Sonntagspitze am Samstag - eine hikr-Premiere


Publiziert von MatthiasG , 6. Oktober 2014 um 01:43.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 4 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 915 m
Abstieg: 915 m
Strecke:ca. 13 km gesamt, nach Eintragung der Höhe plötzlich 16.6km (ziemlich sicher falsch)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PKW
Unterkunftmöglichkeiten:Bielerhöhe
Kartennummer:1178 Gross Litzner

Es freut mich sehr den ersten Bericht zu diesem schönen Gipfel hier eintragen zu dürfen. Als erstes gleich eine kleine Korrektur: der Gipfel heißt laut Gipfelbuch Sonntagsspitze und nicht Sonntagspitze (in der Schweizer Landeskarte wird er allerdings auch mit nur einem "s" geschrieben). Unter dem falschen Namen war er mit richtiger Höhenangabe (2881m) und ungefähr an der richtigen Stelle erfasst (ich habe ihn ein wenig zurechtgerückt, jetzt stimmt es sicher besser). Mit dem richtigen Namen und der falschen Höhe ist auch ein Gipfel eingetragen, der stimmt so garantiert nicht. An dieser Stelle gibt es keinen weiteren Gipfel. Allerdings weiß ich nicht, ob und wie man den löschen kann.

Zur Route:
Wir sind zuerst den Sommer-Normalweg hinauf gegangen. Dieser ist bis zur Winterlücke hervorragend markiert. Bis zur Klostertaler Hütte ist es eine recht flache Wanderautobahn. Kurz bevor man die Hütte ganz erreicht (ca. 50m Luftlinie) muss man rechts abzweigen, und gelangt auf einem einfachen Steig zum Bach hinunter, der ohne Brücke gequert werden muss. Das könnte bei starkem Schmelzwetter etwas schwierig werden, aber am Samstag war es überhaupt kein Problem. Nach der Bachquerung geht es erstmals auf dieser Wanderung deutlich bergauf. Es sind alte, rote Markierungen vorhanden. Nach wenigen Serpentinen kommt man an eine Abzweigung, wo es links zur roten Furka weiter geht (deutlich angeschrieben, siehe auch Fotos). Ab hier ist wieder deutlich rot-weiß markiert.

Ab hier sollte man die Augen nach Steinböcken offen halten; wir haben zwar nur zwei gesehen, aber die Spuren deuten auf ein größeres Rudel. Und auch beim Klosterpass war deutlicher Wildgeruch und auch auf der anderen Seite und bis zum Gletscher waren immer wieder Spuren und Losung.

Über leichtes Blockgelände erreicht man dann schon nach kurzer Zeit den Klosterpass und wird mit einem neuen Panorama belohnt. Hier muss man auch über ein paar Blöcke steigen, dann kommt man wieder auf den Weg (auch das ist deutlich gekennzeichnet, siehe Fotos). Der Weg ist dann stellenweise recht schmal und etwas ausgesetzt - bei Schneelage oder starker Vereisung sollte man Steigeisen dabei haben. Es gibt da durchaus ein paar Stellen, wo man nicht abstürzen sollte. Diesen Samstag war ab dem Klosterpass bis zum Gipfel alles leicht vereist und die Felsen äußerst rutschig, aber es ging noch ohne die Steigeisen.

An der Winterlücke biegt man dann nach Ost-südost ab, und geht ohne richtigen Weg und ohne Markierungen in Richtung Gipfel weiter. Wenn man genau schaut (und kein Schnee liegt) kann man Steigspuren erkennen. Wenn man diesen folgt, kommt man fast ganz ohne Kletterei auf den Gipfel. Wir haben auf dem Weg hinauf ganz am Schluss die Spur verloren und den Gipfel ziemlich genau von Norden bestiegen (UIAA I aber nur ganz kurz). Oben angekommen haben wir dann den Rest der Wegspur gesehen. Man müsste westlich der höchsten sichtbaren Erhebung einige Meter weiter gehen, und dann von Nordwesten aufsteigen (ebenfalls UIAA I aber noch einfacher und kürzer). Auf meinem GPS Track kann man das sehen, der ist auf ca. 30cm genau. (Nur hier auf der Karte kann man nicht weit genug hinein zoomen.)

Der Gipfel selbst ist ein loser Steinhaufen ohne Gipfelkreuz; das Gipfelbuch in einer Metallhülle zwischen den Steinen eingeklemmt. Aber nur wenige Meter weiter östlich kann man wunderbar sitzen und hat immer noch die volle Aussicht.

Der Blick auf die Schwarze Wand (2856m, kein hikr Eintrag) ist furchterregend. Sie ist zwar zum greifen nah, aber sieht wirklich nicht einladend aus. Überall lose Steine und brüchiges Material, eine extrem ausgesetzte Kletterstelle, keine Sicherungen, und der Gipfelbereich ist mit losen Blöcken übersäht und so geneigt, dass alles da runterkommen muss, wo man vermutlich raufklettern würde. Dafür hat sie aber ein Gipfelkreuz.

