Tällispitze (2862m) - Walliser Hörnchen im Regen


Publiziert von Alpenorni , 15. September 2014 um 12:21.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 5 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Meid Oberstafel, von Gruben aus in ca. 1 1/4 Std.

Wolken, Regenschauer, alles nass und feucht. So empfing mich der anbrechende Tag an meinem einsamen Tipi auf Ober Meid.
Also Regenklamotten herausgeholt, mich gut verpackt, und erstmal loswandern. Vielleicht wird es ja noch besser ? Nein, es blieb so, den ganzen Tag lang. Ein paar kurze Auflockerungen mal, aber eigentlich ein verregneter Tag.
Trotzdem langte es noch für eine hübsche Gipfeltour, zu der mich wiederum ein Tourenbericht von akka inspiriert hatte. Besten Dank auch hier für die gute Beschreibung !
Übrigens, wie schon tags zuvor, eine "Hikr-Zweitbesteigung" ! Wie einsam ist es doch im Oberwallis, wenn man nur etwas abseits der Touristenströme unterwegs ist.

Die Tällispitze umschließt gemeinsam mit dem Rotighorn (wo ich tags zuvor war) und den dazugehörigen Graten wie in Hufeisenform das sehr steinige Rotigtal. Logische Aufstiegslinie ist das "Simmiggrätji", also der SE-Grat.
Vom Ober Meidstafel aus also auf dem sehr schönen Höhenweg gen Norden. Am Rotigu Oberstafel angekommen, blickt man auf die Hänge, die sich weiter oben zum Simmiggrätji zusammenschnüren. Ich suchte mir eine praktikable Linie durch Weide, Kraut und Schrofen und stieg gemächlich in die Höhe und erreichte die Grathöhe auf etwa 2550m. Eher ein breiter Rücken denn ein schmaler Grat, führt das Simminggrätji nun bis zum Gipfelchen hinauf. Wenige Trittspuren und überhaupt keine Trekkingstock-Löcher am Boden sind hier zu sehen. Wie oft mag dieser eigentlich doch so angenehme Grat begangen werden ??
Gras, Schrofen, Blöcke und etwas Fels wechseln sich ab, und pünktlich zu einem erneuten Regenguss, dieses Mal mit prasselndem Hagel durchmischt, erreiche ich den kleinen Felskopf der Tällispitze (2862m).
Ich finde, dass dieser kleine Spitz doch wenigstens ein Steinmännli verdient hätte, und kurz darauf ist mein Werk bereits vollendet und nun thront dort oben ein einsames Mannli und wartet auf Besuch. Und wartet. Und wartet....
Ich nehme nun den Abstieg zur Simmiglicke in Angriff. Gut 100m auf dem Grat wieder zurück, und nun nach NNE direkt hinunter. Recht steil, aber im blockigen Gelände finden sich gute Strukturen, weiter unten auch Rasenflecken, und nach einiger Kraxelei lande ich im zerklüfteten kleinen Joch. Anspruchsvollste Passage der Tour, selbstverständlich weglos.
Den ursprünglichen Plan, auf akka`s Spuren nun noch auf das nahegelegene Pletschuhorn zu steigen, habe ich angesichts der vor Nässe triefenden Rasenhänge und glitschigen Schrofen verworfen, aber es lockt der Abstieg durch das Simmigtälli zurück zum Höhenweg, auf Hikr.org noch gar nicht beschrieben :
In der Simmiglicke hat es noch nicht einmal eine Pfadspur !
Aber, siehe da !, der Abstieg gestaltet sich überaus erfreulich und gänzlich ohne die gefürchteten Blockmeere (von denen das untere Simmigtälli komplett ausgefüllt ist), betreten zu müssen :
Ich halte mich von der Lücke aus gesehen auf der rechten Talseite, wo es auf Wiesenhängen leicht absteigend gut voran geht. Ich visiere bald einen Rasenhang an, der, mit Steinen vermischt, mich direkt hinab in den Talboden führt. Da, wo dieser Talboden eine schöne ebene Wiesenfläche bildet, lange ich unten an.
Unter mir das Blockmeer, aber linkerhand erahne ich einen blockfreien Abstieg. Und tatsächlich : Es führt eine Pfadspur hier hinab !! Juchhu, endlich kann ich wieder locker ausschreiten und folge dem Weglein über uraltes Moränengelände bis hinab zum Höhenweg, wo er bei P. 2418 einmündet, siehe hier. Auf der TK 25 sind Fragmente dieses Pfads zu sehen. Ein guter Zustieg wäre dies auch von unten aus zur Lücke empor.
Unter einem Felsblock lege ich die nächste obligatorische Regenpause ein, ehe es wieder zurück zum Meid Stafel geht. Wobei : Der Höhenweg ist auf dieser Talseite sehr malerisch und empfehlenswert !
Am Simmigustafel werde ich vom Senn zu einem Kaffee eingeladen. Er freut sich, dass mal jemand vorbeikommt. Der Höhenweg wird sehr selten begangen, eigentlich überhaupt nicht, und auf die umliegenden Berge steigen nicht mal die Einheimischen, so scheint`s.
Nach einem zweiten Kaffee, zu dem sich auch die beiden Hirten dazugesellen, die ihren Sommer hier oben verbracht haben, muss ich scheiden und spaziere nun auf dem Höhenweg zurück zu meinem Stafel.
Obwohl verregnet und keine Aussicht, war es doch eine ganz eigene Tour mit ganz eigener Stimmung, so wolkenverhangen. Ein paar Tage später war auch schon Viehabtrieb, und nun ist diese malerische Gegend also wieder gänzlich verwaist, bis zum nächsten Sommer....






Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (1)


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Philippe Noth Pro hat gesagt: Wunderschöne Oberwallis
Gesendet am 17. September 2014 um 16:53
Gratuliere, sehr schöne und originale Tour!

"Wie einsam ist es doch im Oberwallis, wenn man nur etwas abseits der Touristenströme unterwegs ist".

So wahr! Oberwallis ist in den letzten Jahren meine Lieblingsregion geworden. Und ich war noch nicht einmal in Goms (und deren Seitentäler), ins Geretal, ins Saflischtal, ... Dank solchen Berichten und denjenigen von schalb - diese herbstgefärbte Berghänge! - und Laponia - diese uralte, gepflegte Suonen! - habe diese Region, die nur 1.5 Std von zu Hause ist, neuentdeckt, danke!

--
Philippe


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