Skály u Sloupu a Svojkova (Bürgstein-Schwoikaer Schweiz)


Publiziert von lainari , 29. September 2014 um 21:48.

Region: Welt » Tschechien » Zákupská pahorkatina
Tour Datum:28 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis U sedmi trpaslíků (Kreuzung zwischen Sloup und Svojkov)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Herbstauftakt im Reichstädter Hügelland
 
Als Schönwetterwanderer brauchte ich mir in den vergangenen Wochen keine großartigen Gedanken über eine Tourenplanung machen. Aber das regnerische und wechselhafte Wetter brachte auch Gutes hervor: üppiges Pilzwachstum, pralle Äpfel und dicke Nüsse (Gedanklich bitte in Wald und Garten bleiben!). Nachdem ich mich also zuletzt vorgenannten Dingen widmete, überraschte mich der jetzige Wetterumschwung positiv. Zur Ausführung sollte heute kurzerhand eine kleinere mit Höhepunkten gespickte Runde kommen, die das Zeug zu einer Genusstour hat.
 
Es war einmal ein Wanderer, der mit dem Auto an einem schönen Herbstmorgen durch das Zákupská pahorkatina (Reichstädter Hügelland) zum Ausgangspunkt seiner Tour, einer Kreuzung zwischen Sloup und Svojkov fuhr. Er parkte dort an einem U sedmi trpaslíků (Bei den Sieben Zwergen) genannten Platz. Den Grund der derartigen Namensvergabe konnte ich leider noch nicht ermitteln. Am Straßenrand lief ich durch den nebligen Morgen nach Pihel. Nach kurzer Zeit wurde innerorts links der Straße eine bewaldete Anhöhe sichtbar. Ich bog nach links auf einen Zufahrtsweg ab, ging vorbei an einigen Gärten und mühte mich von Südosten auf den Basaltkegel hinauf. Auf dem Basaltuntergrund liegt lockerer Verwitterungsboden und Laub auf, deshalb war der Aufstieg bei der heutigen Feuchtigkeit recht heikel (T3). Auf dem Pihelský vrch (Pihlerberg) befand sich einst eine Burg, deren Erbauung Anfang des 14. Jh. einem Hynek Zajíc z Hazmburka (Hinko Hase von Hasenburg) zugeschrieben wird. Später war die Burg im Besitz von Jan z Chlumu (Johann von Chlum), einem Parteigänger von Jan Hus. In den damaligen Wirren wechselte sie durch Eroberung mehrfach den Besitz und wurde dabei wahrscheinlich stark beschädigt. In einer Beschreibung der Herrschaft von 1455 bleibt sie bereits unerwähnt. Die Ruine soll bis ins 17. Jh. überdauert haben und wurde zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. Ich besichtigte den vorhandenen Kellerrest und stieg über die Nordwestseite auf einem steilen Pfad ab. Der lockere, feuchte Boden machte dies wiederum schwierig. Ich musste mich teilweise an freiliegenden Wurzeln festhalten um nicht abzurutschen. Auf der Straße richtete ich so gut es ging die Kleidung, der Sonntagsstaat war ein wenig ruiniert. An der zentralen Kreuzung von Pihel - část (Pihl) bog ich nach links ab. Der Ort besteht aus drei räumlich voneinander getrennten Siedlungsflächen, von denen zwei zumindest auf der Karte mit dem Zusatz část (Teil) gekennzeichnet sind.
 
Einer blauen Wanderwegmarkierung folgend, verließ ich vorbei am Pivovarský rybník (Brauereiteich) den Ort. Der Nebel verwehrte mir einen Blick über die Seefläche. Kurz darauf durchquerte ich das Örtchen Chomouty (Komt). Dann passierte ich erneut die Abzweigung U sedmi trpaslíků und bog in den Cikánský důl (Zigeunergrund) ein. Das Tälchen ist von Sandsteinfelsen gesäumt. Links in einer Felswand gelegen, befand sich ein einstiger Schleifsandabbau, der als Malá Cikánská jeskyně (Kleine Zigeunerhöhle) bezeichnet wird. Im Verlauf ignorierte ich zunächst ein Brücklein und lief am Rand des weiten Bachtales bis zur Velká Cikánská jeskyně (Große Zigeunerhöhle). Diese hat als Felsüberhang einen natürlichen Ursprung und soll gelegentlich Zigeunern als Unterschlupf gedient haben. Auch heute zeugen eine alte Decke und eine Feuerstelle von Übernachtungsgästen. Zurückgelaufen, nutzte ich nun den kleinen Metallsteg und gelangte in den Ort Sloup v Čechách (Bürgstein) zum großartigen Einsiedlerstein. Dieser ist, nachdem er zuvor nur vereinzelt als Rückzugsort in unsicheren Zeiten genutzt wurde, ab 1690 zu einem Wallfahrtsort und zu einer Einsiedelei ausgebaut worden. Im Zuge der Naturromantik wurde der Einsiedlerstein im 19. Jh. als Felsenburg verklärt, was er nie war. Auch heute noch werden entsprechende Schriften aus jener Zeit, die eher auf romantischen Phantasien als auf Tatsachen und Kenntnissen beruhen, unreflektiert abgeschrieben (siehe deutscher Wikipedia-Eintrag). Der Tourismuswerbung ist dies natürlich nicht unrecht. Der wirkliche Standort der einstigen Burg Sloup wird ebenerdig, nördlich des Felsens, geschützt durch Sumpf und Teiche angenommen. Als Erbauer Ende 13. Jh. wird Čeněk z Ojvína (Vinzenz von Oybin) angesehen. Später gelangte die Herrschaft in den Besitz des berüchtigten Raubritters Mikuláš (Mikeš) Pancíř ze Smojna (Nikolaus [Miksch] Panzer [Panczer] von Smoyn). Seine unlauteren Unternehmungen in der Nachbarschaft führten zu Strafexpeditionen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes, wobei die Burg 1445 zerstört wurde. Wiederaufgebaut, wurde sie im Dreißigjährigen Krieg 1639 durch den schwedischen General Banér erobert und zerstört. Im Verlauf wurde auch sie zur Baumaterialgewinnung abgetragen.
 
