Hoher Gaif Ostgrat - neuer Eintrag


Publiziert von Michael26 , 17. Oktober 2014 um 17:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:10 Juli 2021
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Strecke:Osterfelderkopf-Alpspitz Nordsteig-Stuibnsee-Hoher Gaif
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Garmisch Alpspitzbahn

10.07.2021

Heute war ich wieder einmal am Hohen Gaif. Bei ansprechendem Wetter habe ich die Gelegenheit genutzt den Aufstieg per Helmkamera zu dokumentieren. Wie man sehen kann stellenweise atemberaubend und durchaus spektakulär, aber nie wirklich schwierig. Angesichts der Ausgesetztheit kommen einem an der einen oder anderen Stelle Zweifel, ob die Gratzacken auch wirklich stabil sind - also gut aufpassen und besser erst die Festigkeit prüfen, bevor man sein Leben dran hängt, es hat hier schon böse Unfälle gegeben.

https://youtu.be/ie3rt4tE55M  

15.10.2014

Ganz im Schatten der Alpspitze, von der Garmischer Seite auch räumlich von dieser verdeckt, ist der Hohe Gaif weder sehr bekannt noch ein renommiertes Tourenziel. Lediglich als östlichster Gipfel des bekannteren und bei traditionellen Alpinisten begehrten ´Blassengrats´ tritt er in Erscheinung.
Genau vor diesem Hintergrund entstand mein Interesse an einer Besteigung des Hohen Gaif über den Ostgrat, der gleichzeitig den östlichsten Abschnitt des ´Blassengrats´ bildet, nämlich als Erkundungstour für eine mögliche spätere Begehung des gesamten ´Blassengrats´. Dieser zieht vom Hohen Gaif weiter nach Westen über die Blassenspitze zum Hochblassen hinauf und von dort als weithin bekannter ´Jubiläumsgrat´ bis zur Zugspitze. Ich hatte den östlichen ´Blassengrat´ auch schon bei Schitouren im Stuibn-Gebiet bewundert, angesichts der Steilheit, des vielen Schnees und der wilden Überwechtungen voller Unglauben, dass dieser Grat, wie in den Führern beschrieben, auch ein begehrtes Winterziel sei. Daher war ich neugierig endlich einmal da oben zu stehen.
Also soll es eine Erkundungstour werden, nicht allzu schwierig und auch als Alleingänger zu verantworten, da im alten AV Führer nur beiläufig erwähnt und lediglich mit dem Schwierigkeitsgrad II (aber nur stellenweise) bewertet. Dementsprechend bleiben die Kletterschuhe zu Hause und auch einige Meter Reepschnur landen mehr aus Gewohnheit im Rucksack. Aber gleich vorweg eine deutliche Warnung: Ich habe diese Tour nach den Informationen aus der Führerliteratur eindeutig unterschätzt und die Route wird mich noch ins Schwitzen bringen.
Der Anfang ist aber wirklich entspannt. Auffahrt mit der Alpspitzbahn von Garmisch zum Osterfelderkopf, gemütliche Wanderung über den Nordwandsteig Richtung Bernadeinkopf und Abstieg über schöne Bergwiesen zum Stuibnsee. Auch von hier sieht der Hohe Gaif und sein Ostgrat nicht sehr beeindruckend aus, allerdings ist der Blick durch Nebelschwaden verschleiert und der Ostgrat von unten gar nicht ganz einzusehen.
Der Aufstieg zum Ostgrat erfolgt durch eine schuttige Schrofenrinne und weiter oben über eine in die NO-Flanke eingelagerte grasbewachsene Mulde und ist nicht zu verfehlen. An einigen Stellen sind sogar Drahtseilsicherungen angebracht, wobei sich vor dem Hintergrund der Kenntnis der gesamten Route durchaus die Frage nach deren Sinnhaftigkeit stellt. Denn da, wo sie angebracht sind, ist es weder steil noch ausgesetzt, ganz im Gegensatz zum eigentlichen Grataufstieg weiter oben. Tatsächlich verleiten einen diese Sicherungen einmal mehr dazu die Route zu unterschätzen.
