Täschhorn 4491m Überschreitung / Mischabelgrat - Kinflanke


Publiziert von Lulubusi , 17. September 2014 um 00:46.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:14 September 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: 3 (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1910 m
Kartennummer:LK 1:25000 BL1328 Randa

Täschhorn Überschreitung Mischablegrat - Kinflanke

Das Täschhorn bildet den südlichen Abschluss der Mischabelkette. Aus meiner Sicht ist es noch immer einer der grossen Gipfel die wir in den Schweizer Alpen besteigen können.

Lange habe ich auf den richtigen Zeitpunkt zur Besteigung dieses imposanten Domnachbar gewartet. Nun sollte es endlich soweit sein. Der ein Kilometer lange Südostgrat, der im unteren Teil viele Türme aufweist ist das Ziel unserer Begierde. Obwohl die Verhältnisse eher gegen eine Besteigung dieser Variante sprechen, gehen wir diese Tour an. Unsere Einschätzung, dass unser Projekt machbar ist, wird schlussendlich mit einem grandiosen, unvergesslichen Tag belohnt.

Wie bereits vor kurzem den Dom, durfte ich diese grossartige, kombinierte Tour mit Christine begehen!

 

Aufstieg

Vom Mischabelbiwak P.3847 klettern wir in der Ostseite aufwärts. Die ersten Grattürme werden so umgangen. Einzelne Wegspuren und Steinmänner weisen hier den Weg. Sobald sich diese verlieren, steigt man auf den Grat folgt diesem bis zu einem grösseren Turm P.3980. Man überklettert diesen Turm und folgt dann weiter direkt dem Grat bis P.4175. Der Grat führt nun weiter bis zur Mündung eines nach Osten abfallenden Couloirs. Dieses von Saaser Seite heraufziehendes, grosses Eiscouloir  erreicht den Grat auf ca. 4200m. Hier geht der Grat in Eis und Firn über, wird steil und schmal und ist ostseitig stark überwechtet. Zu Beginn dieser grossen Wechten quert man über einen sehr steilen Firnhang auf der linken (SW) Seite des Grates durch.

 

Die Schwierigkeiten hängen hier sehr stark von den vorgefundenen Verhältnissen ab. Häufig ist dieser Hang vereist und bildet aus meiner Sicht die Schlüsselstelle. Bei wenig Schnee können teilweise die Felsen links unterhalb des Grates benutzt werden.

 

Den Grat betritt man wieder auf etwa 4360m nach einer Schneeschulter am Fusse der Gipfelfelsen (Gipfelaufbaus). Von hier klettern wir über horizontal geschichteten Felsen (3a), teilweise von sehr zweifelhafter Qualität, in der E-Flanke steil zum Täschhorn Gipfel P.4491 empor.

 

Abstieg

Den Abstieg absolvieren wir über die Nordwest, Kinflanke. Zuerst folgen wir direkt dem Südwestgrat. Dieser führt steil vom Gipfel hinunter. Nach zwei markanten Nadeln steigen wir in den steilen Firn- und Eishang der Kinflanke ein. Links vom Grat, unterhalb der Felsen steigen wir nun über Eis und Firn hinunter. Anschliessend geht es durch die Spaltenzone des obersten Kingletschers. Die Gipfelflanke weist eine Steilheit bis 45° auf. In der Spaltenzone sind zur Zeit kürzere Passagen bis ca.65° zu überwinden.

Nun erreicht man einen Firnrücken über den zum Becken des oberen Kingletscher abgestiegen wird. Hier biegt die Route zur Festi-Kin Lücke und somit Domhütte ab. Wir steigen aber weiter über den Kingletscher ab, denn die Kinhütte ist unser Ziel.

 

Im Zickzack und stetem, lästigen hin und her Gewusel, steigen wir nun über den stark zerrissenen Kingletscher weiter ab. Vom Gletscherplateau steigen wir zuerst parallel der Felsen der Festi-Kin Lücke ab. Auf einer Höhe von ca. 3300m queren wir nach links zu den Kinflesen und steigen parallel zu diesen weiter ab. Auf ca. 3000m verlassen wir den Gletscher. Südlich, unterhalb P.3007 steigen wir nun über Geröll und Schutt zur Wasserfasse auf ca. 2750m ab. Von da dem Weg folgende zur Kinhütte P.2582.

