Ochsenberg und Riedholzer Kugel


Publiziert von quacamozza , 24. Januar 2015 um 17:12.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:21 Januar 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 1040 m
Strecke:Missen-Ochsenberg-Geratsried-Aigis-Hintereck/Kreuzberg-Oberried-Riedholzer Kugel-Iberger Kugel-Seltmans (18,5 km) und Missen-Kühberg-Hinterhaselbachalpe-Börlas (5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A 96 Leutkirch-Süd, dann nach Isny, B 12 nach Seltmans, St 2001 nach Sibratshofen, St 2006 nach Missen (P am Gemeindehaus)
Kartennummer:"die amtliche" Umgebungskarte UK 50-46 1:50 000 Kempten (Allgäu)

Im Westallgäu lässt sich zu jeder Jahreszeit schön und ausgedehnt wandern. Namhafte Gipfel sucht man hier freilich vergebens, aber darauf kommt es auch nicht an. Die Ausblicke auf die Nagelfluhkette und hinaus ins weitläufige hügelige Allgäu bis zum Säntis wissen zu gefallen.
Wer einmal vom Westallgäuer Wandervirus infiziert ist, wird immer wieder gerne hierher kommen, um vom Alltag abzuschalten.

Doch wie ist eigentlich das Westallgäu definiert? Da ließe sich lange drüber streiten. Die wohl herrschende Meinung sieht DEN Teil des Allgäus als westlichen Teil an, der die Landkreise Lindau und Ravensburg umfasst. Zuweilen wird auch nur der Landkreis Lindau erwähnt. Da es kein württembergisches Zentral- und Ostallgäu gäbe, könne es auch kein württembergisches Westallgäu geben. Andere stellen auf die Wasserscheide Rhein/Donau ab, die eine ähnliche, aber eben nicht dieselbe Linie vorgibt.  

Bedeutsam ist das etwa für die Bestimmung des höchsten Punktes des Westallgäus. So steht auf dem Gipfel der Riedholzer Kugel ein Schild, das diesen Berg als Höchsten bezeichnet. Diese Behauptung ist in jedem Falle unzutreffend, da sowohl der Schwarze Grat mit 1118m als auch der höchste Punkt des Kreises Lindau, die Kalzhofener Höhe, mit 1117m höher sind als die Riedholzer Kugel. Wer gar die Wasserscheide als Maßstab nimmt, kommt auf den Ochsenberg mit 1125m als Kulmination, da dieser westlich der Unteren Argen liegt, die Richtung Bodensee fließt.

So ist also der Schwarze Grat der höchste Punkt des Westallgäus, auch wenn es etwa in der Nagelfluhkette höhere und geografisch viel weiter westlich gelegenere Gipfel gibt. 
Der "Hausberg des Westallgäus" (westallgäu.de) ist der Hochgrat. Im Westallgäu gibt es im Umkehrschluss zufolge gar keine Berge, sondern nur Hügel.

Ganz interessant ist es also schon, sich bei dieser Tour ein bißchen mit der Geografie zu beschäftigen. Wer die Tour in Missen oder Börlas startet, geht aus den Allgäuer Alpen ins Alpenvorland und aus dem Oberallgäu ins Westallgäu.


Weniger aufregend sind dagegen die einfallslosen Gipfelbezeichnungen, mit denen sich kaum ein Tourist hinter dem Ofen vor locke n wird. Da kommt nach dem Kühberg der Ochsenberg, der nahtlos in den Kälberberg übergeht, während sich auf der anderen Talseite zur Kalzhofener Höhe erneut der Ochsenberg anschließt. Dazu sehr viele "Kapfe". Das alles in der Heimat von Carl Hirnbein, DEM Tourismuspionier des Allgäus.
Und warum gibt es hier Kugeln, die es sonst nirgends im Allgäu gibt, sondern im Bregenzerwald und anderen österreichischen Bergregionen?



Zur Schwierigkeit:

Ochsenberg WT 2, direkter Grat eine Stelle WT 3, sonst keinerlei Schwierigkeiten, aber oft mühsam bei Neuschnee


Zum Zeitbedarf:

Missen-Ochsenberg: 50-55 min
Ochsenberg-Geratsried: 25-30 min
Geratsried-Aigis: 30 min
Aigis-Hintereck: 10-15 min
Hintereck-Riedholzer Kugel: 1 Std 10 min
Riedholzer Kugel-Iberger Kugel: 20 min
Iberger Kugel-Seltmans: 30 min

Missen-Kühberg: 30-35 min
Kühberg-Kreuz Hinterhaselbachalpe: 15 min
Kreuz Hinterhaselbachalpe-Börlas: 15-20 min



Vom Parkplatz am Gemeindehaus Missen (839m; Haus des Gastes; hier auch Start- und Willkommensplatz der Wandertrilogie Allgäu) einen Kilometer an der Straße Richtung Wilhams, dann die Fahrbahn überqueren und gleich nach rechts hinab in die "Hölle". Nach Passieren der Unteren Argen geht es steil in den Wald hinauf. Später eher links halten. Die Markierungen sind nicht erkennbar. So steige ich direkt am zeitweise ausgeprägten Grat nach oben und überwinde eine Steilstufe im Wald. Ein guter Test für die Alpintauglichkeit der Schneeschuhe. Bei einer Wegekreuzung (1071m) mache ich einen Abstecher zu einem fünf Minuten unterhalb liegenden Aussichtspunkt mit Kreuz (ca. 1045m), an dem es normalerweise ohnehin vorbeigehen würde, dann geht's auf demselben Weg zurück.

