Der Valschavieler Maderer im westlichen Verwall – ein markanter, aber einsamer Gipfel


Publiziert von Murgl , 11. September 2014 um 21:33.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum: 8 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Madererkamm 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Gortipohl - Monigg-Maisäss - Netza-Alpe - Madererjöchle - Valschavieler Maderer-NW-Grat. Zeitbedarf nur für den Aufstieg angegeben.
Kartennummer:Kompass 41 Silvretta Verwallgruppe

Ein markanter, von vielen Seiten auffälliger und formschöner Gipfel im westlichen Verwall ist dieser Berg mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen Namen. Als höchster Gipfel des Madererkamms überragt er die umliegenden Berge deutlich. Wer ihn besteigen will, muss einige Kondition mitbringen, denn alle Zustiege sind weit; entweder 1800 Höhenmeter aus dem Montafon oder stundenlange Anmarschwege von der Heilbronner oder Wormser Hütte.
Vorneweg: Wir waren leider nicht ganz oben. Ein herannahendes Regenband bewog uns ca. 30 Höhenmeter unterhalb des Gipfels zur Umkehr. Die steilen Felsen und eine steile Graspassage wären uns bei Nässe nicht geheuer gewesen. Doch der Reihe nach.
Wir waren in Gortipohl in der Nähe der Kirche gestartet. Nach einigen Kehren auf einem Schotterweg geht es bald auf einem Steig im Wald zügig ansteigend zur Moniggmaisäss (1350m) und weiter zur Netzaalpe (1848m; dort nach 1:45 Std.). Auf etwa 1700 m gewinnt der Steig eine Zeitlang kaum an Höhe und hier wird der Blick zum Maderer erstmals frei. Erst ein Stück nach der Netzaalpe ändert sich das wieder und es geht mäßig steigend zum Wormser Höhenweg hinauf, der auf 2150 m erreicht wird. Von dort sind es noch 10 Minuten bis zum 2252 m hoch gelegenen Madererjöchle (auch „Grat“ genannt), wo einen eine breite Palette von Silvrettabergen begrüßt (dort nach knapp 2 ½ Stunden von Gortipohl).
Nun wird es spannender, der Steig zum Maderer beginnt – laut Beschilderung unmarkiert, was ganz und gar nicht stimmt. Der Steig könnte kaum besser markiert sein. Richtig ist aber die Angabe „ungesichert“. Einige Minuten geht es vom Madererjöchle nur wenig ansteigend auf einem breiten Rücken aufwärts, dann ein erstes steiles Stück einen Grashang hoch, der weiter oben in einem gerölligen Teil wieder abflacht, bevor es wieder steiler eine weitere grasige Flanke hinauf geht, über die man einen breiten grasigen Rücken erreicht. Das letzte Stück bis zu diesem Rücken geht es einige Meter eine steile Felspassage in einer schwach ausgeprägten Rinne hinauf. Es gibt genügend Tritte, aber man muss hier gut aufpassen. Dank der Beschreibung von Tourengeher marmotta (*Valschavieler Maderer (2769 m) - der einsame Herrscher über das Valschavieltal) fanden wir auf dem Rückweg eine Alternative durch Grasbänder links der Felspassage mit guten Tritten, die wir beim Abstieg nutzten. Von oben ist diese Alternative gut erkennbar, von unten kommend dagegen kann sie leicht übersehen werden, da man naheliegenderweise den Markierungen folgt, wodurch man aber die Grasroute verpasst. Kleiner Tipp: Um die grasige Passage zu gehen, muss man in der zweiten steilen Graspassage nach der ersten Kehre bei der zweiten Kehre geradeaus weiter auf ein Grasband, bis die Tritte einen schräg nach rechts, dann steil die Falllinie hinauf führen.
Hier oben auf knapp 2500 m geht’s dann erst mal gemütlich fast eben weiter und dann wieder zunehmend ansteigend durch eine grasig-geröllige Passage, bis das Gelände bei einer breiten Grasschulter erneut flach wird. Hier taucht der Maderer direkt in Richtung des Steiges auf, der nun links eine Zeitlang recht mühsam in grobem Blockwerk unter dem Maderer-Gipfelaufbau zum Nordwestgrat hinüberführt. Von dort sind es noch knapp 100 Höhenmeter bis zum Gipfel und hier wird es bald luftiger. Bei einem Felskopf kommen wir an die Grenzen unserer nicht sehr ausgeprägten Kletterkünste, finden aber rechts in der Flanke eine alternative Aufstiegsmöglichkeit in einem sehr steilen grasigen Abschnitt. Einige schuhbreite Bänder genügen, um da einige Meter hochzukommen, wobei auch einige kurze Grasbüschel helfen. Weiter oben wieder in Gratnähe im Fels geht die Steilheit vorübergehend etwas zurück, aber mittlerweile sehen wir besorgt, dass eine Art Regenvorhang, den wir schon eine Weile im Blick hatten, sich uns genähert hatte (die Wettervorhersage von stabilem sonnigem Wetter stimmte leider nicht so ganz). Ein paar Tropfen klatschen schon auf den Fels, so dass wir uns schweren Herzen entschlossen, an einer weiteren steilen Passage aus den anfangs genannten Gründen umzukehren, vielleicht vorschnell, aber wir konnten nicht abwarten, denn wir wollten vor dem zu befürchtenden Regen die steilsten Stellen hinter uns gebracht haben – und das Regenband zog dann doch knapp vorbei.
Ich war vor 27 Jahren schon mal am Beginn des NW-Grates umgekehrt, damals bei Nässe und alleine; diesmal kamen wir ein Stück weiter – vielleicht gibt es nochmals einen Anlauf, dann müsste es eigentlich ganz nach oben reichen.
Auf dem Rückweg marschierten wir noch ein Stück des Wormser Höhenwegs Richtung Wormser Hütte, bis zu der Stelle, wo ein Steig zur Netzamaisäss (1635m) abbiegt, über die wir dann nach Gortipohl abstiegen. Unterwegs trafen wir den ganzen Tag keine Menschenseele und sahen nur von oben drei Bergsteiger das Madererjöchle überqueren.
Nachtrag: Zwei Jahre später, am 7. 9. 2016 haben wir den Gipfel geschafft, siehe *Valschavieler Maderer (2769 m) – im dritten Anlauf doch noch auf dem Gipfel

Tourengänger: Murgl


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