"Sentiero Roma" - alpiner Höhenweg der Spitzenklasse


Publiziert von Loisel , 23. September 2014 um 11:09.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:13 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 8 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit der RhB (Bernina-Linie) bis Cavaglia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit dem Postauto (Maloja-Linie) ab Promontogno
Unterkunftmöglichkeiten:CAI-/SAC-Hütten, siehe Tourenbeschrieb
Kartennummer:279, 278 (Swisstopo 1:50'000)

Acht Tage von Hütte zu Hütte, vom Puschlav ins Veltlin ins Bergell, über unzählige Pässe - die "Sentiero Roma" und unsere Ergänzung dazu hat wirklich überzeugt! Da der letzte deutschsprachige Tourenbericht auf hikr doch schon etwas älter ist, "verewige" ich den Weg hier mal wieder. Wer "Weit-Wandern" im T5-Bereich und gut gesicherte Kletterstellen schätzt, ist hier goldrichtig. Hinweise: Die meisten Hütten der Tour schlossen dieses Jahr am 21. September - wir waren also in der letztmöglichen Woche unterwegs und in vielen Hütten die einzigen Gäste. Wir entschieden uns, Steigeisen und Pickel zu Hause zu lassen, was bei unserer Routenwahl auch problemlos war. Weiter bin ich eher ungeübt beim Klettern, entsprechend sind die Marschzeiten wohl über dem Durchschnitt. Bei den Fotos habe ich eine Karte mit unserer groben Route abgelegt.
 
1. Tag: Cavaglia - Rifugio Cristina (7.5 h Marschzeit, T3 (T4))
Anreise nach Cavaglia (Val Poschiavo), Ankunft um 12 Uhr. Ab da langer, schöner Aufstieg zum Pass da Canfinal (3.5 h, T2). Ca. 100 m Abstieg bis etwas oberhalb der Schwemmebene, dann links halten (am Bachbett sind die Wegmarkierungen gut sichtbar, der eigentliche Abzweiger leider nicht), um auf den Höhenweg Richtung Pass d'Ur zu gelangen. Schöner, gut markierter (rot-weiss) Höhenweg zwischen Felsbändern, bis zum Pass d'Ur (1.5 h, T3). Ab dort geht es weiter im ähnlichen Stil, via Pass da Cancian Richtung Passo di Campagneda (1 h, T3). Vor dem See trennen sich die beiden Markierungsvarianten (rot-weiss gerade aus, gelbe Dreiecke links); wir folgten den gelben Dreiecken, was wohl eher ein Fehler war - ab der Passhöhe stiegen wir, da wir Wegspur und Markierungen verloren, weglos zu den Laghi di Campagneda ab (T4). Dann entlang dem wieder gut markierten Weg zur Alpe Prabello / Rifugio Cristina (1.5 h, T2). Im Rifugio Cristina wurden wir - trotz Ankunft erst um 20 Uhr - sehr gastfreundlich und mit einem feinen Nachtessen empfangen.
 
2. Tag: Rifugio Cristina - Rifugio Bosio (7.75 h, T2)
Abstieg entlang dem gut markierten Wanderweg nach Caspoggio (Valmalenco), entlang der autofreien Hauptstrasse, im unteren Ortsteil zweigt ein ausgeschilderter Fussweg Richtung Chiesa rechts ab. Unten angelangt über die Strassenbrücke, direkt nach der Brücke links weg und die steile Treppe entlang der Wasserleitung hoch nach Chiesa in Valmalenco (4 h, T2). Wir assen im Ristorante Toto, welches auch von Einheimischen gerne besucht wird, sehr fein zu Mittag, dann stiegen wir - ab jetzt auf dem eigentlichen "Sentiero Roma" - durch die Ortschaft, eher links haltend, auf und fanden mit etwas Glück den Einstieg zum Fussweg in Richtung Alpe Lago / Lago di Chiesa. Auf der Alpe Lago sparten wir uns den signalisierten Umweg rechts um die Ebene und gingen gerade aus über die Alp. Danach Aufstieg, wo nötig entlang der neuen Fahrstrasse, zum Rifugio Bosio (3.75 h, T2). Leider enttäuschten sowohl Gastfreundschaft wie auch Küche, aber zumindest bekamen wir eine Dusche.
 
