Landvogtehore 2615m ü.M.


Publiziert von amphibol , 14. März 2015 um 14:13.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 9 März 2015
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: Niesenkette   CH-BE 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1290 m
Abstieg: 1290 m
Strecke:Parkplatz Vordere Fildrich-Steibode-Hang zwischen Türmlihore und Landvogtehore
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vordere Fildrich, bei Schwenden links abbiegen oder Bushaltestelle Schwenden i.D.,altes Schulhaus aussteigen und per pedes ans Ziel (cff logo Schwenden i.D.,altes Schulhaus).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:-
Unterkunftmöglichkeiten:Grimmialp
Kartennummer:263S Wildstrubel

Landvogtehore (kleines Gsür) 2615m ü.M.


Das Landvogtehore ist einerseits eine nördlich des Gsür aufgebaute Turmgruppe, die in einem hohen Turm (Gipfel) und einem Gratübergang zum Gsür mündet, andererseits ist es eben auch eine Erweiterung des Übergangs der Türmlihore, die sich im Westen des Landvogtehore befindet. In der älteren Literatur und bei älteren Bergkundigen ist das Landvogtehore eher als Kleines Gsür bekannt, für uns digital geprägten jüngeren Leuten hat sich als Name des Bergs, wie er entweder in der Tourenliteratur oder im Internet beschrieben wird, eher Landvogtehore durchgsetzt. Aus geologischer Sicht müsste das Landvogtehore eher Grosses Türmlihore heissen als kleines Gsür, weil die Morphostratigraphie des Landvogtehores eher jener der Türmlihore als jener des Gsürs entspricht. Warum es aber überhaupt Landvogtehore heisst, ist mir unbekannt. Jedenfalls - so mutmasse ich - steht der Name in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der mittelalterlichen Institution der Landvogtei.

Vogteien figurierten als Institutionen ab dem 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum vorkamen(wikipedia). Es handelte sich hierbei um durch geopolitisch grössere Organisationsvebunde enstandene Ämterorganisationen. Vögte oder Landvögte übernahmen im Auftrag (weltlicher) Herrscher oder staatsähnlicher Verbunde Verwaltungsaufgaben wie etwa Festlegung und Einziehen von Steuern, Organisation und Durchführung der Gerichtshandlungen, Organisation des Militärwesens usw. In grossen Monarchien wie in England oder in Frankreich bestand diese Funktion bereits länger. In der Schweiz im Zusammenhang mit der alten Eidgenossenschaft tauchte die Landvogtei erst um 1450 auf. Die Landvogten waren Regenten und standen der gesamten Verwaltung der Bezirke vor. 

Eine mögliche Begründung des Namens dürfte wohl darin bestehen, dass der zuständige Landvogt seinerzeit oft auf sein Landvogtehore stieg oder er gar Landvogtesitzungen oder -ausflüge dahin machte. Eine andere Theorie könnte sein, dass der Landvogt mit diesem Hore sein Administrativgebiet absteckte. Vielleicht erinnert auch die Gestalt des Berges an einen bestimmten Landvogten? Für die letzte Theorie würde sprechen, dass der dem Frutigtal abgewandte Teil des Landvogtehores Rügge (Rücken) Tälti heisst, was eine gwissen Kausalität zu einem Menschen hervorrufen könnte (mir ist bewusst, dass im Zusammenhang mit Berg oft vom Rücken (siehe Bergrücken) gesprochen wird). Sobald ein Leser dieses Berichts hierauf eine Antwort geben kann, würde ich mich sehr freuen! :-) 

[09.03.2015] Am Abend vor der Tour war ich noch etwas geschafft von der langen ÖV-Tour auf die Galmschibe, die im Normalfall den gleichen Ausgangsort hat, wie auch das Landvogtehore. Ich telefonierte mit meinen Kollegen. Sie schlugen mir das Landvogtehore vor und ich meinte, es sei mir in meinem ersten Jahr als Skifahrer etwas gar zu steil und ich sei noch zu wenig geübt in den Spitzkehren. Ich meinte dann auch, dass sie gerne alleine gehen können, wenn sie auf die Landvogte gehen wollten. Wir einigten uns dann für Drümännler oder Bodezehore oder allenfalls auch Männliflue.. 