Auf dem Rückweg haben wir dann den Winterweg über den momentan völlig aperen Restglescher gewählt. Er ist sehr klein und stellenweise schon sehr dünn, aber es gibt trotzdem noch Spalten und Löcher; einige davon nur wenige Meter neben der Spur, die wir gewählt haben. Es braucht nicht viel Schnee, um so ein Loch zu verdecken. Und wenn man in so ein Loch hineinfällt hat man nicht den Hauch einer Chance selbst wieder rauszukommen. Vermutlich wird man sich in so einem Fall bei der Bergung Becken und Schultergürtel brechen, also bitte nicht zum Pinkeln von der Spur abweichen oder gar das Seil lösen!

Wir sind ausnahmsweise sogar ohne Seil gegangen, da unsere Spur völlig blank war. Aber wie gesagt, selbst wenn nur ganz wenig Schnee hier liegt, lieber nicht ohne Seil machen!

Der Zustieg von der Winterlücke zum Gletscher ist etwas steil; wenn es gefrohren ist am besten die Steigeisen schon auf der Winterlücke montieren und den Pickel zücken. Haben wir zwar nicht gemacht, war aber recht lästig.

Die ersten ca. 400m geht man fast genau nach Norden, dann weicht man leicht nach Nord-nordwest ab. Man folgt dem Eis bis an den tiefsten Punkt, wo sich eine kleine Mini-Zunge gebildet hat, die man schon vom Gipfel her sehen kann. Es ist dies die Stelle, die am nächsten an zwei kleinen Seen liegt, welche sich hier gebildet haben (nicht auf den Karten verzeichnet). Dann geht man auf der kleinen Moräne die Höhe fast genau haltend nach Nordosten, bis man ein Gefälle erreicht. Nicht zu weit nach Osten abweichen. Wenn es steil wird ist es falsch. Dort biegt man - die Höhe immer noch haltend - nach Norden ab, bis man den nordöstlicheren der zwei kleinen Seen sieht. Es ist keinerlei Kletterei erforderlich - falls doch ist man zu weit von der idealen Linie abgekommen.

Vom See geht es dann in einem leichten Bogen von Ost nach Nordost bis zum Weg, der gut markiert ist. Auch auf diesem Stück hält man ungefähr die Höhe. Wenn man aufmerksam ist, kann man die ideale Linie sehr gut finden, man muss nur ein wenig die Augen offen halten und darauf achten, dass man nie zuviel Höhenunterschied macht.

Wem es jetzt zu früh ist wieder zurück zu gehen, der kann natürlich über den Litznersattel eine große Runde machen (siehe Bericht).

Der Weg zurück ins Klostertal ist dann wieder hervorragend markiert (blau-weiß). Am Talschluss wird es nochmal ein wenig ausgesetzt und es hat Stahlseile. Unten angekommen folgt man dem Bach ca. 175m lang, dann kommen zwei hölzerne Überquerungshilfen. Es gibt auch einen alten Weg, der lange auf der westlichen Seite des Baches bleibt. Er ist noch mit alten roten Markierungen versehen, wird aber mit der Zeit immer schlechter und hat keine wirklich tolle Bachüberquerung. Ich rate eher davon ab, es kostet nur unnötige Zeit. Die zwei Wanderer, die ihn wohl aus Versehen genommen haben, wirkten zwischendurch recht hilflos und verloren. Wir konnten ihnen dann aber mit Pfeifen und Winken die richtige Richtung und eine Stelle zum Queren des Baches signalisieren.

Ausrüstung:
Steigeisen, außer im Hochsommer.
Eventuell Karabiner, Reepschnur, Bandschlingen (ich hab das eigentlich fast immer dabei).
Wenn man den Gletscher mitnehmen will zusätzlich:
Pickel
Sitzgurt
Seil
Gletscherbrille
Eventuell Eisschrauben, Zubehör für Spaltenbergung, Helm
Für unerfahrene, Senioren und Kinder sollte der Helm sowieso IMMER dabei sein.

Zur Bewertung: 
Ohne den Gletscher könnte man im Hochsommer vielleicht T4 vergeben, aber mit Eis oder Nässe eher nicht mehr, obwohl mindestens 95% der Strecke wirklich einfach sind.

Die Zeitangabe bezieht sich auf die Gesamtdauer bei gemütlichem Tempo und mit ausgedehnten Pausen.

Zusätzliche Informationen bei den Fotos.
Bei Unklarheiten oder Fragen bitte die Kommentarfunktion verwenden.

Tourengänger: MatthiasG, SylviaB


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