Überschreitung des Höniggrats bis zur Steinmannlspitze - im Nebel und im nassen Schnee


Publiziert von Nik Brückner , 13. Oktober 2014 um 22:55.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 2 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:14km
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche in Berwang

Sieben auf einen Streich!

An einem echt schlechten Tag wollte ich was unternehmen - und nicht nach Neuschwanstein, Linderhof oder München raus. Vielleicht geht ja was geiles, nasses?

Der Höniggrat ist geil, und nass war er auch. Mal sehen, wie weit man hinterkommt. Eine Überschreitung der Suwaldspitzen bis hinauf zur Steinmandlspitze ist sowieso möglich, und weiter zum Roten Stein geht es auch. Ob ich das angesichts dichter Wolken schaffen würde, war allerdings fraglich. Und weiter vom Roten Stein hinunter zum Kamp? Wohl nicht dran zu denken. Also erstmal nach Berwang und auf den Hönig, danach würde ich weitersehen.



The Helix Nebulas "Meridian", zum Aufwachen. Eigentlich wollte ich ja von Berwang aus direkt auf den Hönig. Länger als eine Dreiviertelstunde kann das nicht dauern, auch wenn der Weg, wie allseits korrekt beschrieben, nicht mehr existiert. Aber das Gelände ist noch da, und erlaubt einen steilen, aber soweit ich sehen konnte guten Anstieg. Nur war es zwegenz vorheriger Schüttung derart nass, dass ich beschloss, dem Wasser so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Also bin ich dem in Berwang ausgeschilderten Weg gefolgt, der einfach, aber vergleichsweise umständlich auf den Hönig führt.

Bis zur Rastkopfhütte ist man dabei auf einem geschotterten Fahrweg unterwegs, nicht weiter schwer, aber auch nicht weiter interessant.

Berwang -  Rastkopfhütte: T1


Hinter der Hütte quert man dann erst einmal den Südhang des Hönigs, ohne großes auf und ab, zu einem kleinen, aber deutlich sichtbaren Köpfl. Das ist der Sattelkopf (1700m). Von dieser Stelle aus geht es dann steil hinauf zum Grat. Dieser Weg ist nicht schwierig, T3 höchstens, aber nach dem ganzen Regen war er nass und glitschig und äußerst unangenehm zu begehen. Ich war froh, als ich oben am Kamm angekommen war. Von dort sind es dann nur noch ein paar Minuten hinüber zum Gipfelkreuz des Hönigs (2034m).

Berwang bis Hönig: 1:45, Rastkopfhütte bis Hönig: T3


Der Grat zwischen Hönig und Sonnbergsattel ist ein wunderbarer Grasgrat, der noch an zwei Gipfelkreuzen vorbeiführt. Die Überschreitung ist unschwierig und kaum ausgesetzt.

Hönig bis Sonnbergsattel: 30 Minuten, T3


Sonnberg.... Schön wär's gewesen! Immerhin ist am Sonnbergsattel (1944m) die Vordere Suwaldspitze ausgeschildert. Allerdings bekommt sie wohl nicht allzu oft Besuch, und so ist der Steig von hier an deutlich schmaler und weniger ausgeprägt. Vermutlich ist es schöner, direkt über den Grat zum Gipfel anzusteigen, angesichts der herumziehenden Wolken habe ich es jedoch vorgezogen, auf dem Weg zu bleiben. Keine gute Entscheidung: Der Weg wird noch spärlicher, man quert ebenso unschön wie unnötig einen ruppigen Hang und muss zu alldem noch einmal rum um die Suwaldspitze, weil man die aus unerfindlichen Gründen von hinten ersteigt. Irgendwann wurde es mir zu bunt, und ich bin in direkter Linie zum Gipfel der Vorderen Suwaldspitze (2155m) angestiegen.

Sonnbergsattel bis Vordere Suwald: 25 Minuten, T3


Der Übergang zur Hinteren Suwaldspitze unterscheidet sich dann kaum von den letzten Metern zur Vorderen. Weglos, Schrofen, unproblematisch.

Vordere Suwald bis Hintere Suwald: 5 Minuten, T3


Nun zur Gröbenspitze. Die Gröbenspitze ist keine Gröbenspitze, sie ist Gröbenspitzen. Und über die kann man rüber. Die meisten umgehen sie allerdings, weil der Grat nicht unbedingt einen einladenden Eindruck macht. Er ist aber gar nicht so schlimm, vorausgesetzt, man psycht auf schmalen Tritten zwischen Latschen und Luft nicht aus. Ab und zu muss man die Hand an den Fels legen, aber echte Kletterei etwa über scharfe Gratzacken gibt es nicht. Zur Ori: Man bleibt eigentlich immer konsequent am Grat, wenns mal gar nicht geht (ich erinnere mich an lediglich zwei Stellen), weicht man nach rechts aus. Quert dann aber wieder zur Schneide hinauf, sobald es geht.

Grat über die Gröbenspitzen: 45 Minuten, T4+


Nach der Überschreitung der Gröbenspitzen gelangt man in einen schotterigen Sattel, den man selbst dann bemerkt, wenn man, wie ich mittlerweile, kaum noch etwas sehen kann. Es geht ein paar Meter bergab, und drüben steil hinauf, nun offenbar defi in Richtung Steinmanndlspitze.

