Hochberg (2.324m) - Einsame Pfadfinderei über die Schafalpe


Publiziert von Grimbart , 14. Oktober 2014 um 18:50.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 4 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1270 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:ca. 11,7km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Dornbirn, Bahnhof, mit der Landbuslinie 40 (ab Schoppernau Linie 40a) nach Schröcken, Landsteg.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Schröcken, Dorf, mit der Landbuslinie 40a (ab Schoppernau Linie 40) nach Dornbrin, Bahnhof.
Kartennummer:F&B WK 5364 (Hinterer Bregenzerwald/Kleinwalsertal/Damüls)

Abenteuer-Aufstieg für gute Bergsteiger“ lautet der einleitende Satz im Beschreibungskopf des AV-Führers zum nordseitigen Anstieg auf den Hochberg. Dies trifft jedenfalls auf den Abschnitt zwischen Lauba Alpe und Schafalpe zu. Ein unwegsames von kleineren und größeren Bachrunsen durchzogenes Gelände, das Trittsicherheit in steilem Gras und ein gutes Orientierungsvermögen verlangt. Bis auf einen Viehtrampelpfad hinter der Lauba Alpe und einem deutlichen Steiglein ab der letzten (und heikelsten) Bachrunse (T4-) sind Steigspuren auf diesem Abschnitt Mangelware.

 

Knapp nach 9 Uhr vom Hüttenparkplatz der Biberacher Hütte am Landsteg gestartet blieb mir ein Zeitfenster von gut 8½ Stunden bis zur letzten Busverbindung von Schröcken hinaus nach Schoppernau. Da ich nicht wusste was mich im Aufstieg über die Schafalpe alles erwarten würde, war zumindest genügend Zeitreserve vorhanden.

Von der Bushaltestelle beim Landsteg ging’s zunächst einmal hinab zur noch jungen Bregenzerach. Über diese drüber und danach auf einem steilen Alpweg durch das Schandelstobel hinauf zu freien Alpflächen. Über diese in Schleifen bis bei einer Spitzkehre nach links der Alpweg hinüber zur Lauba Alpe abzweigt. Bei der Alphütte angekommen war einmal eine Pause zwecks Sondierung des Weiterwegs angesagt. Anhand des mitgeführten Kartenmaterials und der ausgedruckten Luftbilder aus dem VoGIS war schnell klar wohin es zunächst einmal gehen würde. Danach war Pioniergeist angesagt.

Von der Lauba Alpe folgt man dem ausgetretenen Viehpfad flach hinüber bis zu einem Bächlein. Über dieses hinweg und hoch zu einem kleinen Unterstand. Von dort über die Geländerippe gute 100 Höhenmeter steil hoch und danach die obersten Zwergsträucher auf der benachbarten Geländerippe anvisierend schräg durch die Hänge bis zu einem Graben.

Dort angelangt musste ich feststellen, dass ich zu tief war. Eine geeignete Stelle zur Querung war weiter unten sowie gute 20 Hm weiter oben auszumachen. Da ich nicht absteigen wollte, ging's durch teils hüfthohen Pflanzenbewuchs hoch zu besagter Stelle. Über den Graben drüber und im Anschluß leicht ansteigend durch die steilen Grashänge talein bis zur nächsten Bachrunse. Über diese hinüber und auf der anderen Seite gute 40 Höhenmeter steil hoch. Auf einer Höhe von etwa 1740m quert man abermals einen Bacheinschnitt und trifft bald danach auf undeutliche vom Gras verdeckte Steigspuren. Auf dem mit der Zeit immer besser sichtbaren Pfad weiter talein, bis man bei einer weiteren Bachrunse (= die Fünfte, gezählt ab Lauba Alpe) ansteht.

Hier ist nun Geschick und Trittsicherheit gefragt, denn der Abstieg in die trockene Kehle bietet keinerlei Griffe oder Tritte und entspricht mehr einem Rutschen auf heiklem Untergrund. Das Herumgeeiere war mir dann aber bald einmal zu blöd: Ich setzte mich einfach auf den Hosenboden und ließ mich die letzten 3 Meter vorsichtig ins Bachbett hinabgleiten. Auf der anderen Seite steigt man dann ohne Mühen wieder hoch zur sichtbaren Steigfortsetzung und folgt diesem bis zur Schafalpe.

Nun öffnet sich auch der Blick auf das von den gewaltigen N-Wänden des Ross' überragte Hochkar der Schafalpe. Außer ein paar aufgeweckten Gämsen, die auf einem Geröllfeld herumtollten, hatte ich das Kar für mich alleine. Weglos auf das Geröllfeld zuhaltend trifft man dort abermals auf Steigspuren, die bequem über einen Rücken hinauf ins obere Kar leiten. Hier aber nicht nach rechts hoch zum Schafalpjoch sondern nach links über eine Geländekuppe und danach flach hinein in den hintersten Winkel.

Von dort dann weglos und steil über Grashänge hinauf zur N-Schulter, wo man wieder auf einen Pfad trifft. Auf diesem nun hoch bis an die Felsen. Mit ein paar Handgriffen überwindet man diese kurze felsige Passage ohne größere Probleme und erreicht bald danach – etwas oberhalb einer Scharte – den W-Grat des Hochbergs. Den westlichen Vorgipfel des Hochbergs umgeht man südlich in abschüssigem Steilgrasgelände, aber auf gutem Steiglein. Zum Schluß noch über den W-Grat ein letztes Mal steil hoch und das Gipfelkreuz am Hochberg war nach gut 4 Stunden erreicht.