Am Morgen beim Ablaufen schauten wir alle aber immer hoch in den schönen, steilen und scheinbar von der Schneequalität wohl besten Hang im ganzen Tal! Die anderen Hänge liegen halt fast alle schon am Morgen in der Sonne und die Temperaturen der letzten Tage waren relativ hoch. Niemand zwang mich und doch entschied ich mich dazu, mit ihnen auf das Landvogtehore zu gehen. Ich kann jederzeit umkehren. Etwas nervös war ich dann schon, doch mit stetigem Aufstieg auf dem kleinen Rücken im Steilhang gelang es mir, die Sache richtig zu geniessen. Im oberen Bereich des Hanges, der in eine ausgeprägte Wechte mündet, hatte ich dann schon etwas Mühe mit den Spitzkehren, doch mit Geduld und Konzentration verlief das alles ganz gut. Etwa 20m unter der Wechte mussten wir die Skier auf den Rucksack binden und in gutem, harten Trittschnee hochsteigen. Obwohl der Schnee generell hart war, brauchten wir die Harscheisen bis dahin nicht. Ab hier (Rügge Tälti) waren wir in der Sonne, ein unangenehmer Wind wehte von der Gsür und verfrachtete böenartig staubhaften Schnee ins Gesicht. Hier mussten wir dann die Harscheisen aufsetzen, ansonsten wären wir wohl kaum hochgekommen. Der Wind hat den Schnee in eine Eisbahn verwandelt, deren oberste Schicht, auch wenn es hier nicht mehr so steil ist, ganz schön unangenehm war zum hochgehen. Bald einmal standen wir auf dem Gipfel und erfreuten uns der wunderbaren Aussicht vom Landvogtehore!

Die Abfahrt bis auf den Grat zwischen Landvogtehore und Türmlihore war dann aus genannten Gründen pistenähnlich. Die ersten paar 10m im Steilhang noch weniger angenehm aber dann ein Traum in wunderbarem Pulver! Wir konnten so die optimale Abfahrt im ganzen Fildrichtal fahren und als wir unten ankamen waren wir doch alle mächtig zufrieden ob der schönen Tour!

Alternativabstieg: Skiroute ins Färmletal, man beachte den Tourenführer. Optional kann man noch auf das Gsür steigen, allerdings meint der Tourenführer dazu: Nicht ganz so ideal [..wie die so schnörkellose Route auf das Landvogtehore] ist das Gsür selbst, weil die Kletterei über den NE-GRat im Winter eine recht wilde Sache ist (Skitouren Berner Alpen West, Gantrisch bis Wildhorn, Ralph Schnegg/Daniel Anker, 3. Aufl. 2006, SAC). 

Geologie: Das Landvogtehore gehört zu den hinteren 10% der Niesenkette. Die Niesen-Decke besteht fast ausschliesslich aus einer fast zwei Kilometer mächtigen Flyschserie aus geschichtetem Sandstein, Breccien, in Abwechslung mit Tonschiefer. Die typische „Niesenbreccie“ enthält gelblichen Dolomit, dunklen Tonschiefer und kristalline Gesteine (Siehe auch: Quelle).

Aufstieg: 1290 Hm / Distanz Aufstieg: 4.8Km, Zeit Aufstieg: 3.5h (inkl. Pausen). Verhältnisse Wetter: Sehr warme Temperaturen, leichter, kalter Bergwind am Gsür. Bedingungen: Oben undurchdringbarer Harsch-Deckel, im Steilhang guter Pulver.

Merci an Mike und Sara, die die Tour sehr gut kennen!

Tourengänger: amphibol


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Kommentare (2)


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Aendu hat gesagt: Schöne Tour!
Gesendet am 17. März 2015 um 13:00
Gratuliere zu dieser schönen Tour! Ich war einmal vor Jahren dort oben. Damals war ich froh endlich im Sattel zu stehen...

Gruss, Aendu

amphibol hat gesagt: RE:Schöne Tour!
Gesendet am 21. März 2015 um 21:48
Danke Ändu,
ich war auch froh als wir im Sattel waren. Mir ist es aber im grossen und ganzen nicht lange vorgekommen und ich konnte die Tour sehr geniessen. :-)

LG, Raphael


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