anspruchsvolle Kletterstellen sowie insgesamt weniger extrem ausgesetzte Passagen. Außerdem ist die Höhenanpassung auf der Südroute langsamer und somit effektiver zu erreichen.

 

Der lange Marsch von Lukla über Namche Bazar in die Khumbu-Region verläuft erstaunlich ruhig. Nachdem ich den Sherpas einen mittäglichen Joint genehmigt habe steigt deren Motivation darauf zumindest für eine Weile, beim Alkohol dulde ich kein Abweichen von der Regel.

Auch die sechs Europäer erweisen sich als sportlich und teamfähig.

Dummerweise musste ich an einem Abend erzählt haben schon einmal auf dem Gipfel des Mount Everest gestanden zu

sein, vermutlich um die Gruppe von meiner Qualifikation als Bergführer zu überzeugen.

Später kann ich dies schlecht wieder zurücknehmen ohne mein Gesicht zu verlieren, die Sherpas beginnen schon darüber zu witzeln, schließlich wissen sie dass es schlichtweg erfunden war.

Soyon, der kleinste der Sherpas will wissen ob es in Deutschland auch Berge gäbe. Das Entsetzen steht der Gruppe und mir ins Gesicht geschrieben. Wussten die wirklich nichts von unserer Zugspitze? Schließlich kennt ja auch jeder Deutsche den Mount Everest. Ich ohrfeige Soyon für seine Unkenntnis, aber nur ganz leicht, quasi in einer homöopathischen fast nur angedeuteten Bewegung.

In Tengboche bitten die Sherpas um einen halben freien Tag, um beten zu können. Hier befindet sich das religiöse Zentrum der Khumbu-Region.

Ob ich meiner Rolle als Vermittler zwischen den Kulturen bis dorthin wirklich gerecht werde ist schwer zu sagen, obwohl die Sherpas relativ gut Englisch sprechen will aus der Gruppe niemand so recht mit ihnen Freundschaft schließen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Prileng, der früher in Katmandu auf der Straße gelebt hat, gestern versucht hat nachts Jürgen, dem Stuttgarter, einen Krümel Hasch in sein Frühstück unterzumischen. Natürlich hatte er keine bösen Absichten sondern wollte ihn nur etwas auflockern, aber Jürgen wertet dies als `Sabotageakt´, um ihn zu schwächen.

Als wir ein paar Tage später am Thokla-Pass auf 4830m Seehöhe stehen ist aller Ärger vergessen, und wenn man bedenkt, dass der Mont Blanc als höchster Punkt der Alpen sogar ein paar Meter niedriger ist sind wir nun endgültig im Hochgebirgs-Modus.

Später führt der Weg entlang des Khumbu-Gletschers weiter, bis das Basis Lager auf 5350m Höhe erreicht ist.

Von hier aus ist der Everest nicht zu sehen, aber schon Tage zuvor haben wir ihn gesehen, was einen ordentlichen Motivationsschub durch die Gruppe gehen ließ.

Im Base Camp sind außer uns etwa 300 weitere Bergsteiger und Sherpas, manche in sich gekehrt meditierend, andere äußerst unruhig auf und ablaufend. Insgesamt scheint die Stimmung etwas gereizt zu sein. Auch Musik von DJ Ötzi kann daran nichts ändern, wie es Sebastian versucht.

Vor uns liegen nun mehrere Wochen mit Akklimatisationstagen und das ewige Bangen um eine gute Wetterprognose.

 

Wir unternehmen mehrere Akklimatisationsanstiege über den Khumbu-Eisbruch zu Lager 1 auf 5800m Höhe, wobei riesige Spalten auf provisorisch zusammen gebundenen Aluleitern überquert werden müssen, trotz Seilsicherung immer ein Nervenkitzel.

 

Im Basis Lager geht es zu wie auf einem orientalischem Jahrmarkt. Vor allem um die leeren Sauerstoffflaschen gibt es unter den Sherpas oft Streit, denn der ausgesetzte hohe Pfand von 300 Dollar, der eigentlich dazu motivieren soll sie nicht am Berg liegen zu lassen, macht daraus veritable Wertgegenstände. Man fühlt sich erinnert an Pfandflaschensammler in der Frankfurter Innenstadt, allerdings ohne Einkaufswagen. Baya, unser drahtiger Sherpa erzählt mir, dass eine oder eventuell mehrere Flaschen mit Helium anstatt mit Sauerstoff befüllt seien. Ob es sich um ein Versehen oder Absicht des Lieferanten handelt ist unklar, auf jeden Fall sorgt Helium dafür, dass sich die Stimme eines Mannes in eine quakende Donald Duck-Tonlage verwandelt,

was zwar im Flachland nach wenigen Minuten wieder abebbt, jedoch in der Höhenluft sich erst nach mehreren Stunden wieder normalisiert.