An dieser Stelle habe ich Trittspuren nach links bemerkt, wo sich im Nebel ein Geröllfeld abzeichnete. Das wollte ich mir als Abstiegsmöglichkeit merken, falls eine Fortsetzung der Tour über die Steinmanndlspitze hinaus nicht möglich sein sollte. Also hab ich mir hier einen kleinen Steinmann gebaut - der mir später noch sehr nützlich sein sollte.

Danach geht es im gegenüberliegenden Hang wieder aufwärts, steiler diesmal. Bald kam mir im Nebel ein dunkler Block entgegen, der vermutlich verschiedene Möglichkeiten zu seiner Überwindung bietet. Gerade hinauf führt z. B. eine Rinne, deren unteren Teil ich einsehen konnte, der schien mir bewältigbar zu sein. Ich entschied mich dann aber doch für eine Umgehung rechts. Es geht aber tatsächlich auch direkt, wie ich zwei Jahre später feststellen konnte, ist das sogar leichter.

Schnell kommt man in äußerst unangenehmes, weil steiles und schieferiges Gelände. Keine Ahnung, ob es da weiter oben oder weiter unten einfacher gewesen wäre, die Route, die ich im Nebel gefunden habe, war bei Nässe und Schnee defi T5. Sulziger, nasser Schnee, nicht gerade das, was man sich unter sicherem Untergrund vorstellt. Sobald ich auf grasige Stufen traf, bin ich so schnell ich konnte wieder zum Grat aufgestiegen, in der Hoffnung, dass dort keine weiteren Zacken auf mich warteten. Immerhin war der Grat der sicherste Weg zum Gipfel.

Am Grat ging es dann tatsächlich leichter. T4, T3. Allerdings wurde der Nebel immer dichter, und der Schnee wurde hinauf natürlich auch nicht weniger. An einer Stelle entschloss ich mich, umzukehren. Allerdings ergab ein kurzer Blick auf den Höhenmesser, dass ich nur 140 Meter unter dem Gipfel sein musste. Der Berg, den ich kurz gesehen hatte, musste also die Galtbergspitze sein, denn dieser Gipfel war definitiv höher gewesen! Ja wenn das so ist!

Also weiter am Grat, und tatsächlich, innerhalb weniger Minuten stieß ich auf den Höhenzug, der von der Galtbergspitze herüberzieht. Etwas links davon entdeckte ich dann im dichten Nebel das Gipfelkreuz der Steinmandlspitze (2347m)! Yeah! Doch noch ein ordentlicher Gipfel heute!

Sattel - Steinmandlspitze: 45 Minuten, T5, weiter oben dann T4.
Bis Steinmandlspitze: 4 Stunden von Berwang.


Und nun? Sollte ich weitergehen? Im Gipfelbuch der Steinmandlspitze sind viele Überschreitungen vom und zum Roten Stein dokumentiert, möglich ist es also. Allerdings wird der Grat hinter dem Gipfel recht schneidig, und der einzige, der glauben wollte, dass es sich bei dieser Schneide um den Ostgrat handelte, war mein Kompass. Obendrein der Schnee - kurz, ich hab es lieber bleiben lassen. Es war schon ein Wunder, dass ich den Gipfel der Steinmandlspitze gefunden hatte, ein schöner Erfolg an einem solchen Tag, damit konnte ich sehr zufrieden sein. Besser so, denn die Überschreitung ist selbst bei guten Verhältnisse brüchig und nicht ungefährlich, wie ich zwei Jahre später feststellen durfte.

Tja, und Sicht hatte ich auch keine. Nicht mal eine schlechte. Einfach gar keine.

Ich bin dann auf meiner Aufstiegsroute abgestiegen, meine Spuren im Schnee waren ja gut zu sehen. Ich wette, bei gutem Wetter ist das Gelände lächerlich easy, aber wenn man im Nebel nur der eigenen wegtauenden Spur folgen kann, ist das nicht ohne. Den dunklen Block habe ich problemlos wiedergefunden, die Umgehung war in dieser Richtung etwas schwieriger, vermutlich war ich zu weit oben.

Danach gings in die Scharte herunter, wo ich bald auf meinen kleinen Steinmann stieß! Gut dass ich ihn gebaut hatte, ich hätte die Wegspuren, die aus der Scharte in den Geröllhang führen, vermutlich nicht auf Anhieb gefunden. Die Spuren sind sogar recht ausgeprägt, und ich meinte für einen Moment sogar, jenseits des Gerölls im Gras Serpentinen zu erkennen. Ich bin dann aber nur so weit übers Geröll gequert, bis ich eine gute Größe erwischt habe, und dann direkt im Schutt abgestiegen. Das ging vollkommen problemlos.

Am unteren Ende des Geröllhangs kam ich dann auch endlich aus dem Nebel heraus. Bald findet man sich auf den felsdurchsetzten Wiesen eines Kars wieder. Hier hält man sich einfach halbrechts und stößt irgendwann auf den Wanderweg, der vom Roten Stein herunterkommt. Auf diesem geht es dann immer bergab, durch das schöne Tal zwischen Kamp und Hönig zurück nach Berwang.

Steinmandlspitze bis Berwang: 1:30. Oben T5, unten Wanderweg, T3.



Fazit:


Schöne Tour, bei schönem, warmem Wetter sicher richtig toll. Dass die Überschreitung zum Roten Stein nicht geklappt hat, ist schade, aber es war die vernünftige Entscheidung, umzukehren. Ich hab's ja dann nachgeholt.

Tourengänger: Nik Brückner


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