Altmannsattel und Rässegg - und plötzlich war der Weg weg.


Publiziert von countryboy , 11. September 2014 um 13:59.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 6 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1520 m
Abstieg: 1520 m
Strecke:ca. 17km: Wildhaus - Gamplüt - FlisSchafboden - Rotsteinpass - Altmannsattel - Rässegg - Zwinglipasshütte - Chreialp - Alp Tesel - Gamplüt - Wildhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto nach Wildhaus
Kartennummer:Kartenausschnitt Schweizmobil 1:25'000

...oder "pflutschnass auf einen Most beim Zwinglipass". 

Howdy! 

Drei Jahre ist es her, seit ich mit girsi das letzt Mal auf Wanderschaft war; auch im September. Zusammengefasst: Winter und eine verschlossene Zwinglipasshütte. Auch dieses Mal sollte uns das Wetter einen gehörigen Streich spielen. Am Freitag noch war "ziemlich sonniges Wetter" angesagt. Am Samstag Morgen auf dem Weg nach Wildhaus verlautete es im Radio "ein Gemisch aus Sonne und Wolken mit vereinzelten kleinen Schauern". Jaja, wird schon halten... Denkste! Insgesamt drei dieser Schauer haben uns gelehrt, dass sogenannte atmungsaktive, wasserfeste Jacken regelmässig imprägniert werden sollten, um ihren Zweck zu erfüllen. Meine Jacke ist mittlerweile vier Jahre alt. Imprägniert wurde sie das letzte Mal - genau - vor vier Jahren. Somit ist gleich sichergestellt, dass allfällig aufkeimende Mitleidsgefühle des Lesers im Keim erstickt werden.

Facts zur Wanderung:
- Wildhaus bis Dreihütten T1
- Dreihütten via Flis Schafboden zum Rotsteinpass T2
- Rotsteinpass bis Altmannsattel (Fliswand) T3+
- Altmannsattel zur Zwinglipasshütte (ostseitige Umgehung des Altmannmassivs) je nach Route T3 bis T3+ 
- Zwinglipasshütte bis Alp Tesel T2
- Alp Tesel via Gamplüt nach Wildhaus T1
Wetter: anfangs abwechselnd bewölkt/sonnig, ab Altmannsattel dicht bewölkt, einzelne Regenschauer, Temp: angenehme 10-15°C
Zeit: 10h inkl. ca. 2h Pausen
"spez." Ausrüstung: Wanderstöcke (v.a. Abstieg)
Flüssigkeit: 2 Liter Wasser, davon 1 L getrunken (sowie Most: 0.5L/Schafboden, 0.5L/Rotsteinpass, 0.5L Zwinglipass) 

Wanderbericht:
Samstag Morgen, 07:30. Wir schnüren die Wanderschuhe und ziehen los. Bei angenehmer Morgenkühle passieren wir Gamplüt, Dreihütten, Gersellen und steigen weiter auf bis Schafboden, wo wir uns bei ausgiebiger Pause den ersten Most gönnen. Ein Jäger sucht die Nordwestwand des Nädliger ab, angeblich auf der Suche nach einer alten Steingeiss. Diese und keine andere soll es sein! Wir ziehen weiter und erreichen kurz vor 11:00 den Rotsteinpass. Einfach eine fantastische Lage und Aussicht hier oben. Noch viel glücklicher ist, wer an so einem Ort eine gutbürgerliche Mahlzeit zu sich nehmen kann. Zunächst muss aber wieder ein Most auf den Tisch. Prost! Dann folgt ein Essen, wie es einen auch in einem Gourmettempel nicht glücklicher machen könnte. Alles in allem kommt das dem Himmel schon recht nahe. Zwar nicht kulinarisch, aber in Sachen Höhenmeter bewegen wir uns anschliessend noch etwas näher zum Himmel und steigen durch die Fliswand (T3+) auf den Altmannsattel. Meiner Meinung nach eine gute Referenzstrecke für den aufstrebenden Wanderer, um den eigenen Wohlfühlfaktor in steileren (aber gesicherten) Aufstiegen zu testen. Trotz gefüllten Bäuchen ist das Stück recht kurzweilig und bald winkt eine herrliche Aussicht vom Sattel. Leider ist es auch hier, wo wir noch kurz die letzten Sonnenstrahlen einfangen dürfen. Die Wolkendecke zieht sich jetzt fest zu und wird uns etwas später zeigen, woraus sie geschaffen ist: das Element heisst Wasser. Beim oberen Altmannsattel (Einstieg in die Altmann Normalroute) beobachten wir kurz vom Altmann absteigende Wanderer. Es würde mich zwar auch reizen, mal auf dem Altmann zu stehen, aber ganz trivial ist die Sache nicht. (Schon gar nicht möchte ich hier bei Nässe absteigen müssen!) Wir steigen auf der Ostseite ab (T3, Stahlseilsicherungen) und queren über das grosse Schotterfeld (T3-), unterhalb Rässegg vorbei. Die spärlichen verbleichenden Markierungen sind schnell verloren und wir lassen uns zu weit nach Osten abtreiben. Das muss begossen werden, sagen sich die Wolken: Wasser marsch zum ersten Regenschauer!

