Unterwegs auf alten Gargellner Schmugglerpfaden


Publiziert von Grimbart , 20. September 2014 um 15:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:14 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 730 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der MBS von Bludenz nach Schruns, Bahnhof, und mit der Landbuslinie 87 weiter nach Gargellen, Zentrum.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Gargellen
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 032 (Montafon)

Nach dem durchwachsenen Bergsommer liegt des Bergfreunds Glück in der Hoffnung auf den vielgepriesenen goldenen Herbst. Zur Eröffnung der heurigen Herbstsaison wählte ich den östlichen Rätikon, dem aufgrund des Aufeinanderprallens von Urgestein und Kalk eine Sonderstellung im Rätikon zukommt. Das ältere Silvrettakristallin überlagert in dieser Ecke des Rätikons ua. die jüngere Sulzfluhdecke. Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis dieses geologischen Vorgangs ist die „kalkweiße“ Gafierplatte zu Füßen des „schwarzen“ Madrisahorns.

Hautnah könnte man diese geologische Besonderheit bei Begehung der klassischen Madrisa-Runde erfahren. Diese war mir jedoch mit einer Gehzeit von 7 – 7½ h für einen Sonntag zu lang. So bot sich als Alternative der „Schmugglerweg“ an, der das St. Antönier Joch mit dem Gafierjöchle verbindet. Alleine war mir dieser dann aber doch wieder zu fad. Zur Aufwertung der Tour musste ein Gipfel her. Im Riedkopf fand ich schließlich ein lohnendes Gipfelziel, das sich mit dem „Schmugglerweg“ ideal kombinieren ließ.

Man bewegt sich bei der von mir gewählten Alternative zur Madrisa-Runde zwar durchgehend auf dem dunklen Silvrettakristallin, doch genießt man dabei die schönsten Ausblicke auf die Rätschenflue und die gewaltige Gafierplatte, die wohl mit Weißplatte und der riesigen Sulzfluh Nordabdachung um den Titel des größten Karrenfeldes im Rätikon rittert.

 

Bei der Anfahrt mit den Öffis nach Gargellen überkamen mich angesichts des nordseitig weit herabreichenden Neuschnees leichte Zweifel an meiner Tourenwahl (Wie sich vor Ort herausstellte, waren sie aber gänzlich unbegründet). An der Haltestelle beim Tourismusbüro bzw. beim Dorfladen hieß es dann raus aus dem Bus und nach vierwöchiger Abstinenz rauf auf den Berg. Dem Wanderwegweiser folgend ging es zunächst auf einem geteerten Sträßchen hinauf zur kleinen Kirche von Gargellen und danach – vorbei an Weidevieh – über Wiesen hoch an den Waldrand und weiter zur Waldlichtung von Rüti.

Von hier wandert man nun auf einem Steig hinein in den Gargellner Alptobel. Bei einer Wegverzweigung wählt man den oberen Steig und gelangt auf diesem in das sich öffnende Hochtal des Gargellenbachs. Statt auf dem von der Gargellenalpe herüberführenden Fahrweg zu wechseln, nahm ich mit einem alten Säumerpfad vorlieb und folgte diesem talein bis er sich schließlich im Gelände verlief. So gings dann halt weglos (obwohl wenige Meter links von einem der Fahrweg verlief) über die Weiden bis zur Abzweigung zum Täscher. Hier nach rechts und quer zum Hang hinüber zum Bergrücken des Täschers. Dort zweigt wenige Meter nach einem Holzbänklein linkerhand ein Steig ab, der in einer Direttissima über die Alpweiden steil hoch zu einer weiten Schulter leitet.

Auf die felsigen Ausläufer des Riedkopfs-Ostgrats zuhaltend führt der Steig nun aussichtsreich und in angenehmer Steigung über den breiten Rücken bergan. Nach einem schmaleren „Gratabschnitt“ laden am Fuße des felsigen Riedkopf-Ostgrats zwei Holzbänke zur Rast und zum Genuss des Panoramas ein. Danach quert man unterhalb des felsigen O-Grats hinüber zu einem mit ein paar Seenaugen geschmückten Hochkar. Nach dem welligen Hochkar zieht der Steig schließlich über eine Geländerippe steil hoch zum Grenzkamm.

