Lagaunspitze 3439m


Publiziert von Cubemaster , 22. Oktober 2014 um 20:44.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:23 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Schon lange hatte ich den Doppelgipfel Saldurspitze / Lagaunspitze im Blick und an diesem Tag hatte ich dann endlich das Glück auf der Lagaunspitze zu stehen, was mich aber einiges an Kraft und Durchhaltevermögen kostete. Ich war tags zuvor schon mit zwei Bekannten im Schnalstal um die Saldurspitze zu besteigen. Ich plädierte da schon für die Südroute, wurde aber überstimmt. Wir nahmen also die Route über den Saldurgletscher und den Nordgrat. Leider mussten wir uns kurz vor dem Gipfel den widrigen Bedingungen geschlagen geben. Das Wetter war am Tag danach auch nicht groß besser gemeldet, ich war aber immer noch der Meinung, dass die Südroute leichter sein müsste.

Also machte ich mich auf den Weg und fuhr nicht ganz bis Kurzras durch, sondern parkte kurz davor bei den Köflhöfen. Ich folgte dem Weg Richtung Tascheljöchl bis zu der Stelle an der dieser das Lagauntal quert. Hier verließ ich den Weg und wanderte ins Lagauntal hinein. Dummerweise fing es jetzt kräftig an zu regnen und hörte auch erstmal nicht auf. Pitschnass kam ich am Talschluss an und überlegte, ob es Sinn machte, weiterzugehen. Na ja, umkehren konnte ich immer noch, also erstmal weiter. Der Nebel machte die Orientierung schwierig, aber ich fand das enge Tal (oder die breite Rinne), das nach oben zur Gletscherzunge führt.

Wenn man immer links vom Gletscherbach bleibt, kann man eigentlich nichts falsch machen. Teilweise liegt hier sehr loses Geröll, ich musste gut kämpfen, um vorwärts zu kommen. Glücklicherweise hörte es dann endlich auf zu regnen, sonst wäre ich wohl zu durchgefroren gewesen, um den Gipfel versuchen zu können. Oben angekommen war mir schnell klar, dass ich lieber über das lockere Geröll an der linken Seite als über die blanke und ziemlich steile Gletscherzunge aufsteigen wollte. Ich kämpfte mich also auch hier noch hinauf und konnte nun das Tagesziel erstmals sehen.

Im unteren Teil des Gletschers lag nur eine dünne Schicht Neuschnee über dem Blankeis, also ging ich mit Steigeisen quer über das Eis Richtung Lagaunspitze. Die Lagaunspitze von vorne anzugehen erschien mir zu schwierig, also blieb nur, links am Gipfel vorbeizuqueren. Hier im oberen Teil des Gletschers lag noch viel Schnee und obwohl der Gletscher insgesamt ziemlich flach und spaltenarm ist, stocherte ich mich vorsichtig vorwärts. (Man weiß ja nie...)

Irgendwo unterhalb des Jochs zwischen Saldurspitze und Lagaunspitze fand ich eine Möglichkeit aufzusteigen. Diese bestand in einem nicht sehr ausgeprägten Geröllband, das nach rechts hinaufführte und oben etwas rinnenartig wurde. Besonders gut ging das nicht, denn das Geröll war wieder sehr lose und ich rutschte bei jedem Schritt ungefähr die Hälfte wieder hinunter. Hin und wieder musste ich auch ein wenig kraxeln (I). Letztlich war aber auch das geschafft und ich stand im Joch zwischen beiden Gipfeln. (Das Band führt zielgenau hier hinauf. Ich habe oben auch einen Steinhaufen errichtet, dieser war aber hauptsächlich dafür gedacht, im Nebel den Rückweg zu finden und ist von unten nicht zu sehen.)

Der Grat zur Saldurspitze sah nicht so leicht aus und die Bedingungen waren nicht besonders gut. Ich ging also erstmal Richtung Lagaunspitze, kletterte über ein paar Felsen (I und nicht ausgesetzt) und konnte das letzte Stück zum Gipfel in einfachem Gehgelände zurücklegen. Die Aussicht war nicht besonders gut und es schneite ein wenig. Also ging es zügig zurück zum Joch. Ich begutachtete noch den Grat zur Saldurspitze. Allzu schwer sah es nicht aus (vielleicht bis II) aber ich war zufrieden mit meinen Gipfelerfolg und hatte keine Lust bei diesen Bedingungen einen fürchterlich bröckeligen Grat entlangzukraxeln. Also verwarf ich den Plan und machte mich auf den Rückweg. Glücklicherweise blieb es trocken und das Wetter wurde sogar noch etwas besser, so dass ich noch ein paar Fotos machen konnte.

Einige kurze Bemerkungen:
Es ist nicht zu leugnen, dass man sich bei dieser Tour einiges an Geröll hinaufwühlen muss. Mir hat es trotzdem viel Spaß gemacht, da man sich in sehr schöner Landschaft bewegt. Insbesondere das große Gletscherbecken mit dem sehr flachen Lagaungletscher, umrandet von vielen hohen und teilweise schroffen Gipfeln ist sehr sehenswert. Die Schlüsselstelle ist, aufs Joch zwischen den Gipfeln zu gelangen, man muss sich hier durch übelsten Schutt hochwühlen. Und zu guter Letzt: Ich möchte hier niemanden ermutigen, alleine über Gletscher zu latschen. Auch wenn ich mich in einigen wenigen Fällen mal ein kurzes Stück alleine über Gletscher gestochert habe (mangels eines Seilpartners), möchte ich doch jedem raten, möglichst zu zweit zu gehen.

Die Lagaunspitze war Gipfel Nr. 72 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.

Tourengänger: Cubemaster


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