Ich ordne an, dass alle unsere Flaschen von ihm kontrolliert werden sollen, was er auch macht. Mit einer Stimme wie aus einem Zeichentrickfilm berichtet er mir später, dass eine der Flaschen nicht in Ordnung war und er sie aussortiert habe.

 

Gert, der Stuttgarter, hat nach ein paar Tagen so starkes Fieber, dass er vermutlich nicht mit uns weiter laufen kann.

 

Es vergehen 14 Tage, bis eine günstige Wetterprognose eine Aufbruchstimmung lostritt als würde eine Armee in den Krieg ziehen. Endlich wird es ernst und nach einer schlaflosen Nacht steigen wir vom Basis Lager bis zu Lager 1 (5800m),

um am nächsten Tag zu Lager2 (6200m) weiterzulaufen.

In der Nacht klagt Jürgen, der Stuttgarter, über starke Schmerzen im linken Knie nach einem Ausrutscher am Rand einer Spalte. Am nächsten Morgen ist das Knie so dick wie ein Fußball, ich lasse ihn mit Netang im Lager zurück.

Am Lager2 angekommen erfahre ich über Funk, dass ihn die Sherpas mit einer Bahre in das Basis Lager bringen werden.

 

Zwei Tage später kommen wir überraschend problemlos in Lager3 auf 7200m Höhe an, doch dann fordert die Höhe ihren Tribut: Thomas und Rüdiger, die Leibziger, klagen über extreme Kreislaufprobleme, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Auch am nächsten Morgen geht es ihnen nicht besser, also schicke ich sie mit Prileng und Soyon zurück.

 

Es bleiben also nur noch Helmut und Erika aus Frankfurt, Baya und ich übrig, um zum letzten Lager auf 8000m Höhe am Südsattel zu steigen, von wo aus wir morgen den Gipfelanstieg starten wollen.

An Schlaf ist nicht zu denken, unruhig liegen wir im Zelt bei minus 30 Grad Außentemperatur und starkem Wind.

Um Mitternacht brechen wir auf, um die letzte Etappe zum Gipfel zu nehmen.

Über den Südostgrat arbeiten wir uns in kombiniertem Gelände, also Eis und Fels bei etwa 45° Steigung bis zum Südgipfel vor. Jeder hat zwei Sauerstofflaschen, aber trotzdem ist jeder einzelne Schritt Schwerstarbeit für den Körper.

Nach dem Südgipfel folgt eine etwa 12m hohe Steilstufe, der Hillary Step (8780m), der zwar mit Fixseilen abgesichert ist, aber nur einzeln bestiegen werden kann. Bei den gut 100 Gipfelspiranten heute bedeutet dies etwa zwei Stunden Wartezeit, die gewaltig an den Nerven kratzen.

Dann passiert es: Helmut friert mit seinen Steigeisen im Eis ein, kann sich nicht mehr bewegen. Wir zerren an seinem Bein, aber eher rutscht der Fuß aus dem Schuh als sich das Eisen löst. Also beginnt Baya mit dem Eispickel das Eis um seinen Schuh herum freizuschlagen, trifft aber mit voller Wucht den Schuh in Höhe der Ferse, wo sich die Spitze bis zur Archillessehne durchbohrt, die mit einem kaum hörbaren `Pling´ reißt. Helmut schreit erst vor Schwerzen aus und wird dann ohnmächtig.

Uns gelingt es den Schuh freizubekommen, aber nun muss Baya ihn wieder zurücktragen. Ich sage ihm er soll mir seine Sauerstoffflasche geben, denn meine zweite ist bereits fast leer. Das macht er auch, sogar den verletzten Hessen schleppt er den steilen Grat zurück bis sie außer Sichtweite sind.

 

Nachdem Erika und ich später endlich an der Reihe sind ist meine Sauerstofflasche leer und ich drehe die von Baya überlassene Flasche auf um tief Luft zu holen. Ich merke sofort, dass etwas nicht stimmt und mit einer Donald Duck-Stimme rufe ich: ´verfluchter Mist´ und werfe die Flasche den Hang hinab. Das Gelächte hinter mir nehme ich kaum wahr.

