Großer Wilder (2379 m) von Hinterhornbach


Publiziert von ju_wi , 5. September 2008 um 23:18.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:30 August 2008
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:14,3 km
Unterkunftmöglichkeiten:Pension Isolde - Hinterhornbach
Kartennummer:BayLV Allgäuer Alpen

Der Große Wilde ist ein Grenzberg der Deutsch-Österreichischen Grenze und mit seinen 2379 m Höhe der dominante Talabschluss des Ostrachtals. Oft hatten wir seine fast ganzjährig schneebedeckte Nordflanke bei der Einfahrt via Bus zum Giebelhaus bewundert. Es gibt keinen Steig hier hinauf. Die meisten Besteigungen erfährt der Berg durch Skitouren. Aber natürlich ist die Aussicht hier oben, am höchsten Punkt zwischen Hochvogel und Rauheck, auch im Sommer genial.

Aufstiege zum Großen Wilden führen entweder von der Deutschen Seite über den Nordgrat oder - auf weiten Strecken weglos - im Steilgelände vom österreichischen Hinterhornbach hinauf. Wir nehmen hier die zweite Variante, die im AV-Führer als "Großartige Tour für Könner" gelobt wird. Es ist tatsächlich kein einfaches Unterfangen vor allem was das Finden des Einstiegs angeht, aber auch in Gipfelnähe hatten wir etwas Mühe eine Route zu finden. So haben wir auch die gut 4 1/2 Stunden benötigt, die der Führer für den Aufstieg angibt.

Es ist Samstag, unser erster Tag des Wochenendes in Hinterhornbach und es wird ein herrlicher warmer (heißer) Sommertag. Das perfekte Wetter für eine lange, (für uns) anspruchsvolle Tour. Von unser Pension brechen wir morgens gegen 8:15 Uhr auf und folgen zunächst dem Teerweg über die Jochbachbrücke und in Bögen nach Pretterhof hinauf. Hier geht es weiter bergauf über einen Grashügel und dann in den Südhang über dem Jochbach. Es ist eine schöne bewaldete Steilflanke über dem tief eingeschnittenen Jochbach, die man nun durchquert. Nach einiger Zeit biegt links der Weg zum Kanzberg ab, den wir liegen lassen. Wir folgen dem Jochbachtal und gelangen bald an eine schöne Holzbrücke, die die beiden Ufeführungen zu einem Weiterweg vereint. Nach Querung des Baches erreicht man schnell die unbewirtschafteten Jochbachalphütten (1273 m). Durch Weiden in Bachnähe folgen wir dem Weg noch ein paar hundert Meter und biegen dann - wie im Führer beschrieben - am 2. Bach weglos rechts ab und versuchen dem Bachlauf zu folgen. Es ist ein schwieriges Unterfangen, da sehr dichter und üppiger Bewuchs das Weiterkommen kaum erlaubt. Auch die Versuche im steinigen, gerölligen Bachbett weiterzukommen sind äusserst mühsam. Im Nachhinein wissen wir, dass man besser etwas später vom Weg abbiegen sollte. Also bitte nicht direkt am Bachlauf sondern 100-200 m später!

Leider ist im AV-Führer auch nicht beschrieben auf welcher Seite dieses Baches man die besagte Grasrippe hinaufkraxeln soll. Mehr Gras ist rechts vom Bach und so vermuten wir hier den Weiterweg. Nachdem wir jedoch - sehr steil und mühsam - knapp 100 Hm einen Grasbuckel erklommen haben stehen wir vor plattigem Schrofengelände am Bachlauf, dass mind. III ist und auch keine vernünftige Führung erkennen lässt. Also wieder hinab - etwas frustriert. OK noch ein Versuch auf der anderen Seite - es muss doch gehen! Aber auch hier sieht es erstmal nicht gut aus. Wir steigen durch sehr steile Grashänge und immer wieder durch Buschwerk. Nach erneut 50 Hm hinauf noch keine Spur von einer Führung. Wir queren noch weiter links und hinauf und finden endlich irgendwann eine Rinne, in der es etwas leichter weitergeht. Und tatsächlich stoßen wir ein paar Schritt weiter auf erkennbare Trittspuren. Wir haben den - sogar schwach markierten Trittpfad durch die felsigen Steilstufen im Mittelteil des Hanges gefunden. Wie wir beim Abstieg sehen ist aber wirklich NUR dieser Mittelteil schwach und schwer erkennbar markiert.

