Piz Cavradi (2614m): Rundtour mit Schneeschuhen vom Oberalppass aus


Publiziert von Chrichen , 26. November 2014 um 08:04.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:22 November 2014
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Gruppo Piz Blas   CH-UR 
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug via Göschenen nach Andermatt / Von Andermatt mit dem Zug bis zum Oberalppass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Dank der starken Schneefälle Anfang/Mitte November sind die Bedingungen für Wintertouren in den zentralen Alpen schon hervorragend. Da sich die Schneemengen regional stark unterscheiden, muss das Tourenziel jedoch noch etwas vorsichtig ausgewählt werden. Nach Studium der Schneekarten des SLF und des Lawinenbulletins fiel meine Wahl auf die Region des Val Maighels.

Dabei lasse ich zunächst offen, ob ich das Tal in Richtung Pass Maighels / Passo Bornengo begehen will oder mit dem Piz Cavradi ein einfaches Gipfelziel erreichen möchte. Die Prognosen offenbaren schönstes Wetter bei mässiger Lawinengefahr. Da eine starke Erwärmung im Verlauf des Tages zu erwarten ist (bis ca. 9 Grad auf 2000m vorhergesagt), und der Tourverlauf nicht definitiv festgelegt ist, nehme ich die erstmögliche Verbindung ab Zürich zum Oberalppass. Dabei bin ich alles andere als alleine. Im selben Zug befinden sich zahlreiche Bergsportler. Bis gegen Andermatt lässt sich kaum Schnee erblicken. Ab Andermatt steigt die Schneehöhe aber rasch an.  Auf dem Weg zum Pass lassen sich vom Zug aus bereits zahlreiche niedergegangene Lawinen beobachten. Die hohen Warnstufen des Lawinenbulletins bis vor wenigen Tagen scheinen durchaus begründet.

Auf dem Pass liegt eine schöne Schneedecke, und es kann gleich mit den Schneeschuhen losmarschiert werden. Ich folge den Spuren neben der Passstrasse und steige direkt in Richtung P.1831 ab. Da ich mich schon lange auf das Waten durch den Tiefschnee gefreut hatte, laufe ich grösstenteils etwas neben der vorhandenen Spur. Ca. 200m vor P.1831 quere ich, mehr oder weniger einer einsamen Spur folgend, in den Hang unterhalb des Pazolastocks, um den Weg etwas abzukürzen. Da Hangtraversen mit Schneeschuhen eher unangenehm sind, halte ich mich etwas tiefer und steige dann wieder nahe an der Fallinie auf. Nach einer Weile komme ich in ein kleines Tälchen, welches ich nach einigen Metern über eine kleine Rampe in der Flanke verlasse. So komme ich zum fast flachen Gebiet um Trugt Nurschalas. Hier treffe ich wieder auf eine breite und gut ausgetretene Spur, die wohl den "offiziellen" Weg darstellt.

Rein vom Zeit- und Kräftemanagement her war die Abkürzung, wie ich sie genommen habe, wahrscheinlich nicht sehr lohnend. Ein Aufstieg über die von der Distanz her etwas weitere aber dafür sehr gute Spur wäre eventuell gar schneller gewesen. Die Schneequalität bewegt sich je nach Exposition zwischen Pulver und leicht feuchtem Schnee, wobei man doch ein Stück einsinkt, was auf die Dauer recht kräftezehrend ist. Bei Lawinengefahr ist von der Abkürzung übrigens dringend abzuraten. Ich beobachte etliche kleinere und grössere Lawinen, die vermutlich einige Tage früher niedergegangen sind.

Bis ca. zum P.2079 bahne ich mir noch meinen eigenen Weg. Danach wechsle ich in die Spur, die sich um einiges kräfteschonender begehen lässt. Fast flach geht es nun weiter bis zur SAC Maighelshütte. Vor der zurzeit geschlossenen Hütte mache ich eine Pause und geniesse die Aussicht auf das Val Maighels mit umliegender Berglandschaft und die wärmende Sonne. Schon fast heiss ist es hier. Eine Wanderung in das Tal hinein erscheint überaus reizvoll. Da aber eine Spur nach einem kleinen Stück bereits zu enden scheint, und ich mir das Spuren im mit fortschreitender Tageszeit nasser werdenden Schnee anstrengend vorstelle, entscheide ich mich lieber für den Plan B: Der Piz Cavradi, an dessen Fuss die Hütte steht, ist zum Greifen nah.