 

Oberhalb des Hillary Step führt relativ flaches Gelände relativ einfach bis zum Gipfel, auf dem wir um genau 11h11 stehen.

Die Aussicht ist ähnlich wie auf der Zugspitze beeindruckend, aber durch die Kälte sind die Akkus von Fotoapparat und Funkgerät leer. Nach ein paar Minuten machen wir uns auf den Rückweg.

 

Der Abstieg erfolgt im Prinzip auf dem gleichen Weg wie der Aufstieg, eine Überschreitung über die Nordroute ist zwar denkbar, kommt aber schon wegen des riesigen logistischen Mehraufwandes nicht in Frage.

 

Drei Wochen später stehe ich wieder in Katmandu im Büro von High Mountaineering und erfahre von Sebastian dass er ein ernstes Wort mit mir zu reden habe. Ich behaupte mir noch eben die Hände waschen zu wollen und verlasse das Haus durch die Hintertür.

APRIL APRIL! Die Geschichte ist natürlich nur frei erfunden..


Tourengänger: Riosambesi


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Kommentare (25)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 12:05
Ein durchaus gelungener Aprilscherz - ich gratuliere! Da hast du auch mich erwischt ;-) . Ich finde es erstaunlich, wie viel Mühe du dir mit diesem Bericht gemacht hast. Beste Grüße!

adrian hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 1. April 2015 um 12:13
Starker Bericht!, auch wenn das Gipfelfoto fehlt ;-)
Habe ich sehr gern gelesen.
Gruess
Adrian

anneliese hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 13:50
Klasse Bericht und noch ein viel tollerer Aprilscherz
Gruß Anne

Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 14:07
Ein schöner und anschaulicher Bericht, der gleichzeitig auch Mut macht. Tolles Bild, der Südsattel mit den Zelten..
Hat der verletzte Hesse (Helmut) alles überstanden? Hoffentlich!
Grüße
Andreas

Seeger hat gesagt: 1. April-Scherz
Gesendet am 1. April 2015 um 14:12
Dieser Tagtraum geht unter die Haut!
Träume weiter, denn sometimes a dream comes through.
Sensationell und absolute Spitze!
Andreas

Nic hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 14:24
Sehr amüsant. Klasse!

VG

Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 14:42
sehr plastisch geschildert. Wer schon einmal dort unten war, kann das gut nachvollziehen.
Ein schöner Aprilscherz.

VG Monika

dominik hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 17:17
Scherzkeks, vermutlich zuviel Helium-Haschisch Gemisch in der Druckflasche gehabt :-)))

GQ824VS hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 17:22
Na, na, mich hast Du aber nicht erwischt, habe nämlich zuerst bei "Wegpunkte" Deine Gipfelliste angesehen und dann war der Fall für mich schon klar. Aber träumen darf man ja immer....
Gruss donalpi

Meeraal hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 17:51
Da hast du dir ja einige Mühe gemacht, den Scherz hier reinzustellen. Hast du sonst nichts zu tun? Aber das Geschriebene ist wenigstens lustig und die Bilder sind auch schön.

Viele Grüße

rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2015 um 22:29
Se non è vero è ben trovato

Spannend, der Bericht. Davon liest man gern mehr, hihi

scan hat gesagt:
Gesendet am 2. April 2015 um 09:23
hab sogar am 2. April herzlich drüber lachen können. Vielen Dank :-)

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 2. April 2015 um 10:05
Haha, herrlich! Hast mich erwischt, aber ab der Stelle mit dem Joint und Miss Goodbye war ich zumindest etwas verwundert... :-)

georgb hat gesagt: storyteller
Gesendet am 2. April 2015 um 15:07
Ich hätte das "April April" noch eine Zeit lang weggelassen. Wer weiß, obs überhaupt jemand als Scherz erkannt hätte, ich jedenfalls nicht. Wollte mich schon als Sherpa bewerben ;-)
Gratuliere, genial und gut gemacht!