Während links ein breiter Weg um den Ochsenberg herum führt, nehme ich den rot-weiß-rot markierten "Kammweg" zum Gipfel des Ochsenbergs (1125m). Der liegt komplett im Wald und wenige Schritte links des Steiges. 200 Meter weiter auf der Nordseite findet sich ein Aussichtspunkt mit Bank.
Weiter geht es auf oder etwas unterhalb der Kammhöhe bis zur Vereinigung mit dem breiten Weg. Nach der Weggabelung am Kälberberg (983m) ist bald der Ortsbeginn von Geratsried (897m) erreicht. Scharf rechts ist die Fortsetzung.

Auf dem Jakobsweg wandere ich hinüber nach Aigis (917m). Danach kommt ein kleiner Aufstieg zum Hintereck (971m; auch Kreuzberg), auf dem ich mich in ein blaues Allgäuer Gipfelbuch eintragen kann, das bereits fast zwei Jahre alt ist. Die Kälte ist heute kaum auszuhalten. Nachdem die Handschuhe ausgezogen sind, werden die Pfoten bald taub. Die gefühlte Temperatur liegt um einiges niedriger als der reale Wert. Glücklicherweise ist es weiter unten eher erträglich, und die nächste Steigung kommt auch rasch. Außerdem bringt der tiefe Pulverschnee Schwung in den Kreislauf. Eine einsame Skispur führt mich Richtung Sibratshofen. Es geht über die St 2001. Das Schneeschuhgehen wird bis Oberried (921m) für eine Viertelstunde von Asphaltwalken abgelöst.

Wieder steiler führt ein zunächst breiter Weg an den Waldrand mit hervorragender Aussicht. Nach links, dann wieder nach rechts ist es nicht mehr weit zur "Kugel". Damit ist die Riedholzer Kugel (1065m) gemeint. Zuletzt kämpfe ich mich wieder durch Pulverschnee auf den Gipfel, auf dem sich neben dem eingangs erwähnten Schild ein Rastplatz und kurz unterhalb eine Hütte befinden. In der Ferne zeigt sich der Alpstein. Hier dürfte bei gutem Wetter einiges los sein.


Nach dem Abstieg über die Gipfelwiese zeigt der blaue Balken auf weißem Grund die weitere Richtung ("Iberger Kugel 1,0 km"). Es geht an einem Kreuz mit Buch und Bank vorbei ("Kugel", 1032m, dabei ist hier gar kein Gipfel zu finden). Kurz darauf versperrt ein Zaun den Zugang zum eigentlichen Gipfel der Iberger Kugel (1045m). Auf der Iberger Kugel befindet sich nämlich ein Sendemast, der Radio 7 und Radio Seefunk überträgt. Der Gipfelbereich ist leider nicht betretbar. Die Höhenangabe bezieht sich auf den am höchsten zugänglichen Punkt. Der liegt 1 bis 2 Meter tiefer als der Gipfel.


Unspektakulär ist der Abstieg wahlweise nach Sibratshofen oder nach Seltmans (761m). Zuvor geht es über einen unauffälligen Buckel drüber, der erstaunlicherweise in den Karten fett markiert ist ("Irgenkapf"). Ich nehme den Weg nach Seltmans und finde mich bald auf einem durch Waldarbeiten und schwere forstwirtschaftliche Fahrzeuge übel zugerichteten und steilen Ziehweg wieder. Eine Tortur für Mensch und Material.
Unten geht es noch an einem Seniorenheim vorbei, dann steht man vor der Kapelle an der großen Straßenkreuzung. Jetzt noch schnell in die 500 Meter entfernte Ortsmitte, die als solche nicht erkennbar ist, und mit dem Bus zurück nach Missen.



Kurze Pause am Auto mit Information über den Themenort Missen, dann an der Straße zur Brauerei Schäffler und auf dem Kirchweg zur St. Martins-Kirche, dann immer den großen weißen Wegweisern folgen ("Wanderweg") auf den Kühberg (1031m). Der höchste Punkt befindet sich oberhalb eines Hochsitzes bereits im Wald. 
Jetzt kommt der genussvollste Teil der Tour: ideale flache und unverspurte Hänge, super zum unbeschwerten Schneeschuhgehen. Es ist allerdings nur eine Viertelstunde bis zur Hinterhaselbachalpe (1027m) und zum Kreuz (1041m) nahe der Alpe. Hier wartet eine fantastische Rundsicht. Ein Ort, den man ungern verlässt, wenn man ungestört sein darf.

Laut Wegweiser sind es noch 20 Minuten nach Börlas. Der direkte Weg über ein Privatgrundstück ist allerdings nicht mehr begehbar. Ein kleiner Umweg ist dafür bestens ausgeschildert. Auf dem Falkatweg erreicht man die ersten Häuser von Börlas (959m). Jetzt bleibt nur noch ein kurzer Aufstieg zur Straße, Kapelle und Bushaltestelle.


Tourengänger: quacamozza


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