Dort angelangt leitet ein unmarkierter Steig über den Grat an den felsigen Gipfelaufbau des Riedkopfs heran. Dabei wird ein felsiger Gratkopf überschritten, auch wartet noch eine kleine Herausforderung an einer plattigen Gratpassage, die Trittsicherheit erfordert. Kurz vor dem Gipfelaufbau stand noch die Klärung einer sich schon im Hochkar abzeichnenden Variablen im Raum: Würde mich die Steinbockfamilie, die sich am Vorgipfel breit gemacht hatte, passieren lassen? Ich legte einmal vorsichtshalber eine kurze Rast ein und verstaute meine Teleskopstöcke im Rucksack. Von einer neugierigen Steingeiss beäugt, näherte ich mich dann behutsam dem Gipfelfelsen. So wie ihre Artgenossen zog es aber auch diese Steingeiss schließlich vor, den koordinierten Rückzug vor dem herannahenden Grimbart anzutreten.

Am Vorgipfel angelangt wartete nun die „Schlüsselstelle“: Auf Steigspuren geht’s zunächst einmal ohne Probleme hinab in die Mini-Scharte zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel. Ein den Weg versperrender grobklotziger Felsblock lässt sich am Besten links in einer kurzen Kraxelei überwinden. Wer sich im schrofigen Steilgras wohlfühlt kann es aber auch rechts probieren. Diese Variante wählte ich dann im Abstieg. Ich emfpand sie allerdings in Ermangelung guter Griffe als heikler. Hat man die „Schlüsselstelle“ hinter sich steht man auch schon vor dem Gipfelkreuz am Riedkopf und kann die 360° Schau unbeschwert genießen.

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast ging's wieder auf gleichem Weg zurück, wobei ich den felsigen Gratkopf diesmal rechts durch dessen Flanke umging. Wieder am Grenzkamm angelangt folgt man dem Gratweg hinab zum St. Antönier Joch. Trotz des Hinweisschildes „Nur für Geübte“ entpuppte sich der zackenreiche Grat jedoch als harmlos, werden doch die Zacken und Höcker allesamt links oder rechts umgangen.

Nach dem St. Antönier Joch beginnt der „Schmugglerweg“, der sehr steil hoch zur NW-Schulter der Gargellner Köpfe zieht. Nach einer felsigen, drahtseilgesicherten Passage zu Beginn, folgt im Anschluss ein mühsamer Aufstieg über eine ausgewaschene, mit feinem Schutt bedeckte Runse. Die Waden ließen bei diesem kurzen aber knackigen 100 Hm Aufstieg grüßen, immerhin hatten sie schon 1200 Hm hinter sich.

An der NW-Schulter angelangt und den fantastischen Blick auf Frygebirg, Madrisahorn und Rätschenflue genießend, wandert man nun auf bequemen Steig über Wiesenböden bergab zum Gafiersee und im Anschluss – eine Block- und Geröllfläche – durchquerend wieder hoch zu einem Steemendli bei P. 2460. Danach folgt eine urwüchsige Fels- und Blocklandschaft hinunter zum nahen Gafierjöchle. Dort schließlich nach links und auf gutem Steig durch das von der wuchtigen Madrisa überragte Hochtal hinaus zur Bergstation der Schafbergbahn.

Wer's sportlich mag oder wem „knieschonende“ Seilbahnhilfen im Abstieg zu wider sind, für den bietet sich die Abstiegsvariante über den Gandasee und die Obwaldhütte ins Valzifenztal an. Von der Madrisahütte im Valzifenztal geht’s danach noch auf gemütlichem Wanderweg hinaus zur Talstation der Schafbergbahn, wo sich die Kreise wieder schließen.

 

Gehzeiten:

Gargellen, Zentrum – Gargellner Alptobel – Täscher (ca. 1' 10'') – Grenze CH (ca. 1' 20'') – Riedkopf (ca. 20'') – St. Antönier Joch (ca. 30'') – Gafiersee (ca. 45'') – Gafierjoch (ca. 45'') – Bergstation Schafbergbahn (ca. 45'')


Tourengänger: Grimbart


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