Rosengartenspitze Normalweg


Publiziert von Michael26 , 2. November 2014 um 19:51.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:16 August 2013
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 640 m
Strecke:Kölner Hütte - Rosengartenspitze
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Laurinslift zur Kölner Hütte

Rosengartenspitze Normalweg
 
Vom Santnerpass durch den Westkamin auf den Nordgrat und weiter zur Rosengartenspitze sind es knapp 250 Hm, erst 1 SL steil durch den Kamin, dann 2 SL links neben dem Kamin in eine Scharte auf den Grat, dann immer am Grat bleibend über eine letzte Steilstufe in Form einer Platte bis zum Gipfel.
Die Schlüsselstelle sind die ersten 20-30 m im Kamin mit SG III+, dann geht es im SG II-III hinauf auf den Grat, danach am Grat leichter, bis auf die Platte mit einer IIIer-Stelle, zum Gipfel.

Den ersten Anlauf habe ich am 9. Oktober 2012 gemacht, gar nicht mit dem Ziel bis auf die Spitze zu steigen, sondern eigentlich nur als Klettersteigtour von der Kölner Hütte zum Santnerpass. Dabei habe ich den ganzen Tag keinen Menschen getroffen, obwohl das Wetter wunderbar war, wenn auch im Tierser Tal eine Nebelsuppe schwamm. Vom Santnerpass aus hat die weitere Route durch die Westwand so verlockend ausgesehen, dass ich einfach die untersten beiden Seillängen frei hochgeklettert bin. Auch der Weiterweg wäre frei gewesen, aber es war schon ziemlich spät und ich bin daher umgekehrt. Der Abstieg war problemlos, da ich ausreichend Reepschnur zum Abseilen dabei hatte. An dieser Stelle eine Warnung: Frei abzuklettern wäre aus meiner Sicht in der untersten Seillänge unverantwortlich, da der Kamin dort sehr steil und wohl auch häufig feucht und rutschig ist. Man muss auf jeden Fall ein 50 m Seil und einen Klettergurt zum Abseilen dabei haben.

Ganz hinauf bin ich am 16. August 2013 gekommen. Zunächst war der Aufstieg über den Santnerpass-Klettersteig stark überlaufen und es kam zu zahlreichen Staus. Am dem Einstieg in den Kamin war ich bis auf ein Pärchen, das zeitgleich die Tour kletterte, wieder alleine. Da ich die untere Westwand ja schon kannte, kam ich sehr zügig in die Scharte auf den Nordgrat und auch über den Grat zum Gipfel ging es ohne größere Probleme.
https://youtu.be/dBOEX8xaCIs
Nur bei der bereits oben erwähnten Platte war noch einmal volle Konzentration gefragt (Tipp: Direkt auf der Gratkante möglichst hoch steigen und damit die auf der rechten Gratseite eingelagerte Platte quasi umgehen).

Da die Rosengartenspitze im weiteren Umkreis einer der höchsten Gipfel ist, hat man eine sehr eindrucksvolle Rundumsicht, unter anderem schaut man von oben auf die Vajoletttürme herab. Dabei hat es mich sehr erheitert zu sehen, wie es auf den Türmen vor Bergsteigern ameisengleich nur so wimmelte, während ich auf meinem Gipfel für mich alleine war (das Pärchen kam erst etwas später nach).
Da gegen Westen wie gegen Osten spektakuläre Wände abbrechen hat es der Gipfel der Rosengartenspitze schon in sich und ich kam mir recht exponiert vor, obwohl es quasi ein Gipfelplateau gibt. Auf jeden Fall bleibt dadurch für den Abstieg eine gesunde Anspannung bestehen.

Der Abstieg über den Nordgrat bis in die Gratscharte verlief zunächst problemlos mit 1 x Abseilen über die Platte (es gibt einen eingemauerten Abseilring). Ab der Scharte war die Beschreibung des weiteren Abstiegsweges in meinem Führer für mich unverständlich. Daher seilte ich erst einmal entlang des Aufstiegsweges in die Westwand ab (auch in der Scharte gibt es einen eingemauerten Abseilring) und landete bei einem „Hakennest“, offensichtlich als nächster Abseilpunkt gedacht. Diese „Hakennester“ sind in den Dolomiten weit verbreitet aber auch berüchtigt und zumindest für mich als andere Sicherheitsstandards gewöhnten Österreicher äußerst suspekt. Die wildesten Konstrukte sind mir auf der Abseilpiste vom Stabelerturm begegnet, noch dazu im spektakulär ausgesetzten oberen Bereich und haben mich wahrlich das Fürchten gelehrt. So schlimm ist es aber in der Westwand der Rosengartenspitze nicht, da viel wenig ausgesetzt.

Wie auch immer, wohl oder übel musste ich mich auch diesem „Hakennest“ anvertrauen. Dabei ließ ich mich dazu verleiten, direkt in den Grund des Kamins abzuseilen, abweichend von der orografisch weiter rechts neben dem Kamin verlaufenden Aufstiegsroute, da ich im Kamin ein weiteres „Hakennest“ erkennen konnte. Als Konsequenz musste ich 2-3 weitere Abseillängen an „Hakennestern“ in Kauf nehmen, am Grund eines steilen und teilweise überhängenden Kamins, feucht, eng und definitiv völlig unersteigbar. Was ich in dem Fall gemacht hätte, dass ich im Kamin beim Abseilen mit meinem 50 m Seil kein weiteres „Hakennest“ hätte erreichen können, will ich gar nicht wissen, eine alptraumhafte Vorstellung. Dazu ist es aber glücklicherweise nicht gekommen, die Abseilpiste ließ sich mit meinem 50 m Seil bis zum Einstieg hinunter abfahren und ich kam heil wieder unten an.
Trotzdem vermute ich, dass es eine weniger adrenalintreibende Abseilpiste durch die Westwand der Rosengartenspitze gibt und empfehle allen Aspiranten sich diesbezüglich zu informieren.

Den Stau beim Abstieg über den Santnerpass-Klettersteig nahm ich danach sogar freudig in Kauf, zumindest war ich nicht mehr einsam und der Weg war nicht zu verfehlen.

Tourengänger: Michael26


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Kommentare (1)


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georgb hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2014 um 09:22
Servus Michael,
toller Bericht! Wir hatten 60 Meter dabei, damit kamen wir besser durch zu einem Stand vor der letzte Länge. Wir sind dann 10 Meter abgeklettert bis zu einem relativ stabiles Nest. Sind aber auch direkt durch den Kamin, ist wohl doch die beste Alternative!? Außer man klettert gesichert über den Aufstiegsweg ab.
Gruß Georg


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