Ein bisschen Ballermann am Weissmies


Publiziert von Simon_B , 21. Oktober 2014 um 19:32.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:24 Juli 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m

Seit Jahren stand die Besteigung des Weissmies auf meiner Wunschliste - allerdings eigentlich als Überschreitung über den Südgrat. Da aber auch unsere Urlaubswoche Ende Juli im Wallis eine typische 2014er Sommerwoche war, gab es keine zwei Tage mit schönem Wetter am Stück. Natürlich hätten wir auch bei Regen zur Allmageller Hütte aufsteigen können, aber letztendlich siegte dann doch die Bequemlichkeit und wir entschieden uns dafür, das Weissmies als Tagestour mit Hilfe der Gondelbahn von Hohsaas aus anzugehen (Ja! die Schönwetterbergsteiger!!!)

Das es bei den wenigen Schönwettertagen ein "Gruppenerlebnis" werden würde, war uns natürlich bewusst, aber der interessante viel besungene Aufstieg durch die Eisbrüche ließ uns dennoch froher Erwartung sein.

Pünktlich 07:30 Uhr standen wir an der Talstation der Bergbahn in Saas Grund. Hier dämmerte es uns, was uns heute erwarten würde. Zahlreiche andere Seilschaften warteten mit uns auf die erste Bergfahrt. Die meisten waren wie wir der frühen Morgenstunde angepasst eher noch verschlafen ruhig. Bei einigen Jugendfreunden aus dem englisch sprachigen Raum hatten wir aber eher das Gefühl, dass Diese direkt aus der Disko kommend angeheitert zur Bergtour übergehen wollten.

An der Bergstation Hohsaas angekommen stiegen Stefan und ich zügig zum Gletscher und damit zum Anseilpunkt hinab. Der Anblick der Weissmiesnordflanke im blauen Morgenhimmel war eindrucksvoll. Der Trubel am Anseilplatz allerdings auch... Wir warteten geduldig, bis wir an der Reihe waren, um den Gletscher zu betreten und folgten dann der reichlich vorhandenen Spur über das Eis. Zügig erreichten wir die Auslaufzone der Seracs. Das ausgerechnet in den Eistrümmerzonen einige Gruppen bereits die erste Pause einlegten, konnten wir weder konditionell, noch aus sicherheitstechnischer Betrachtungsweise nachvollziehen. Überhängendes Eis hing noch genug über der Aufstiegsspur... Hier steilte die Spur parallel und unterhalb der Seraczone auf. Kurz oberhalb der steilsten Stelle musste dann wohl wieder eine Gruppe unbedingt eine Pause einlegen. Das wir nun die Eiszapfen der Gletscherüberhänge 10 Minuten stehend von unten beobachten konnten, war das Eine, der Hinweis eines Bergführers hinter uns, dass wir gerade auf einer Spalte stehen würden, die andere Sache. Aber Überholen wäre hier  gegen jede Etikette gewesen und hätte an dieser Stelle auch eine Gefährdung der Anderen bedeutet.

Irgendwann ging es dann endlich weiter und wir konnten uns wieder auf die gelinde gesagt bodenständig vorgetragenen irischen Volkslieder der englisch sprachigen Gruppe konzentrieren (ich glaube, deren Bergführer war mindestens so begeistert wie wir, irgendwer nahm wohl auch das Wort "grölen" in den Mund!)

Zum Glück verteilten sich dann die Leute ein wenig und im Mittelteil des Aufstiegs gab es ja auch wieder mehr Platz zum Überholen. Ein wenig neidvoll blickte ich allerdings schon auf die Seilschaften, welche sich bereits im Abstieg befanden und wahrscheinlich den sicher deutlich ruhigeren Südgrat hoch sind. Egal, trotzdem war die Kulisse bei dem Sonnenschein einfach großartig. Besonders der aufsteilende Gipfelgrat ist einfach nur schön. Und so erreichten wir dann nach ca. drei Stunden Aufstieg die Gipfelkuppe. Natürlich waren wir hier bei weitem nicht alleine und dennoch hat es sich gelohnt! Ich weiß nicht, ob es die doch konditionell fordernde Steilheit des Anstieges war, oder der atemberaubende Rundblick - ich konnte hier zu mindestens keine Gesänge mehr hören...

Nach ausgiebiger Gipfelrast machten wir uns wieder an den Abstieg, der ja bekanntermaßen sehr zügig von statten geht, so dass wir nach einem relativ kurzem Besuch im ewigen Eis am Nachmittag ein nicht so ewiges Eis in Saas Grund bei schönem Sommerwetter genießen konnten.

Fazit:
Nein, ich werde mich jetzt nicht über die vielen Leute unterschiedlichster Motivation und Couleur beschweren, denn schließlich waren wir ja ein Teil genau dieser Menge. Es ist eben, wie es ist: Wenn dann in einem verregneten Sommer in der Hochsaison doch mal die Sonne raus kommt, ist das der Startschuss für Alle. Das wussten wir vorher genauso, wie, dass das Weissmies natürlich auch einer der Mode-4000er ist, die man machen kann, wenn man einfach "nur mal auf einem 4000er gestanden" haben will. Eine schöne Tour ist es von der Landschaft, dem Aufstieg und dem Blick trotzdem - das Timing ist eben wichtig und ja, ein wenig bereue ich es schon, dass wir nicht doch den Südgrat versucht haben... 


Tourengänger: Simon_B


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

18 Aug 14
Weissmies · mu88
WS
3 Sep 11
Weissmies ( 4017m ) · maawaa
WS
5 Sep 20
Weissmies · gabri83
T4 WS
16 Jul 85
Weissmies · Erli
WS
28 Jun 23
Monte Weissmies da Hohsaas · andrea62
T4 WS+
T3+ ZS II
28 Aug 15
Weissmies Normalroute · Mike2015
T4 WS II
WS II
31 Jul 12
Überschreitung Weissmies S > NW · poudrieres

Kommentar hinzufügen»