Zu Beginn steige ich in der Falline auf, wobei ich mehrmals die Spur von Skitourengehern kreuze. Der Schnee ist aufgrund der Südausrichtung bereits sehr feucht, und ich bin froh, dass ich nicht einen späteren Zug genommen habe. Bei zwei drei kürzeren Querungen in steilem Gelände sind die vorhandenen Spuren eine grosse Hilfe. Ich bemühe mich, sie möglichst unbeschädigt zu lassen. Den Schlussanstieg bewältige ich wieder in der Falline. Das Panorama ist überwältigend. Während dem Aufstieg kann man 2-3 Mal Tiefblicke auf einen Ausschnitt des Lai da Curnera geniessen. Eindrücklich fallen die steilen Wände der umliegenden Berge in den schon fast surrealistisch gefärbten See. Der Ausblick auf das Val Maighels gewinnt zunehmends an Reiz. Die Gipfelkette vom Piz Màler bis zum Piz Blas zeigt sich in voller Pracht. Während sich auf der Südseite des Piz Cavradi eine einsame Winterterlandschaft präsentiert, bietet die Nordseite Ausblicke auf Tschamut, Tujetsch und Disenties. Das Gebiet um den Oberalppass lässt sich auch gut einsehen.

Nach einer kurzen Rast beginnt schon wieder der Abstieg in bestem Pulverschnee auf der Nordseite. Mit Skiern hätte das sicher um einiges mehr Spass gemacht, aber auch mit den Schneeschuhen lässt es sich genussvoll hinunter rutschgehen. Ich orientiere mich an Abfahrtsspuren von Skifahrern. Zuerst geht es östlich in einem kleinen Tälchen hinunter, um anschliessend einen recht steilen Hang nach Westen zu queren. Nach einem kurzen Abstieg in der Fallinie wird ein Mini-Tälchen überwunden, welches den Weg versperrt. Wenige Meter darauf verabschieden sich die Skispuren der Abfahrer in den steilen Westhang. Ich steige weiter über den nach Norden ausgerichteten Rücken (Crap Marsch) ab. Während weniger Meter ist der Grat recht schmal und das Gelände nicht sehr übersichtlich. Das wird aber rasch wieder besser. Vermutlich könnte man diese Stelle weiter östlich einfach umgehen. Der weitere Abstieg über den Rücken folgt im wesentlichen der Nase nach, immer die am wenigsten steilen Stellen suchend. Die Hangneigung bewegt sich durchwegs noch in einem angenehmen Bereich. Dank guter Schneequalität ist der P.1984 schnell erreicht.

Ab hier bieten sich zwei Möglichkeiten: Weiter absteigen nach Tschamut oder über ein Strässchen zur Alp Milez und zurück zum Oberalppass. Ich verwefe die erste Möglichkeit, weil ich befürchte, dass unterhalb von 1700 m.ü.M nur wenig Schnee liegen könnte und ich auf dem Hinweg beim Oberalppass ein einladendes Beizlein gesehen habe. Wie befürchtet ist das Strässchen zur Alp Milez arg von Lawinen überschüttet. Es ist nochmals etwas Vorsicht gefragt beim überqueren der verschütteten Teilstücke. Bei grösserer Lawinengefahr ist diese Route definitiv nicht zu empfehlen. Von der Alp Milez sind es noch ca. 400m, bis ich meine Abstiegsspur vom Morgen erreiche. Der Aufstieg zurück zum Oberalppass fordert nochmals die Ausdauer, ist aber schneller als erwartet gemeistert. Beim Pass stelle ich fest, dass gleich ein Zug nach Andermatt abfahren wird. Schweren Herzens verzichte ich auf das gemütliche Beizlein...

SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen


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