Als ich wenig später die Gratkante erreiche und sich der nach oben ziehende Ostgrat im Nebel abzeichnet bin ich dann auch erst einmal geschockt. Schlagartig wird mir klar, dass das kein gemütlicher Spaziergang mehr, sondern ein rassiger hochalpiner Grat ist, zwar wahrscheinlich mit ausreichenden Griff- und Trittmöglichkeiten (SG II), aber teilweise messerscharf, mit mehreren Steilaufschwüngen und vor allem äußerst ausgesetzt. Da mir klar ist, dass ich hier nicht nur hinauf, sondern auch wieder hinunter klettern muss, beginne ich ernsthaft den weiteren Aufstieg in Frage zu stellen. Dann fällt mir ein, in einer Routenbeschreibung gelesen zu haben, dass es einige Haken in der Route gibt und ich entschließe mich die ersten Meter einzusteigen und zu überprüfen, ob solche zu finden sind und vor allem als Abstiegshilfe genutzt werden könnten. Tatsächlich finden sich während des weiteren Aufstiegs einige Haken, wobei aber nicht mehr als 2-3 davon als Bohrhaken für ein richtiges Abseilmanöver zu empfehlen sind. Da ich mit meiner Reepschnur aber eh nicht richtig abseilen, sondern mich lediglich beim Abklettern versichern kann, klettere ich weiter im Vertrauen darauf, durch die Haken und meine Reepschnur genug Sicherheit für den Abstieg zu gewinnen. Über einige Aufschwünge sowie äusserst schmale Gratabschnitte, eine Passage sogar als Reitgrat, erreiche ich schließlich den Gipfel.
Eigentlich bin ich ja hierher gekommen um vom Gipfel aus den weiteren Verlauf des ´Blassengrats´ zu erkunden, aber der Gipfel des Hohen Gaifs steckt hartnäckig im Nebel und die Sicht ist in alle Richtungen gleich Null. Die Erkundung entfällt also zumindest von hier aus.
Da die Atmosphäre am nebelverhüllten Gipfel nicht sehr heimelig ist mache ich mich bald wieder an den Abstieg. Die Taktik des Abkletterns versichert durch die durch die Haken gefädelte Reepschnur geht gut auf, ist aber wenig elegant und etwas zeitraubend, also langsam aber sicher. Ich brauche dann auch für den Abstieg länger als für den Aufstieg, erreiche aber zuletzt wohlbehalten und ohne viel Stress wieder den Stuibnsee.
Jetzt reißt plötzlich doch noch der Nebel über Hohem Gaif und ´Blassengrat´ auf und zumindest vom Stuibnsee aus kann ich die Route bis zum Hochblassen hinauf doch noch einsehen.
Dabei wird mir klar, dass eine Begehung des gesamten ´Blassengrats´ eine wirklich große hochalpine Bergfahrt darstellt: Die gesamte Gratlänge bis zum Hochblassen schätze ich auf mindestens die 10-fache Länge des von mir begangenen Abschnitts, für den ich nicht viel weniger als ½ Stunde benötigt habe (ohne jegliche Sicherungsaktionen im Aufstieg). Die klettertechnischen Schwierigkeiten liegen sicherlich signifikant höher, vor allem die Überschreitungen oder Umgehungen der Grattürme sowie der Blassenspitze haben es wohl in sich, auch hat man vom Gipfel des Hohen Gaifs aus zunächst ein erhebliches Gratstück abzusteigen. Auch die Sicherungsmöglichkeiten sollen, nach dem was ich gelesen habe, eingeschränkt sein, angesichts der Exponiertheit der Route ist also große alpine Erfahrung und Souveränität erforderlich.  
Fazit: Die Route über den Ostgrat auf den Hohen Gaif ist rassig und nicht zu unterschätzen, aber wohl nur das Vorspiel zum ganzen ´Blassengrat´. Zwar erhält man einen Vorgeschmack auf die Ausgesetztheit der gesamten Tour, aber die alpinen Schwierigkeiten warten vermutlich erst jenseits des Hohen Gaif. Dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man vom Hohen Gaif Richtung Westen weiter geht.

Tourengänger: Michael26


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4+ II K2-
T5 WS II K1
15 Jul 23
Hoher Gaif · derMainzer
T6- III
10 Jun 17
Blassengrat · Westfale
T6 II
T3+ I K1
II
21 Sep 15
Hoher Gaif mit neuem Gipfelkreuz · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II

Kommentar hinzufügen»