Schotter-Gestotter - Gipfel-Multipack rund um den Griessfirn


Publiziert von PStraub , 7. September 2014 um 12:57.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 5 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vorfrutt (Klausenpass)

Die Prognose war mittelprächtig, nicht gut genug für eine Hochtour, aber ausreichend für etwas "Halbhohes". Darum fuhr ich Richtung Klausenpass, um die Gegend um den Griessfirn zu erkunden. Doch je weiter ich ins Tal hinein fuhr, umso tiefer hing die Wolkendecke.
So parkte ich kurzerhand bei der Vorfrutt, um wenigstens eine Längsüberschreitung des Rau Stöcklis anzugehen.
 
Ab Vorfrutt erst durch hinderliches Kraut und Karrenlöcher, dann aber wirklich schön immer etwa auf der wenig ausgeprägten Gratkante zum Rau-Stöckli-Gipfel (T3). Bei sichtigem Wetter müsste das wirklich lohnend sein - ich sah nur gelegentlich mehr als ein paar hundert Meter weit.
 
Dann hinunter zum Sattel P. 2417 und knapp die Höhe haltend hinüber zum Chammlihöreli. Das ist einer der vielen wenig markanten Köpfe über Chammli und dem Schächental.
 
Dort angekommen, zeigten sich zumindest die untersten Gratköpfe gegenüber, Unter und Mittler Gang einigermassen frei von Wolken. Bis dorthin könnte ich ja verlängern ..
 
Wie diese Gratköpfe heissen, weiss ich allerdings erst jetzt im Nachhinein. Denn mit völliger Selbstverständlichkeit hatte ich die 'Tödi'-Karte eingepackt. Denn alles südlich vom  Klausenpass ist schliesslich auf dieser.
Ich bin voll in die Internet-"Kartenfalle" getappt, wo auf dem Bildschirm die einzelnen Blätter nahtlos ineinander übergehen.
 
Nun gut, halt ohne Karte immer schräg nach vorne haltend Richtung Griessfirn abgestiegen. Technisch ist das einfach, doch es ist ein elendes Gelötter. Jeder Schritt muss sitzen, sonst klappern die Steine fröhlich unter den Schuhen weg. 
 
In der Gegend hat es jede Menge Gemsen. Immer wieder treffe ich auf ein paar von ihnen. Selbst für ein Schutzgebiet haben sie eine erstaunlich niedrige Fluchtdistanz. Anscheinend sehen sie so selten Menschen, dass man für sie nicht wirklich zum Feindbild gehört.
 
Nach endlosem Schotterhüpfen bin ich endlich auf dem Gletscher. Eis sieht man praktisch nie, doch man hört das Wasser direkt unter dem Schutt und schliesst aus dem nicht schmelzenden Neuschnee, dass es darunter kalt sein muss (T4).
 
Wieder hat sich die Wolkendecke etwas gehoben, ich sehe die Felsen am westlichen Ende das Kessels; also gehts munter weiter.
Als ich endlich am Wandfuss ankomme, erscheint mir 3614adrian's T5-Einschätzung hier als doch etwas gar zurückhaltend. Die ersten paar Meter sind praktisch vertikal, erst dann kommen Bändchen, auf denen man richtig hinstehen kann. Weiter oben geht der Weg in steilen Schutt über, auch hier ist vorsichtiges Gehen ein Muss. Ich würde ein T6 als treffender empfinden.
Bald bin ich im Sattel, dann gehts zuerst auf den Vorgipfel und dann wieder praktisch vertikal gut 5 Meter eine Stufe runter. Erst nach dieser kommt der Aufstieg zum richtigen Hinter-Griessstock-Gipfel, der recht weit vorn ist.
 
Vorsichtig zurück zum Materialdepot am Wandfuss, dann kommt das, wofür Shepherd hier einen Ariadnefaden empfiehlt. Was auf der Karte und im Winter wie fast flaches Gelände aussieht, ist ein Gewirr von Platten, Schuttfeldern und Geländekanten, die auch schon mal ohne Vorwarnung ein paar Meter abfallen oder ansteigen.
Die verschiedenen Steinmänner von Mittler Griessstock, Mittaghorn, Vorder Griessstock und Ober Gang aufzusuchen dauert deshalb seine Zeit - auf jeden Fall weit länger, als man anhand der Karte annehmen würde.
 
Anschliessend so weit wie möglich auf den recht angenehm zu begehenden schrägen Kalkplatten absteigend, erreiche ich die Tal- bezw. Gletschersohle auf ca. 2330 m. Nach einer weiteren Geröllstolperei beginnt auf etwa 2250 m eine Wegspur mit Steinmännern, der für die Gletschermessungen gemacht wurde (T3 .. T4).
Bis zur Vorfrutt gilt es "nur" noch rund 7 km Distanz und 500 m Abstieg inklusive saftigen Gegensteigungen zurückzulegen (T2 .. T3).

Obwohl die Tour mit 1500 Hm und rund 17 km Distanz gar nicht übermässig weit war, brauchte ich dafür 8.5 Stunden. Die erzwungen vorsichtige Gehweise in diesem Gelände brauchte ihre Zeit.
 
Griessstöcke - soll man sich das antun? Dagegen sprechen die beträchtlichen Distanzen und das Schutt-Gestolper. Dafür sprechen die eindrückliche Landschaft, das Wild - und die Herausforderung, es versucht zu haben.

Tourengänger: PStraub


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