Überschreitung Ferdenrothorn und Alte Gemmi


Publiziert von Oender , 4. Oktober 2014 um 11:58.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:18 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage 14:30

Nach meiner Ankunft in Kandersteg gegen 19 Uhr stelle ich mein Auto an der Talstation Eggeschwand ab, treffe ich letzte Vorbereitungen zum Abmarsch und mache mich um 19.30 Uhr auf ins Gasteretal. Ich folge dem Wanderweg durch die Chluse, am Waldhus vorbei in Richtung Selden. Kurz vor Selden (w von P.1605) geht es dann rechts ab auf dem Weg Richtung Lötschepass. Nach der Überquerung der Kander über eine Holzbrücke erfolgt der nun etwas steilere Aufstieg auf dem Weg, der schließlich an der Gfelalp (1847m) vorbei führt.  Ich folge an diesem Abend dem Weg noch weiter bis auf ca. 2000m, dort wo der Weg flach und leicht absteigend die Ebene Schönbüel erreicht. Da es nun 22 Uhr ist und nun dunkel wird halte ich nach einem geeigneten Biwakplatz Ausschau und finde diesen bei den Grundmauern einer vermutlich ehemaligen Hütte (siehe Bilder). Das Gebäude ist sogar noch auf der Landeskarte etwas nördlich von P. 1993 eingezeichnet.  
An nächsten Morgen geht es um 6 Uhr weiter auf dem Weg (über Balme, Lötschegletscher) zum Lötschepass. Ich widerstehe der Verlockung eines  Milchkaffees in der Lötschepasshütte und halte mich vor Erreichen des Lötschepasses rechts Richtung P.2676, um den Aufstieg zur Gitzifurggu zu beginnen. Da ich mich aus Gewichtsgründen gegen die Mitnahme von Steigeisen entschieden hatte, stelle ich im Aufstieg erleichtert fest, dass die Firnbedingungen gut sind und keine vereisten Stellen vorhanden sind.
Nach einer Pause auf der Gitzifurggu beginne ich den Aufstieg über den Nordgrat auf das Ferdenrothorn. Den im SAC-Führer stehenden Hinweisen, dass man sich konsequent an die Gratkante halten und die Flanken meiden solle, folgend erreiche ich exakt nach den im Führer angegebenen 1,5 Std. den Gipfel des Fernrothorns. Aufgrund der noch beachtlichen Schneemenge wechselten sich im Aufstieg immer wieder Fels- und Firnabschnitte ab. Die Schneeverhältnisse sind aber gut, so dass sie leicht ohne Steigeisen passierbar gewesen sind.
Am Gipfel genieße ich gute Aussicht auf den Berner und Walliser Alpen und lasse mir ein zweites Frühstück schmecken. Danach geht es südlich in Richtung Ferdenpass. Bis zum Vorgipfel ist das Gelände noch etwas anspruchsvoller, danach läuft man über den „breiten Grat“ (SAC-Führer) stetig abwärts. Erschwerend kommt beim Abstieg dazu, dass noch sehr viel Schnee liegt, der durch die Sonneneinstrahlung allmählich weich geworden ist. So erreiche ich schließlich mit nassen Füßen den Ferdenpass (P. 2824).
Nach einer Pause von 30 Minuten, in der ich versuche, meine nassen Socken in der Sonne zu trocknen und fast vom Hund eines anderen Wanderers gebissen worden wäre, begebe ich mich an den Abstieg Richtung Leukerbad. Der auf Karte eingezeichnete Weg ist dauerhaft mit rot-weißen Markierungen versehen. Im oberen Teil geht es über große Steinblöcke hinweg. Der untere Teil des Abstiegs in Richtung Flüealp ist aus meiner Sicht eher unschön. Die sehr steile Wegspur ist stellenweise kaum ausgeprägt und besteht aus kleinen Schuttsteinchen, was den Abstieg zu einer sehr rutschigen, kräftezehrenden Sache macht. Zumindest verhält es sich so, wenn noch hinzukommt, dass der Boden - wie in meinem Fall - durch Nässe aufgeweicht ist. Daher bin ich froh, als ich schließlich den Wanderweg zwischen Flüekapelle und Flüealp erreiche.     
