Brösmeliges am Mittler Gassenstock 2275m


Publiziert von justus , 23. August 2014 um 22:14.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:17 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe   CH-SZ 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Jeder, der schon einmal auf dem Normalweg auf das Vrenelisgärtli gewandert ist, hat ihn sicher schon gesehen, aber wahrscheinlich kennen die wenigsten seinen Namen. Der Mittler Gassenstock mit dem charakteristischen Klemmblock beeindruckt im Aufstieg durch das Rossmatter Tal. Er besteht aus drei kleinen Türmen wobei zwischen dem mittleren und dem westlichen der Klemmblock steckt. Er wird wie alle Gassenstöcke sehr selten besucht. Ob man auf dem Mittler Gassenstock gewesen sein muss ist eine Abwägung zwischen selten besuchtem Gipfelziel, schöner Gipfelform und übel brüchigem Fels...

Plätz bis Hintere Dräcklochfurggle
In den letzten Tagen hat es bis etwa 2500m geschneit, so dass nur etwas tiefere Ziele in Frage kommen. Ich entscheide mich für den Pfannenstock, dessen Nordostgrat ich nur einmal im Nebel und Nieselregen begangen habe, und das ist nun angesichts der schönen Gegend um die Alp Dräckloch wirklich schade. Mit dem ersten Postauto geht es nach Plätz. Zusammen mit noch Zeit für einen Nussgipfel im Gasthaus heisst das, dass man erst gegen halb zehn losläuft.

Im Aufstieg durch das Rossmatter Tal sieht man als erstes die eindrücklich verschneite Nordwestwand des Bös Fulen. Ein wenig später werden auch die Gassenstöcke sichtbar und der eindrückliche Klemmblock des mittleren bringt mich dazu den Plan für denn Tag zu ändern. Ich denke mir ein schneller Besuch beim Mittler Gassenstock und dann weiter zur Zeinenfurggel gäbe auch eine schöne Wanderung. Nur schnell sollte dann garnichts werden...

Nach Chäseren biege ich in der ersten Kurve auf den etwas direkteren Weg zum Zeinenstafel ab. Von dort weiter auf dem Wanderweg zur Dräcklochalp und noch ein Stück bis man nach einem schönen Graskessel die Route bis zur Hinteren Dräcklochfurggle übersehen kann.

In angenehmem Grasgelände geht es hinauf bis in die Furggle zwischen Mittler und Hinter Gassenstock. Da ich eigentlich eine andere Tour geplant habe, beginnt hier die Versuch-und-Irrtum Phase.

Hier erst eine kurze Routenbeschreibung und weiter unten der ausführlichere Bericht.

Routen auf die Türme:
Route ab der Hinteren Dräcklochfurggle: Auf einem Band in der Südflanke ziemlich weit absteigen, bis man auf einen einfach links aufwärtsführenden Grasshang trifft. Diesem folgend bis unter die Wand mit dem Klemmblock (Route hier). Im Schlitz links vom östlichen Turm hinauf. Auf den östlichen mit Gipfelbuch gelangt man einfach. Von hier hat es mehrere Alternativen, um auf die Türme mit dem Klemmblock zu gelangen.
1. Der im Führer erwähnte lange Riss. Diesen habe ich nicht getestet, da ich ja auch wieder abklettern können musste. Am Ende des Risses hat es einen Schlingenstand. Siehe auch diesen Bericht von PStraub.
2. Durch den breiteren Schlitz rechts hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter.
2a) direkt im nächsten recht schmalen Schlitz wieder hinauf bis zum Schlingenstand. Etwa IV- aber nicht ganz so steinschlägig (es hat aber auch genug loses Zeug).
2b) hinauf bis unter den Klemmblock und rechts auf den westlichen Turm (ziemlich brüchig II-III).

Man kommt sicher noch an mehr Stellen gut hinauf, nur sollte man wirklich jedem Tritt und Griff mistrauen. Für den Abstieg wäre Abseilen vom Schlingenstand wohl am besten. Und ein Helm ist Pflicht.


X Versuche für den Aufstieg auf die westlichen Türme

Ich brauchte mangels Planung ein paar Anläufe von der Furggle.

Zuerst steige ich direkt rechts haltend hinauf. Das ended in der brüchigen Wand. Dann zurück in die Furggle und auf dem Natel im Glarnerführer nachgeschaut (Dank dem PDF von PStraub). Es geht also eher absteigend auf einem Band entlang. Im ersten grösseren Kamin probiere ich den Aufstieg, werde mir aber unsicher und kehre wieder um. Später lese ich auf hikr, dass ich dort auch richtig gewesen wäre. Doch das Band weiter absteigend geht es schon bald einfach im Grass links hinauf bis unter den eigentlichen Gipfel. Der ist garnicht so hoch und sieht eigentlich gut zu klettern aus. Dem Führer folgend steige ich durch das Couloir zwischen dem östlichen und dem mittleren Turm bis an dessen Ende.