3. Tag: Rifugio Bosio - Rifugio Ponti (4 h, T5, I)
Ab dem Rifugio Bosio führt ein zuerst klarer Weg weiter ins Valle Airale in Richtung Passo di Corna Rossa. Ab Beginn der Blöcke ist leider die Markierung nicht mehr ganz optimal (Wegspur sowieso nicht mehr sichtbar), z.T. sind die Abstände sehr gross, z.T. muss man die Markierungen weit umgehen, um Kletterei zu vermeiden. Das Wegstück würde ich nicht bei Nebel machen wollen! Nach problemlosem, aber konditionell anstrengendem Aufstieg über groben Block und z.T. Gletscherschliff-Platten erreichten wir den Passo di Corna Rossa mit dem abgeschlossenen und wohl zerfallenden Rifugio Desio (nicht mal mehr als Bivak nutzbar!) (2.75 h, T4). Der Abstieg erfolgte in leichter Kletterei, gut mit Ketten gesichert. Allerdings lag etwas Schnee auf dem Fels, der wegen der kalten letzten Nacht gefroren war (NW-Ausrichtung), was den Abstieg wirklich anspruchsvoll machte. Danach über Block / Moränen sowie einige kleine, aber hartgefrorene Schneefelder zum Rifugio Ponti (1.25 h, T5, I).
 
4. Tag: Rifugio Ponti - Rifugio Allievi (8 h, T5, II)
Ab dem Rifugio Ponti war der Weg extrem gut markiert (rot-weiss sowie abschnittweise mit einem weiteren Zeichen wie rote Kreuze, gelb-rot, blaue Punkte, rote Dreiecke...) - selbst bei dichtem Nebel machbar, da die Markierungen nah beieinander und ziemlich neu (also gut sichtbar) sind. Über die Bocchetta Roma (mit Ketten gesicherte Kletterei im Abstieg) erreichten wir ohne Probleme das Bivacco Kima (Matratzen, Decken, Kochmöglichkeit/Gas, Lebensmittel vorhanden!) (3.5 h, T5, II). Weiter ging es über den Passo di Cameraccio, auch hier mit einigen ketten-gesicherten Kletterstellen. Den Abstieg zum Bivacco Manzi (rote "Blechbüchse", leider kein Kocher vorhanden) erleichterte uns ein Schneefeld, das wir runterrutschten (2.5 h, T5, II). Im darauf folgenden Valle Torrone wurde der Weg vor einiger Zeit verlegt - neu quert er etwa 200 Höhenmeter tiefer, es handelt sich jetzt um einen "gemütlichen" Bergweg -, der alte Weg ist explizit gesperrt und verbarrikadiert. Weiter gelangt man wiederum über ketten-gesicherte Kletterstellen auf den Passo Val Torrone, wo uns ein Steinbock neugierig begrüsste, bevor er gemächlich von dannen zog (1. 5 h, T5, II). Gemütlicher Abstieg zum Rifugio Allievi (0.5 h, T3).
 
5. Tag: Rifugio Allievi - Rifugio Gianetti (6.25 h, T5, II)
Am fünften Tag unserer Tour ging es auf ähnliche Art und Weise weiter (Pässe mit ketten-gesicherten Kletterstellen, dazwischen Block und einige Abschnitte gemütlichen Bergwanderns), nur starteten wir in dichtem Nebel und Nieselregen. Leider sahen wir dadurch kaum etwas von der atemberaubenden Landschaft, aber dank optimaler Markierung war es weiterhin kein Problem, den Weg zu finden. Nur kurz nach dem Passo dell'Averta waren wir kurzfristig unsicher, teilt sich doch der Weg, ohne dass ein Wegweiser oder eine Beschriftung auf dem Fels über die Richtungen informiert hätte. Aufgrund eines roten "Trofeo Kima"-Fähnchens (Berglauf, der 2 Wochen zuvor stattgefunden hatte) entschieden wir uns für den oberen (rechten) Weg, der zum Glück der richtige war. Über den Passo Qualido erreichten wir den Abzweiger/Notabstieg beim Bivacco Molteni-Valsecchi (3.5 h, T5, II). Der letzte Pass des Tages, der Passo Camerozzo, war der wohl intensivste des gesamten "Sentiero Roma": sehr lange, ketten-gesicherte Kletterei im Auf- und Abstieg. Danach nochmal ein Stück Bergweg bis zum Rifugio Gianetti (2.75 h, T5, II bzw. danach T3).
 
