Rotberg und Gras-Chopf


Publiziert von Delta Pro , 21. September 2014 um 19:47.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:21 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 880 m

Einsame und erstaunlich steile Kraxeltour über Bilten

Sucht man die Einsamkeit und will neue Gipfel und Wege entdecken, ist man immer gut beraten, wenn man dorthin geht, wo es noch keine oder nur wenig Hikr-Einträge gibt. Alpinismus in den bewaldeten Nordhängen des Hirzli, über der Linthebene - bessere Ideen? Nein, denn das Erstauliche und Wilde ist immer das schönste in den Bergen, egal ob auf 4000 Metern oder nahe dem Flachland.
Rotberg und Gras-Chopf sind zwei völlig zwischen die Maschen gefallene "Gipfel" (na ja, vielleicht etwas übertrieben) über Bilten. Kein Weg führt heute noch in ihre Nähe und besonders attraktiv sehen die beiden aus dem Tal auch nicht aus. Dennoch ergeben sich dort einige schöne, und erstaunlich steile Aufstiege. Besonders die im Wald versteckte Richmannsplatte, ein jäher und sehr exponierter Nagelfluhgrat lässt das Herz des Alpinwanderers höher schlagen.


Von Bilten auf Weglein und schliesslich dem Fahrsträsschen in Richtung Schnabel. Ein Schauer, der bei schwülen Temperaturen auf die Blätter niederprasselt, kommt mir vor wie ein tropischer Regen. Bald setzt sich wieder die Sonne durch, doch leider ist nun alles nass, was meine Vorfreude auf die Waldgrate etwas dämpft. Auf einem inoffiziell markierten Weglein ab der letzten Kehre vor Schnabel über den Kamm hinauf. Einst war diese Route oft begangen und stellte den Zugang zur Alp Unter Niedern dar. Nun ist nur noch eine verwachsene Weg-Trasse geblieben. Bald taucht rechts der Bachrinne die Richmannsplatte auf, ein Nagelfluhgrat, der auf beiden Seiten 50-100 Meter hohe, fast senkrechte Nagelfluhwände aufweist - was für eine Entdeckung. Ich erreiche den Einstieg in einem kleinen Sattel. Dann in steilem Gras, teils mit Wurzelgriffen, über den ausgesetzten Grat hinauf. Der Pickel ist zwar dabei, jedoch fühle ich mich wegen des nassen, rutschigen Untergrundes und meines nicht ganz optimalen Schuhwerks nicht besonders sicher. Nach etwa 50 Höhenmetern folgt eine kleinere und eine grössere Felsstufe. Diese dürften bei Trockenheit begehbar sein, wenn auch sehr exponiert (T6). Für mich ist hier Schluss und vorsichtig krebse ich wieder zurück. Am Fuss der Platte hinauf bis sich die Wände zurücklegen. Dort kann man einfach wieder auf den Grat hochsteigen und diesem in schöner Wanderung (T4+), teils auf auf guten Gamsspuren, bis zum Rotberg folgen. Auf dem Gipfel gibt es einen kleinen Holzunterstand.
Durch dichten Wald an den Fuss des Gras-Chopf. Plötzlich steigen senkrechte, abweisende Sandsteinfelsen aus den Bäumen. Durch düsteren Wald, über moosüberzogene Blöcke kletternd, quere ich nach links. Hier würde es nicht überraschen, wenn die Ruhe plötzlich durch eine Elfenstimme oder den Schrei eines Orks gebrochen würde. Sobald die Felswände aufhören, durch nasses Gras aufwärts, zuerst etwas nach links haltend, bis man in eine breite, schlammige Rinne kommt. In dieser steil, am Schluss am Gamstritten hinauf. Was für eine Freude, wenn man aus der schattigen, nassen Flanke auf die sonnige Wiese des Gras-Chopf tritt. Da die Sonne noch brav scheint, steige ich weiter mit Ziel Hirzli. Als ich mich schon an den Aufstieg zur Wasseregg mache, komme ich nicht mehr umhin der pechschwarzen, sich schnell nähernden Gewitterfront gewahr zu werden. Überschlagsmässig den Zeitpunkt ihres Eintreffens am Hirzli gerechnet - und umgekehrt. Über Unter Niederen und den breiten, aufwändig erstellten, alten Weg hinab nach Bilten, wo ich wenige Minuten bevor der Himmel seine Schleusen öffnet, eintreffe.

Tourengänger: Delta


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