Sehr steil und durch Latschen führt das kleine Steiglein uns in Bögen durch mehrere Felsstufen, durch die man ohne die Trittspur wohl lange nach einem Durchkommen suchen müsste. Gut 100 Hm weiter wird das Gelände langsam schon etwas flacher. Es wird grasiger und man gelangt in Bögen und über ein paar leicht ausgesetzte Querungen in Nähe des Wildentals langsam in steinigeres Karstgelände. Der Gipfelbereich des Großen Wilden besteht auf der Ostseite aus einem kilometerbreiten Karsthang.

Kaum haben wir das Karstgelände erreicht, verliert sich die schwach markierte Spur wieder vollends. Laut Führer gilt es nun dem kleine Bach Goldbrünnle zu folgen. Dieser plätschert - sehr idyllisch über den Karsthang und bildet einige gefärbte Kaskaden. An den Seitenhängen dieser Kaskaden kraxeln wir steil empor bis sich auf ca. 2000 Meter Höhe auch der Bachlauf verliert. Das Gelände bleibt einigermaßen gangbar, es tauchen jedoch vermehrt felsige Stufen auf, die mehr und mehr einfache Kletterpassagen erfordern. Außerdem muss man schon vorausschauend gehen, um nicht an einer Stufe steckenzubleiben. Auf knapp 2200 Meter erreichen wir einen kleinen Sattel mit mehreren Schneefeldern und machen eine letzte Verschnaufpause. Selbst hier oben sind es an die 25 °C. Auch hier prüfen wir wieder den Weiterweg. Wir steigen ein Stück weiter hinauf und queren dann - richtig mühsam - eine sehr steinige lose Karschuttflanke auf ein paar Felsen zu, die einen Durchgang vemuten lassen. An der Felsstufe halten wir uns rechts - ohne viel zu sehen - und steigen weiter hinauf in eine Lücke. Von hier gelingt uns über ein Querband der Aufstieg auf die Stufe und über ein paar Schrofen stehen wir nach wenigen Schritten am Grat und kurz vorm Gipfel. Schnell noch die letzte Flanke hinauf und wir stehen am Gipfel des Großen Wilden (2379 m) mit improvisiertem selbstgebastelten kleinen Holzkreuz. Wahrlich ein einsamer Ort !

Die Aussicht ist herrlich. Wieder eine neue Perspektive zum nahen Hochvogel und vor allem der berühmten Höfats, die nur durch das Schartenbachtal von uns getrennt liegt. Auch nach Süden in die Hornbachkette mit den höchsten Allgäuern schweift der Blick.

Wir überlegen ob wir dem Grat weiter nördlich folgen sollen - hier sind Pfadspuren erkennbar - und darauf hoffen sollen, dass wir weiter östlich einen vielleicht einfacheren Abstieg finden; aber das lassen wir vorsichtshalber doch sein. Keine Lust im Negativfall wieder zurückzukommen... Also steigen wir - zunächst wiederum sehr mühsam - auf gleichem "Weg" (was so viel heisst wie wir versuchen uns irgendwie an die Austiegsroute zu erinnern und in etwa dabei zu bleiben) durch das Geröll- und Karstgelände hinab. Es sind schon an die 500 Hm, die man in der Steinwüste mit recht anspruchsvoller Orientierung durchwandert. Hier leistet GPS gute Dienste. Schliesslich finden wir wieder die Trittspur (auf ca. 1800 Meter) und folgen ihr durch den Mittelteil. Noch haben wir Hoffnung, dass das Steiglein, das wir beim Aufstieg nur in steiler Querung gefunden hatten, bis auf den Hauptweg führt. Aber das entpuppt sich unten als Wunschdenken. Kurz nach der besagten Rinne verlieren sich die Trittspuren im steilen Gras komplett und wir stapfen wieder weglos durch den unteren Gras- und Waldhang - was im Abstieg nach erfolgreicher Besteigung natürlich weit weniger schlimm ist. So gelangen wir bald auf den Weg - ein gutes Stück weiter talaufwärts als wir beim Aufstieg abgebogen waren. Wir foglen dem Hauptweg zu den Jochbachalphütten und bleiben diesmal am - von hier gesehen - linken Ufer des Jochbachs. Durch die Schuttmündung des Weitetals und nach etwas Auf und Ab in den Nordhängen der Jochbachschlucht erreichen wir eine Hütte und folgen nun einem breiteren Fahrweg nach Hinterhornbach hinab.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 261.gpx Großer Wilder via Wildental

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