Auf den mittleren Turm probiere ich es zuerst über den Ostgrat aus einem Spalt auf der rechten Seite. Nachdem ich ein paar schöne Griffe ins Tal geschickt habe und da ich da ja auch wieder abklettern muss, wird es mir zu heikel.

So steige ich den Spalt auf der Rückseite ab, wo man einfach bis direkt unter den Klemmblock aufsteigen kann. Schon auf diesem Stück lasse ich eine rechte Menge losen Schutt ins Tal. Auch der Klemmblock sieht aus der Nähe eher nach Klemmschutt aus.

Von unterhalb des Klemmblocks sehen beide Türme gleich schwierig aus. So probiere ich zuerst wieder den mittleren Turm. Nachdem ich dort gleich beim Belasten des ersten Tritts Fels in Format eines halben Kleinwagens zu Tal gehen lasse entscheide ich mich um...

Also von unter dem Klemmblock auf den westlichen Turm. Nochmals räume ich ein paar grössere Steine aus, aber immerhin hält es für den Aufstieg. Vom westlichen Turm sehe ich einen kleinen Steinmann auf dem mittleren Turm, so dass ich sehr vorsichtig über den Klemmblock hinüber steige. Was auf dem Block steckt darf man auch alles nur von oben belasten, schon bei leichtem Seitwärtsdruck wackelts.

Nun auf dem mittleren Turm angekommen bin ich etwas enttäuscht, das angekündigte Gipfelbuch nicht zu finden. Also nochmal über den Block zurückbalancieren und es geht an den Abstieg. Jeder Stuffe gebe ich vor dem belassten einen kleinen Tritt, was dazu führt das ich nochmals eine Wagenladung grosser Blöcke die Rinne hinunterschicke.

Nochmal auf den mittleren Turm

Beim Aufstieg durch den Spalt zum östlichen Turm zurück, kommt es mir ungemein schwieriger vor. Erst als ich einen Schlingenstand erreiche, merke ich, dass ich nochmals auf den Mittleren Turm gestiegen bin. Voller "Freude" gehts an den nun etwas schwierigeren Abstieg (natürlich unter Begleitung von Felsgedonner).

Östlicher Turm

Diesesmal durch den richtigen Spalt zurück zum östlichen Turm. Der Anstieg auf diesen ist einfach und dort befindet sich dann auch das angekündigte Gipfelbuch. Die Gassenstockbesucher sind brav der Aufforderung nachgekommen eng zu schreiben, so dass in 19 Jahren nur wenig mehr als eine Seite gefüllt wurde. Zwischen 1997 und 2007 gibt es zB. keinen einzigen Eintrag.

Zurück nach Plätz

Der Schnee in der Zeinenfurggel ist immer noch nicht geschmolzen, trotzdem meine Exkursionen sehr viel Zeit gebraucht haben. Also wieder im Gras hinunter und im unteren Teil über Schrofen in die Risi unterhalb der Furggle. Ein wenig kann man abfahren, aber dann ist es keine Freude mehr.

Neben dem, dass es schon spät ist, reicht es mir an Gekraxel im Bruch und so werde ich wohl nicht so schnell auf dem Vorder Gassenstock stehen. Zügig geht es hinunter nach Plätz zum verdienten Gerstensaft.

Nun lohnt sich dieser Berg? Schön wars schon, trotz Bröselfels, aber entspannter wäre es sicher mit einem Seil zum Abseilen. Auf der positiven Seite: garantierte Einsamkeit, und die Möglichkeit über den Klemmblock zu balancieren, bevor der zu Tal gestürzt ist.
 

Tourengänger: justus


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Kommentare (2)


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PStraub hat gesagt: Willkommen ..
Gesendet am 25. August 2014 um 09:11
.. im bisher nicht sehr mitgliederstarken Gassenstock-Club!
Wie ich sehe, steckt der Haken noch, den ich 1997 gesetzt habe.

Mich wundert, dass du dort oben Mobilempfang hattest - noch vor kurzer Zeit ging hinter Chlüstalden gar nichts mehr.

Gruss Peter

justus hat gesagt: RE:Willkommen ..
Gesendet am 25. August 2014 um 18:42
auch der haken am einstieg ist noch dort. mit seil wäre ich sicher dankbar dafür gewesen. ist der riss eigentlich weniger brüchig?

empfang hatte ich keinen, aber habe schon seit längerem das pdf auf dem natel gespeichert, was für spontane planänderungen schon mehrmals nützlich war.

gruss
/justus


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