6. Tag: Rifugio Gianetti - Rifugio Brasca (4 h, T5, I)
Leider war auch an diesem Tag das Wetter nicht besser - Regen, Nebel, kaum Sicht. Deswegen entschieden wir uns für die "kurze" Variante, stiegen via Direktaufstieg vom Fuss des Cima del Barbacan auf den Passo del Barbacan (1.5 h, T5, I ohne Kettensicherung), dann zuerst sehr steil auf lebendigem Geröll, danach moderater durch Alpweiden und Wald ins Val Codera zum Rifugio Brasca ab (2.5 h, T5, dann T2). Die Hütte ist zwar nicht sonderlich gemütlich, dafür haben Essen und Gastfreundschaft umso mehr überzeugt.
 
7. Tag: Rifugio Brasca - Capanna Sasc Furä (7.75 h, T5, II)
Ab hier führt der "Sentiero Roma" das Val Codera hinunter. Wir entschieden uns jedoch stattdessen für den Übergang ins Bergell. Immer noch bei Nieselregen begannen wir also mit dem zuerst gemütlichen, dann steilen Aufstieg in Richtung Passo Trubinasca. Bis zum Abzweiger in Richtung Bocchetta della Tegiola ist der Weg sehr gut ausgebaut (inkl. Treppen), danach folgt man den wiederum sehr klaren Markierungen zum Bivacco Pedroni (4 h, T4). Kurz nach dem Bivak links halten - der Wegabzweiger ist klar signalisiert mit Pfeil und einem "T". Über Block und die letzten paar Meter mit ketten-gesicherter Kletterei erreicht man den Passo Trubinasca (1 h, T5, II). Hier wechselt die Markierung von rot-weiss (Italien) auf weiss-blau-weiss (Schweiz). Der Abstieg - unterdessen in strömendem Regen - gestaltete sich eher anspruchsvoll, da der Fels in den ketten-gesicherten Kletterstellen ziemlich rutschig war. Weiter ging's zur Capanna Sasc Furä, wo wir tropfnass eintrafen (2.75 h, T5, II). Zum Glück waren wir fast die einzigen Gäste, und durften so unsere nassen Kleider und Schuhe im Essraum bzw. über Nacht sogar in der Küche trocknen. Auch hier assen wir fein; insbesondere genossen wir das hausgemachte Vollkornbrot und - endlich wieder! - Müesli zum Frühstück.
 
8. Tag: Capanna Sasc Furä - Promontogno (6 h, T5, II)
Endlich wieder bei Sonnenschein starteten wir den Aufstieg zum Viäl - jetzt auf dem "Sentiero Alpino Bregaglia". Wegen dem intensiven Regen in der Nacht war alles nass und rutschig, der Weg oft mehr Bach als Weg. Im Aufstieg liessen die weiss-blau-weissen Markierungen leider etwas zu wünschen übrig, dank vielen Steinmännchen war die Orientierung aber problemlos (1.25 h, T4). Auf dem Übergang angelangt, konnten wir - endlich! - doch noch die Sicht auf Badile und Cengalo geniessen! Im Abstieg gibt es wiederum einige ketten-gesicherte Kletterstellen, danach durch Block und über Moränen zur Capanna di Sciora (2 h, T5, II). Ab hier stiegen wir den im oberen Teil steilen, aber sehr gut ausgebauten Weg nach Promontogno ab. Einziges Problem: knapp über dem Dorf haben wir den Weg verloren, so dass die letzten paar Höhenmeter querfeldein durch den Wald stattfanden (2.75 h, T3). Beim grossen, fleischkäse-farbigen Hotel befindet sich die Postautohaltestelle.

Fazit: Es war eine intensive, anstrengende Woche, aber auf jeden Fall empfehlenswert!

Tourengänger: Loisel


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