Clariden hat gesagt:
Gesendet am 3. April 2015 um 22:19
Phantastisch, ich kann gar nicht genug davon kriegen, dass "die Aussicht ähnlich wie auf der Zugspitze beeindruckend ist"! Herzlichen Dank.
Clariden

Riosambesi hat gesagt: alles nur Lüge?
Gesendet am 5. April 2015 um 01:10
danke, danke. Hatte eigentlich Schelte wegen Gipfel-Anmaßung und Veralberung der Sherpas mit anschließender Verbannung aus hikr.org befürchtet..
Die Fotos sollte ich besser entfernen, die sind aus dem Internet. Der Text aber ist kein Plagiat :-)

chüderas hat gesagt: Mir bleibt die Luft weg!
Gesendet am 21. April 2015 um 23:24
Uiiii! Schon lange nicht mehr so gegrölt bei einem Bericht. Vielleicht auch weil ich die Auflösung schon zu Beginn gesehen habe, bzw. weil meine Frau am Schlafen war und ich eben nicht lachen durfte! Luft! Mir bleibt die Luft weg!
Super geschrieben, bitte mehr davon!

xaendi hat gesagt:
Gesendet am 11. Juni 2015 um 12:57
Ein eindrücklicher Reisebericht! Erinnert mich ein klein bisschen an "Die Besteigung des Rum Doodle" von W.E. Bowman. Hast du dich dort inspirieren lassen? Falls du es nicht kennst - unbedingt lesen, und dann das Sequel dazu schreiben!

Riosambesi hat gesagt: 40.000 and a half feet
Gesendet am 13. Juni 2015 um 00:12
Das Buch kenne ich tatsächlich..Zum Glück habe ich es erst nachdem der Bericht entstanden ist entdeckt, sonst hätte ich mich womöglich dazu verleiten lassen Szenen daraus einzuflechten. Spätestens durch dich wäre ich dann als Plagiator aufgeflogen :-)
Gruß Michael

Bergneger hat gesagt: Jeschwätz ...
Gesendet am 12. März 2017 um 01:29
...aus Berlin Marzahn - Hellersdorf.

Hochjebirgserfahrung: Mont Klamott, Ahrensfelder Berge, Humboldthain

Basislager : Platte 1.Etage

Riosambesi hat gesagt: RE:Jeschwätz ...
Gesendet am 12. März 2017 um 08:09
Schönen Gruß in das Rotzloch. Dachte, das sei eine Metapher, aber die Schweizer haben ja tatsächlich Humor..

Bergneger hat gesagt: Ick merke schon ...
Gesendet am 12. März 2017 um 22:24
...det wir uns jut verstehen im humoristischen und montanistischen Sinn.

lampbarone hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2017 um 17:55
Erst jetzt gesehen auf der Suche nach den 300 Tourenbericht -Gipfeln (ähm... zählt dieser mit?).
Klasse gemacht!
Aber eine Steigerung gibt es doch noch: Der Olympus Mons, den ich leider nicht in meine Liste offener Touren eintragen konnte.
Hab mir von Insidern sagen lassen, technisch relativ leicht, kaum T2, aber die Wegfindung soll etwas heikel sein, da die roten Markierungen entweder auf dem Marsgestein schwer sichtbar sind oder vielleicht sogar fehlen.
Und Steinmännchen stehen anscheinend auch eher zufällig.
Außerdem wird dringend die Verwendung von Sauerstoff empfohlen, selbst der Messner hat es noch nicht ohne probiert.
Und die Anreise zum Fuß des Gipfel soll teurer sein, als Mont Everest und Matterhorn (mit Hüttenübernachtung) zusammen...

Riosambesi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2017 um 19:10
Seit ein Kumpel. 'Into thin air' von J. Krakauer gelesen hat, liegt er mir im Ohr, dass wir unbedingt auf den Everest müssen. Habe ihn auf Demavand runtergehandelt.. Wird aber wohl dieses Jahr nichts mehr, er kann nur im Oktober.. Mit ihm war ich vor gut 20 Jahren in Kaschmir trekken. Vermutlich ist Nepal sehr ähnlich, nur eben wesentlich mehr Wandertouristen.. Das mit dem Mars muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen, wäre garantiert ein hikr-Ersteintrag..

lampbarone hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2017 um 05:06
Kilimandscharo wäre auch eine Option für dünne Luft...
Was mich nur stört, dass alle die Hand aufhalten und ein Bergführer Pflicht ist. Da gehe ich lieber allein auf einsame Berge.

Jaja. Wäre wieder eine hikr Erstbesteigung. Wobei Du wohl ohnehin die höchste Quote hast. Langsam findet man keinen Berg mehr :D


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