Auch wenn man das Gebirge um sich und viele Fixpunkte gut kennt, kann die Wegfindung in der näheren, zerklüfteten Umgebung recht anspruchsvoll werden. Diesem Umstand mussten wir "abseits der Ideallinie" mit zwei saftigen Wiederaufstiegen Rechnung tragen. Immer noch besser, als ganz zur Alp Haderen ab- und auf dem markierten Wanderweg anschliessend zum Zwinglipass wieder aufzusteigen. Schliesslich haben wir wieder genug Land gegen Westen erobert und mündeten in den Wanderweg, der auf der Altmann-Westseite vom Sattel zur Zwinglipasshütte hinunter führt. Die Schwierigkeiten für diesen "Streckenabschnitt mit suboptimaler Wegführung" bewegten sich im Bereich T3+. Zwar haben solche Erlebnisse abseits der Normalwege ihren Reiz. Aber im strömenden Regen - ich gestehe - sitz ich nun mal lieber in einer trockenen Stube.

Wie auch immer, wir erreichen die Zinglipasshütte (heute bewirtet): des Tages dritter Most sickert unsere trockenen Kehlen runter (wahrscheinlich unsere einzige trockene Stelle) und mit einem frischen T-shirt ist die Welt für kurze Zeit wieder in Ordnung. Weiter geht's via Chreialp zur Alp Tesel. Gerade als die Hosen nach der Zwinglipasshütte wieder einigermassen getrocknet sind, verspürt die Wolkendecke das zweite mal den Drang sich zu erleichtern. Ja, nach der Chreialp bis Alp Tesel regnet's wieder.

Noch eine dritte Dusche gefällig? Aber gerne. Wir verpassen um ca. 5 Minuten das Gamplüt-Bähnli und haben die Wahl, a) eine halbe Stunde auf die nächste Fahrt zu warten (plus 10min Fussmarsch bis zum Auto), b) mit dem Trotti runterzufahren und dann unten auf die Rücknahme (Talstation) zu warten (Rücknahme erst bei Bähnlifahrt) oder c) per pedes weiterzugehen und auf direktem Weg den Autoparkplatz anzusteuern. Letztere Variante versprach zeitlich einen kleinen Vorteil, stellte aber auch sicher, dass uns der dritte und stärkste Regenschauer des Tages auch nochmal tränkte.

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Wieder drei Jahre später: Wir schreiben das Jahr 2017, September. girsi hat sich auch von der zweifelhaften 2014er-Wanderung wieder erholt und wagt es erneut, mit countryboy gemeinsam kühn in die Berge zu ziehen. To be continued...
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Gruss aus der trockenen Stube,
countryboy

P.S. Nächstes mal ohne Zwinglipasshütte. Mir scheint, wir zwei und die Zwinglipasshütte, das bringt zusammen kein (Wetter-)Glück. Trotzdem, danke girsi, war auch heuer wieder ein schönes Erlebnis!

Tourengänger: countryboy, girsi


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 11. September 2014 um 18:32
Hallo Yves,

wie üblich ein kurzweiliger Bericht.

Diesen Sommer muss man wohl hin und wieder auch Regenduschen in Kauf nehmen, wenn man nicht aus der Übung kommen will.

Grüße
Hanspeter

countryboy hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. September 2014 um 19:35
Hallo Hanspeter

Danke, die Wanderung war's definitiv auch mit Dusche(n) wert. Du hast natürlich recht. Der Sommer ist ein gutes Stück mit verantwortlich, dass die Kondition nicht dort ist, wo sie letztes Jahr war. Hoffentlich kriegen wir alle Gelegenheit, noch ein bisschen was nachzuholen... nicht der Kondition, sondern unserer Freude an der Bergwelt wegen.

Herzliche Grüsse, Yves


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