 

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt für unser Tour bildet das Mischabeljoch 3847m. Hier liegt auch das Mischabelbiwak. Dieses erreichen wir Tags zu vor via Feechopf – Alphubel.

 

Ziel

Täschhorn 4491m

 

Anforderungen

Die Kletterschwierigkeit liegen im 3. franz. Schwierigkeitsgrat. Häufig etwas darunter. Die Felsen sind teilweise von zweifelhafter Qualität. Der Firngrat ist steil, schmal und ausgesetzt.

Querung auf der SW-Seite der grossen Wechte ist sehr steil. Schwierigkeiten hängen sehr stark von der Firnqualität ab. Bei Vereisung schnell sehr heikel.

 

Kinflanke (Gipfelflanke) bis 45°. Durch die Spaltenzone des oberen Kingletschers, zurzeit kürzere Stellen zwischen 50-65°. Meist darunter.

Wegfindung in den Abbrüchen des unteren Teils des Kingletschers sehr schwierig. Man bewegt sich direkt in den Abbrüchen.

 

Material

Wir hatten 30m Einfachseil, 1 Eispickel, komplette Eisausrüstung, Helm, Klettergurt. Rebschnur um allenfalls Abseilstand einzurichten.

 

Allgemeine Info

Mischabelbiwak verfügt über 24 Betten mit Kissen und Decken. Geschirr und Besteck Töpfe sind genügend vorhanden. Holzofen zum Kochen und Holz. Wasser muss aus Schnee gewonnen werden. Lebensmittel müssen mitgenommen werden. Reservation ist kein möglich.

 

Kinhütte

Hier sehr zuvorkommende Bedienung. Trotz unseres späten erscheinen, haben wir noch ein vorzüglichen Essen kredenzt bekommen.

Danke Urs.

 

Fazit

·         Geniale, unvergessliche, grosse Tour

·         Mit Schnee am Grat recht anspruchsvolles unterfangen.

·         Tour wird durch steten Tiefblick begleitet.

·         Lange Tour

·         Schwierigkeiten hängen sehr stark von den Verhältnissen ab.

·         Eine der ganz grossen Schweizer Alpentouren

 

Genaue Route

Mischabelbiwak P.3847, P.4175, Täschhorn P.4491, Kinflanke, Kingletscher, Kinhütte P.2582

 

Alternativ

Verbindungsgrat zum Dom

Alphubel


Tourengänger: Lulubusi


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Kommentare (6)


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Sputnik Pro hat gesagt: Ganz grosse Leistung!
Gesendet am 17. September 2014 um 07:17
Hi Pasci,

Nochmals Gratulation zu dieser Hammertour! Geinfach zu geil!

LG, Andi

roger_h hat gesagt: Tolle Tour
Gesendet am 17. September 2014 um 07:26
Sali Pascal
Grosses Kino, welches du da wieder veranstaltet hast! Gratuliere zu dieser Hammer-Tour! Das Täschhorn möchte ich in näherer Zukunft unbedingt auch noch besteigen.
Gruss
Roger

WoPo1961 hat gesagt: tolle Tour!
Gesendet am 17. September 2014 um 07:51
Applaus, Applaus! Schon ohne winterliche Verhältnisse eine große Tour! Bei diesen Bedingungen ein ambitioniertes und anspruchsvolles Unternehmen. Wer dort problemlos durch marschiert kann was am Bergsteiger..Reeeespekt!
Einen ehrfurchtsvollen Gruss aus Flachlandhausen,
WoPo

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2014 um 07:53
....kann was am Bergstiefel......wollte ich eigentlich schreiben...Blödes Handy!!!!

ReinerD hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2014 um 10:20
Glückwunsch zur Tour bei perfekten Sichtbedingungen und zum vorbildlichen Bericht.



emely hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2014 um 10:05
Herzlichen Glückwunsch zu dieser super Tour bei den Bedingungen. Da werden Erinnerungen wach - ich hatte es aber zum Glück leichter. Der Abstieg über den Kingletscher hat es aber auch in sich!
Viele Grüße vom Niederrhein
emely


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