War man bislang in einsamstem Gelände unterwegs, herrschte am Hochberg ein reges Kommen und Gehen. Das war wohl dem Tag der Deutschen Einheit zuzuschreiben, der unseren nördlichen Nachbarn ein verlängertes Wochenende bescherte. Die ersten Begrüßungsworte „Wo kommst Du denn her“ als Einstieg nützend stand ich ihnen dann auch gerne Rede und Antwort zu den umliegenden Bergen und zu meinem selten begangenen Aufstiegsweg.

Kurz vor 14 Uhr machte ich mich dann an den Abstieg in Richtung Hochgletscher Alpe. Zuerst über den Grat hinüber zum östlichen Vorgipfel, steigt man danach über den breiten Grasrücken nach Süden hinab zum Hochbergsattel, der durch das Kirchli vom Braunarlfürggele getrennt wird. Von dort auf schlecht markiertem Steig und zum Teil sogar weglos, eher rechts haltend weiter bergab bis man auf den vom Braunarlfürggele herunterziehenden Wanderweg trifft. Auf diesem nun, die ein oder andere felsige mit Drahtseilen gesicherte Passage meisternd hinunter in den Karboden der Hochgletscher Alpe.

Bei der Steilstufe nach der Hochgletscher Alpe war noch einmal höchste Aufmerksamkeit gefordert, denn die Mischung aus Lehm, Matsch, reichlich Wasser und Fels, ist eine die ich so gar nicht leiden kann. So war ich dann auch an manchen Stellen froh um die Drahtseilsicherungen. Nach dem etwas heiklen Abstieg leitet der Steig entlang der Hänge talaus zu einer Geländeschulter. Die ersten Regentropfen bereits spürend eilte ich dann hinunter zur Felle Alpe bzw. dem nahen Fahrweg. Kaum bei der Alpe Felle angelangt setzte auch schon leichter Nieselregen ein. So ging's dann eben bei leichten Regenschauern auf dem Fahrweg hinab nach Schröcken. Der Freude über die gelungene Bergtour tat dies aber keinen Abbruch mehr.

 

Anmerkung:

Die Wegbeschreibung des AV-Führers ab der Schafalpe ist mit Vorsicht zu genießen, denn der Aufstieg erfolgt nicht über das Schafalpjoch! Würde man vom Schafalpjoch dem W-Grat folgen müsste man in diese Scharte abklettern. Diese lässt sich aber wesentlich einfacher von der N-Schulter aus erreichen.

 

Gehzeiten:

Schröcken, Landsteg – Lauba Alpe (ca. 1' 05'' ) – Schafalpe (ca. 1' 05'') – Hochberg (ca. 1' 35'') – Hochgletscher Alpe (ca. 55'') – Felle Alpe (ca. 45'') – Schröcken (ca. 25'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (9)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 14. Oktober 2014 um 19:01
Wunderschöne Eindrücke aus dem Lechquellengebirge - die Fotos sprechen für sich, ich gratuliere! Beste Grüße!

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. Oktober 2014 um 19:34
Vielen Dank für die Blumen ;-)
Die Route hat mich einfach gereizt und hat gehalten was ich mir versprochen habe.

BG
Erwin

dulac hat gesagt: Gratulation ...
Gesendet am 14. Oktober 2014 um 21:30
…. auch von meiner Seite zu dieser anspruchsvollen Tour und den exzellenten Fotos, die Du davon mitgebracht hast!

LG Wolfgang

Grimbart hat gesagt: RE:Gratulation ...
Gesendet am 15. Oktober 2014 um 18:41
Danke!

Für die Orientierung ist halt viel Zeit draufgegangen und am anspruchsvollsten fand ich wegen der vielen Runsen, Gräben und Rinnen den Abschnitt zwischen der Lauba Alpe und der Schafalpe.

LG Erwin

Felix hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2014 um 15:47
schöne Tour - in einer auch von uns "Emmentalern" sehr geschätzten Gegend!

War denn die Felle Alpe schon geschlossen? Eine Einkehr lohnte sich dort ja schon ;-)

lg Felix

Grimbart hat gesagt: RE:Felle Alpe
Gesendet am 30. Oktober 2014 um 18:53
Ein Dankeschön ins Emmental!

Die Felle Alpe war aber schon geschlossen. Einkehrmöglichkeiten gab's daher nur unten im Dorf.

BG
Erwin



Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 10. November 2015 um 10:45
Wunderbare Tour! Hat mich zu einer eigenen Variante inspiriert. Danke für die Anregung!

Nik

Grimbart hat gesagt: RE:Hochberg
Gesendet am 11. November 2015 um 20:09
Hab deinen Bericht gelesen. Viele Nachahmer wird deine Variante so schnell nicht finden.

Chapeau
Erwin

Nik Brückner hat gesagt: RE:Hochberg
Gesendet am 11. November 2015 um 20:16
Hi Erwin!

Wer weiß, sag niemals nie. Es gibt genügend positiv Verrückte Hikr!

Herzlichen Gruß,

Nik


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