Ich lief gegenüber dem Einsiedlerstein zunächst in ein Sträßchen hinein und folgte einer roten Wanderwegmarkierung. Über einen ansteigenden Pfad erreichte ich ein schönes Waldtheater. Wenig später kam ich zur Aussicht Na Stráži (Wachstein). Die neuerrichtete Baude und der Aussichtsturm scheinen Investruinen zu sein. An der Aussicht legte ich eine kurze Rast ein und machte anschließend einen kurzen Abstecher zum Felsen Medvěd (Bär). Dann wanderte ich im Wald weiter und absolvierte später einen steilen Aufstieg. Ich sichtete eine schöne Basaltformation und stieg rechts davon über eine krautbestandene Geröllhalde bergwärts. Das Begehen war durch die Feuchtigkeit recht schwierig (T3) und ein guter Teil des Krautes waren Brennnesseln, was selbst durch die Hose zu einem leichten Kribbeln führte. So erreichte ich den Gipfelfelsen des Slavíček (Slabitschken). Der Gipfelaufbau ragt dreiseitig etwa 4 m aus dem Boden, nur auf einer Seite gibt es einen größeren Steilabbruch. Als Aussicht muss eine Waldschneise (Ost-West-Verlauf) genügen. Über den regulären Gipfelzugang von Norden kam ich zum Wanderweg zurück. Nach der flachen Einkerbung eines Sattels ging ich auf die Hochfläche des Tisový vrch (Eibenberg) hinauf. Hier folgte ich zunächst der Markierung bis zum Aussichtspunkt. Durch Kiefernjungwuchs ist dortige Aussicht etwas eingeschränkt. Ein junges Pärchen befand sich auf Pilzsuche. Ihr Korb war noch recht leer, obwohl ich, ihnen auf dem Pfad folgend, auf wenigen Metern eine schöne Pilzmahlzeit zusammen gehabt hätte. Man hatte wohl nur Augen für einander…
Ich lief ohne Markierung auf einem Pfad südöstlich, um dann weglos etwas mühsam durch eine Dickung zum Gipfel zu gelangen - zumindest was ich für den höchsten Punkt des Berges hielt. Über den Zugangsweg und einen kleinen Schlenker kam ich wieder hinunter zum Sattel. Von dort aus machte ich noch einen Abstecher zur Rückseite des Berges, wo man einen schönen Ausblick nach Norden hatte. Nun folgte der Abstieg in den Betgraben. Zu Beginn des Einschnittes fand ich ein eigentümliches Felsengemach auf, über dessen ursprüngliche Funktion nichts bekannt ist. Im zentralen Teil des Modlivý důl (Betgraben) stieß ich auf die markante Felsenkapelle. Am Talende kam ich über Treppen zur Nische des einstigen Oratoriums. Umgekehrt, wanderte ich nun talauswärts und erreichte Svojkov (Schwoika).
 
Gleich gegenüber dem Gasthaus lief ich entlang einer Mauer etwas abwärts, um im Wald zum Burgfelsen hinaufzusteigen. Die hiesige Burg soll eine Gründung aus dem 14. Jh. sein. Später gelangte auch sie unter die Herrschaft des finsteren Bösewichtes Mikuláš (Mikeš) Pancíř ze Smojna (Nikolaus [Miksch] Panzer [Panczer] von Smoyn). 1445 wurde sie bei einer Strafexpedition durch den Oberlausitzer Sechsstädtebund zerstört. 1590 erfolgte der weitgehende Abriss der Anlage. Bis 1670 wurde in unmittelbarer Nähe ein Barockschloss gebaut, welches dann 1958 abbrannte. Nach der Besichtigung lief ich durch ein flaches Tälchen parallel zur Straße weiter. Der von Pferden aufgewühlte, schlammige Hohlweg bereitete mir keine rechte Freude, so dass ich zur Straße hinauf wechselte. Von hier aus besuchte ich im Vorbeigehen den alten Steinbruch Střelnice (Schießstätte) und den einstigen Schleifsandabbau Psí kostel (Hundskirche). Auf einem Bänklein des Waldtheaters, welches man auch von der Straße her erreicht, legte ich meine Mittagsrast ein. Abschließend waren es nur noch wenige Meter zurück zum Ausgangspunkt U sedmi trpaslíků.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 30 min.
Die Strecke ist überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Zugang zum Pihelský vrch ist unmarkiert und teilweise weglos (T3).
Der Aufstieg von Westen zum Slavíček ist unmarkiert und weglos (T3), der Abstieg nach Norden ist markiert (T2).
Der Zugang zum Tisový vrch (Gipfel) ist teilweise unmarkiert und weglos (T2).
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet.

Tourengänger: lainari


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