Mit Anstand gescheitert - Bike & Hike zum Bützistock (2340 m)


Publiziert von PStraub , 4. September 2014 um 10:37.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 3 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Aufstieg: 1750 m

Das eigentliche Ziel der heutigen Wanderung waren die Stääntensteine, zwei Felstürme nördlich der Sasbergwand. Doch da war ich schon das erste Mal überfordert - und es sollte in diesem unerfreulichen Stil weitergehen ..
Vor lauter Bike-Ausrüstung und GPS hatte ich vergessen, die Kamera einzupacken, also keine Fotos. Dafür drei Ausschnitte aus dem GPS-Track, auf denen man sieht, mit welchem Aufwand an 'Trial-and-Error' es verbunden sein kann, eine neue Route zu finden.
 
Mit dem Bike ab dem grosszügigen Platz auf rund 720 m Höhe nordöstlich von Rüti (GL). Dort wäre die Barriere, mit welcher die Strasse normalerweise gesperrt ist. Derzeit wird dort oben an der 400-kV-Höchstspannungsleitung für Linthal 2015 gebaut. Die an sich angenehme und gut ausgebaute Strasse wird dafür offensichtlich mit (zu) schwerem Gerät befahren und hat einige Verschleisserscheinungen. 
 
Tenuwechsel beim Unterstand bei P. 1050 m und weiter auf dem Alpweg Richtung Hälsli. Bis zur Verzweigung auf 1340 m ist das die Versorgungsstrasse für Alp Bodmen(-berg), also nicht besonders attraktiv zu begehen.
Ab dort wäre der Weg noch schön, wenn nicht der Sasberg-Älpler diesen mit dem Motorrad befahren würde - was zumindest oberhalb Hälsli ein eher halsbrecherisches Unterfangen ist.
 
Bei gut 1600 m habe ich den Weg verlassen und bin direkt zum "grossen" Stääntenstein aufgestiegen. Der ist weit höher, als man es anhand der Karte vermuten würde - und weit steiler. Das heisst: Ringsum praktisch vertikal. 
Ich bin ein paar Züge eingestiegen. Unten ist der Fels gut gestuft, wenn auch mit vielen losen Brocken. Dann habe ich aufgegeben, auf eine richtige Kletterpartie war ich nicht vorbereitet gewesen. Von etwas weiter weg gesehen, zeigt sich: Die unteren zwei Drittel wären noch recht gut machbar, heikel wird die Wand am oberen Ende. Ohne Schlosserei wird da nichts zu machen sein. Gewundert hat mich, dass ich keinerlei Besteigungsspuren (Bohrhaken oder so) gesehen habe. 
Ein Test am "kleinen" zeigte ein ähnliches Bild. Oben etwas splitterig, aber gut strukturiert. Doch der Einstieg ist eine fast glatte Wand; also wieder nichts.
Nur der Stein P. 1741 ist einfach zu besteigen - wenn man Legföhren-Kontakt nicht scheut.
 
Da ich schon mal soweit vom normalen Weg weg war, lag es nahe, einen Durchstieg durch die Sasbergwand zu suchen. 
Also Anstieg in östlicher Richtung durch zunehmend steile Hänge. Dort, wo die Passagen eng werden, gibt es teilweise richtig gute Gamswege. 
In der Mulde, die auf der Karte oben mit "Rot Ärd" bezeichnet ist, wurde es heikel. Auf der Karte beginnt der Bach erst unterhalb, doch zumindest heuer ist das ein richtiger Bach, die Flanken sind vernässt und glitschig, und von überall tropfts und sprühts. In kürzester Zeit war ich nass und dreckig von der Rutscherei im schmierigen Zeug. 
Auf diesem Bild sieht man, wie manchen Anlauf ich für einen Durchbruch genommen habe. Aber da war nichts zu machen. Selbst auf recht anständig gestuftem Fels war es wie auf einem Schmierseifenparcours à la "Spiel-ohne-Grenzen".
Nach geraumer Zeit wollte ich aufgeben, da sah ich ein Stück weiter unten auf der andern Seite des Gerinnes eine Spur um den Felskopf. Dorthin zu gelangen, war nicht ganz einfach, doch ab da gings recht human weiter. Das heisst, von weit oben in der T6-Skala über ein schon fast gemütliches T5 bis zu T4 beim Ausstieg aus dem Rot-Ärd-Hang.
Dieser erfolgt genau bei einem grossen Felsblock, der das nördliche Ende des Bützistock-Grates bildet.
 
Nun entlang der Bützistock-Ostflanke. Durch meinen Aufstieg hatte ich den Berg ja nicht als solchen gesehen, wusste also nicht wo ich genau war. So stieg ich versehentlich zu weit nach Südosten, was mir die Gelegenheit gab, den dortigen Vorgipfel ("P. 2300") der Länge nach zu überschreiten. Der Aufstieg ist ein T3, der Abstieg hat einige doch etwas steilere Stufen.
Anschliessend zurück zum Hauptgipfel, den ich diesmal ganz durch die Verschneidung bestieg. Das Gipfelbüchlein ist mittlerweile 30-jährig; der Bützistock ist trotz seiner bemerkenswerten Aussicht - zB. Richtung Hintersulz - nicht wirklich ein Modeberg.
 
Der Abstieg via Chamm Richtung Sasberg(-Alp), Hälsli zum Bike war soweit ereignislos. Wenn man davon absieht, dass der Neuschnee gerade so klumpt, dass die Schuhe keinen Halt mehr haben und die Vegetation, zur Verbesserung der Gleitwirkung, am Boden liegt. Soviele "Taucher" wie auf dieser Wanderung hatte ich lange nicht ..
 
Dann noch ein Lichtblick: Auf dem unteren Teil des Weges hörte ich Kinderstimmen. Zwei Mädchen, vielleicht so 3- oder 4-Klässler, kamen von Alp Bodmen herunter. Als ich bei meinem Bike war, standen dort noch zwei weitere. Die beiden Kinder waren mit dem Bike vom Tal aus ihre Verwandten besuchen gegangen. Das sind immerhin 800 Hm per Bike und zu Fuss!

Tourengänger: PStraub
Communities: Bike & Hike


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