Kurze Überschreitung der Alpspitze (2.628 Meter) über die Alpspitzferrata und den Nordwandsteig


Publiziert von Ovidam , 8. Oktober 2014 um 10:47.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 8 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Osterfelderkopf - Alpspitz-Ferrata - Alpspitze - Ostschulter - Nordwandsteig - Osterfelderkopf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:München - Garmisch-Partenkirchen - Talstation der Bergbahn auf den Osterfelderkopf
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Schönwetterfenster im Sommer 2014: eine Seltenheit. Der Wetterbericht für Montag vormittag war gut, für das Werdenfelser Land waren am Nachmittag Schauer angekündigt, aber keine Gewitter. Also fuhren wir gleich morgens nach Garmisch zur Talstation der Seilbahn am Osterfelderkopf und mit dieser zur Bergstation. Gegen 10 Uhr starteten wir von dort zur Alpspitze. Der Himmel war strahlend blau.

Zunächst auf immer wieder etwas rutschigem Weg und über eine Minikletterpassage Richtung Nordwand der Alpspitze, bis nach ca. 10-15 Minuten der Weg sich teilt. Links zum Nordwandsteig und rechts zur Ferrata. Noch ein paar Serpentinen hinauf und schon ist man am Einstieg der Ferrata.

Diese geht zunächst sanfter, dann zunehmend steiler hinauf bis zum Grat über der Nordwand. Dabei wurden soviele Tritthilfen und Trittbügel montiert, daß man kaum den Fels berührt. Darüber gibt es einen bekannten Witz: "Die Bayrische Zugspitzbahn wollte eine Seilbahn auf die Alpspitze bauen. Das haben die Naturschützer verhindert. Das ganze Material für die Seilbahn lagerte aber schon am Osterfelderkopf, also wurde es kurzerhand in den Klettersteig verbaut." Wirklich lästig sind die kurzen Abstände, mit denen das Drahtseil befestigt ist. Der Steig ist ja ein idealer Klettersteig für Anfänger und gibt diesen immer ein gutes Gefühl. Aber wenn man Klettersteigen vorbildlich lehren will, muß man an jeder Befestigung die beiden Karabiner nacheinander umhängen. Dann kommt man aber nur unheimlich langsam voran. Ein Dilemma an der Alpspitz-Ferrata. Ich nahm meine Tochter ans kurze Seil und ließ sie immer nur einen Karabiner verwenden. Ein nicht ganz sauberer Kompromiss, aber eine bessere Idee hatte ich nicht.

Kurz vor dem Grat wird es schon luftig und sehr steil, aber nicht schwierig. Am Grat hat man dann eine geniale Aussicht, v. a. sieht man den Höllentalaufstieg zur Zugspitze in voller Länge. Dann geht es auf der Westseite der Alpspitze weiter, einmal kurz etwas ausgesetzt über ein paar Trittstifte, und bald ist man am Gipfel. Wir waren mit Kind nach gut 2,5 Stunden oben.

Die Aussicht am Gipfel wie immer toll (der ganze Wetterstein: im Westen die Zugspitze, im Osten die Dreitorspitze und die Meilerhütte, das Karwendel und vieles mehr), leider auch auf die schwarzen Wolken im Norden und Osten. Ich fragte mich, ob wirklich nur Schauer, oder auch Gewitter drohten. Dort oben ohne jeden Schutz möchte ich kein Gewitter erleben. Also bekamen die Bergdohlen ein paar Kekse und wir traten schnell wieder den Weg nach unten an.

Ich war nun schon zweimal oben auf der Alpspitze, und fand auch diesmal den Abstieg spannender und schwieriger als den Aufstieg. Beim ersten Mal habe ich mich auf der Geröllhalde der Ostschulter rechts orientiert ("Ostgrat"). Der Weg war teilweise schwer zu finden, mit wenigen Drahtseilen gesichert und etwas ausgesetzt. Auf jeden Fall im steilen, sandigen und gerölligen Gelände schwer zu gehen. Diesmal orientierten wir uns links ("Ostschulter"). Der Weg war weniger ausgesetzt, aber dafür noch schwerer zu finden und ebenfalls sehr schwer zu gehen. Zweimal bin ich ausgerutscht. Dieser Teil der Tour ist für mich T5. Im unteren Teil der Ostschulter kann man dann noch etwas im Geröll abfahren, das macht wieder Spaß. Dafür wurde es jetzt neblig und der erste Schauer ging über uns nieder. Uff, zum Glück kein Gewitter! Übrigens: wegen des Tempos beim Abstieg habe ich auf der Ostschulter leider auch keine Photos gemacht.

Am Ende der Ostschulter links abbiegen zum Beginn des Nordwandsteiges. Geradeaus geht es zu den Schöngängen. Zunächst eine lange Sprossenreihe hinunter, das ist der schwierigste Teil des ganzen Steiges. Der Rest ist ein langes Band entlang der Nordwand mit 3 schrofigen Passagen, exzellenter Sicherung, 2 Tunnels und einem Dach am Ende. An der Verzweigung wieder rechts hinunter zum Osterfelderkopf (ca. 5 Stunden für die ganze Runde incl. 3 Regenschauern).

Fazit: ein wunderschöner Berg mit 2 echten Einsteigerklettersteigen. Der Abstieg über den Ostgrat oder die Ostschulter (also der Nicht-Klettersteig-Teil) ist der schwierigste Teil der Tour. Mit Frau und Kind würde ich es erneut nur bei sichereren Wetterverhältnissen gehen. Die schwarzen Wolken, während wir auf der Ostschulter waren, haben mich schon ins Schwitzen gebracht. Leider ist dieser Berg bei besserem Wetter von Menschen überlaufen (das hatte ich beim ersten Mal). Die Überschreitung ist kurz für einen solchen Berg, sollte aber trotzdem nicht unterschätzt werden.

Tourengänger: Ovidam


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Kommentare (2)


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Erdinger hat gesagt: Schwieriger Abstieg vom Gipfel
Gesendet am 8. Oktober 2014 um 12:14
Schöne Tour! Hab ich im August genauso gemacht.
Ich geb dir absolut Recht:
Der Abstieg ist wirklich am schwierigsten.
Beste Grüße
Alex

Ovidam hat gesagt: RE:Schwieriger Abstieg vom Gipfel
Gesendet am 8. Oktober 2014 um 12:32
Hallo Alex,
danke für Dein Feedback. Irgendwie hat man da schon den Eindruck, daß die Wege auf diesen Berg nicht zu Ende gedacht worden sind. Zwei einfach und spitze gesicherte Klettersteige, aber dazwischen ein Stück, das gar nicht da rein paßt.
Viele Grüße
Jürgen


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