Da mein nächstes Aufstiegsziel „alte Gemmi“ lautet, nehme ich kurz hinter der Flüealp den nach rechts abzweigenden Weg zur Clabinualp. Bei der Clabinualp angekommen, beginne ich den Aufstieg über die Grashänge in Richtung P.2162 (siehe Skizze in den Fotos). Was den gesamten Aufstieg betrifft, so gibt es kaum Markierungen und Wegspuren, da ich allerdings gute Sicht habe, orientiere ich mich immer am Ostgipfel der Plattenhörner, da der Passübergang der alten Gemmi direkt unterhalb seiner steilabfallenden Ostwand liegt. Grundsätzlich bietet die Wegbeschreibung im SAC-Führer eine gute Orientierung hinsichtlich des Aufstiegsweges. Lediglich bei der Umgehung von P.2162 gehe ich nicht wie empfohlen links, sondern folge den (neueren) gelben Markierungen nach rechts, die zu einem Drahtseil führen, mit dessen Hilfe man relativ einfach rechts an P.2162 vorbeigehen kann. Insgesamt habe ich den Aufstieg zur alten Gemmi als sehr mühsam empfunden, da er durchgängig steil und weglos ist. Hinzu kommt noch, dass ich im Aufstieg merke, dass die Mitnahme von weiteren Energieriegeln sinnvoll gewesen wäre, da ich doch allmählich schwere Beine bekomme, obwohl ich regelmäßig Wasser und Brot mit Käse zu mir nehme. Mein Körper fordert offensichtlich Zucker ein. So quäle ich mit schließlich zur alten Gemmi hoch.
Nach einer kurzen Rast am Passübergang folge ich absteigend dem Weg durch das Furggentälti in Richtung Daubensee, bis ich schließlich bei P. 2284 auf den Wanderweg zwischen Gemmipass und Sunnbüel einbiege und mich schon auf eine schöne, zuckerhaltige Rivella im Hotel Schwarenbach freue. Durch die Stärkung mit Rivella und Ragusa fühle ich mich wieder besser und erreiche schließlich um 17.25 Uhr die Bergstation Sunnbüel. Per Seilbahn geht es dann zurück nach Kandersteg, wo ein gemütliches Lagerbett, eine köstliche „Pizza Bernese“ sowie einige „Urtrübe“ auf mich warten.   

Tourengänger: Oender


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Kommentare (2)


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Alpenorni hat gesagt: Interessante Runde
Gesendet am 22. März 2016 um 14:13
Eine toller Bericht mit schönen Bildern und einer interessanten Route aus einer meiner Lieblingslandschaften, auf den ich gerade eben erst gestoßen bin.
Kann mir vorstellen, dass der Anstieg zur Alten Gemmi nochmal ziemlich fordert, schließlich hattest Du ja wohl auch noch Biwak-Equipment zum Schleppen dabei ?
So ein Biwak hoch über dem Gasterntal würde mir auch mal gefallen !
Grüße
Martin



Oender hat gesagt: RE:Interessante Runde
Gesendet am 22. März 2016 um 18:07
Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, dass Dir der Bericht gefällt.
Das mit dem schwereren Rücksack ist richtig, aber ich finde das Naturerlebnis beim Biwakieren sehr eindrucksvoll, deshalb darf es hin und wieder mal eine Biwaknacht sein, trotz Zusatzequipment. Seit dieser Tour habe ich immer zwei Energie-Gel für den Notfall im Rucksack, die schmecken mir zwar nicht sonderlich gut, aber können doch ein bißchen Energie liefern.
Viele Grüße
Erek


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